Eberhard von Kuenheim

Eberhard von Kuenheim

Eberhard von Kuenheim (* 2. Oktober 1928 in Juditten in Ostpreußen) ist ein deutscher Manager und war von 1970 bis 1993 Vorstandsvorsitzender der BMW AG.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Eberhard von Kuenheim wurde am 2. Okt. 1928 in Juditten (bei Bartenstein, heute Polen) als Sohn eines ostpreußischen Fideikommiß-Grundbesitzers geboren, der ein großes Trakehner-Gestüt unterhielt.[1] Die Familie entstammt dem elsässischen Uradel, ist aber bis auf den Ende des 13. Jahrhunderts nach Ostpreußen eingewanderten Zweig ausgestorben.[2]

Kuenheim studierte bis 1954 Maschinenbau an der damaligen TH Stuttgart, wo er sich dem Corps Teutonia anschloss.[1] Nach dem Studium arbeitete von Kuenheim beim Werkzeugmaschinenhersteller Max Müller in Hannover (heute: Gildemeister AG).[3] 1965 trat Kuenheim eine Stelle als „Stabsmann für technische Fragen“ bei der Quandt-Gruppe an.[4] In dieser Funktion wechselte er 1969 von den Industriewerken Karlsruhe (IWKA) zu BMW.

Zum 1. Januar 1970 übertrug ihm der BMW-Großaktionär Herbert Quandt den Vorstandsvorsitz der BMW AG[5] mit damals etwa 20.000 Mitarbeitern und 1 Milliarde DM Umsatz.[3] 1972 führte er die 5er-Reihe samt einer neuen, auf den damaligen BMW-Marketing-Vorstand Bob A. Lutz zurückgehenden Typensystematik ein, die noch heute aktuell ist.

Das vom Wiener Architekten Karl Schwanzer entworfene BMW-Hauptverwaltungsgebäude ("BMW-Vierzylinder") neben dem Münchner Olympiagelände wurde 1973 bezogen.

Zum Ende seiner Amtszeit im Jahr 1993 hatte die BMW AG 70.000 Mitarbeiter und 30 Milliarden DM Umsatz.[4] Neue Produktionsstandorte waren in Deutschland (Regensburg, Spandau), Österreich, Südafrika und in den USA entstanden.

Nachdem Bernd Pischetsrieder 1993 den Vorstandsvorsitz bei der BMW AG übernommen hatte, war Kuenheim bis 1999 Vorsitzender des Aufsichtsrates der BMW AG. Seitdem leitet er die ihm zu Ehren von der BMW AG eingerichtete Eberhard von Kuenheim Stiftung.

Kuenheim wurde im Zuge des Rover-Fiaskos massiv kritisiert, weil er als Aufsichtsratsvorsitzender eine existenzgefährdende Führungskrise nicht verhindert hatte.[6] Nach seinem Rückzug als Vorstandsvorsitzender hatte er nicht den Kronprinzen Wolfgang Reitzle, sondern Bernd Pischetsrieder als Nachfolger an der Konzernspitze eingesetzt.[7] Während Reitzle die Rover-Milliardenverluste durch radikale Schnitte begrenzen wollte, wurde dies durch den gemäßigteren Pischetsrieder verhindert. In einer spektakulären Aufsichtsratssitzung am 5. Februar 1999 wurden beide Vorstände entmachtet.[6] Aufgrund ungenügender Vorbereitung fand die Berufung Reitzles nicht die Zustimmung der Belegschaftsvertreter, so dass völlig überraschend Joachim Milberg den Vorstandsvorsitz der BMW AG übernahm.[8] Reitzle ist heute Vorstandsvorsitzender bei der Linde AG und wurde 2007 in einer Umfrage der Beratungsfirma Marketing Corporation unter 1.000 Managern als die Top-Führungskraft Deutschlands mit dem höchsten Ansehen gewählt.[9]

Privates

Mit seiner Frau Theda hat von Kuenheim zwei Söhne und eine Tochter. Sein Sohn Hendrik von Kuenheim (geb.1959), ein gelernter Hotelkaufmann, leitet seit 2008 die Motorradsparte von BMW [10]. Kuenheim ist ein Vetter des Journalisten (DIE ZEIT) Haug von Kuenheim.

