Panzerfabrik

Panzerfabrik
Deutsche Panzerfabrik während des Zweiten Weltkrieges, die den Panzerkampfwagen VI Tiger herstellte
Deutsche Panzerfabrik die im Zweiten Weltkrieg den Panzerkampfwagen V Panther herstellte
Deutsche Rüstungsproduktion von 1940, die das „Neubaufahrzeug“ („PzKpfw Nb.Fz.“) herstellte

Eine Panzerfabrik (auch Panzer-Montagewerk oder Schwere Waffenfabrik) ist eine Fabrik der Rüstungsindustrie, in der Kampfpanzer und andere schwere, gepanzerte Bodenfahrzeuge hergestellt werden.

Zum Teil werden in Panzerfabriken Kampfwertsteigerungen und Instandsetzungen der Kampfpanzerwagen durchgeführt.

Inhaltsverzeichnis

Erster Weltkrieg

Vereinigtes Königreich von Großbritannien und Irland

Panzerfabriken gibt es seit dem Ersten Weltkrieg, da damals der Tank (Little Willie, Big Willie und Mark I); also der Kampfpanzer und andere Panzerfahrzeuge entwickelt worden sind. Das britische Geheimprojekt zur Panzerherstellung war so geheim, dass nicht einmal die Arbeiter in den Panzerfabriken wussten was sie dort herstellten. Man sagte ihnen dass sie an auf Gleisketten montierte Wassertanks arbeiten, so kam der Begriff Tank für Panzer zustande.

Frankreich

Durch den Ersten Weltkrieg änderte sich die Produktion bei Renault und anderen französischen Werken. Es wurden keine Autos mehr hergestellt, sondern militärisches Gerät, Motoren für Panzer und Flugzeuge und Munition. Renault zeichnete sich durch innovative technische Lösungen aus. So war der Renault FT 17 der erste Panzer mit einem drehbaren Turm und einer selbsttragenden Karosserie.

Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs begann man bei Renault und anderen Werken mit dem Traktorenbau.

Deutsches Kaiserreich

Bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges war Rheinmetall einer der größten Rüstungshersteller im Deutschen Kaiserreich und beschäftigte fast 8.000 Mitarbeiter. Bis zum Ende des Krieges vergrößerte sich die Belegschaft auf knapp 48.000 Arbeiter und Angestellte, darunter etwa 9.000 Frauen. Als Reaktion auf die neuartigen Tanks der Alliierten auf den Schlachtfeldern ließ man im deutschem Kaiserreich eigene Panzer entwerfen und in Panzerfabriken bauen, allerdings nicht in so großer Stückzahl wie die Alliierten. Das schwerste Panzerbauprojekt war die Produktion des Großkampfwagens, was jedoch nicht vollständig realisiert wurde.

Österreich-Ungarn

In Österreich-Ungarn (und später im Deutschen Kaiserreich) wurden zwar bereits 1911 von Gunther Burstyn Entwürfe und Vorschläge für das Burstyn Motorgeschütz (Kampfpanzerentwurf) [1] und deren Produktion eingereicht, aber nicht realisiert. [2]

Italien

Bereits seit 1915 gab es in Italien einige private Projekte für den Bau von Panzerkampfwagen. Fiat begann 1916 mit ersten Studien, die 1917 zum Bau des ersten Prototypen des Fiat 2000 (Mod. 17) führten, zu dem sich Anfang 1918 noch ein zweiter (Mod. 18) gesellte. Diese beiden von Fiat in Eigenregie gebauten 40-Tonnen-Panzer wurden vom italienischen Heer übernommen und bildeten zusammen mit den genannten französischen Panzern den Grundstock der ersten italienischen Panzereinheit in Verona. Es waren nach dem deutschen K-Wagen (Großkampfwagen) die schwersten Panzer dieser Zeit.

Vereinigte Staaten von Amerika

In den Vereinigten Staaten wurde 1917 in der Holt Manufacturing Company in Zusammenarbeit mit General Electric der erste eigene US-amerikanische Panzer, der Holt Gas-Electric Tank gebaut. Später 1918 wurde der Steam Tank (Dampfpanzer) von einem Offizier des U.S. Army's Corps Of Engineers entworfen. Das Projekt wurde von General John A. Johnston mit Hilfe der „Endicott and Johnson Shoe Company“ begonnen und von den Bostoner Bankiers „Phelan and Ratchesky“ finanziert. Das Fachwissen wurde von der Stanley Motor Carriage Company in Watertown, Massachusetts beigesteuert, die Dampfautomobile produzierte. Produziert wurde allerdings nur ein einziger Prototyp.

