Deutscher Tennis Bund

Deutscher Tennis Bund
Deutscher Tennis Bund
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Gründung: 19. Mai 1902
Gründungsort: Berlin
Mitglieder (ca.): 1.607.000
Verbandssitz: Hamburg
Homepage: www.dtb-tennis.de

Der Deutsche Tennis Bund (DTB) ist die Dachorganisation für alle deutschen Verbände und Vereine im Tennis. Der in Hamburg ansässige Verband ist mit 1,6 Millionen Mitgliedern der mitgliedstärkste Tennisverband der Welt und der drittgrößte Sportverband in Deutschland. Der DTB veranstaltet das Masters-Series-Turnier am Hamburger Rothenbaum und die Davis-Cup- und Fed-Cup-Heimspiele.

Der Deutsche Tennis Bund wurde am 19. Mai 1902 als Deutscher Lawn Tennis Bund (DLTB) in Berlin gegründet, als sich 22 Clubs und 2500 Mitglieder unter einem Dachverband organisierten.

Der DTB ist in 18 Landesverbände unterteilt. Über 1,6 Millionen Mitglieder sind in 9876 Tennisvereinen im ganzen Bundesgebiet, denen insgesamt 49.113 Tennisplätze zur Verfügung stehen, registriert.

Inhaltsverzeichnis

Aufgaben

  • Den Tennissport zu fördern und seine Interessen zu wahren und Öffentlichkeitsarbeit zu leisten.
  • Den deutschen Tennissport im In- und Ausland, insbesondere in nationalen und internationalen Sportorganisationen zu vertreten, alle damit in Zusammenhang stehenden Fragen zum Wohle seiner Mitglieder zu regeln und sich zu diesem Zwecke nationalen und internationalen Sportorganisationen anzuschließen.
  • Auswahlmannschaften in den verschiedenen Altersklassen zu bilden und mit diesen Auswahlmannschaften an internationalen Wettbewerben teilzunehmen sowie die Vorbereitung und Durchführung dieser Wettbewerbe zu organisieren.
  • Die Zulassung von Trainern, Übungsleitern und Schiedsrichtern sowie deren Aus-, Fort- und Weiterbildung bundeseinheitlich zu regeln und zu fördern.
  • Den Spitzensport, den Jugend- und Nachwuchssport sowie den Freizeit- und Breitensport – auch im Bereich des Behindertensports – zu fördern.[1]

Landesverbände

Bundesland
Verband
Kürzel
Baden-WürttembergBaden-Württemberg Baden-Württemberg Badischer Tennisverband
BTV
Württembergischer Tennis-Bund
WTB
BayernBayern Bayern Bayerischer Tennis-Verband
BTV
BerlinBerlin Berlin Tennis-Verband Berlin-Brandenburg
TVBB
BrandenburgBrandenburg Brandenburg
BremenBremen Bremen Tennisverband Nordwest
NWE
HamburgHamburg Hamburg Hamburger Tennis-Verband
HTV
HessenHessen Hessen Hessischer Tennis-Verband
HTV
Mecklenburg-VorpommernMecklenburg-Vorpommern Mecklenburg-Vorpommern Tennisverband Mecklenburg-Vorpommern
TMV
Nordrhein-WestfalenNordrhein-Westfalen Nordrhein-Westfalen Tennisverband Mittelrhein
TVM
Tennis-Verband Niederrhein
TVN
Westfälischer Tennis-Verband
WTV
NiedersachsenNiedersachsen Niedersachsen Niedersächsischer Tennisverband
NTV
Rheinland-PfalzRheinland-Pfalz Rheinland-Pfalz Tennisverband Rheinland-Pfalz
TRP
SaarlandSaarland Saarland Saarländischer Tennis-Bund
TRP
SachsenSachsen Sachsen Sächsischer Tennis Verband
STV
Sachsen-AnhaltSachsen-Anhalt Sachsen-Anhalt Tennisverband Sachsen-Anhalt
TSA
ThüringenThüringen Thüringen Thüringer Tennis-Verband
TTV

[2]

