Sauerhof

Sauerhof
Sauerhof (2010), Portal Weilburgstraße, linker Seitenflügel [Anm. 1]
Sauerhof (vor 1919), Portal Weilburgstraße, rechter Seitenflügel: Restaurant
Sauerhof (um 1810) [1]
Sauerhof, Grundriss Erdgeschoss (um 1820) [Anm. 2]
Sauerhof (mit Peterhof) Staatliches Mittelstands-Sanatorium (vor 1926), Front Weilburgstraße; linker Seitenflügel: Bad

Der Sauerhof in Baden bei Wien ist ein ehemaliger Residenzsitz und wird aktuell als Grand Hotel genutzt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Das Gebäude wurde bereits im 12. Jahrhundert erstmals urkundlich erwähnt.

1412 wird Hans der Flens als Besitzer des Turmhofes bezeichnet, und 1467 wird Hans Röttinger mit dem Hofe beleht.[1]

Kaiser Maximilian II. kaufte das Anwesen als Residenz für seinen Sohn, den späteren Kaiser Rudolf II. 1583 wurde es an Georg Saurer von Sauerburg, Kämmerer und Oberster Silberkämmerer des Hoch- und Deutschmeisterordens, verkauft. Im Kaufbrief wird das Gebäude [der Sauerhof] auch Mayr- oder Rättingerhof genannt. Im Garten des Hauses befand sich ein kleines aus Holz erbautes Wildbad. Im Jahre 1594 wurde der Hof umgebaut und hieß von da an „Sauerhof“. [2] [Anm. 3]

1683 wurde die Residenz im Zuge der Zweite Wiener Türkenbelagerung gänzlich zerstört. Im Jahre 1697 gelang das Gut in den Besitz Bernadin Paselli von Siesberg. Im Jahre 1713 kaufte Salomon Edler von Piazzoni, Hofkammerrat unter Karl VI., das Gut. Nach seinem Tod, 1741, ehelichte die Witwe[Anm. 4] noch im selben Jahr Carl Hieronymus Holler Edlen von Doblhoff (1697–1760). Nach dem Tode des aus dieser Verbindung hervorgegangenen Anton von Doblhoff-Dier (1733–1810)[Anm. 5], übernahmen dessen Söhne Carl („Charles“) Doblhoff-Dier (1762–1837) sowie Ignaz Doblhoff (1776–1856) die Liegenschaft[3]

Der Sauerhof wurde 1820–1822 von Joseph Kornhäusel für Carl Freiherrn von Doblhoff-Dier als Hotel mit Bad, Restaurant und Kapelle, umgeben von einer englischen Gartenanlage, errichtet. [4] [Anm. 6]

Unter anderem waren Ludwig van Beethoven, Carl Maria von Weber und Antonio Salieri Gast im Sauerhof, wo man in der "Sauerhof-Traiterie" zu Mittag aß. Im Jahre 1863 kaufte Erzherzog Albrecht die Baulichkeit und stellte sie dem österreichischen Offizierskorps als Militärkurhaus mit 90 Betten und 12 Appartements[5] zur Verfügung.

Im 1. Weltkrieg Lazarett der k.u.k. Armee, wurde der Sauerhof in den Jahren nach 1918 mit dem nahe gelegenen Peterhof zu einem Mittelstands-Sanatorium zusammengeführt.

Nach erneuter Nutzung als Lazarett, diesmal zu Gunsten Angehöriger der deutschen Wehrmacht, geriet das Haus im Frühjahr 1945 unter sowjetische Besatzung[Anm. 7] und war nach deren Ende, 1955, devastiert.

