Tempelhaus (Erbach)

Tempelhaus (Erbach)
Das sogenannte „Templerhaus“.
Allianzwappen der Echter von Mespelbrunn und Adelsheim am Gebäude Städtel 17.
Ansicht von der Stadtseite.

Das sogenannte Tempelhaus (auch: Templerhaus, eigentlich „Steinernes Haus“, Städtel 15a und 21) in Erbach im Odenwald ist ein mittelalterliches Burgmannenhaus. Es entstand als Teil der Burgfreiheit der früheren Burg, des heutigen Schlosses Erbach.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Das Tempelhaus gehörte zu der Ansiedlung von Burgmannen vor der Burg, dem historischen Kern der mittelalterlichen Stadt Erbach, umschlossen von Armen der Mümling im Bereich der heutigen Straße Im Städtel. Burgmannen werden in Erbach urkundlich 1303 als Castrenses greifbar, namentlich erstmalig 1372 erwähnt.

Eine vom Namen her zu vermutende Erbauung des Gebäudes durch den Templerorden ist, wie bei den anderen Templerhäusern im Odenwald, eine Legende. Der Name lässt sich frühestens im 18. Jahrhundert nachweisen. Vielmehr handelte es sich um einen Sitz der Familie Echter von Mespelbrunn. Eine Hofreite dieser Familie in Erbach wird erstmals 1398 genannt. Dendrochronologische Untersuchungen an Hölzern aus dem Dachstuhl ergaben die Jahre 1378/79.[1] Umbauten sind mehrfach nachgewiesen: Im ersten Viertel des 16. Jahrhunderts, im zweiten Viertel des 17. Jahrhunderts und Mitte des 18. Jahrhunderts.

In späterer Zeit befand sich im Tempelhaus das erste großherzoglich-hessische Amtshaus und Landratsamt, ein Hospital („Erasmusstift“), Altersheim und Sitz des Deutschen Roten Kreuzes. Zusammen mit dem Schloss Erbach wurde das Haus 2005 vom Land Hessen gekauft. Es ist derzeit ohne Nutzung.

Mit der sogenannten Habermannsburg und dem Burgmannenhaus Pavey befinden sich weitere Gebäude dieser Art im unmittelbaren Umfeld.

Architektur

Das Tempelhaus ist ein im Norden an die Stadtmauer angelehnter Wohnturm und diente dort auch als Wehrturm. Es handelt sich um einen massiven Bau aus Sandstein mit bossierten Eckquadern und Treppengiebeln. Die vier Wohngeschosse sowie Dachgeschoss und Keller belegen, dass das Gebäude neben seiner Funktion als Wehrturm auch Wohngebäude war. Die stark profilierten Fenster sind später eingefügt worden. Sie stammen aus spätgotischer und barocker Zeit.[2]

Zu der Anlage gehörte auch das südwestlich gelegene Haus Städtel 17, das in einer Kartusche im Wappen die Jahreszahl 1545 aufweist, jedoch im Kern auch mittelalterlich sein könnte. An seiner Stirnseite befindet sich das Allianzwappen der Familien Echter von Mespelbrunn und Adelsheim und beruht auf der Ehe von Peter Echter von Mespelbrunn (1520–1576) und dessen Frau Gertraud, geb. von Adelsheim (1525–1583), den Eltern des Julius Echter von Mespelbrunn, Fürstbischof von Würzburg.

Das Gebäude ist ein Kulturdenkmal nach dem Hessischen Denkmalschutzgesetz und von überregionaler Bedeutung.[3]

Literatur

  • Lutz Beckmann: Das Tempelhaus in Erbach. In: Denkmalpflege in Hessen 1/1990, S. 43-47.
  • Lutz Beckmann u. Klaus Bingenheimer: Das "Tempelhaus" in Erbach/Odenwald. Karlsruhe 2004.
  • Folkhard Cremer, Tobias Wolf, u.a.: Georg Dehio. Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Hessen I: Regierungsbezirke Gießen und Kassel. Berlin 2008, S. 223.
  • NN: Erläuterungen der Grundriss- und Querschnittszeichnung der durch die Untere Denkmalschutzbehörde veranlassten Untersuchung des Grundstücks: 59/14, Im Städtel, in Erbach, Odw. zwischen Steinernem Haus (Tempelhaus) (2) und ehemaligem Burgmannenhaus Im Städtel Nr. 17 (1). 2001. In: Schnellerts-Bericht 2001, S. 5-9.
  • NN: Das "Tempelhaus" in Erbach. In: Denkmalpflege in Hessen 1 (1990), S. 43-47
  • Thomas Steinmetz: Die Schenken von Erbach. Zur Herrschaftsbildung eines Reichsministerialengeschlechts. Sonderheft 3 „Der Odenwald“, Zeitschrift des Breuberg-Bundes, Breuberg-Neustadt 2000, ISBN 978-3-922903-07-9 S. 92–98.
  • Thomas Steinmetz: Wohntürme im Odenwald. In: Der Odenwald. Zeitschrift des Breuberg-Bundes Jg. 41, 1994, Heft 3, S. 97.
  • Hans Teubner und Sonja Bonin: Kulturdenkmäler in Hessen. Odenwaldkreis, Herausgegeben vom Landesamt für Denkmalpflege Hessen, Vieweg, Braunschweig/ Wiesbaden 1998 (Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland) S. 291f. ISBN 3-528-06242-8
  • Paul Wagenknecht: Das "Steinern Haus" - genannt das "Tempelhaus"- in Erbach. In: Odenwald-Heimat 83 (2008), Heft 2, S. 5-7.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Dehio
  2. Dehio
  3. Elektronisches Denkmalbuch des Landes Hessen
49.658038.99173

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