Geschichte

Gründung

Die ersten deutschen Tennisclubs entstanden in den Jahren 1879 und 1881 in Bad Homburg vor der Höhe und Baden-Baden. In Baden-Baden wurden direkt zwei Tennisclubs gegründet: die Lawn Tennis Gesellschaft „Im Spechten Garten“ und der Baden-Baden LTC, der 1893 unter dem Namen Baden-Baden International Lawn Tennis Club neugegründet wurde. Zwischen 1883 und 1890 (Juli) wurden 13 weitere Tennisclubs in Breisgau, Kassel, Essen, Straßburg, Hamburg, Nürnberg, Elberfeld (Wuppertal), Duisburg, Cannstatt, Bad Ems und Heidelberg ins Leben gerufen.

Die ersten sogenannten Internationalen Deutschen Meisterschaften – die Internationalität besteht lediglich in der Teilnahmeberechtigung für Österreicher – fanden 1892 auf der Anlage des Eisbahnvereins auf der Uhlenhorst (heute Klipper THC) statt. Wenige Tage nach der Eröffnung am 27. August 1892 musste das Turnier unterbrochen werden, weil die Cholera in Hamburg wütete. Erst einen Monat später stand mit dem 19-jährigen Walter Bonne der Sieger fest. 1902, nach drei Jahren Exil in Bad Homburg vor der Höhe (1898–1901), wurden die German Open erstmals am Rothenbaum ausgetragen, wo sie bis zum Ersten Weltkrieg im Wechsel mit der Uhlenhorst durchgeführt wurden. Seit 1924 ist die Anlage am Rothenbaum endgültiger Standort des Turniers.

Von der Gründung bis 1933

Die Forderung nach einem gesamtdeutschen Tennisverband wurde mit der Anzahl der Neugründungen und ersten Turnieren in Deutschland immer stärker. Anlässlich des Berliner Pfingsturniers fand im Berliner Palasthotel am 19. Mai 1902 ein Treffen zwischen dem Hamburger Carl August von der Meden und führenden Persönlichkeiten statt, um die Gründungsurkunde des Deutschen Lawn Tennis Bundes zu unterschreiben. Von der Meden, Turnierveranstalter von Hamburg sowie späterer Namensgeber der bekannten Medenspiele, wurde wie nicht anders erwartet zum ersten Präsidenten des Tennisbundes gewählt.

In den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts sorgte vor allem ein Spieler für Aufsehen. Otto Froitzheim, der durch sein zähes Sicherheitstennis bestach, wurde mehrmaliger Internationaler Deutscher Meister und 1912 sogar Weltmeister auf Hartplätzen. Nach dem ersten Weltkrieg setzte der gebürtige Straßburger seine Erfolgsserie fort.

Im Jahr 1913 besiegte Deutschland im Davis Cup Frankreich mit 4:1. Es war das erste Davis Cup Match für Deutschland, das auf den Tennisplätzen der Kurverwaltung an der Blumenwiese in Wiesbaden stattfand. Für das deutsche Team spielten: Oskar Kreuzer, Friedrich-Wilhelm Rahe und Heinrich Kleinschroth.

Deutschland hatte zuerst keine Meldung für den Davis Cup 1914 abgegeben – erst das gute Abschneiden von Otto Froitzheim in Wimbledon hatte zu einem Meinungsumschwung geführt. Die Australier und die Deutschen trafen in Pittsburgh aufeinander. Aus Sicht der Deutschen waren die Ergebnisse ein Desaster. Das Endergebnis lautete 0:5. Oscar Kreuzer und Otto Froitzheim nahmen das erste schnellste Schiff nach Europa. In der Nähe von Gibraltar wurde das Schiff von einem britischen Kreuzer in den Hafen gezwungen. Die beiden deutschen Tennisspieler wurden festgenommen und in ein Internierungslager nach England gebracht. Froitzheim und Kreuzer wurde 1918, als der Krieg zu Ende war, die Heimkehr erlaubt. Die Teilnahme am Davis Pokal blieb den Deutschen bis 1927 verwehrt.

