Verschmelzungsprinzip (Solokonzert)

Verschmelzungsprinzip (Solokonzert)

Das Verschmelzungsprinzip (Solokonzert) bezeichnet eine Verschmelzung der beiden vorherrschenden Gestaltungsprinzipien von instrumentaler Musik in der Epoche der Romantik: Sinfonie und Solokonzert zum sinfonischen Solokonzert. Vornehmlich betrifft dies Klavierkonzerte, ist jedoch auch bei Violin- und anderen Solokonzerten anzutreffen.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Während das barocke Solokonzert eher den Kontrast zwischen Orchester und Soloinstrument (Tutti und Solo) im Wechselspiel herausarbeitet, zeigen die Solokonzerte von Mozart und speziell Beethoven zunehmende Tendenzen zur Verzahnung von Soloinstrument und Orchester. In der beginnenden Epoche der Romantik hatten sich zwei Typen von Solokonzerten herausgebildet:

  1. Einerseits sogenannte Virtuosenkonzerte mit sehr virtuosem, solistischen Anspruch (wie beispielsweise die beiden Klavierkonzerte Chopins), in welchen das teilweise recht undifferenziert gestaltete Orchester hauptsächlich eine begleitende Umrahmung darstellt. In den wirklichen thematischen Dialog mit dem Soloinstrument tritt es jedoch kaum ein.
  2. Andererseits fast sinfonische Konzerte, in denen das Orchester stärker in das musikalische Geschehen und die motivische Arbeit einbezogen ist. Es kann die Stärken und Charakteristika seiner einzelnen Untergruppen angemessener verwirklichen. Das Kontrastprinzip der klassischen Solokonzerte weicht hier einem Verschmelzungsprinzip. [1]

Viele Komponisten der Romantik sahen dieses Verschmelzungsprinzip als zukunftsweisend an, beispielsweise Robert Schumann. Gegen das in der ersten Art von Konzerten zur Schau getragene veräußerlichte Virtuosentum richtete Schumann wiederholt scharfe Angriffe.

„Und so müssen wir getrost den Genius abwarten, der uns in neuer glänzender Weise zeigt, wie das Orchester mit dem Klavier zu verbinden sei, daß der am Klavier herrschende den Reichtum seines Instruments und seiner Kunst entfalten könne, während das Orchester dabei mehr als das bloße Zusehen habe und mit seinen mannigfaltigen Charakteren die Szene kunstvoller durchwebe.“ [2]

Kategorie des Sinfonischen

In vielen sinfonischen Solokonzerten der Romantik findet eine Verzahnung von Orchester und Soloinstrument, bezüglich thematischer Entwicklung und begleitender Funktion statt. Im Gegensatz zum barocken Kontrast-Konzert und zum romantischen Virtuosenkonzert kommt es zu einer Gleichberechtigung. Eine Verschmelzung der "Aufgaben" innerhalb der Konzeption des Werkes hat zur Folge, dass innerhalb eines Werkes durchaus beide Parts einerseits entscheidende thematische Entwicklungen, andererseits Begleitfunktion, übernehmen können. Auch können thematische Entwicklung und Vorankommen des musikalischen Geschehens von beiden parallel ausgeführt werden. In der Musikwissenschaft wird für besonders ausgeprägte Beispiele solcher Solokonzerte auch von Sinfonie mit obligatem Soloinstrument gesprochen. [3] Besonders symptomatisch hierfür sind die beiden Klavierkonzerte Johannes Brahms'. In sinfonischen Solokonzerten wird keinesfalls auf die Virtuosität des Soloinstrumentes verzichtet. Jedoch steht diese jederzeit im Dienst der musikalischen Aussage und ist kein reiner Selbstzweck.

Beispiele für sinfonische Solokonzerte

Im folgenden sind einige Beispiele von Solokonzerten aufgeführt, in denen eine deutliche Kategorie des Sinfonischen mit der Konzeption des Solokonzertes verschmolzen ist.

Einzelnachweise

  1. August Gerstmeier: Robert Schumann - Klavierkonzert a-Moll, op. 54, Wilhelm Fink Verlag, München, 1986, Seite 7
  2. Robert Schumann: Gesammelte Schriften über Musik und Musiker, Hrsg.: Martin Kreisig, Leipzig, 1914, Seite 386
  3. Juan Martin Koch: Das Klavierkonzert des 19. Jahrhunderts und die Kategorie des Symphonischen. Studio, Sinzig, 2001, ISBN 3-89564-060-3, S. 305

Literatur

  • Juan Martin Koch:Das Klavierkonzert des 19. Jahrhunderts und die Kategorie des Symphonischen. Studio, Sinzig, 2001

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