Cheops-Pyramide

Cheops-Pyramide
Cheops-Pyramide
Kheops-Pyramid.jpg
Ägyptischer Name
Hiero Ca1.svg
x w f w
Hiero Ca2.svg
G25 N18
t
O24

Achet Chufu
3ḫt ḫwfw
Horizont des Cheops[1]
(mit Determinativ für Pyramide)
Daten
Ort Gizeh
Erbauer Cheops
Bauzeit 4. Dynastie
Basismaß 230,33 m
Höhe (ursprünglich) 146,59 m
Höhe (heute) 138,75 m
Volumen 2.583.283 m³
Neigung 51°50′
Kultpyramide ja
Königinnenpyramiden 3

Die Cheops-Pyramide ist die älteste und größte der drei Pyramiden von Gizeh und wird deshalb auch als Große Pyramide bezeichnet. Sie ist die höchste Pyramide der Welt und wurde als Grabmal für den ägyptischen Pharao Cheops (altägyptisch Chufu) errichtet, der während der 4. Dynastie im Alten Reich regierte und unter seinem griechischen Namen Cheops weitaus bekannter war.

Im klassischen Altertum hieß die Pyramide griechisch ἡ μεγάλη Πύραμις τοῦ Хέοπος (hê megálê Pýramis tou Chéopos, „Die Große Pyramide des Cheops“) oder αἱ Πυράμιδες Αἰγυπτίαι (hai Pyrámides Aigyptíai, „die ägyptischen Pyramiden“), lateinisch Pyramides Aegyptiae oder Magna Pyramis Cheopis.

Diese Pyramide bildet zusammen mit ihren Schwestern, der Chephren-Pyramide und der Mykerinos-Pyramide, das älteste und zugleich das letzte noch existierende Weltwunder der Antike. Die Fertigstellung des Bauwerks wird auf 2580 v. Chr. in die Zeit des Alten Reiches datiert. Sie ist genau nach den vier Himmelsrichtungen ausgerichtet, und der Unterschied in den Längen ihrer vier Seiten beträgt weniger als ein Promille. Oft wird sie mit der Chephren-Pyramide, der zweitgrößten ägyptischen Pyramide, verwechselt. Die Chephren-Pyramide ist die mittlere der drei Pyramiden von Gizeh und wirkt größer als die des Cheops, da sie auf einem höheren Felsen errichtet wurde und deshalb ca. 10 m höher steht, aber knapp 3 m niedriger in ihrer Ursprungsgröße ist.

Inhaltsverzeichnis

Die Pyramide

Die Pyramide trägt den Namen „Achet-Chufu“ – Horizont des Chufu/Cheops und besteht aus Kalksteinblöcken, Basalt oder Granit mit einer Masse von zwei bis vier Tonnen (im Durchschnitt 2,5 Tonnen) pro Block. Somit resultiert aus dem Pyramidenvolumen von etwa 2.500.000 m³ eine Pyramidengesamtmasse von etwa 6,25 Millionen Tonnen. Errichtet wurde sie auf einem natürlichen Hügel. Zwar ist die Cheops-Pyramide die höchste und größte aller ägyptischen Pyramiden, jedoch ergeben die unter Pharao Snofru gebauten Pyramiden in Meidum (Meidum-Pyramide) und Dahschur (Knickpyramide und Rote Pyramide) zusammen eine Masse von etwa 8,4 Millionen Tonnen. Das sind rund 2,15 Millionen Tonnen oder 25,6 Prozent mehr an Material, als durch Cheops verbaut wurde.

Cheops-Pyramide im 19. Jahrhundert …

Ursprünglich war die Cheops-Pyramide mit poliertem Tura-Kalkstein verkleidet. Allerdings sind viele dieser Steine herausgebrochen und später für Gebäude in Kairo wiederverwendet worden, so dass die darunterliegende Struktur nun stufenförmig ist. Aber noch heute gewinnt man eine Ahnung vom ehemaligen Glanz der Pyramiden, wenn man sich die Spitze der neben der Cheops-Pyramide liegenden Pyramide des Chephren anschaut. Dort ist die Spitze der Pyramide noch mit den alten Verkleidungssteinen erhalten, auch wenn diese durch Witterungsverhältnisse mittlerweile mit einer braunen Schicht überzogen sind.

Baumeister der Cheops-Pyramide war wahrscheinlich Hemiunu, vermutlich ein Neffe des Cheops. Er bekleidete das Amt des Wesirs und trug außerdem den Titel „Vorsteher aller Bauarbeiten des Königs“.

