Erfelden

Erfelden
Erfelden
Stadtteil von Riedstadt
Wappen von Erfelden
Koordinaten: 49° 50′ N, 8° 28′ O49.8355555555568.468055555555688Koordinaten: 49° 50′ 8″ N, 8° 28′ 5″ O
Höhe: 88 m ü. NN
Fläche: 20,84dep1
Einwohner: 3.953 (31. Dez. 2010)
Eingemeindung: 1. Jan. 1977
Postleitzahl: 64560
Vorwahl: 06158
Evangelische Kirche
Das alte Rathaus, seit 1953 genutzt als Heimatmuseum

Erfelden ist ein Stadtteil von Riedstadt im Kreis Groß-Gerau in Hessen. Es wird in einer Schenkungsurkunde des Klosters Lorsch erstmals 779 erwähnt. In jüngster Zeit entwickelte sich Erfelden zu einer ansehnlichen Wohngemeinde mit beachtlicher Infrastruktur; Großsporthalle, Sportplätze, Spielplätze, Kindertagesstätten und Schule sind ebenso selbstverständlich, wie moderne Straßen und Wohngebiete.Die Gemeinde gilt mit ihrer Brücke (Martin-Roth-Brücke) über den Altrhein als „Tor zum Kühkopf“, dem größten hessischen Naturschutzgebiet und Europareservat.

Inhaltsverzeichnis

Nachbargemeinden

Im Norden grenzt Erfelden an Leeheim, im Osten an Goddelau (beides Stadtteile von Riedstadt),im Süden an die Gemeinde Stockstadt am Rhein (Kreis Groß-Gerau) und im Westen an das Naturschutzgebiet Kühkopf.

Historische Namensformen

778/79 Herifelder 927-956 Erifeldon 1313 Ernelden
779 Erifeldon & Erifeldun 1002 Herifeldon 1314 Erbenelden
782 Erifelt 1184 Villa Erefeldon 1330 Erefelden
791 Erifeld 1252 Urfelt 1358 Ervelden
801 Erifelt 1255 Erinuelden 1493 Erfelden

Geschichte

Erstmals 779 n.Chr. urkundlich (Lorscher Kodex) in einer Stiftung an das Kloster Lorsch als „Villa Erifeldun“ erwähnt, hatte Erfelden im Laufe der Geschichte immer wieder mit Rückschlägen zu kämpfen. 1461 wurde Erfelden Hauptzentort (Landgericht). Im Mittelalter fügte die Pest der Erfelder Bevölkerung starken Schaden zu. 1797 wurde der Erfelder Pegel errichtet. Die täglichen Aufzeichnungen sind bis zum 1. Juli 1797 zurückzuverfolgen. Dieser „Urpegel“ ist der älteste Pegel zwischen Mannheim und Bingen und diente als Grundlage zur Errichtung weiterer Pegel in Gernsheim und Lampertheim (beide 1803), Ginsheim (1808), Oppenheim und Mainz (1818), Worms (1819) und Bingen (1829). Ständige Gefahr drohte oftmals durch den über seine Ufer tretenden Rhein, der erst 1828/1829 von Johann Gottfried Tulla begradigt wurde. So entstand das heute als Badeort genutzte Neujahrsloch durch einen Dammbruch(1882/83)[1], der zu einer Überflutung des Hinterlandes führte. Die Bevölkerung des damaligen Erfeldens waren größtenteils Bauern und Fischer. Im Dreißigjährigen Krieg übernachtete König Gustav Adolf von Schweden 1631 zweimal im Bürgermeisterhaus während seine Truppen hier den Rhein überschritten. Sein Baumeister Matthäus Staud hat die an die Überschreitung erinnernde Schwedensäule errichtet.[2] Das Erfelder Heimatmuseum am alten Rathaus bewahrt ein Bild des Schwedenkönigs und viele Zeugnisse aus der leidvollen Geschichte zwischen Truppendurchzügen und Plünderungen.[3] Im Ersten und Zweiten Weltkrieg fielen auch Soldaten aus Erfelden dem Blutvergießen der damaligen Zeit zum Opfer. Im Zuge der hessischen Gebietsneugliederung am 1. Januar 1977 wurde Erfelden ein Stadtteil der Stadt Riedstadt.[4]

