Engelsbach

Engelsbach
Engelsbach
Gemeinde Leinatal
Koordinaten: 50° 51′ N, 10° 37′ O50.84805555555610.610833333333380Koordinaten: 50° 50′ 53″ N, 10° 36′ 39″ O
Höhe: 380–410 m ü. NN
Einwohner: 258
Eingemeindung: 1. Jan. 1996
Eingemeindet nach: Leinatal
Postleitzahl: 99894
Vorwahl: 03623

Der Ort Engelsbach ist ein Ortsteil der 1996 gegründeten Gemeinde Leinatal im Landkreis Gotha in Thüringen. Engelsbach befindet sich etwa 13 Kilometer (Luftlinie) südwestlich der Kreisstadt Gotha am Nordrand des Thüringer Waldes und etwa drei Kilometer östlich der Stadt Friedrichroda.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Engel in der Dorfkirche
Die 1779 errichtete Dorfschule und Kirche von Engelsbach
In der Ortslage
Pension Zum Paradies
Ein Paradiesstein

Der Ortsname Engelsbach tritt als Egenholdesbach im Jahr 1306 erstmals urkundlich in Erscheinung, zu diesem Zeitpunkt befand sich im heutigen Siedlungsbereich ein Klosterhof, der von einem Egenhold und seiner Sippe bewirtschaftet wurde.[1]

An der Einmündung des Engelsbachs in die Leina befindet sich heute die Engelsbacher Mühle - in ihrem Umfeld könnte der namensgebende Gutshof gelegen haben. Das in einem kleinen Seitental westlich der Mühle gelegene Dorf lag in Sichtweite der Tannenburg, die den Aufstieg der mittelalterlichen Straßen im Bereich Schönau vor dem Walde und Finsterbergen überwachte und zuletzt im Thüringer Erbfolgekrieg in Erwähnung fand.[2]

Ein Großbrand hatte 1769 das Dorf heimgesucht, 25 der 33 Höfe und Wohnhäuser waren dieser Katastrophe zum Opfer gefallen. Für die Bewohner des Ortes waren die Waldgewerke die wichtigste Erwerbsgrundlage, Bergbauversuche waren schon im 16. Jahrhundert eingestellt worden, die landwirtschaftliche Anbaufläche war gering. Um 1813 betrieben die Einwohner auch Leineweberei im Nebenerwerb, der Handel mit Stubenstreusand im Raum Gotha gab wenigen Einwohnern einen kärglichen Verdienst. Seit Mitte des 19. Jahrhundert erwarb Engelsbach eine gewisse Bedeutung als „Waschküche“ Thüringens, die im Ort aufkommende Lohnwäscherei hatte dank des weichen Quellwassers lange Zeit eine Chance gegenüber den industriellen Dampfwäschereien und -bügelanstalten. Dieser Dienstleistungszweig konnte sich bis in die 1950er Jahre im Ort halten und wurde besonders von Gothaer und Erfurter Textilreinigungsbetrieben genutzt. Von Bedeutung war auch der Fremdenverkehr geworden, ein Engelsbacher Wirt errichtete zu diesem Zweck eine Ausflugsgaststätte und Fremdenzimmer im Ortszentrum.

Seit 1977 gehörte Engelsbach zum Gemeindeverband Friedrichroda.

Sehenswürdigkeiten

  • Im Zentrum des Ortes trifft man auf eine Besonderheit: die ehemalige Dorfschule und eine kleine evangelische Kirche befinden sich als Simultankirche unter einem Dach.
  • Durch den Engelsbacher J.G. Oschmann wurden im 18. Jahrhundert die sogenannten „Paradiessteine“ in Gotha erworbenen. Es handelt sich dabei um zwei großformatige Bildsteine aus dem 16. Jahrhundert, die in Gothaer Gebäuden („Haus zum Paradies“ und in der Rathausfassade) eingemauert waren, aber später dem Zeitgeschmack nicht mehr entsprachen und als Abbruchmaterial versteigert wurden.[3]
  • Die „Thüringerwald-Perle“ ist eine Schauwerkstatt für die Herstellung von Glasschmuck und befindet sich im östlichen Teil der Ortslage. Nach dem Zweiten Weltkrieg haben sich im Landkreis Gotha etwa 14.000 Heimatvertriebene, davon viele aus der Region Gablonz an der Neiße niedergelassen. Besonders um Friedrichroda und Ohrdruf entstanden so neben dort bereits vorhandenen Puppenmanufakturen, genossenschaftlich organisierte Kleinbetriebe der Täschner und Schmuckgürtler und die Werkstätten der Knopfmacher, Glasgestalter und kunsthandwerklichen Bijouteriewarenhersteller.[4]

Literatur

  • Erhard Rosenkranz; Horst H. Müller (Hrsg.): Reisehandbuch Thüringer Wald und Randgebiete. Tourist-Verlag, Berlin u. Leipzig 1988, ISBN 3-350-00263-3, Engelsbach, S. 312–14.

Weblinks

 Commons: Engelsbach – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Wolfgang Kahl: Ersterwähnung Thüringer Städte und Dörfer - Ein Handbuch. Verlag Rockstuhl, Bad Langensalza 2010, ISBN 978-3-86777-202-0.
  2. Michael Köhler: Thüringer Burgen und befestigte vor- und frühgeschichtliche Wohnplätze. Jenzig-Verlag, Jena 2001, ISBN 3-910141-43-9, Tannenburg, S. 243.
  3. U. Sareik, S. Ortmann, K. Sturm; Rat des Kreises Gotha (Hrsg.): Denkmale des Kreises Gotha. Druckerei August-Bebel Gotha, Erfurt/Gotha 1987, S. 15.
  4. Helgra Raschke: Vertrieben: In Gotha fingen die Gablonzer neu an. Aufbruchstimmung und endgültiger Niedergang der sudetendeutschen Glas- und Schmuckindustrie. In: Thüringer Allgemeine. Gotha 1999.

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