1960 erwarb der Hauptverband der Österreichischen Sozialversicherungsträger (HVB) das gesamte Sauerhofareal mit der Absicht, ein Rheumazentrum mit etwa 300 Betten zu errichten. 1964 schritt man zwar zu einer Grundsteinlegung, der Bau wurde aber nicht begonnen.[6] Um 1968 überließ der HVB das Grundstück der Nö. Gebietskrankenkasse, die ein kleineres Bauprojekt verwirklichen wollte und in diesem Zusammenhang an das zuständige Ministerium einen Antrag auf Demolierung des Sauerhofs stellte, welchem aber weder seitens der Stadtgemeinde noch vom Bundesdenkmalamt zugestimmt wurde. In der Folge sollte eine Studie von Professor Roland Rainer verschiedene Möglichkeiten neuer Zweckbestimmung eröffnen, jedoch gelangte keiner der erarbeiteten Vorschläge zur Ausführung.[7]

Am 23. Juni 1972 entschied die Stadtgemeinde Baden, das Gebäude mit den dazugehörigen 18.900 m² von der Nö. Gebietskrankenkasse zu erwerben. Mitte Dezember selben Jahres wurde das Haus über Vermittlung eines Badener Architekten an Willi und Roswitha Schorn, Eigentümer des Würzburger Reisebüros Klinger, verkauft.[7] Die neuen Inhaber gestalteten ab 1976 den Bau zu einem Hotel um, welches mit 1. Mai 1978 den (Teil-)Betrieb aufnahm und am 1. Februar 1980 als „Grand Hotel Sauerhof“ im Beisein der Bundesminister Hertha Firnberg sowie Josef Staribacher feierlich eröffnet wurde.[8]

1984 ging Familie Schorn unverschuldet [8] in Konkurs und mit ihr der Betrieb. Der Berater des Sultans von Oman hörte davon und erwarb das Ensemble. Ursprünglich sollte der Sauerhof ein Musikkonservatorium für Studenten aus dem Oman werden. Diese Pläne wurden aber nie realisiert, so dass der Bau weiterhin, unter anderen Besitzern, als Hotel geführt wird.

Literatur

  • Rainer von Reinöhl: Die Baudenkmale des Kurortes Baden bei Wien. Deutsche Heimatbücherei, Bd. 4, Wien (1911). [9]
  • Paul Tausig: Berühmte Besucher Badens. Ein Beitrag zur Geschichte der Stadt Baden bei Wien, Verlag Konegen, Wien 1912. [10]
  • Paul Tausig: Josef Kornhäusel. Ein vergessener österreichischer Architekt (1782 – 1860). Verlag Konegen, Wien 1916. [11]
  • Karl Klose, Josef Kraupp: Die Namen der Gassen, Straßen und Plätze in der Stadt Baden. Ihre Deutung und ihre Geschichte. Umschlagtitel: Straßen, Gassen und Plätze der Kurstadt Baden bei Wien. Stadtgemeinde Baden, Baden 1960. [Anm. 8]
  • (Walter Hafner): Der Sauerhof in Baden bei Wien. Von der Ruine zum Luxushotel. Dokumentation der Sanierung, Restaurierung und Revitalisierung eines Denkmals. Österreichische Gesellschaft für Denkmal- und Ortspflege, Wien 1980. [12]
  • Johann Kräftner (Hrsg.): Im Schatten der Weilburg. Baden im Biedermeier. Eine Ausstellung der Stadtgemeinde Baden im Frauenbad vom 23. September 1988 – 31. Jänner 1989. Grasl, Baden 1988, ISBN 3-85098-186-X.
  • Hans Meissner: Die Doblhoffs und Baden-Weikersdorf. (Vom Fürstendiener zum Industriemanager). Neue Badener Blätter, Band 4,4. Gesellschaft der Freunde Badens und Städtische Sammlungen – Archiv, Rollettmuseum der Stadtgemeinde Baden, Baden 1993. [13]
  • Viktor Wallner: Russen, Bäder und Casinos. Baden von 1945 – 1995. Gesellschaft der Freunde Badens, Baden 1995. [14]
  • Otto Wolkerstorfer (Red.): Walzerseligkeit und Alltag. Baden in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts. Eine Ausstellung der Stadtgemeinde Baden im Frauenbad vom 7. Mai bis 3. Oktober 1999. Grasl, Baden 1999, ISBN 3-85098-243-2.
  • Viktor Wallner: Häuser, Menschen und Geschichten – ein Badener Anekdotenspaziergang. Gesellschaft der Freunde Badens, Baden 2002. [15]
  • Badener Zeitung vom 12. Juli 2006
  • Marco Danzinger: Schadensaufnahme, Analyse und Bewertung beim generalsanierten, biedermeierlichen Sauerhof in Baden. Ein kritischer Beitrag zur baulichen Denkmalpflege unter Bezugnahme eines neu entwickelten Leitfaden. Diplomarbeit. FH Campus Wien, FH-StG Bauingenieurswesen-Baumanagement, Wien 2007. [16]
  • Heidi Angelika Mascher-Pichler: Baden bei Wien zur sowjetischen Besatzungszeit 1945–1955 mit besonderer Berücksichtigung der ersten beiden Besatzungsjahre und des Jahres 1955. Dissertation. Universität Wien, Wien 2009. [17]