Daten

Cheops-Pyramide und Sphinx, 1858
… und im Jahr 2010
  • Höhe (ursprünglich): 146,50 m; ca. 280 Königsellen (1 Königselle ≈ 52,3 cm)
  • Höhe (heute): etwa 138,75 m
  • Neigungswinkel: 51° 50′
  • Seitenlänge (ursprünglich): geschätzte 230,33 m; ca. 440 Königsellen
  • Seitenlänge (heute): ca. 225 m
  • (Quadrat)-Grundfläche (ursprünglich): ca. 53.000 m² (5,3 ha)
  • Gesamtvolumen des Pyramidenkörpers ohne Abzug der Hohlräume (ursprünglich): ≈ 2,58 Millionen m³
  • Gesamtvolumen der Pyramide nach Abzug aller bekannten Hohlräume (ursprünglich): 2,50 Millionen m³
  • Mantelfläche: (ursprünglich) etwa 85.500 m²
  • Durchschnittliche Maße der sichtbaren Steinblöcke: 1,0 m in Breite, Höhe und Tiefe (Die meisten Blöcke haben jedoch eine Quaderform.)
  • Durchschnittliches Gewicht eines Steinblocks: 2,5 Tonnen
  • Größtes geschätztes Gewicht eines Steinblocks (Granit-Deckenbalken der Königskammer und der Entlastungskammern): 50 - 80 Tonnen [2]
  • geschätzte Anzahl aller Steinblöcke: 2,3 Millionen
  • geschätzte Gesamtmasse der Pyramide: 6,25 Millionen Tonnen

Eine exakte Bestimmung der ursprünglichen Pyramidenmaße ist jedoch nicht möglich, da Kanten und Flächen heute weitgehend abgetragen und zerstört sind. Dies erschwert beispielsweise eine korrekte Winkelmessung (Neigungswinkel). Zudem ist das Bauwerk in seiner Symmetrie selbst nicht perfekt, so dass Abweichungen bei den Vermessungen entstehen. In der ägyptologischen Literatur sind die Angaben nach Peter Jánosi, Mark Lehner, Miroslav Verner, Zahi Hawass und Alberto Siliotti zum Basismaß der Seitenlänge (230,33 bis 230,37 m) und der aus dem Neigungswinkel berechneten Höhe (146,59 bis 146,60 m) geringfügig abweichend. Die Neigungswinkel werden in neuerer Literatur generell mit 51° 50′ angegeben, wobei die Bogensekunden meist unberücksichtigt bleiben.

Die Cheops-Pyramide reiht sich mit der Steilheit ihrer Seiten in den historischen Kontext ein. So sind frühere Pyramiden meist flacher, spätere meist steiler gebaut. Die bei der Cheops-Pyramide eingesetzten Konstruktionsprinzipien sind die klare Folge der zuvor unter Pharao Snofru gemachten Erfahrungen und Erkenntnisse beim Pyramidenbau.

Mit der Ursprungshöhe von knapp 146,60 m war sie fast 4000 Jahre lang das höchste Bauwerk ihrer Zeit und wurde erst im 14. Jahrhundert von der Kathedrale von Lincoln übertroffen.

Die Substruktur

Querschnitt durch die Cheops-Pyramide:
1. ursprünglicher Eingang
2. heutiger Eingang – Durchbruch von Al-Maʾmūn
3. Verbindungsgang zwischen ab- und aufsteigendem Gang
4. absteigender Gang
5. unvollendete unterirdische Kammer
6. aufsteigender Gang
7. Königinnenkammer mit „Luftschächten“
8. horizontaler Gang
9. Große Galerie
10. Königskammer mit „Luftschächten“
11. Kammer mit Fallgittern
12. Brunnen- oder Serviceschacht mit „Grotte“

Die Cheops-Pyramide unterscheidet sich in ihrem inneren Aufbau deutlich von den anderen Pyramiden Ägyptens und den beiden weiteren Pyramiden von Gizeh, da sie nicht über nur eine, sondern als einzige der ägyptischen Pyramiden über insgesamt drei Grabkammern verfügt – und darüber hinaus die sogenannte „große Galerie” besitzt. Die größere Zahl von Kammern und Gängen, die überaus präzise Ausrichtung nach den Himmelsrichtungen sowie die hervorragende Verarbeitung begründen also ihre Einzigartigkeit.

