Conny Plank

Conny Plank

Konrad „Conny“ Plank (* 3. Mai 1940 in Hütschenhausen; † 18. Dezember 1987 in Köln) war ein einflussreicher Musikproduzent und Toningenieur der 1970er und 1980er Jahre in Deutschland und Europa.

Inhaltsverzeichnis

Werdegang

Planks Arbeit begann Mitte der 1960er Jahre beim WDR als Studiomitarbeiter von Karlheinz Stockhausen; wenig später wurde er Praktikant von EMI Elektrola-Musikregisseur Wolfgang Hirschmann, der ihn gegen Ende der 1960er Jahre u. a. als Toningenieur-Assistent bei den Konzerten von Marlene Dietrich einsetzte und ihm die Chance gab, bei einer Duke Ellington-Session als verantwortlicher Toningenieur zu arbeiten.

Musikstile

Plank, ehemaliger Amateur-Jazztrompeter, produzierte vor allem progressive Musik, wie psychedelischen Rock und Folk, Elektronik und Avantgarde. Er gilt als wichtiger Wegbereiter des Krautrock.

Die Anfänge

Für seine Firmengründung "Rainbow Productions" holte er 1969 Basil Hammoudi, Florian Schneider, Butch Hauf, Moennig und Ralf Hütter nach einem Auftritt im Künstlerbahnhof Rolandseck in ein provisorisches Tonstudio in einer stillgelegten Raffinerie bei Godorf. Dort wurde unter seiner Leitung das Album „Tone Float“ unter dem Namen „Organisation“ eingespielt. Kommerziell und künstlerisch zwar ein mäßiger Erfolg, sollte es doch zum Vorläufer der legendären Band Kraftwerk werden; u.a. war es Planks Idee auf der Coverrückseite einen Verkehrs-Leitkegel abzubilden. 1970 wurde im selben Studio wieder mit fachlicher Unterstützung von Conny Plank das erste Kraftwerk-Album aufgenommen, dieses Mal mit dem rot-weißen Pylon als Markenzeichen von Kraftwerk. Auch für die weiteren Alben „Kraftwerk 2“, „Ralf & Florian“ sowie „Autobahn“ zeichnete Plank als Toningenieur, eine Berufsbezeichnung die er wörtlich nahm, verantwortlich; auf dem Album „Autobahn“ erarbeitete Plank u.a. den elektronischen Sound der vorbeiziehenden Autos im Mittelteil des Werkes.

Neben Krautrock war Plank als Produzent in den 70ern auch für eine Reihe von Folk-Alben verantwortlich, u.a. von Eddie und Finbar Furey oder Zupfgeigenhansel.

Produzierte Bands

Die Liste der von Plank betreuten Gruppen und Musiker der 70er Jahre ist lang: Neu! (sämtliche Alben), Harmonia, Ash Ra Tempel, Holger Czukay, Can, Grobschnitt, Hoelderlin, Kowalski, Eloy, Sweet Smoke, Achim Reichel, Jane, Bröselmaschine ( Alben 1&2), Kraan, Scorpions, Arktis, Streetmark und Guru Guru.

Eine lange Zusammenarbeit und Freundschaft bis hin zu seinem Tod verband ihn mit Dieter Moebius und Hans-Joachim Roedelius von Cluster. Plank beurteilte Musik nicht nach dem eventuell zu erwartenden kommerziellen Erfolg. Wenn ihm eine Band bzw. deren Musik gefiel, produzierte er diese. Dabei übernahm er auch, eher ungewöhnlich im Studio-Business, das unternehmerische Risiko, indem er auf eigene Kosten und Risiko produzierte. Diese Studiopolitik brachte vielen unbekannten Bands, die von Plattenfirmen abgelehnt oder erst gar nicht wahrgenommen wurden, Erfolg. So ermöglichte er den Musikern, sogenannte Bandübernahmeverträge mit Plattenfirmen abzuschließen, und half vielen Gruppen die Verhandlungen mit den (Major-)Labels zu führen und so den „Fußangeln“ in den Verträgen zu entgehen. Sein Vorgehen brachte bessere Verhandlungspositionen für die Musiker und sicherte vor allem deren künstlerische Freiheit. Den Plattenfirmen war es so weder möglich, in künstlerische noch in produktionstechnische Prozesse einzugreifen. Die damalige Vorgehensweise der Artist-and-Repertoire-Abteilungen verhinderte gerade in dieser Zeit vielfach Neuerungen abseits des Mainstreams und hinterließ frustrierte Musiker, nicht beendete Produktionen oder Produktionen, die einfach in den Schreibtischen der A&R-Manager verschwanden. Anders als andere Produzenten beschränkte sich Plank zudem trotz der teilweise erheblichen Vorarbeit für und an Alben auf maßvolle Beteiligungen an den Verkaufserfolgen der Produktionen. Den ideellen Wert seines kommerziellen Erfolges in Form von zahlreichen Gold- und Platinschallplatten dokumentierte er ironisch mit der Ausstellung seiner Auszeichnungen auf dem Klo.

Viele Produktionen, an denen Plank arbeitete, haben bis heute Einfluss auf das aktuelle Musikgeschehen; seine außergewöhnliche Arbeit als Produzent setzte sich auch international durch. Selbst George Martin, Produzent der Beatles, kannte (wie sich bei einem Zusammentreffen der beiden an einer Ultravox-Produktion herausstellte) fast alle Produktionen aus Planks Händen und war von diesen sehr angetan.