Die Entwicklung des deutschen Tennis war bis zum Ersten Weltkrieg vielversprechend gelaufen. Der erste Weltkrieg bremste den Siegeszug des Tennissports jedoch. Im Frühsommer 1919 machte sich der Lawn Tennis und Turnierclub Berlin daran, das organisierte Tennisspiel wieder zum Leben zu erwecken. 1920 hielt der Verband seine erste Mitgliederversammlung seit 1914 ab. Im gleichen Jahr strich die Föderation den Namen Lawn aus dem Namen. An internationalen Turnieren durften die deutschen Spieler erst wieder 1927 teilnehmen.

Erst gegen Mitte der 20er Jahre, nach dem Abklingen der Inflation, erholte sich der Sport wieder vollends. 1924 traten 39 Vereine dem Deutschen Tennis Bund bei und erhöhten die Gesamtzahl auf 317 bei 42.000 Spielern, 1931 gehörten schließlich 1130 Clubs und etwa 90.000 Spieler dem Verband an.

Die 30er Jahre läuteten den ersten „Boom“ ein. Gottfried von Cramm, Henner Henkel, Hanne Nüsslein, Heide Sperling-Krahwinkel und Cilly Aussem sorgten auf internationaler Ebene für Aufsehen. „Baron“ Gottfried von Cramm wusste seine Gegner und Zuschauer stets zu entzücken. Zweimal gewann er die Internationalen Meisterschaften von Frankreich. In Wimbledon verpasste er bei seinen drei Endspielteilnahmen knapp den großen Triumph. Nach Boris Becker ist der Tennis-Stilist der beste deutsche Spieler aller Zeiten. Was Gottfried von Cramm verwehrt blieb, gelang Cilly Aussem. Die zierliche gebürtige Kölnerin wurde die erste deutsche Wimbledonsiegerin. Nach Cilly Aussem und Henner Henkel, der es bis auf Position drei der Weltrangliste schaffte, benannte der Deutsche Tennis Bund seine Junioren-Mannschaftswettbewerbe (Henner Henkel Spiele, Cilly Außem-Spiele).

Das Tennismekka Wimbledon erlebte 1931 ein deutsches Fräuleinwunder. Zum ersten Mal bestritten zwei deutsche Tennisdamen das Finale im Einzel auf dem „Heiligen Rasen“. Siegerin und erste deutsche Titelträgerin wurde, nach ihrem 6:2 und 7:6 über Hilde Krahwinkel aus Essen, die Kölnerin Cilly Aussem. Die 21-jährige Aussem hatte zuvor bereits die French Open gewonnen. Hilde Krahwinkel, die als Leichtathletin auf Olympia verzichtet hatte, stand schon 1930 im Mixed-Finale vom Wimbledon.

Während des Dritten Reiches

In der nationalsozialistischen Zeit war auch der Deutsche Tennis Bund von der Gleichschaltung aller Vereine betroffen. Neben der Einverleibung der Sportvereine und ihrer Mitglieder in das politische System lag den neuen Machthabern vor allem daran, mit Hilfe des Sports dem Regime zu weltweitem Ansehen zu verhelfen. Die Hoffnungen ruhten auf Gottfried von Cramm. Aufgrund seiner Leistungen erlangte er ungemeine Popularität.

Gottfried Freiherr von Cramm, Jahrgang 1909, stand 1934 im Finale der French Open. Dort wehrte er gegen seinen Rivalen, den Weltranglistenersten und Titelverteidiger Jack Crawford aus Australien, beim Stand von 4:5 im vierten Satz einen Matchball ab und drehte das Spiel noch um. Er gewann mit 6:4, 7:9, 3:6, 7:5 und 6:3 erstmals die French Open.

1936 gewann Gottfried von Cramm erneut in Paris (6:0, 2:6, 6:2, 2:6 und 6:0 gegen Fred Perry), konnte aber Wochen später im Wimbledon-Finale gegen denselben Briten nicht überzeugen. Er verlor mit 1:6, 1:6 und 0:6 nach nur 40 Minuten wegen einer Muskelzerrung im Oberschenkel. Von Cramm gewann die zwei Spiele im ersten und zweiten Satz auch nur mit Glück, denn Perry half ihm jeweils mit einem Doppelfehler. Der Deutsche gab seine Verletzung erst Stunden später zu und wurde somit für die Engländer zum würdevollen Verlierer. Fred Perry gewann insgesamt acht Grand Slam-Titel, davon drei in Wimbledon. Von Cramm verlor auch 1937 das Finale mit 3:6, 4:6 und 2:6 in 65 Minuten gegen Donald Budge, den 1,90 Meter großen Amerikaner, der sich im selben Jahr das Triple sichern konnte.