Es gibt insgesamt drei Kammern in der Pyramide des Cheops:

  1. die sogenannte „Felsenkammer“ unterhalb der Pyramide im natürlichen Felsengestein (nach Meinung der Forscher wollten die Erbauer mit dieser unfertigen Kammer die Unterwelt darstellen)
  2. die sogenannte „Königinnen-Kammer“ (deren Name daher rührt, dass in der Anfangszeit der Archäologie/Ägyptologie hier das Grab der Gemahlin des Pharaos vermutet wurde) und
  3. die sogenannte „Königskammer“: die oberste Kammer etwa in der vertikalen Mitte des Bauwerks. In ihr kann man noch heute die Überreste eines steinernen Sarkophags besichtigen.

Eingänge

Der ursprüngliche Eingang

Ursprünglicher Eingang

Der ursprüngliche Eingang befindet sich links oberhalb des heutigen Besuchereingangs. Er ist von der Oberfläche der Pyramide deutlich nach innen zurückgesetzt und dachgiebelartig mit vier Steinblöcken nach oben abgeschlossen. Die am ursprünglichen Eingang verwendeten Steinblöcke zählen zu den größten des gesamten Bauwerks. Flinders Petrie, dessen Vermessungsstudien über die Pyramiden von Gizeh in der Ägyptologie heute als richtungsweisend gelten, ging nach seinen Beobachtungen an den Pyramiden von Dahschur davon aus, dass der Eingang aus einem schwenkbaren Steinverschluss bestand. Dabei stützte er sich auf Interpretationen von Strabons Schilderungen in dessen Werk Geographica.

„ The traces of a stone flap door, or turning block, in the mouth of the South Pyramid of Dahshur, have been already described (section 109), as well as the signs of a wooden door behind that. Such a formation of the passage mouth is unmistakable in its purpose; but after drawing conclusions from that doorway, it was a most satisfactory proof of the generality of such doors, to observe the following passage from Strabo on the Great Pyramid. "The Greater (Pyramid), a little way up one side, has a stone that may be taken out , (exairesimon, exemptilem) which being raised up (arqentoV, sublato) there is a sloping passage to the foundations." This sentence is most singularly descriptive of opening a flap door; first, the stone is taken out, or lifted outwards from the face; and then, being thus raised up, the passage is opened. The two different words exactly express the change in the apparent motion, first outwards and then upwards; and they show remarkable accuracy and precision in their use. Besides this description, there is another statement that the Pyramids of Gizeh had doors, in an Arabic MS., quoted by Vyse; this was written in 850 A.D., and, therefore, only twenty or thirty years after Mamun had forced his way into the Great Pyramid, and thus re-discovered the real entrance.“

Flinders Petrie, The Pyramids and Temples of Gizeh, 1883

„ Die Spuren einer steinernen Klappe oder drehbarem Block im Mund der südlichen Pyramide von Dahschur wurden bereits beschrieben (Abschnitt 109), sowie die Anzeichen einer Holztür dahinter. Eine solche Ausbildung des Durchgangs ist unverkennbar in seinen Zweck, aber nachdem Schlussfolgerungen aus dieser Tür gezogen wurden, war sie ein sehr zufriedenstellender Beweis für die Verallgemeinerbarkeit dieser Türen, um die folgende Passage aus Strabo über die Große Pyramide zu beobachten. "Die Große (Pyramide) hat an einer Seite, einen kleinen Weg nach oben, einen Stein, der herausgenommen (exairesimon, exemptilem), gerade nach oben angehoben (arqentoV, sublato) werden könnte; es gibt es einen schräge Durchgang zu den Fundamenten." Dieser Satz ist auf einzigartige Weise veranschaulichend für das Öffnen einer Klappe: zuerst wird der Stein herausgenommen, oder nach außen von der Frontseite herausgehoben, und indem er auf diese Weise angehoben wird, öffnet sich der Durchgang. Die beiden verschiedenen Worten drücken genau die Veränderung in der scheinbaren Bewegung aus, zuerst nach außen und dann nach oben, und sie zeigen eine bemerkenswerte Genauigkeit und Präzision in ihrem Gebrauch. Neben dieser Beschreibung gibt es eine andere Erklärung, dass die Pyramiden von Gizeh Türen hatten, in einem arabischen MS., zitiert von Vyse; dies wurde 850 n. Chr. geschrieben und damit nur zwanzig oder dreißig Jahre nachdem Mamun sich seinen Weg in die Große Pyramide hineingebahnt und so den eigentlichen Eingang wiedentdeckt hat."“


