Ottenhausen (Weißensee)

Ottenhausen (Weißensee)

Ottenhausen ist seit 1993 ein Ortsteil von Weißensee (Thüringen), hat sich jedoch seinen dörflichen Charakter bewahrt. Es liegt zwischen Weißensee und Greußen an der Sächsischen Helbe im Thüringer Becken.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die urkundliche Ersterwähnung des Ortes erfolgte 874 als "Uoteneshusa" im Fuldaer Zehntverzeichnis. Das Benediktinerinnenkloster Ottenhausen war eines der ältesten in Thüringen, wuchs durch mehrere Schenkungen und existierte bis zur Reformation. Bei Teilen der heutigen Dorfkirche, so den romanischen Doppeltürmen, handelt es sich um die ehemalige Klosterkirche. Benachbart bestand auf dem Gelände des früheren Klosterguts ein Rittergut. Es wurde durch den Pächter Zeller bis Ende des Zweiten Weltkriegs verwaltet. Die zum Kriegsdienst eingezogenen Bauern und Gutsarbeiter von Ottenhausen wurden durch polnische "Fremdarbeiter" ersetzt. Östlich des Dorfes, neben der Straße nach Weißensee, explodierte 1945 nach Aufschlag ein abgeschossenes US-amerikanisches Bombenflugzeug, wohl eine "Fliegende Festung". Ottenhausen wurde im April 1945 kampflos von US-Truppen besetzt und im Juli an die Rote Armee übergeben. Damit war es Teil der SBZ, ab 1949 bis zur Wiedervereinigung 1990 der DDR. Das Rittergut wurde 1945 entschädigungslos enteignet und Teil des VEG Wasserthaleben. Daneben wurde im Rahmen der Zwangskollektivierung der Bauern eine LPG gegründet.

Sehenswürdigkeiten

Evangelische Kirche St. Kilian, Doppeltürme
Seitenansicht
  • Die Dorfkirche "St. Kilian" mit romanischen Doppeltürmen aus dem 12. Jahrhundert ist ein Architekturdenkmal. Die Kirche steht auf dem Gelände eines früheren Benediktinerinnenklosters. Zwischen den Türmen befindet sich ein Raum mit zwei Glocken. Das Kirchenschiff wurde 1717 in barockem Stil erneuert und weist eine wertvolle Innenausstattung auf. An der Kirchenmauer befinden sich stark verwitterte Grabsteine aus Sandstein. Ein besonders wertvolles, kreuzförmiges Grabdenkmal wurde von engagierten Bürgern, die sich auch um den Kirchhof kümmerten, gerettet. Die meisten historischen Grabsteine wurden zu DDR-Zeiten in eine frühere Kiesgrube entsorgt. Die Kirche wurde 1970 baupolizeilich gesperrt (Schild: "Zutritt verboten") und nach Sicherungs- und Sanierungsarbeiten nach der politischen "Wende" wieder für Gottesdienste zugelassen. Ein Förderverein kümmert sich um den Erhalt der Kirche.
  • Kriegerdenkmal vor der Kirche für die 23 gefallenen und vermißten Soldaten des Ersten Weltkriegs und Gedenktafel für die 40 nicht wieder heimgekehrten Soldaten des Zweiten Weltkriegs.
  • Ehemaliges Rittergut aus dem 18. Jahrhundert, mit geschickter und reizvoller Gruppierung der Wohn- und Wirtschaftsgebäude, die sich jedoch teilweise im Verfall befinden.

Einwohner

Ottenhausen hatte im Jahre 1939 599 Einwohner, nach dem Zweiten Weltkrieg durch Zuzug von Heimatvertriebenen über 1.000 und jetzt (2009) weniger als 500 Einwohner.

Vereine

  • Der noch bestehende Männergesangverein Ottenhausen von 1670 gehört zu den ältesten Chören in Thüringen. Alle fünf Jahre findet im Ort ein größeres Sängertreffen statt.
  • Förderverein St. Kilian Ottenhausen e.V.
  • SV Ottenhausen 1921: Fußballklub
  • Kirmesburschenverein Ottenhausen e.V.

Umgebung

  • Südlich des Ortes, östlich des Käferberges, findet sich innerhalb einer Baumgruppe das "Wasserschlösschen". Es handelt sich um ein mehrtürmiges Miniaturschloss von 1904, das neben einem Hochbehälter errichtet wurde. Dieser war früher ein Speicher mit Helbe-Wasser für Weißensee, versorgt jedoch schon seit längerer Zeit -und 2004 als Netzverteilerstation erneuert- das Städtchen mit Ohra-Talsperrenwasser.
  • Das an sich reizvolle Landschaftsbild wird südwestlich des Ortes auf dem Käferberg von dem "Windpark Ottenhausen" mit 8 großen Windkraftanlagen beherrscht, die 2007 in Betrieb gegangen sind. Gegen das Projekt im Rahmen der staatlichen Förderung "Erneuerbarer Energien" hatte sich im Ort eine Bürgerinitiative gebildet, die jedoch erfolglos blieb. Vom Käferberg in Richtung Westen blickt man auf eine Reihe von über 30 Windkraftanlagen (2009).

Persönlichkeiten

  • Albrecht Christian Rotth (* 1651 in Ottenhausen, † 1701 in Leipzig): Lutherischer Kontroverstheologe und Prediger, Lehrer und Poetiker
  • Hermann-Josef Kuhna (* 1944 in Ottenhausen): Maler, lebt in Düsseldorf, Professor an der Kunstakademie Münster

Radweg

Die ADFC-Radtour Greußen-Weißensee-Leubingen führt durch Ottenhausen

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