Zwischen den Kriegen

Da der Panzer seinen Wert auf dem Gefechtsfeld bewiesen hatte, ging die Entwicklung gepanzerter Fahrzeuge nach dem Ende des Ersten Weltkrieges weiter, tatsächlich aber weniger schnell. Viele Staaten sahen die Notwendigkeit einer Panzertruppe nicht mehr. Zudem wurde die Neuentwicklung von Panzern ein wenig zurückgestellt, da die Weltwirtschaftskrise und die wirtschaftliche Stagnation zuvor die Verwirklichung neuer Waffensysteme erschwerte. Nach den Erfahrungen des Ersten Weltkrieges wurde es dennoch nötig, eine Panzerwaffe zu bauen. Die Konstruktionen verliefen allerdings in völlig unterschiedlichen Bahnen.

Zweiter Weltkrieg

Deutsches Reich

Im Deutschen Reich beziehungsweise im Großdeutschen Reich war die größte und produktivste Panzerfabrik das am 19. September 1939 in Auftrag gegebene Staatswerk Nibelungenwerk [3] bei Linz in Oberösterreich. Mit der Demag Fahrzeugwerke Falkensee GmbH [4] wurde ein großes Werk errichtet, das von den privatwirtschaftlichen Panzerherstellern für ihre Produktion genutzt werden sollte, um so gegenüber dem Nibelungenwerk das unternehmerische Risiko für den deutschen Staat zu minimieren. In den Fabriken wurden tausende ausländische Zwangsarbeiter und KZ–Häftlinge eingesetzt.

Italien

Nach der Kapitulation Italiens im September 1943 setzte die Wehrmacht die Produktion in den italienischen Panzerfabriken, die im deutschen Einflussbereich lagen, unter deutscher Leitung fort.

Sowjetunion

In der Sowjetunion hatte man schon vor Kriegsbeginn mit dem Bau gigantischer Panzerfabriken begonnen. So eroberten beispielsweise während des Unternehmens Barbarossa deutsche Truppen 1941 in Klana Russkaya eine Panzerfabrik die in der ersten Schicht 30.000, im Vollausbau über 60.000 Arbeiter beschäftigen sollte. Die Arbeitsbedingungen, Verpflegung und Unterbringung für die Arbeitermassen waren unmenschlich. Durch solche ungeheuren Kriegsanstrengungen konnte Josef Stalin mit schätzungsweise bis zu 24.000 Panzern in den Krieg ziehen. Da sich diese Panzerfabriken ungefähr noch um 1939 im Bau befanden, hatte die Wehrmachtsführung keine Ahnung von deren Existenz, geschweige denn von deren enormen Produktionsraten. [5]

Vereinigte Staaten von Amerika

Die US-amerikanischen Panzerfabriken konzentrierten sich mehr auf leichte bis mittelschwere Panzertypen, um die Kosten gering zu halten und durch Massenproduktion mehr Nachschub zu liefern, um so den Krieg zu gewinnen. Auch wurden zunehmend mehr Frauen als Arbeiterinnen in Panzerfabriken beschäftigt.

Gegenwart

Bundesrepublik Deutschland

In der Bundesrepublik Deutschland werden die meisten Panzerfahrzeuge für die Bundeswehr in den Panzerfabriken der Rheinmetall AG, ThyssenKrupp und Krauss-Maffei Wegmann gebaut. Die ThyssenKrupp AG ist Deutschlands größtes Rüstungsunternehmen.

Mediale Rezeption

  • Die Panzerfabrik (Ultimate Factories - Abrams Tank), Dokumentation, USA 2006 (55 Min.) - Diese Sendung stellt zwei US-amerikanische Panzerfabriken vor, die den M1 Abrams Kampfpanzer bauen, instandsetzen und den Kampfwert an älteren Modellen steigern.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. http://www.doppeladler.com/kuk/burstyn.htm Das Burstyn Motorgeschütz aus 1911
  2. Neuere Geschichte - Gunther Burstyn (1879–1945)
  3. http://www.divisionsarchiv.com/Wehrmacht_Panzerfabrik_Nibelungenwerke.htm Panzerfabrik Nibelungenwerke
  4. http://www.divisionsarchiv.com/Wehrmacht_Panzerfabrik_Falkensee.htm Panzerfabrik Falkensee Demag Fahrzeugwerke Falkensee GmbH
  5. Tonbandaufnahme Adolf Hitlers im Gespräch mit dem finnischen General Carl Gustaf Emil Mannerheim, aufgezeichnet vom finnischen Tontechniker Thor Damen im Jahr 1942

Weblinks


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