Der Al-Maʾmūn-Tunnel

Der Al-Ma'mun-Tunnel
Oben ursprünglicher, unten rechts heutiger Eingang

Unterhalb des ursprünglichen Eingangs ließ der siebte Kalif der Abbasiden Abu l-Abbas Abdallah al-Ma’mun im Jahr 832 einen Zugang ins Pyramideninnere schlagen, durch den Besucher heute für gewöhnlich die Pyramide betreten. Al-Mamun vermutete den Eingang auf Höhe der siebten Steinlage, also zehn Lagen unterhalb des tatsächlichen Eingangs, und verschätzte sich zudem um 7,3 Meter in westlicher Richtung. Der Tunnel wurde etwa 27m direkt und horizontal in die Steinlagen gegraben und knickt dann scharf nach links ab, um auf die Blockiersteine am unteren Ende des aufsteigenden Gangs zur Großen Galerie zu treffen. Hier arbeiteten sich Al-Mamouns Arbeiter durch den weichen Kalkstein um die Blockiersteine herum hinein in den aufsteigenden Gang. Die Zielgenauigkeit, mit der die Grabungsarbeiten auf die Stelle oberhalb der Blockiersteine hin durchgeführt wurden, um in die oberen Kammern der Pyramide zu gelangen, lässt vermuten, dass Al-Mamun bereits über den sogenannten "Grabräuberschacht" in die darüberliegende Große Galerie gelangt war und wusste, wohin er graben sollte[3].

Entlastungskammern

Zur Entlastung der Decke der Königskammer haben die antiken Baumeister fünf niedrige Entlastungskammern eingebaut, wobei die Granitblöcke der oberen Kammern wie ein Giebeldach angeordnet sind. In diesen Entlastungskammern wurden Inschriften der Arbeiter gefunden, die nachweislich aufgebracht worden waren, bevor die Steine verbaut wurden.[4]

Zu dieser – heute unscheinbaren – Kammer führt die „große Galerie“ mit einer Gewölbekonstruktion, die auch bereits König Snofru in seiner Roten Pyramide anwandte. Es handelt sich um ein Kraggewölbe, also einen Raum, dessen Wände nach oben spitz zulaufen: eine Konstruktion, die dem Zweck dient, die Last der darüber liegenden Steine seitlich abzulenken, damit die Decke nicht zusammenbricht.

Das normale Kammernsystem dieser Pyramide ist, wie auch die Kammern aller anderen Pyramiden und privaten Grabanlagen dieser Epoche, vollkommen ohne Grabinschriften. Erst sehr viel später, ab der 5. Dynastie, finden sich im Inneren von Pyramiden Inschriften, wie z. B. die Pyramidentexte in der Pyramide des Pharaos Unas.

Schächte

Eine Besonderheit der Cheops-Pyramide sind die sogenannten Luftschächte. Alle vier Schächte sind von wenigen Stellen abgesehen an jeder Stelle nach dem gleichen Konstruktionsprinzip durch die Pyramide gebaut, das die Forscher sich bei der Analyse der Verfugungen im Rahmen der Upuaut-1-Expedition 1992 erschließen konnten: Die Seitenwände und die Decke der Schächte werden von u-förmig behauenen, umgestülpten und hintereinandergesetzten Monolith-Steinblöcken gebildet. Diese lasten auf einer Reihe von Basissteinblöcken. Die Schächte bilden so einen eigenen diagonalen, von den sie umgebenden horizontalen Steinlagen der Pyramide unabhängigen "Steinkanal".

Schächte der Königskammer

Zwei dieser Schächte gehen von der Königskammer im Winkel zu den nördlichen und südlichen Außenwänden und scheinen auf das Sternbild Orion bzw. den damaligen Polarstern ausgerichtet zu sein. Schnell wurde daraufhin die These aufgestellt, die Pyramiden hätten als Observatorium gedient. Zwei eindeutige Gründe widersprechen dieser Theorie: diese Schächte sind nur von der Cheops-Pyramide bekannt und sie verlaufen nicht gerade, eine Sicht auf den Nachthimmel ist also nicht möglich.

Forscher vermuten, dass diese beiden Schächte entweder symbolisch den Weg des verstorbenen Pharaos in den Himmel freigeben sollen (siehe Ba) oder eine logistische Funktion während des Pyramidenbaus erfüllten.