Ehrungen

Von Kuenheim ist Mitglied der Automotive Hall of Fame (seit 2004)[11], der European Automotive Hall of Fame (seit 2006)[12] und der Business–Hall of Fame (Manager Magazin, seit 1993).[13]

Er ist Ehrendoktor der TU München[14] und der TU Clausthal.[15]

Das Gebäude der Fakultät für Maschinenwesen der Technischen Universität München auf dem TU-Campus in Garching bei München trägt ihm zu Ehren den Namen „Eberhard von Kuenheim-Bau". Von Kuenheim ist außerdem Ehrensenator (1982)[16] und Träger des Goldenen Ehrenrings (2008)[17] der TU München.

1993 wurde ihm das Große Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband der Bundesrepublik Deutschland[18] sowie die Goldene Ehrenmünze der Landeshauptstadt München[19] verliehen.

Seit 1998 ist von Kuenheim Ehrenpräsident der vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V[20]

Siehe auch

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b wiwo.de – Köpfe der Wirtschaft: Eberhard von Kuenheim. Abgerufen am 21. Juni 2010.
  2. Das Adelsgeschlecht Kuhnheim-Kuenheim. Abgerufen am 21. Juni 2010.
  3. a b Christoph Hardt, Christoph Neßhöfer: Eberhard von Kuenheim: „Der Adler fliegt am besten allein“. In: Handelsblatt. Serie: Pioniere der Wirtschaft. Verlagsgruppe Handelsblatt, Düsseldorf 15.12.2005, ISSN 0017-7296 (http://www.handelsblatt.com/unternehmen/industrie/eberhard-von-kuenheim-der-adler-fliegt-am-besten-allein;1005265;0, abgerufen am 21. Juni 2010).
  4. a b Christoph Hardt, Christoph Neßhöfer: Der Adler fliegt am besten allein. In: Bernd Ziesemer (Hrsg.): Pioniere der deutschen Wirtschaft : was wir von den grossen Unternehmerpersönlichkeiten lernen könne. Campus, Frankfurt am Main ; New York 2006, ISBN 3-593-38121-4, S. 207-236 (http://books.google.de/books?id=Mnqv5eOdrvYC&printsec=frontcover, abgerufen am 21. Juni 2010).
  5. Rüdiger Jungbluth: Die Quandts. ihr leiser Aufstieg zur mächtigsten Wirtschaftsdynastie Deutschlands. Campus, Frankfurt [u.a.] 2002, ISBN 3-404-61550-6, S. 288.
  6. a b Welt Online: Auslaufmodell mit Kratzern. 18. Mai 1999, abgerufen am 19. April 2011.
  7. manager magazin Online: Eberhard von Kuenheim: Vom Schrottlaster Rover überrollt. 29. September 2003, abgerufen am 19. April 2011.
  8. Motor KRITIK: Dr. Wolfgang Reitzle auf Wunsch des Aufsichtsratsvorsitzenden von Kuenheim zurückgetreten. 6. Februar 1999, abgerufen am 21. April 2011.
  9. Spiegel Online: Reitzle ist der Beste. 21. Dezember 2007, abgerufen am 19. April 2011.
  10. Hendrik von Kuenheim - Auf den Spuren des Vaters bei BMW FTD Online, 7. November 2007
  11. Automotive Hall of Fame. Abgerufen am 10. April 2011.
  12. autonews : European Automotive Hall of Fame. Abgerufen am 21. Juni 2010.
  13. Manager Magazin: Business–Hall of Fame. Abgerufen am 21. Juni 2010.
  14. TU München – Ehrendoktoren. Abgerufen am 21. Juni 2010.
  15. TU Clausthal – Preise und Auszeichnungen. Abgerufen am 21. Juni 2010.
  16. TU München – Ehrensenatoren. Abgerufen am 21. Juni 2010.
  17. TU München – Ehrenring. Abgerufen am 21. Juni 2010.
  18. Süddeutsche Zeitung, 8. Oktober 1993
  19. Stadt München – Ehrenmünze. Abgerufen am 21. Juni 2010.
  20. Handwerkermarkt: vbw Ehrenpräsident wird 80. Abgerufen am 21. Juni 2010.

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