Reichskrone (Naumburg)

Reichskrone (Naumburg)
Reichskrone um 1900

Die Reichskrone in Naumburg (Saale) ist ein der Stadt Naumburg gehörendes ehemaliges Hotel und Theater, das heute ungenutzt unter Denkmalschutz steht.

Die Reichskrone wurde ab 1881 auf dem Grundstück des früheren Gasthofs Zum blauen Stern in Naumburg für die Reichsgräfin von Hoffmannsegg als günderzeitliches Hotel und Theater errichtet. Das Gebäude erhielt seinen Namen von dem davor befindlichen Platz, der zu der Zeit Reichskrone hieß, dann später zum Bismarckplatz wurde und nach weiteren Umbenennungen seit 1991 Theaterplatz heißt. Die Reichskrone wurde 1883 feierlich eröffnet und ging mit dem Tod der Reichsgräfin von Hoffmannsegg als testamentarisches Vermächtnis in das Eigentum der Stadt Naumburg über. Die Geschichte des Anwesens spiegelt für Naumburg seither facettenreich die Deutsche Geschichte auf der lokalen Ebene der Stadt. 1897 fand hier die für Naumburg erste öffentliche Aufführung mit einem Cinématographe statt; gezeigt wurden die Bilder einer Russland-Reise. Im Jahr 1918 wurde die Reichskrone zum Schauplatz der Novemberrevolution. Am 10. November konstituierte sich hier der Naumburger Arbeiterrat. Am 13. November war Volksversammlung und am 23. November Bürgerversammlung. Dann folgten die ersten bürgerlichen Parteigründungen, am 2. Dezember die Ortsgruppe der DNVP und wenig später am 18. Dezember 1918 die der DDP. Am 14. März 1920 formierte sich in der Reichskrone der Naumburger Widerstand gegen den Kapp-Putsch, indem hier das Aktionsbündnis seine Vertreter wählte, die die Streikmaßnahmen zu koordinieren hatten. Auch der Übergang von der Weimarer Republik zum Nationalsozialismus fand vor und in der Reichskrone statt, die dann von den Nationalsozialisten später als Kommandantur genutzt wurde. So hielt beispielsweise Reichsjugendführer Baldur von Schirach am 17. März 1936 eine Rede vor der Reichskrone.[1] Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Alte Theater von Naumburg auch für die Kreisleitung der SED genutzt und so wurde die Eroberung der Reichskrone durch die Bürgerbewegung der DDR im Jahr 1990 wieder ein wichtiges Etappenziel der Umsetzung deutscher Geschichte in Naumburg. Nach der Wiedervereinigung wurde die Reichskrone einige Jahre als Bürohaus für Firmen und Institutionen sowie Parteien genutzt. Heute steht die Reichskrone leer und ist zunehmend dem baulichen Verfall ausgesetzt. Seit 2008 gibt es Pläne, die Reichskrone als Veranstaltungszentrum für die Region wieder herzurichten.[2] Im großen Saal der Reichskrone hat sich unter der später abgehängten schlichten Decke ein kolossales historistisches Deckengemälde erhalten.

Einzelnachweise

  1. Chronik Naumburg. www.naumburg1933.de. Abgerufen am 15. Oktober 2009.
  2. Naumburger Tageblatt
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