Schächte der Königinnenkammer

Beide Schächte messen an ihrem Beginn in der Königinnenkammer eine Kantenlänge von 21 cm und waren bei ihrer Entdeckung 1872 durch Waynman Dixon vollständig hinter der Wand der Königinnenkammer verborgen. Sie weisen im Gegensatz zu den oberen beiden Köngskammerschächten keine Austrittstelle an der Pyramidenoberfläche auf, müssen also im Pyramidenkorpus enden. Sie werden nach einem jeweils genau gleich langem Verlauf von 65m von Steinplatten versperrt, in die jeweils mit Gips zwei Kupferbeschläge eingelassen sind. 1992 suchte der deutsche Ingenieur Rudolf Gantenbrink beim Einbau eines Ventilationssystems in den Nordschächten vergeblich für den südlichen unteren Schacht nach einem solchen Austrittspunkt, den Computerberechnungen für die 90. Steinlage ermittelten und bezeichnete es als "faszinierendsten Fund der Expedition", dass für die unteren Schächte ein so hoher Konstruktionsaufwand betrieben wurde, nur um sie schließlich zu verschließen und unsichtbar zu machen[5].

Der nördliche der beiden Schächte verläuft zunächst durch den Mantel der Königinnenkammer 1,93m horizontal und knickt unmittelbar danach nach oben ab. Gantenbrink ermittelte hier an 14 Messpunkten über eine Strecke von 17m einen Steigungswinkel zwischen 33,3 und 40,1 Grad. Nach 19m knickt der Schacht im 45-Grad-Winkel nach Westen hin ab, um der Großen Galerie auszuweichen. Nach 65 Metern wird der Schacht von einer glattpolierten Kalksteinplatte versperrt, in die zwei Kupferbeschläge eingelassen sind.

Fundstücke Dixons vermutlich aus dem unteren nördlichen Schacht. British Museum, London

Bei der ersten Erforschung der unteren Schächte 1872 durch Waynman Dixon stieß der schottische Ingenieur auf drei Artefakte, die er im Zusammenhang mit dem Nordschacht erwähnt. Dazu gehört ein kupferner, etwa 5 cm langer t-förmiger Haken, eine kleine grau-grünliche Kugel aus Diorit und ein etwa 13 cm langes Fragment eines Kantholzstabs. Der Holzstab gilt als verschollen, die ersten beiden Funde sind im Britischen Museum in London ausgestellt.

1992 stieß Rudolf Gantenbrink bei seiner Roboterfahrt durch den Schacht beim 7. Steinblock auf mehrere ineinanderverschraubte jeweils 2,7m lange und sechseckige Eisenstangen, die er Dixon zuordnete. Der schottische Ingenieur wollte damit die Länge des Schachtes ausmessen, dabei verkeilte sich das Gestänge allerdings an der Biegung des Schachtes und blieb stecken. Außerdem fand Gantenbrink am 45-Grad-Knick ein Kantholzstab mit Bruchkante, der zu dem verschollenen Holzfragment aus Dixons Artefaktenliste zu passen schien. Offenbar waren die Gegenstände den Schacht heruntergerutscht, als Dixon die Eisenstange vorzutreiben versuchte.

Neuere Erforschungen

Im Sommer 1986 entdeckten die französischen Architekten Jean-Patrice Goidin und Gilles Dormion in der Cheops-Pyramide damals noch unbekannte Kammern. Nachdem sie mit elektronischen Mikrosonden durch zwei Meter starkes Gestein hatten vordringen können, kam zunächst ein drei Meter breiter und rund 5,5 Meter hoher, mit Quarzsand gefüllter Raum zum Vorschein. Weiterhin wurde hinter der nordwestlichen Wand der Königinnenkammer noch ein Hohlraum geortet. Beide Räume wurden bis heute jedoch nicht geöffnet.

