Melancholia (Film)

Melancholia (Film)
Filmdaten
Deutscher Titel Melancholia
Produktionsland Dänemark, Schweden, Frankreich, Deutschland
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahr 2011
Länge 130 Minuten
Stab
Regie Lars von Trier
Drehbuch Lars von Trier
Produktion Meta Louise Foldager,
Louise Vesth
Kamera Manuel Alberto Claro
Schnitt Molly Malene Stensgaard
Besetzung

Melancholia ist ein Science-Fiction-Drama aus dem Jahr 2011 von Regisseur Lars von Trier. Die Hauptrollen spielen Kirsten Dunst, Charlotte Gainsbourg und Kiefer Sutherland.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

In der Anfangssequenz des Films werden in einem mehrminütigen Zusammenschnitt surrealer Endzeitszenen stark stilisierte Porträts der Hauptfiguren und die Erde aus dem Weltall gezeigt. Durch den Zusammenprall der Erde mit dem Planeten Melancholia wird jene vollständig zerstört.

Der Film springt in der Zeit zurück und setzt nun in zwei Strängen die Handlung fort. Der erste Handlungsstrang, der mit 'Justine' überschrieben ist, beschreibt die Hochzeit von Michael und Justine im Schloss ihres Schwagers und ihrer Schwester Claire, zu der beide zu spät kommen. Die Festlichkeiten verlaufen unglücklich: Die Brauteltern Gaby und Dexter führen offen ihren Ehekrieg, Justine, die Braut, fühlt sich fremd unter ihren Gästen und bekommt Krach mit ihrem Arbeitgeber, der ebenfalls Gast ist. Sie wird immer depressiver und benimmt sich schließlich so sehr daneben, dass am Ende ihre Existenz vernichtet ist: Sie hat ihren Job verloren und ihren Ehemann, der ihr schließlich zu verstehen gibt, dass er sich die Ehe nicht mehr vorstellen kann. Sie flieht vom Fest und wird immer verzweifelter. Die Hochzeitsparty steht unter einem schlechten Stern. Am Himmel sieht sie Antares, der besonders hell strahlt.

Im zweiten Teil 'Claire' besucht Justine ihre Schwester Claire und deren Mann John. Claire ist die Tatkräftige. Sie hilft Justine, ihren Zusammenbruch zu überwinden. Angesichts des nahenden Planeten verliert Claire allerdings zunehmend die Fassung, während Justine allmählich wieder aufblüht. Sie 'sonnt' sich nachts nackt in seinem Schein. John, begeisterter Amateurastronom, stellt fest, dass Antares nicht mehr zu sehen ist, weil er durch den interstellaren Planeten Melancholia verdeckt wird. Er ist hinter der Sonne aufgetaucht und vor Antares vorbei gezogen. Nach seinen Berechnungen wird Melancholia die Erde in unmittelbarer Nähe passieren.

Der Planet fliegt an der Erde vorbei und es scheint, als habe John recht behalten. Doch der Planet kreuzt die Erdellipse ein zweites Mal und bewegt sich diesmal tatsächlich auf sie zu. Als John dies herausfindet, nimmt er sich mit Tabletten das Leben. Justine beruhigt Claire und deren Sohn Leo, indem sie einen improvisierten magischen Unterstand baut, der sie im Angesicht des Untergangs behüten soll. Der Film endet, als Melancholia die Erde trifft und vernichtet.

Hintergrund

Der Film feierte im Mai 2011 bei den 64. Filmfestspielen von Cannes Premiere. Bei der begleitenden Pressekonferenz kam es zu einem Skandal, als Lars von Trier sagte, er könne sich in Adolf Hitler einfühlen und verstehe die innere Logik seines Handelns.[1] In der Folge wurde Lars von Trier zur Persona non grata des Festivals erklärt. Der Film blieb jedoch im Wettbewerb.[2]