Als um 1980 mit dem aufkommenden New Wave eine neue Generation elektronischer Popbands entstand, gab Plank auch deren Ideen einen eigenen Sound, der mehr nach 'Live'-Aufnahmen klang als nach dem Ergebnis von Studioarbeit. Plank prägte mit seinen Klangvorstellungen unter anderem Psychotic Tanks, DAF, Die Krupps, Kowalski, Devo, die Talking Heads, deren Frontmann David Byrne, Ideal, Rheingold, U2, Einstürzende Neubauten, Gianna Nannini, Echo & The Bunnymen, Les Rita Mitsouko, Annie Lennox, Astor Piazzolla, The Damned, Miranda Sex Garden, Ultravox („Systems of Romance“, „Vienna“ und „Rage in Eden“), Clannad, Killing Joke, Freur, The Tourists („Luminous Basement“), Eurythmics („In the Garden“) und Nina Hagen, aber auch Kölner Lokalgrößen wie BAP, die Bläck Fööss oder die Zeltinger Band. Sein offen und klar klingender Schlagzeugsound wurde von internationalen Produzentengrößen wie Steve Lillywhite oder Hugh Padgham nachempfunden bzw. von diesen weiterentwickelt.

Studio

Plank schuf in seinem Studio in Neunkirchen-Seelscheid im Ortsteil Wolperath bei Bonn, das er 1974 mit seiner Lebensgefährtin Christa Fast und Freunden in einem ehemaligen Schweinestall eines Bauernhofes errichtet hatte, nach eigenen Worten eine „angst- und vorbehaltfreie Atmosphäre“. Wichtig war ihm mit unkonventionellen, aber dennoch bodenständigen Mitteln in Ruhe am Klang zu feilen. Sein Studioassistent der 1970er Jahre, Petrus Wippel, bezeichnete es wie folgt: „In Connys Händen wurde ein einfaches Klangwerkzeug zu einem hochentwickelten Gerät. Einige Kanäle des von ihm und seinen Technikern entwickelten und handgefertigten Mischpultes hatten Quadsticks anstelle von Panoramareglern. Dies aber nicht, weil er viele Quadrophonieproduktionen machte, sondern weil über die beiden Frontkanäle der Originalklang zu hören war und über die hinteren Kanäle der Klang plus Effektgeräte. So konnte Conny mit nur einer Fingerbewegung nicht nur Links und Rechts, sondern auch die Effekte steuern. So ließ er während der Abmischung unvermittelt Gitarrensoli durch Raum und Zeit fliegen.“ Midge Ure von Ultravox sagte einst: „Wir kommen, weil Conny sein Studio wie ein Instrument spielt“.

Techniker von Studer, einem schweizer Unternehmen, das weltweit Studios auf höchstem Niveau mit Tonstudiotechnik versorgt(e), zeigten sich von dem selbstgebauten Mischpult begeistert. Später setzte er ein MCI 500 ein, danach und zuletzt produzierte er an einem nach seinen Wünschen gebautem Mischpult. In Anlehnung an ein im Can-Studio bereits erfolgreich eingesetztes Pult entstand in Handarbeit ein von Michael Zähl speziell für Plank entwickeltes Pult. Dieses letzte von ihm genutzte Mischpult war den damals hochwertigen Pulten technisch gleichwertig, in mancher Hinsicht jedoch durchaus überlegen.

Eigene Musik

Neben der Studioarbeit betätigte Plank sich auch gelegentlich selbst als Musiker und nahm im Duo mit Dieter Moebius vier Alben auf, wobei er 1983 bei der Produktion von „Ludwig's Law's“ zum ersten Mal weltweit ein Emulator-Sampling-Keyboard einsetzte. Conny Plank wurde 1986 vom Goethe-Institut eingeladen, eine Tournee durch alle hispanoamerikanischen Staaten durchzuführen, und nahm diese Gelegenheit auf der Bühne als Musiker und "Tonregisseur" wahr. Nach Proben in seinem Studio ging er mit der Formation Moebius/​Plank/​Steffen sowie seinem damaligen Toningenieur auf sechswöchige Tour durch Südamerika und setzte erstmalig das Mischpult als Musikinstrument auf der Bühne und als Teil der musikalischen Improvisation ein. Es war sein einziger Auftritt als Musiker auf einer Bühne.

Tod und Erbe

Kurz vor seinem Tod nahm Plank noch die Livekonzerte der „Revenge“-Tour der Eurythmics auf und wirkte bei Holger Czukays Album „Rome remains Rome“ mit. Im Dezember 1987 verstarb Konrad Plank mitten in den Aufnahmen des Soloalbums „Mein Schatz“ von Heiner Pudelko, das er zusammen mit Annette Humpe produzierte.

Sein Tonstudio wurde bis Anfang 2006 von seiner Frau Christa Fast und seinem Sohn Stephan betrieben. Ende März 2006 zog sich Christa Fast aus gesundheitlichen Gründen aus dem Studiobetrieb zurück; sie verstarb am 1. Juni 2006.

Der Song „Conny Plank“ der Gruppe Bluepoint Underground (produziert von Klaus Dinger) würdigte posthum ihres Mannes Namen und sein Werk.

Das Studio stand bis 2008 leer. Im Herbst 2008 begannen Michael und Tim Dierks von dirxmusic nach Absprache mit Stephan Plank, das Studio zu renovieren und wieder in Betrieb zu nehmen. Die Studiotechnik war zu dem Zeitpunkt schon weitgehend verkauft, die Bausubstanz war wegen des langen Leerstandes so schlecht, dass eine Renovierung und Inbetriebnahme aus wirtschaftlichen Gründen nicht erfolgen konnte. Aus der Zeit der Renovierungsarbeiten existieren einige Dokumente und Bilder (s. Weblinks), die dem Erwachen aus dem Dornröschenschlaf ähneln. Der aktuelle Status ist nicht bekannt (Nov. 2010)

Weblinks



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