Chronik[5][6] (bis 1933)

Anno Ereignis
779 mit der Schenkung eines Rutfrid und seiner Gattin Ruotbirn geht der gesamte Besitz "villa Erifeldun" an die Abtei Lorsch über (Urkunde 205 des Lorscher Kodex)
782 ebenfalls im Besitz des Klosters Lorsch wird in einer Urkunde "villa Bousinesheim" -heute als Bensheimer Hof bekannt, erwähnt. Zu dieser Zeit noch ein Dorf.
865 als "villa Camba" wird erstmals der Kammerhof genannt.
1024 wird in Kamba der deutsche Kaiser Konrad II. gewählt.
1252 zum "Hohlen Galgen" oder auch "Erfelder Cent" wird als Gerichts- und Hinrichtungsstätte urkundlich erwähnt.
1256 übernehmen die Grafen von Katzenelnbogen durch Erbschaft der Burg Dornberg die Regierung der "Grafschaft Katzenelnbogen"
1408 zählt das Bauerndorf Erfelden 28 Steuerzahler nebst Familie und Gesinde
1412 Eberhard von Katzenelnbogen verpfändet seine Dörfer Goddelau und Erfelden.
1433 am 14. Mai wird mit dem Grafen von Katzenelnbogen ein Abkommen über den Ausbau eines Landdeiches geschlossen. Neben Erfelden und Poppenheim sind auch weitere Dörfer und Höfe einbezogen.
1461 wird Erfelden Zenthauptort (Gerichtssitz).
1479 mit dem Tod des letzten katzenelnbogischen Grafen Philipp werden die katzenelnbogischen Gemeinden rund um Gerau und Darmstadt hessisch (Landgraf Heinrich III.).
1553 Erfelden ist reformiert. Die Reformation wurde unter Landgraf Philipp dem Großmütigen neun Jahre zuvor eingeleitet. Die alte Kapelle wird für den evangelisch-lutherischen Gottesdienst verwendet.
1578 erlässt Landgraf Georg I. (der Fromme) eine neue Dammordnung für Bau, Verbesserung und Unterhaltung der Schutzwerke gegen Hochwasser.
1595 allen Anstrengungen zum Trotz, das Land vor Hochwasser zu schützen, bricht der Damm wieder.
1606 die alte Erfelder Kapelle wird erweitert.
1620 spanische Truppen ziehen am 14. September unter der Führung Spinolas in Oppenheim ein. Die spanische Besetzung der Umgebung dauert elf Jahre.
1622 der Einfall Ernst von Mansfelds in der Region richtet im Ried große Schäden an.
1631 der schwedische König Gustav II. Adolf befreit die Rieddörfer von der spanischen Besatzung. Am 8. Dezember setzt er im Hahnensand (Auwald) über den Rhein und besiegt die von Oppenheim herannahende spanische Reiterei vernichtend. An dieses Ereignis erinnert die Schwedensäule. Mainz wird von den Schweden besetzt.
1634–36 in Folge der Niederlage der Schweden bei Nördlingen verwüsten Truppen auf dem Rückzug die Dörfer im Ried. Zeitgleich breitet sich die Pest aus und rafft etliche Menschen dahin.
1660–69 immer wieder grassiert der Schwarze Tod in Erfelden und Umgebung. Ganze Familien werden ausgerottet.
1666–68 lothringische Truppen fallen in der Pfalz ein und dringen bis Erfelden vor.