Nachkriegszeit und Wiederaufbau

Nach dem Zweiten Weltkrieg musste man auch im deutschen Tennis wieder ganz von vorne anfangen. Es gab weder Schläger noch Bälle, viele Tennis-Anlagen waren verwüstet, und so war es eigentlich ein Wunder, dass schon 1948 wieder um den Titel des Internationalen Deutschen Meisters am Rothenbaum gespielt werden konnte. Ein Jahr später wurde der Verband unter dem Namen Deutscher Tennis Bund neugegründet. Trotz der schwierigen Situation entwickelte sich der Tennissport mit steigenden Mitgliederzahlen in den Vereinen positiv. 1952 erhielt der Deutsche Tennis Bund eine neue Verfassung. Die grundlegende Neuerung bestand darin, dass sich der DTB nicht mehr als Verband der Vereine, sondern als Verband der Landesverbände sah. Der Grund war die schnell gestiegene Mitgliederzahl: Die seinerzeit 15 Landesverbände verfügten über mehr als 800 Vereine mit rund 80.000 Mitgliedern.

Am Hamburger Rothenbaum wurde Gottfried Freiherr von Cramm, genannt „der Kronprinz von Wimbledon“, am 7. August 1955 im Alter von 46 Jahren zum letzten Mal deutscher Tennismeister im Doppel mit seinem Partner Budge Patty (USA). Er spielte zwischen 1932 und 1953 102 Davis Cup-Matches im Einzel und Doppel (82 Siege) und gewann insgesamt 27 deutsche Titel, nach dem Zweiten Weltkrieg baute er den LTTC Rot-Weiß Berlin wieder auf. Am 9. November 1976 kam er im Alter von 67 Jahren bei einem Autounfall auf einer Wüstenstraße vor Kairo ums Leben.

In den 60er Jahren trat Wilhelm Bungert ins Rampenlicht, mit ihm stand 1967 nach 30 Jahren wieder ein deutscher Spieler im Finale des legendären Rasenturniers. Der vielfache deutsche Meister Bungert unterlag aber dem Australier John Newcombe vor 14 800 begeisterten Zuschauern glatt mit 3:6, 1:6 und 1:6. Bungert hatte in Wimbledon bereits 1963 und 1964 das Halbfinale erreicht. In diesem Jahr war er durch vier lange Fünfsatzmatches in den vorigen Runden geschwächt. Schwacher Trost: Ein Bekleidungsbon im Wert von 120 DM. Der Mannheimer hält noch heute einen Rekord: 101 Davis Cup-Einsätze. Außerdem führte er Deutschland ins erste Endspiel des weltweit bedeutendsten Mannschaftswettbewerbs. Legendär war dieses erste DavisCup Finale mit deutscher Beteiligung in Cleveland/Ohio Ende August 1970: Deutschland unterlag unter der Führung von Kapitän Ferdinand Henkel den USA mit 0:5. Wilhelm Bungert und Christian Kuhnke verloren ihre Einzel gegen Arthur Ashe und Cliff Richey und auch im Doppel gegen Stan Smith/Bob Lutz. Herausragend: Kuhnkes wackerer Kampf gegen Ashe – 8:6, 12:10, 7:9, 11:13, 4:6. Der Weg ins Finale hatte sie binnen eines Monats über die damalige Hippie-Pilgerstätte Poona, wo Indien mit 5:0 geschlagen wurde, und einem 4:1 im Düsseldorfer Rheinstadion über Spanien nach Ohio geführt.

Bungerts weibliches Pendant hieß Helga Masthoff. In 56 Federation Cup-Matches vertrat sie den Deutschen Tennis Bund. 38 Mal verließ sie den Platz als Siegerin – auch ein Rekord.

