Ulrich Raulff

Ulrich Raulff

Ulrich Raulff (* 13. Februar 1950 als Ulrich Raulf in der Nähe von Meinerzhagen) ist ein deutscher Historiker und Journalist.

Raulff studierte Anglistik, Philosophie und Geschichte, und wurde im Oktober 1977 als U. Raulf an der Philosophischen Fakultät der Universität Marburg bei Dietmar Kamper promoviert; weitere Prüfer waren Heinz Maus und Johannes Siegrist. Raulff habilitierte sich 1995 an der Humboldt-Universität zu Berlin. Seit 1994 war er Feuilleton-Redakteur der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, seit 1997 Ressortchef und ab 2001 leitender Redakteur im Feuilleton der Süddeutschen Zeitung. Raulff ist seit 2004 Direktor des Deutschen Literaturarchivs Marbach und seit 2005 Mitglied im Präsidium des Goethe-Instituts.

Von Raulff stammen — von 1977 bis 1983 als Ulrich Raulf, zum Teil in Zusammenarbeit mit Walter Seitter — zahlreiche Übersetzungen aus dem Französischen, u. a. von Robert Castel, Gilles Deleuze, Lucien Febvre, Michel Foucault, Jean Starobinski und Paul Virilio, u. a. im Merve Verlag, Berlin, und Suhrkamp Verlag, Frankfurt.[1]

Er forscht und publiziert zu Marc Bloch, Aby Warburg und dem George-Kreis. Für seine Studie Kreis ohne Meister, in der er sich mit der Geschichte des George-Kreises nach dem Tod Stefan Georges 1933 beschäftigt, erhielt Raulff den Preis der Leipziger Buchmesse 2010 in der Kategorie „Sachbuch und Essayistik“.

Werke (Auswahl)

  • als Ulrich Raulf: Das normale Leben: Michel Foucaults Theorie der Normalisierungsmacht. Univ. Diss., Marburg 1977.
  • Ein Historiker im 20. Jahrhundert: Marc Bloch. S. Fischer, Frankfurt am Main 1995, ISBN 3-10-062909-4.
  • Der unsichtbare Augenblick: Zeitkonzepte in der Geschichte. Wallstein-Verlag, Göttingen 1999, ISBN 3-89244-346-7.
  • Wilde Energien: vier Versuche zu Aby Warburg. Wallstein-Verlag, Göttingen 2003, ISBN 3-89244-674-1.
  • als Herausgeber mit Lutz Näfelt und Dietmar Jaegle: Das geheime Deutschland: eine Ausgrabung. Köpfe aus dem George-Kreis. Deutsche Schillergesellschaft, Marbach am Neckar 2008, ISBN 978-3-937384-37-5.
  • Kreis ohne Meister: Stefan Georges Nachleben. C. H. Beck, München 2009, ISBN 978-3-406-59225-6.

Weblinks

Anmerkungen

  1. Unter anderem: Gilles Deleuze, Michel Foucault: Der Faden ist gerissen. Aus dem Französischen von Walter Seitter [für Foucault] und Ulrich Raulf [für Deleuze], Merve-Verlag, Berlin 1977, ISBN 3-920986-84-9 (Internationale marxistische Diskussion, Band 68); Michel Foucault: Sexualität und Wahrheit. Erster Band. Der Wille zum Wissen. Übersetzt von Ulrich Raulf und Walter Seitter, Suhrkamp, Frankfurt am Main 1977, ISBN 3-518-07470-9 (Übersetzung von: Histoire de la sexualité, 1: La volonté de savoir. Gallimard, Paris 1976); Paul Virilio: Fahren, fahren, fahren ... Aus dem Französischen von Ulrich Raulf, Merve-Verlag, Berlin 1978, ISBN 3-88396-000-4 (Internationale marxistische Diskussion, Band 80); Robert Castel: Die psychiatrische Ordnung. Das goldene Zeitalter des Irrenwesens, übersetzt von Ulrich Raulf, Suhrkamp, Frankfurt am Main 1979, ISBN 3-518-07501-2 (Suhrkamp-Taschenbuch Wissenschaft, Band 451; Übers. von: L’ordre psychiatrique. L’âge d’or de l’aliénisme. Paris 1976, Les Éd. de Minuit).

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Hellmut Becker — (* 17. Mai 1913 in Hamburg; † 16. Dezember 1993 in Berlin) war ein deutscher Jurist, Rechtsanwalt, Bildungsforscher und Bildungspolitiker. Inhaltsverzeichnis 1 Jurist 2 Bildungspolitiker 3 Werke …   Deutsch Wikipedia

  • Friedrich Wolters — „er war ein Vollbild des schönsten deutschen und des schönsten der Jugend eigenen Vorzuges“:[1] Friedrich Wolters (links) mit Berthold Vallentin, Bingen, 1910 (Foto von Jacob Hilsdorf) Friedrich Wolters (* 2. September 1876 in Uerding …   Deutsch Wikipedia

  • Wehrmachtsausstellung — Als Wehrmachtsausstellung werden zwei Wanderausstellungen des Hamburger Instituts für Sozialforschung bezeichnet, die von 1995 bis 1999 und von 2001 bis 2004 zu sehen waren. Durch sie wurden Verbrechen der Wehrmacht in der Zeit des… …   Deutsch Wikipedia

  • Percy Gothein — Grab in Heidelberg Percy Paul Heinrich Gothein (* 22. Mai 1896 in Bonn; † 22. Dezember 1944 im KZ Neuengamme) war ein deutscher Schriftsteller und Renaissanceforscher. Inhaltsverzeichnis …   Deutsch Wikipedia

  • Antoinette Becker — (* 5. April 1920 in Straßburg als Antoinette Mathis ; † 29. August 1998 in Berlin) war eine französisch deutsche Kinder und Jugendbuchautorin. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werke 3 Literatur …   Deutsch Wikipedia

  • Ernst Kantorowicz — Ernst Hartwig Kantorowicz (* 3. Mai 1895 in Posen; † 9. September 1963 in Princeton, New Jersey) war ein deutscher Historiker und Mediävist. Zunächst dem George Kreis zugehörig, von dessen Vorstellungen sein bedeutendes Jugendwerk Kaiser… …   Deutsch Wikipedia

  • Mentalitätsgeschichte — ist der Versuch von Historikern, die Mentalitäten, d. h. die Einstellungen, Gedanken und Gefühle der Menschen einer Epoche, darzustellen und zu erklären. Die Mentalitätsgeschichte entstand im Zusammenhang mit der Annales Schule, auch wenn Johan… …   Deutsch Wikipedia

  • Sexualitätsdispositiv — ist ein von Michel Foucault geprägter Ausdruck, der einen Komplex aus kommunikativen Praktiken und Mustern, sowie Handlungen, Gegenständen und Klassifikationen beschreibt, mit denen sich Menschen über Sexualität definieren (Subjektbildung) oder… …   Deutsch Wikipedia

  • Zeitschrift für Ideengeschichte — Beschreibung Fachzeitschrift Fachgebiet Geisteswissenschaften Sprache Deutsch …   Deutsch Wikipedia

  • Thomas Medicus — (* 1953 in Mittelfranken) ist ein deutscher Journalist und Autor. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werke 3 Weblinks 4 Einzelnachweise …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”