Im Jahr 1993 untersuchte der Mendener Ingenieur Rudolf Gantenbrink in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Archäologischen Institut (DAI) in Kairo unter Leitung von Rainer Stadelmann mit Hilfe des Mini-Roboters Upuaut-2 beide Schächte der Königinnenkammer. Diese Schächte haben im Gegensatz zu denen der Königskammer keine Öffnungen an den Außenwänden der Pyramide. Im nördlichen Schacht entdeckte das Gerät nach ungefähr vierzig Metern eine in einer Schachtbiegung fest verkantete längere Eisenstange, die 1872 von dem englischen Hobbyarchäologen und Entdecker dieser beiden Schächte Waynman Dixon bei einer blinden Inspektion nicht mehr entfernt werden konnte. Eine weitere Erkundung durch den Roboter in diesem Schacht war aufgrund des 45-Grad-Knicks nicht möglich, und es ist geplant, mit einem Spezialgerät eines Tages die verkantete Stange wieder vollständig zu entfernen. In den südlichen Schacht drang Upuaut-2 65 Meter ein und stieß dann auf einen Blockierstein aus der Bauzeit, der eine weitere Kammer vermuten ließ. In der Steinplatte waren zwei Kupferbeschläge eingegipst.

Am 17. September 2002 setzte eine von National Geographic gesponserte Expedition ein Roboter-Fahrzeug mit der Bezeichnung "Pyramid Rover" ein, der die Steinplatte durchbohrte und den dahinterliegenden Raum mit einer Kamerasonde inspizierte[6]. Der Vorgang konnte durch Fernsehübertragung zeitgleich in der ganzen Welt mitverfolgt werden. Hinter dem glatt polierten Blockierstein aus Tura-Kalk befand sich ein leerer Hohlraum, der mit einem diesmal roh behauenen und rissigen Blockierstein abgeschlossen ist. Eine weitere größere Kammer, wie mehrfach vermutet, wurde hinter dem Stein nicht gefunden[7].

Am 23. September 2002 verkündete die ägyptische Antikenverwaltung und das Kulturministerium schließlich den Fund einer weiteren "Tür" im nördlichen der Schächte, die in der Königinnenkammer entspringen. Der "Pyramid Rover" war am 18. September auch diesen Schacht diesmal allerdings ohne Fernsehübertragung hinaufgefahren. Nach den von Zahi Hawass veröffentlichten Ergebnissen sei die Steinplatte im Nordschacht baugleich derjenigen im Südschacht und versperre den Schacht auch in gleicher Distanz von der Königinnenkammer wie ihr südliches Pendant. Videoaufnahmen zeigen ebenfalls zwei Kupferbeschläge, von denen im Gegensatz zum Südschacht beide allerdings intakt zu sein scheinen[8].

Im Mai 2009 verkündete ein internationales Forscherteam um den britischen Ingenieur Dr. Robert Richardson die Ergebnisse einer weiteren Expedition im unteren südlichen Schacht. Dem eingesetzten Roboter Djedi gelang es, mithilfe eines nun schwenkbaren Kameraarms den Bereich unmittelbar hinter der vormals durchbohrten Steinplatte zu betrachten. In den Videoaufzeichnungen entdeckten die Forscher auf dem Schachtboden rötliche Hieroglyphen, von dessen Entschlüsselung sich Richardson Hinweise auf den Konstruktionszweck der Schächte versprach. Gleichzeitig erwiesen sich die beiden kupfernen Metallbeschläge an der Steinplatte auf deren Rückseite auf sich selbst zu sehr schmalen Ösen zurückgebogen. Nach Ansicht der Forscher sei dies ein Indiz darauf, dass die Kupferbeschläge weniger mechanischen als vielmehr ornamentalen Zwecken diene. Der Roboter sei zudem mit einem Miniatur-Ultraschallgerät ausgestattet, mit dem das Team in naher Zukunft die gegenüberliegende Wand abklopfen und so Hinweise auf ihre Mächtigkeit erhalten wolle[9]. Darüber hinaus wollte Richardson noch im Jahr 2011 den nördlichen der Königinnenkammerschächte weitererkunden.

Theorien zur Konstruktionsweise

Theorie der Inneren Rampen von Jean-Pierre Houdin

Der französische Architekt Jean-Pierre Houdin präsentierte Ende März 2007 in Paris eine Theorie zur Errichtung der Cheops-Pyramide, die auch von einer spiralförmigen Rampe ausgeht, welche allerdings anders als in der bis dahin diskutierten Rampentheorie im Innern der Pyramide in einem Tunnel mit nach oben konstruiert worden sein könnte. Houdin liefert auch eine Deutung zum Daseinszweck der Großen Galerie. So könnte das voluminöse Kraggewölbe als Rutsche für einen tonnenschweren, mit Steinen beladenen Schlitten gedient haben, der auf seinem Weg abwärts die massiven Granitquader der Königs- und der darüberliegenden Entlastungskammern auf der Südseite der Pyramide an einer Rampe emporgezogen haben könnte. Als Indizien nennt er die Vertiefungen an der linken und rechten Seite im Fußboden der Großen Galerie, in die jeweils hölzerne Führungselemente für den Schlitten eingelassen worden sein könnten, sowie die parallel verlaufenden Vorsprünge der Seitenwände des Gewölbes, die zusätzlich einen stabilisierenden Effekt auf die Schlittenvorrichtung ausgeübt haben könnten. Der deutsche Ägyptologe Robert Stadelmann sagte, Houdins Pyramidentheorie sei "nicht nur interessant, sie ist schlüssig und revolutionär"[10].