Im Jahr 1968 wurde das System des Tennisports erneuert. Es war der Beginn der Open Era. Die Profis durften mit den Amateuren gemeinsam an Turnieren teilnehmen. 1969 wurde am Rothenbaum das erste Mal offiziell um Preisgelder gespielt. Insgesamt ging es um 17.500 US-Dollar.

Tennis rückte in jenen Jahren auch aus einer Isolation heraus, die ein halbes Jahrhundert vorher zur Selbstverständlichkeit gehört hatte und Folge der gesellschaftlichen Klassenunterschiede gewesen war. Die Klassenunterschiede gab es in dieser schroffen Form nicht mehr – außerdem hatte das Wirtschaftswunder dazu beigetragen, dass es den Menschen besser ging. Die sozialen Errungenschaften hatten zudem zu mehr Freizeit geführt. Tennis war eine vergnügliche Art, sich zu bewegen. Nicht nur die gesellschaftlichen Regeln veränderten sich, sondern auch jene, die direkt das Spiel betrafen – zum Beispiel die Einführung des Tiebreaks. Eine weitere Neuerung, die den gesamten Charakter des Turniertennis wandelte, war die Einführung einer Rangliste, die durch den Computer errechnet wurde. 1973 stellte die ATP diese Liste erstmals vor. Auf Position eins war damals Ilie Nastase positioniert. Die Damen zogen 1975 nach – die Amerikanerin Chris Evert war die erste Nummer eins.

Die goldenen Jahre – Tennisboom

Anfang der 80er Jahre übersprang die Mitgliederzahl in den Vereinen die Millionengrenze und verdoppelte sich in nur zehn Jahren auf über zwei Millionen.

Sylvia Hanika gewann 1982 als erste Deutsche das Masters. Die 22jährige aus Ottendichl bei München konnte einen 1:6 und 1:3 Rückstand gegen die hochfavorisierte Martina Navrátilová noch in einen Sieg umwandeln. Sie fand plötzlich ihren Rhythmus gegen die konsternierte Tschechin, die wie stets mit wütenden Netzattacken das Match wenden wollte. Der entscheidende Ball war ein Rückhandreturn von Hanika bei 4:4, 30:40, Service Navratilova zum 5:4-Break. Danach hielt die Münchnerin ihren Aufschlag. 15.081 Fans spendeten ihr nach diesem 1:6, 6:3 und 6:4-Sieg, wofür sie ein Preisgeld von 239.000 DM einstrich, stehend Beifall. Der Turniersieg war auch deshalb überraschend, weil Hanika gerade erst die Folgen eines schweren Autounfalls überstanden hatte. Ihre beste Weltranglistenposition war Platz fünf.

Drei Jahre später, am 7. Juli 1985, brach in Deutschland endgültig das Tennisfieber aus – „a star was born“. Der 17-jährige Boris Becker gewann den Titel in Wimbledon. Im Finale schlug der Überraschungsfinalist Becker Kevin Curren in vier Sätzen. In Deutschland verfolgten 11,19 Millionen Menschen (31 Prozent Einschaltquote) an den Fernsehgeräten den Triumphzug des bis dato jüngsten Wimbledonsiegers. Zwei weitere Titel und drei Finalteilnahmen sollten folgten. Im Jahre 1991 stand Becker an der Spitze der Weltrangliste und erreichte erneut das Finale in Wimbledon. Dort hieß es dann „Spiel, Satz und Sieg“ für einen anderen großen deutschen Star: Michael Stich. Im Jahre 1992 holten sich die beiden Ausnahmeprofis gemeinsam die Olympische Goldmedaille in Barcelona. 1988 gewann Deutschland den seit 1900 bestehenden Davis Cup zum ersten Mal. Boris Becker, Carl-Uwe Steeb, Eric Jelen und Patrick Kühnen siegten unter Teamchef Niki Pilic. Im Finale wurde Schweden auf Sand mit 4:1 bezwungen. Legendär war das Spiel zwischen Steeb und der damaligen Nummer eins in der Welt Mats Wilander. Nach hartem Kampf und Zweisatz-Rückstand gewann Steeb schließlich mit 8:10, 1:6, 6:2, 6:4 und 8:6. Becker hatte zuvor den amtierenden Wimbledon-Sieger Stefan Edberg mit 6:3, 6:1, 6:4 geschlagen und konnte an der Seite von Eric Jelen auch das Doppel gegen Edberg und Jarryd mit 3:6, 2:6, 7:5, 6:3 und 6:2 gewinnen. 1989 besiegte Deutschland wieder das schwedische Team, diesmal 3:2. 1993 führte Michael Stich das Davis Cup-Team an und holte den Cup zum dritten und bislang letzten Mal nach Deutschland.