1669 Erfelden zählt noch 172 Einwohner.
1671 erneut liegen fremde Truppen in Erfelden, diesmal Brandenburger.
1672 das Amt Dornberg wird durch kaiserliche und kurbrandenburgische Truppen verwüstet; auch Erfelden nimmt großen Schaden.
1674 die Einwohner Erfeldens flüchten, diesmal vor Kriegsvölkern, die durch die Lande ziehen, nach Darmstadt.
1689 Erfelden wird, bedingt durch die Franzosen in den Orleansschen Kriegen, ein Raub der Flammen wird.
1693 wiederholt fliehen die Erfelder vor den Franzosen (Raubkriege Ludwigs XIV. 1688-1697)
1707 Unsicherheit im Spanischen Erbfolgekrieg, veranlassen wieder einmal die Erfelder, ihr Dorf zu verlassen.
1733-36 diesmal leiden die Erfelder unter den Einquartierungen & Requisitionen während des Polnischen Thronfolgekrieges.
1742-58 wieder finden Einquartierungen & Requisitionen statt, diesmal wegen des Österreichischen Erbfolgekrieges und den damit zusammenhängenden Truppenbewegungen.
1744 bei Erfelden kommt es zum Gefecht zwischen Franzosen und Reichstruppen. Der Husarengeneral Johann Daniel von Mentzel fällt.
1754 die Erfelder Kirche wird um eine Sakristei erweitert und erneuert.
1756-63 Erfelden erlebt im Siebenjährigen Krieg diverse Truppendurchzüge.
1772-80 die Bauern Erfeldens und de Umgebung leisten Widerstand gegen die Fürstliche Landkommission, welche die Stallfütterung einführen will.
1792-1815 während der napoleonischen Feldzüge kämpfen wiederholt fremde Truppen am Ufer des Rheins bei Erfelden.
1797 als Ausgangsmarke aller weiteren Hochwasserpegel am Rhein wird bei Niedrigwasser der Urpegel des Rheins bei Erfelden eingerichtet.
1828 mit dem 31. März beginnen die Arbeiten zum Rheindurchstich. Die Ausgrabungen des Kanals beginnen am "Geyer".
1829 der Neurhein bei Erfelden wird am 28. Februar eröffnet.
1834 die neue Kirche von Erfelden wird am 26. Oktober geweiht.
1839 die aus der Abtei Amorbach stammende, renovierte Chororgel (gebaut 1705-6), wird in der Erfelder Kirche eingeweiht.[7]
Etwa 1850 beginnt die Auswanderung vieler Menschen nach Nordamerika, auch aus Erfelden. Teilweise wird die Überfahrt von der Gemeinde finanziert, um die Armen loszuwerden.
1870-71 840 Einwohner sind in Erfelden gemeldet. 27 von ihnen werden zum Kriegsdienst eingezogen, fünfzehn von ihnen fallen.
1882/83 ein schweres Hochwasser führt zu Dammbrüchen. Das Neujahrsloch wird aufgerissen.
1914-18 vor dem Ersten Weltkrieg sind 1198 Erfelder Einwohner registriert. 48 Erfelder fallen, fünf bleiben vermisst und sieben sterben an den Folgen des Krieges.
1918-33 in Folge des verlorengegangenen Ersten Weltkrieges halten die Franzosen das Rheinland besetzt. Erfelden gehört dazu.