Einzelnachweise

  1. a b Klose: Gassen, Straßen und Plätze, S. 50.
  2. Klose: Gassen, Straßen und Plätze, S. 51.
  3. Meissner: Die Doblhoffs, S. 16, 19, 66.
  4. Kräftner: Weilburg, S. 202.
  5. Wolkerstorfer: Walzerseligkeit, S. 71.
  6. Wallner: Häuser, S. 185.
  7. a b Wallner: Häuser, S. 186.
  8. a b Wallner: Häuser, S. 187.
  9. Katalogzettel Österreichische Nationalbibliothek.
  10. Katalogzettel Österreichische Nationalbibliothek.
  11. Permalink Österreichischer Bibliothekenverbund.
  12. Permalink Österreichischer Bibliothekenverbund.
  13. Permalink Österreichischer Bibliothekenverbund.
  14. Permalink Österreichischer Bibliothekenverbund.
  15. Permalink Österreichischer Bibliothekenverbund.
  16. Permalink Österreichischer Bibliothekenverbund.
  17. Permalink Österreichischer Bibliothekenverbund.

Anmerkungen

  1. Links im Anschnitt: das Engelsbad, von Kornhäusel gleichzeitig mit dem Sauerhof errichtet. – Kräftner: Weilburg, S. 203.
    Ebenfalls links im Bild zu erkennen: das 1927 von Hans Mauer (1879–1962) geschaffene Beethovendenkmal. – Lokales. (…) Enthüllung des Beethovendenkmales in den Parkanlagen des Sauerhofes. In: Badener Zeitung, 22. Juni 1927, S. 2 Mitte. (Online bei ANNO)Vorlage:ANNO/Wartung/bzt
  2. Im linken Seitenflügel befindet sich das Bad, im rechten das Restaurant, während die Mitte und die um den Hof liegenden Räume das Hotel beinhalten. Die im Plan nördlich des hufeisenförmigen Hofs angefügten Wirtschaftstrakte bestehen seit vor 1978 nicht mehr. — Kräftner: Weilburg, S. 202.
  3. Saurer starb 1594. Sein Grabstein befindet sich in der Kirche St. Helena in Baden bei Wien. – Klose: Gassen, Straßen und Plätze, S. 51.
  4. geborene Anna Magdalena Quarient de Raal (1698–1787) – Meissner: Die Doblhoffs, S. 68.
  5. Am 9. April 1772 Erhebung in den erbländisch-österreichischen Freiherrenstand. – Meissner: Die Doblhoffs, S. 66.
  6. Carl überließ 1819 den Fideikommissbesitz seinen drei Brüdern, und daher wurde Ignaz der wahre Bauherr des Sauerhofs, dessen großzügige Planung die Familie in Verschuldung trieb. – Meissner: Die Doblhoffs, S. 19.
  7. (…) Und auch im Sauerhof soll nach mehreren Berichten eine Russenschule gewesen sein. (…) – Mascher-Pichler: Baden bei Wien, S. 133.
  8. Monografie nur antiquarisch nachweisbar. – Erfolglose einschlägige Abfragen am 7. Jänner 2011.

Weblinks

 Commons: Sauerhof – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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