Die Verbindung zur Zahl Pi

Vor allem in populärwissenschaftlicher Literatur taucht gelegentlich die Aussage auf, die Erbauer hätten in den Maßen der Pyramide die Kreiszahl π (Pi) „verschlüsselt“. Die doppelte Grundseite (230,37 m)[11] geteilt durch die Höhe (146,60 m)[11] ergäbe π (3,14). Es ist jedoch wahrscheinlicher, dass ein ganzzahliges Verhältnis der Seitenlänge (440 Königsellen) zur Höhe (280 Königsellen) = 11:7 von den Erbauern gewählt wurde und nur zufällig die Hälfte von π ergibt. Die Abweichung von 11:7 zu π / 2 beträgt nur 0,04 %. Die Aussage, der Errichtung des Bauwerkes habe die Absicht zugrunde gelegen, bewusst mathematische Verschlüsselungen, wie z. B. π, einzubringen, ist demnach nicht nachgewiesen.

Der Pyramidenkomplex

Die Pyramiden von Gizeh: links Mykerinos, in der Mitte Chephren und rechts Cheops

Die Pyramide war von einer über acht Meter hohen Mauer aus Kalkstein umgeben und im Osten mit dem üblichen Totentempel versehen. Dieser heute völlig zerstörte Totentempel bildete den einzigen Zugang zum Bauwerk selbst. Ein Aufweg führte von hier zum Taltempel, dessen Standort erst in den letzten Jahren lokalisiert werden konnte, jedoch weiß man nichts über ihn.

Nebenpyramiden

Östlich vor der Pyramide stehen drei Nebenpyramiden für die Königinnen, die heute (von Nord nach Süd) mit G1a bis G1c bezeichnet werden.

  • G1a wird der Königs-Mutter Hetepheres zugeordnet, der Totentempel dieser Pyramide ist völlig abgetragen worden
  • G1b rechnet man einer Königin Meritites zu, von deren Totentempel nur die Grundmauern vorhanden sind
  • G1c war vielleicht für Henutsen, wie aus ihrem Totentempel ersichtlich scheint.

Die Zuordnung der Namen zu den Nebenpyramiden ist allerdings umstritten.

Der Standort einer vierten, kleinen Kultpyramide (G1d) am Südostende der Hauptpyramide ist erst vor wenigen Jahren durch Zahi Hawass ermittelt worden.

Friedhöfe

→ Hauptartikel: Nekropole von Gizeh

Östlich und westlich der Großen Pyramide entstanden klar geplante Mastaba-Friedhöfe. Auf dem Ostfriedhof befinden sich die Grabanlagen der Angehörigen des Cheops, insbesondere seiner Söhne (Bauefre, Chufuchaef, Horbaef, Hordjedef, Kawab und Minchaef). Die größte Mastaba des Ostfriedhofs gehört Anchhaf, einem Sohn des Snofru und damit wohl ein Bruder oder Halbbruder des Cheops. Auf dem Westfriedhof – den größten Gräberfeld auf dem Gizeh-Plateau – wurden Beamte bestattet. Beide Anlagen wurden während der 5. und 6. Dynastie um zahlreiche Gräber erweitert. Eine weitere Reihe von Mastabas wurde während der 6. Dynastie südlich der Cheops-Pyramide angelegt.

Bootsgruben

Bis heute wurden im Pyramidenbereich sieben schiffförmige Bootsgruben entdeckt. In allen befanden sich auseinandergenommene Teile echter Schiffe. Eines dieser Schiffe, das sogenannte Sonnenschiff, wurde 1954 von dem ägyptischen Architekten Kamal el-Mallakh und dem Archäologen Zaki Nur entdeckt. Die Barke war in 1224 Einzelteile zerlegt worden und wurde unter der Leitung von Ahmed Yussef Mustafa (Restaurator) erst im Jahr 1968 wieder vollständig zusammengesetzt. Bei einer Länge von 43,3 m ist es 5,6 m breit und hat einen Tiefgang von 1,50 m. Es kann heute im Museum an der Südseite der Cheopspyramide besichtigt werden.[12] Aufgrund der Fundstelle wird hier ein Bezug zur ägyptischen Mythologie vermutet, derzufolge der verstorbene König mit Booten den nächtlichen Sternenhimmel befuhr und selbst zum Stern wurde.