Schultheißen und Bürgermeister von 1255–1977

Die Liste der Erfelder Schultheißen, anschließend der Bürgermeister, zählt 40 Namen und ist seit 1255 überliefert:

Name Amtszeit Anmerkung
Seultetus Cunradus Hirzenbudel ca. 1255
Seultetus Jakobus ca. 1314
Heyl Rode ca. 1394
Bechtolf von Erfelden 1413–1436
Hensen Henn ca. 1447
Arnold Bechtolf 1489–1509
Dreutel Kunz (Dreudeln Cüntz) 1509–1523
Kunzemann (Cuntzmann) 1526–1529
Contz Manns Velten ca. 1535
Hans Dreudell 1545–1546
Dithrich Weytlingk 1549–1553
Hans Gundelsbach ca. 1563
Kilian Schmid (Chilian Schmidt) 1578–1600
Kilian Schmidt d.Jung. 1609–1617
Michel Schmidt 1617–1629
Hanns Kiech 1639–1642
Vältin Rauch ca. 1656
Wenig Hammann ca. 1682
Johann Staden Hilderich 1693
Christian Möller 1695–1713
Peter Nold 1713–1728
Johannes Müller 1728–1756
Johann Wendel Müller 1756–1767
Hermann Dieter Pflüger 1767–1777
Johannes Heinrich Rupp 1777–1795
Johannes Schaad 1795–1801
Philipp Jakob Schaad 1801–1821
Philipp Reinhardt 1821–1825
Johann Jakob Nold 1825–1848
Martin Müller 1848–1856
Stadian Jakob Nold 1856–1865
Johannes Schäfer II. 1866–1898
Peter Schrimpf 1898–1925
Philipp Schäfer II. 1925–1934
Johann Ludwig Nold 1934–1945
Ludwig Sahler 23. März 1945–11. April 1945 kommissarisch v.d. amerikanischen Besatzungsmacht eingesetzt
Peter Müller 12. April 1945–31. Juli 1945
Christoph Eberling 1. August 1945–11. Februar 1946
Philipp Graulich 12. Februar 1946–1948
Heinrich Reichard 1948–1960
Martin Roth 1960–1976 letzter amtierender Bürgermeister Erfeldens

Lokales

Umgangssprachlich wird Erfelden auch als „Erwelle“ bezeichnet. Berühmt geworden ist auch ein Ortsschild das sagt: Erfelden, die Perle des Rieds. Es gibt mehrere Gasthäuser und Kneipen in Erfelden, Hauptbetrieb in diesen ist im Frühjahr (durch die einheimischen wie auch auswärtigen Kühkopf-Besucher)und während der Kirchweih/Kerbezeit im Herbst, auch „Erweller Kerb“ genannt. Erfelden wird von vielen Wanderern und Radfahrern (Naturschutzgebiet Kühkopf) und Wassersportlern (Altrhein) besucht. Es gibt mehrere Bootshäuser [8][9] (Ruder- und Paddel-Sport), zwei Yachtclubs [10][11] sowie einen weiteren Yachthafen.[12]

Einzelnachweise

  1. http://www.kuehkopf.hessen.de/irj/Kuehkopf_Internet?rid=HMdI_15/Kuehkopf_Internet/nav/f53/f53605aa-fd3c-bf11-4fbf-1b144e9169fc,d6d72983-10b6-021b-30bc-d44e9169fccd,,,11111111-2222-3333-4444-100000005003%26overview=true.htm&uid=f53605aa-fd3c-bf11-4fbf-1b144e9169fc
  2. http://www.riedstadt.de/site/daten/erfelden.php
  3. http://museumerfelden.npage.de/museum_23551859.html
  4. http://www.riedstadt.de/site/daten/riedstadt.php
  5. Erfelden : Geschichte und Geschichten / (Hrsg.: Der Gemeindevorstand der Gemeinde Riedstadt. Konzeption u. Red.: Horst Danker). - Riedstadt, 1980. - 616 S.
  6. Heinrich Tischner Webseite, Der Kreuzdenker - Gedanken, Ideen, Aufsätze
  7. "ev. Kirchengem. Erfelden" Webseite
  8. http://www.rcn-darmstadt.de/impressum.html
  9. http://www.darmstadt-dragonhearts.de/anfahrt.html
  10. http://www.ycd-erfelden.de/
  11. http://www.ycerfelden.de
  12. http://www.fretter.de/index.php?option=com_content&task=view&id=20&Itemid=32

Weblinks


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