Auch die deutschen Damen dominierten die internationale Konkurrenz. Jahrhundertsportlerin Steffi Graf übertraf alle vorherigen Rekorde. Zwischen 1986 und 1999 gewann sie 107 Einzeltitel. Acht Jahre lang beendete sie die Saison als Nummer eins der Weltrangliste, die sie 377 Wochen lang anführte. Im Jahre 1988 krönte sie ihre Karriere mit dem „Golden Slam“, den Siegen bei allen vier Grand Slam-Turnieren und den Olympischen Spielen von Seoul. Sie ist die erfolgreichste Tennisspielerin aller Zeiten. 1987 führten Steffi Graf und Claudia Kohde-Kilsch als Einzelspielerinnen das deutsche Federation Cup-Team in Vancouver zu einem Sieg gegen Titelverteidiger USA. 1992 gewann das deutsche Team mit Steffi Graf, Anke Huber, Sabine Hack und Barbara Rittner zum zweiten Mal den seit 1963 bestehenden Federation-Cup (seit 1995 Fed Cup). Unter Führung von Klaus Hofsäss gelang in Frankfurt am Main ein Sieg gegen Spanien.

1999, in ihrem letzten Profijahr, überzeugte Steffi Graf nach einem schwierigen Start in die Saison bei den French Open. Im Finale traf die Deutsche auf die Schweizerin Martina Hingis und gewann mit 4:6, 7:5, 6:2. Nach 2:24 Stunden war das Drama beendet und Martina Hingis verließ unter Tränen den Platz. Wochen später stand Graf erneut in einem Grand Slam-Endspiel, doch in Wimbledon verlor sie mit 4:6 und 5:7 gegen eine starke Lindsay Davenport (USA). Am 13. August verkündete sie ihren endgültigen Rücktritt vom aktiven Tennissport. Offiziell verabschiedete wurde sie dann während des Masters im New Yorker Madison Square Garden.

Das 21. Jahrhundert

Die neuen Stars in Deutschland hießen nun Nicolas Kiefer und Tommy Haas – beide spielten sich unter die Top Ten der Weltrangliste. Tommy Haas rangierte im Jahr 2002 sogar an Position zwei der Weltrangliste. Insgesamt konnte der Hamburger bislang elf ATP Turniere gewinnen und hat 8.848.686 US-Dollar Preisgeld eingespielt.

Nicolas Kiefer erreichte im Jahr 2000 Position vier der Weltrangliste und gewann bis heute sechs Einzeltitel und 6.775.115 US-Dollar Preisgeld. Im Jahr 2008 vertrat der Hannoveraner zusammen mit Philipp Kohlschreiber Deutschland bei den Olympischen Spielen in Peking.

Rainer Schüttler überzeugte im Jahr 2003 bei den Australian Open. Der Korbacher erreichte das Finale und spielte sich unter die Top Ten. Schüttler konnte das hohe Spielniveau nicht halten und rutschte zeitweise bis auf Platz 150 der Weltrangliste ab. Im Jahr 2008 in Wimbledon kam Schüttler wie aus dem Nichts zurück und kämpfte sich als ungesetzter Spieler bis ins Halbfinale.

In Deutschland stehen momentan bei den Herren 15 Spieler unter den Top 200 der Weltrangliste (Stand: 7. Juli 2008), bei den Damen elf Spielerinnen (Stand: 22. Juli 2008).