Kritiken

„Fast gänzlich verzichtet Trier auf derbe Pointen und Bilder der Überwältigung. Selbst sein schräger Humor findet sich nur noch in Andeutungen wieder, etwa wenn auf einem Golfplatz ein 19. Loch auftaucht. […] Nur anfangs zeigen Trier und sein Kameramann Manuel Alberto Claro einen Reigen aus atemberaubenden Tableaus, unterlegt mit dem Prélude aus Wagners „Tristan und Isolde“. Hier sieht man zum ersten Mal den Himmel, in dem zwei Monde gleichzeitig scheinen, und auch das Bild von Justine, wie sie von dichten, grauen Wollfäden gefesselt ist und sich nicht fortbewegen kann, ist unvergesslich. Doch wie Justine löscht sich auch der Film im Verlauf selbst aus. Die Bilder werden flüchtiger, die Szenen elliptischer, die Bedrohlichkeit des Weltuntergangs überträgt sich immer mehr allein akustisch, denn ab dem letzten Drittel hört man im Hintergrund konstant ein nervöses Pferdewiehern. Am Ende weiß man selbst nicht mehr, was an dieser Welt noch rettenswert sein soll. Und als Melancholia schließlich den ganzen Himmel einnimmt, spürt man wie Justine vor allem eines: Erlösung. Gewaltigeres kann ein Film nicht leisten. “

Hannah Pilarczyk – Der Spiegel[3]

„Aus dem kosmischen Abstand sieht dieser Weltuntergang ziemlich gut aus und hat auch eine irritierende sexuelle Komponente: Geil, wie hier die Erde verschwindet, in einem Super-Orgasmus! Seinen Hang zum radikalen Tabubruch hatte von Trier kürzlich in Cannes mit der ominösen „Okay, ich bin ein Nazi“-Bemerkung bewiesen.[…] „Melancholia“ ist eingängiger, was bedeutet, dass die wenig menschenfreundliche Botschaft – Weltekel und die Lust an der Vernichtung allen Lebens – wie eine Schlange ins Bewusstsein kriecht. Das Auge lässt sich nun mal leicht verführen. Und Lars von Trier bietet mit „Melancholia“ denn auch ganz große Oper – wie man so sagt, wenn eine Performance sehr virtuos, sehr pathetisch und künstlich ist und den Zuschauer am Ende erschüttert und ratlos zurücklässt.“

Martina Knoben – Süddeutsche Zeitung[4]

„Zwischen Roland Emmerichs Hollywood und Andrej Tarkowskis Autorenkino: Der Filmemacher Lars von Trier lässt in „Melancholia“ die Welt untergehen. Mit Vergnügen. […] Dankenswerterweise hat von Triers mitunter schwer erträgliche Misanthropie in Melancholia beinahe fürsorgliche Züge angenommen. Die Justine des zweiten Akts ist von allen Trier-Figuren zweifelsohne diejenige, der er sich am stärksten verbunden fühlt. Auch weil sie früh begriffen hat, dass der Mensch im Universum immer schon allein gewesen ist. Für die sentimentalen Anwandlungen Claires hat der Film dagegen nur Verachtung übrig. „Du willst, dass wir uns auf der Terrasse versammeln und zusammen ein Lied singen?“, fragt Justine ihre verängstigte Schwester ungläubig. Warum sich stattdessen nicht einfach auf der Toilette von der Welt verabschieden? Lars von Trier erweist sich mit Melancholia als vortrefflicher Apokalyptiker. Der Weltuntergang bereitet ihm sichtlich Vergnügen. “

Andreas Busche – Der Freitag[5]

Auszeichnungen

Kirsten Dunst wurde bei den 64. Filmfestspielen von Cannes 2011 mit dem Darstellerpreis ausgezeichnet. Alexander Skarsgård gewann auf dem Hamptons International Film Festival im selben Jahr eine lobende Erwähnung als bester Nachwuchsdarsteller.

Bei Bekanntgabe der Nominierungen für den Europäischen Filmpreis 2011 führt Melancholia das Favoritenfeld an und erhielt acht Nominierungen (bester europäischer Film, Regie, Darstellerin – Kirsten Dunst und Charlotte Gainsbourg, Drehbuch, Kamera, Schnitt und Szenenbild).

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Von-Trier-Skandal in Cannes
  2. Goldene Palme für „The Tree of Life“
  3. Filmkritik Trier-Meisterwerk „Melancholia“: Apokalypse. Wow!
  4. Filmkritik Geil, der Weltuntergang ist da!
  5. Filmkritik Sieht nicht gut aus

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