Eine kleine Sensation erlebten die Ägyptologen bei der Öffnung der Barkengräber: Sie wurden von König Radjedef angelegt, der somit als der Nachfolger des Cheops feststeht und die Bestattung seines Vaters vorgenommen hat.

Siehe auch

Literatur

Allgemein

Detailfragen

  • Dieter Arnold: Zur Zerstörungsgeschichte der Pyramiden. Ein Vortrag (Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts Kairo 47), Zabern Verlag Mainz 1991, S. 21–27
  • Jürgen Brinks: Die Stufenhöhen der Cheops-Pyramide – System oder Zufall? (Göttinger Miszellen 48), Göttingen 1981, S. 17–24
  • Nancy Jenkins: The Boat Beneath the Pyramid King Cheops’ Royal Ship. Verlag Holt Rinehart & Winston, Orlando 1983–01 ISBN 0-03-057061-1
  • Lásló Kákosy: The Plundering of the Pyramid of Cheops (Studien zur altägyptischen Kultur 16), 1989, S. 145–169
  • Jean Kerisel: Le conduit sud de la chambre de la reine dans la pyramide de Chéops (Bulletin de la Société Francaise d’Egyptologie 127), 1993, S. 38–44
  • Jean Kerisel: Pyramide de Khéops. Dernières recherches (Revue d’Egyptologie 44), 1993, S. 33–54
  • Mark Lehner: The Pyramid Tomb of Hetep-heres, and the Satellite Pyramid of Khufu 1985 ISBN 3-8053-0814-0
  • Paul Lipke: The Royal Ship of Cheops. A Retrospective Account of the Discovery, Restoration an Reconstruction. Verlag British Archaeological Reports, Oxford 1984 ISBN 0-86054-293-9
  • Mohammad Zaki Nour: The Cheops Boats. 1960
  • Rainer Stadelmann, Rudolf Gantenbrink: Die sogenannten Luftkanäle der Cheopspyramide. Modellkorridore für den Aufstieg des Königs zum Himmel (Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts Kairo 50), Zabern Verlag Mainz 1994, S. 285–294. ISBN 3-8053-1587-2

Film

  • Tatort Ägypten: Geheimnis der großen Pyramide. Dokumentation, 2003, 45 Min., Produktion: ZDF, Inhaltsangabe des ZDF.

Weblinks

 Commons: Cheops-Pyramide – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Roman Gundacker: Zur Struktur der Pyramidennamen der 4. Dynastie. In: Sokar, Nr. 18, 2009, S. 26–30
  2. Mark Lehner: Das erste Weltwunder. ECON Verlag Düsseldorf 1997, S. 109
  3. benben.de: "Die Große Pyramide des Königs Cheops in Giza". Abgerufen am 4. Juni 2011.
  4. Rainer Stadelmann: Die ägyptischen Pyramiden, Kulturgeschichte der antiken Welt Bd. 30, Zabern 1997 (3. aktualisierte und erweiterte Auflage), Tafel 35a
  5. cheops.org: "The Second 1992 Campaign - May 3rd to 22nd". Abgerufen am 3. Juni 2011.
  6. http://www.ancient-wisdom.co.uk/Ghizaarchitecture.htm
  7. Zahi Hawass, "The Secret Door Inside The Great Pyramid", guardians.net, abgerufen am 3. Juni 2011
  8. "Update: Third "Door" Found in Great Pyramid", National Geographic, 23. September 2002
  9. Discovery News, "Pyramid-Exploring Robot Reveals Hidden Hieroglyphs", 26. Mai 2011, abgerufen am 3. Juni 2011"
  10. "Cheops-Pyramide: Architekt will uraltes Bau-Rätsel gelöst haben". Spiegel Online, 2. April 2007, abgerufen am 5. Juni 2011.
  11. a b Alberto Siliotti: Pyramiden – Pharaonengräber des Alten und Mittleren Reiches. S. 48
  12. Alberto Siliotti: Pyramiden – Pharaonengräber des Alten und Mittleren Reiches, S.54

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