Präsidenten

Jahr
Name
1902−1911
Carl August von der Meden
1911−1925
Emil Bartels
1925−1934
Gerhard Weber
1934−1937
Wilhelm Schomburgk
1937−1945
Erich Schönborn
1949−1951
Richard Stephanus
1951−1952
Max Stahl
1952−1958
Jost Henkel
1958−1967
Franz Helmis
1967−1973
Fritz Kütemeyer
1973−1975
Eduard H. Dörrenberg
1975−1985
Walther Rosenthal
1985−1999
Claus Stauder
1999
Karl Weber
1999−2011
Georg Freiherr von Waldenfels
seit 2011
Karl-Georg Altenburg

Wettbewerbe

Head German Masters Series

Deutschlandweit ist die HEAD German Masters Series die Turnierserie für Nachwuchstalente auf dem Sprung in die Weltspitze. Dazu gehören deutsche Turniere der Kategorien ATP-Challenger, ITF-Futures im Damen- und Herrenbereich sowie hochwertige nationale Preisgeldturniere. Jährlich werden bei den über 60 Turnieren der HEAD German Masters Series Gesamtpreisgelder in Höhe von etwa einer Million Euro ausgeschüttet. Eine gemeinsame Serie zur Förderung des Tennisnachwuchses, wie sie durch die Zusammenarbeit der deutschen Turnierveranstalter besteht, ist weltweit einzigartig.

Nationale Deutsche Meisterschaften

Jedes Jahr finden in Deutschland die Nationalen deutschen Meisterschaften statt,bei denen deutsche TennisspielerInnen um Titel kämpfen. Dabei handelt es sich allerdings nicht nur um die bekannten internationalen Spitzenspieler bei den allseits bekannten Großveranstaltungen, sondern auch um Nachwuchstalente, Jungsenioren und Senioren, die nur selten im Rampenlicht stehen.

Internationale Wettbewerbe

International German Open

Mit einer Million Dollar Preisgeld ist das International German Open in Hamburg am Rothenbaum das höchstdotierte Tennisturnier Deutschlands. In Hamburg finden schon seit 1892 die „Internationalen Deutschen Meisterschaften im Tennis“ statt, seit 1906 wird am Rothenbaum gespielt.

Das Sandplatzturnier gehörte bis 2008 zur ATP Masters Series und seit 2009 zur ATP World Tour 500. Im Jahr 2010 bilden 48 Einzelspieler und 16 Doppelpaare das Starterfeld. Der einzige deutsche Sieger in der Open Era im Einzel war 1993 Michael Stich. Im Doppel konnten in dieser Zeit nur Jürgen Faßbender und Hans-Jürgen Pohmann (1973 und 1974) das Turnier gewinnen.

Davis Cup

Der Davis Cup ist der wichtigste Team-Wettbewerb im Herrentennis. Einmal jährlich wird der Davis Cup zwischen verschiedenen Nationen in diversen Gruppen und Runden ausgespielt. Jede Runde zwischen zwei Nationalmannschaften wird in vier Einzeln und einem Doppel an drei Tagen gespielt. Veranstalter ist die International Tennis Federation. Die deutschen Heimspiele organisiert der Deutsche Tennis Bund.

Das deutsche Team hat bislang dreimal den begehrtesten Teamtitel im Herrentennis gewonnen:

  • 1988 Deutschland gegen Schweden 4:1 (in Göteborg, Schweden)
  • 1989 Deutschland gegen Schweden 3:2 (in Stuttgart, West-Deutschland)
  • 1993 Deutschland gegen Australien 4:1 (in Düsseldorf, Deutschland)

Fed Cup

Der Fed Cup (bis 1995 Federation Cup) ist im Damentennis der wichtigste Team-Wettbewerb. Im Jahr 1995 wurde die Teamveranstaltung dem Davis Cup Modus angeglichen. Seitdem werden an zwei Tagen vier Einzel und ein Doppel gespielt. Veranstalter ist die International Tennis Federation. Die deutschen Heimspiele organisiert der Deutsche Tennis Bund.

Die deutschen Damen haben bereits zweimal den Fed Cup gewonnen:

  • 1987 Deutschland gegen USA 2:1 (in Vancouver, Kanada)
  • 1992 Deutschland gegen Spanien 2:1 (in Frankfurt, Deutschland)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Satzung S. 34 § 3
  2. Satzung S. 36 § 8

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