Willem van Eysinga

Willem van Eysinga

Jonkheer Willem Jan Mari van Eysinga (* 31. Januar 1878 in Noordwijkerhout; † 24. Januar 1961 in Leiden) war ein niederländischer Jurist und Diplomat. Er wirkte von 1908 bis 1912 als Professor für öffentliches Recht an der Universität Groningen und anschließend als Professor für Völkerrecht an der Universität Leiden. Von 1931 bis 1946 fungierte er als Richter am Ständigen Internationalen Gerichtshof.

Leben

Willem van Eysinga wurde 1878 in Noordwijkerhout geboren und studierte Rechts- und Politikwissenschaften an der Universität Leiden, an der er 1900 die juristische und sechs Jahre später die politikwissenschaftliche Promotion erlangte. Von 1902 bis 1908 war er für das niederländische Außenministerium tätig, während dieser Zeit vertrat er sein Heimatland unter anderem 1907 während der zweiten Haager Friedenskonferenz. Anschließend wurde er 1908 Professor für öffentliches Recht an der Universität Groningen, an der er bis 1912 blieb. Im gleichen Jahr wechselte er auf eine Professur für Völkerrecht an der Universität Leiden.

Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges gehörte er ab 1920 den niederländischen Delegationen zu den Sitzungen der Versammlung des Völkerbundes an. Darüber hinaus war er ab 1926 Mitglied des Ständigen Schiedshofs in Den Haag und mehrerer Schlichtungskommissionen zur Beilegung internationaler Konflikte. Neben der Unterrichtung der damaligen Prinzessin der Niederlande in Verfassungs- und Völkerrecht lehrte er in den Jahren 1923 und 1927 auch als Dozent an der Haager Akademie für Völkerrecht. Am 25. September 1930 wurde er zum Richter am Ständigen Internationalen Gerichtshof gewählt, seine Amtszeit begann Anfang 1931. Da die Richterwahlen, die turnusgemäß für 1939 vorgesehen waren, aufgrund des Beginns des Zweiten Weltkrieges nicht durchgeführt wurden, blieb er formal bis zur Auflösung des Gerichtshofes nach dem Ende des Krieges im Amt, auch wenn die Aktivitäten des Gerichts 1942 eingestellt wurden.

Zu den Werken von Willem van Eysinga gehören unter anderem eine Biographie des Rechtsgelehrten Hugo Grotius, der als einer der Mitbegründer der Naturrechtslehre und des Völkerrechts gilt, sowie eine Abhandlung zur Geschichte des Völkerrechts in den Niederlanden. Er war Mitglied der Königlich-Niederländischen Akademie der Wissenschaften und starb 1961 in Leiden.

Werke (Auswahl)

  • La guerre chimique et le mouvement pour sa ré pression. Reihe: Recueil des Cours de l'Academie de la Haye. Band 16. Den Haag 1927
  • La Commission centrale pour la navigation du Rhin: Historique. Leiden 1935; deutsche Ausgabe: Die Zentralkommission für die Rheinschiffahrt: Geschichtliche Darstellung. Leiden 1936
  • Huigh de Groot. Een schets. Haarlem 1945; deutsche Ausgabe: Hugo Grotius: Eine biographische Skizze. Basel 1952
  • Geschiedenis van de Nederlandsche wetenschap van het volkenrecht. Amsterdam 1950

Literatur

  • Biographical Notes concerning the Judges and Deputy-Judges. Jonkheer W. J. M. van Eysinga, Judge. In: Seventh Annual Report of the Permanent Court of International Justice. A.W. Sijthoff's Publishing, Leiden 1931, S. 35/36
  • Eysinga, Jhr. Willem Jan Mari van. In: Grote Winkler Prins: Encyclopedie in twintig delen. Elsevier, Amsterdam und Brüssel 1966, Band 7, S. 375

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