Charlotte Berend-Corinth

Charlotte Berend-Corinth
Charlotte Berend, Porträt von Lovis Corinth

Charlotte Berend-Corinth (* 25. Mai 1880 in Berlin; † 10. Januar 1967 in New York City) war eine deutsche Künstlerin der Berliner Secession, jüngere Schwester der Schriftstellerin Alice Berend und Ehefrau des Malers Lovis Corinth.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Frühe Jahre und Ausbildung

Charlotte Berend wurde als zweite Tochter des jüdischen Baumwollimporteurs Ernst Berend und seiner Frau Hedwig, geborene Gumpertz, geboren. Obwohl anfänglich dagegen willigte ihr Vater aufgrund ihrer zeichnerischen Begabung in ein Kunststudium seiner Tochter ein. 1898 absolvierte sie die Prüfung für die Aufnahme an der Staatlichen Kunstschule in der Klosterstraße und studierte bei Maximilian Schäfer. Ein Jahr später besuchte sie die Schule am Kunstgewerbemuseum Berlin und führte ihre Studien bei Eva Stort und Ludwig Manzel fort.

Ihr Leben mit Lovis Corinth

Lovis Corinth: Selbstporträt mit Charlotte Berend.
Lovis Corinth: Junge Frau mit Katzen, 1904. Bei der Porträtierten handelt es sich ebenfalls um Charlotte Berend

Ab 1901 nahm sie als erste Schülerin Unterricht bei Lovis Corinth, der eine private „Malschule für Weiber“ gegründet hatte und dem sie ab 1902 auch regelmäßig als Modell zur Verfügung stand. Bereits im darauffolgenden Jahr, am 26. März 1903 heirateten Lovis Corinth und Charlotte Berend, wobei sie sich für den Doppelnamen Berend-Corinth entschied. 1904 (Taufdatum: 4. April 1905) kam ihr gemeinsamer Sohn Thomas Corinth auf die Welt. Die Tochter Wilhelmine Corinth folgte sechs Jahre später am 13. Juni 1909.

Seit 1906 stellte Charlotte Berend-Corinth ihre Bilder in der Berliner Secession aus, wurde selbst aber erst 1912 Mitglied bei der Künstlervereinigung und blieb auch nach der Trennung der Secession weiterhin in der zu dem Zeitpunkt von Lovis Corinth geleiteten Secession. Sie führte ihre Malerei weiter und begann etwa ab 1909 mit verschiedenen grafischen Arbeiten in Form von lithographischen Mappenwerken und ersten Buchillustrationen. Nach dem ersten Schlaganfall Corinths 1911 unterbrach sie ihre Arbeiten und widmete sich der Pflege ihres Ehemannes. Im Jahr 1919 kaufte Lovis Corinth ein Grundstück in Urfeld am Walchensee, auf das seine Frau Charlotte ihm ein Haus bauen ließ. Corinth schrieb dazu: „Von allem, was du für mich getan hast, war deine größte Tat doch der Bau unseres Hauses am Walchensee“. Das Haus wurde zum Rückzugsort der Familie, an dem Corinth seine berühmten Walchensee-Bilder, Porträts und Stillleben produzierte.

Nach dem Tod Corinths

Lovis Corinth starb am 17. Juli 1925 im Alter von 67 Jahren. Nach dem Tod ihres Mannes widmete sich Charlotte Berend-Corinth vor allem um die Sichtung und Ordnung seines Nachlasses. Im Jahr 1926 veröffentlichte sie die von ihr redigierte Selbstbiographie ihres verstorbenen Ehemannes, zudem organisierte sie die erste Gedächtnisausstellung in der Alten Nationalgalerie im selben Jahr und begann mit den Arbeiten an dem Werkverzeichnis seiner Gemälde. Sie wurde bereits 1924 in den Vorstand der Secession aufgenommen und war auch Jurymitglied. In den 1920er Jahren unterstützte sie vor allem Personen des Berliner Theaterleben und produzierte Mappenwerke und Buchillustrationen für Max Pallenberg, Fritzi Massary und Valeska Gert und porträtierte unter anderen Michael Bohnen, Werner Krauß, Paul Bildt und Paul Graetz.

Im Jahr 1927 eröffnete sie selbst eine Malerschule in der Klopstockstraße 48, der gleichen Adresse, an der auch schon Corinth seine Schule hatte. Sie unternahm in der Folge zudem eine Reihe von Reisen zu Studienzwecken nach Italien, in die Türkei, nach Ägypten und nach Dänemark. Den größten Teil der dreißiger Jahre war sie, mit kurzen Unterbrechungen, in Italien wohnhaft, 1936 freundete sie sich mit einem Italiener namens Fernando an und hatte mit diesem wahrscheinlich auch eine Affäre. Dort entwickelte sie ihren sehr eigenen Stil der Landschafts-Aquarellmalerei, mit dem sie auch zu amerikanischen Ausstellungen eingeladen wurde. 1936 hatte sie ihre ersten Kollektivausstellungen in den USA, unter anderem in New York, Davenport und Scranton. Außerdem wurde sie zu internationalen Ausstellungen des Carnegie Institute in Pittsburgh, einer Galerie in New York, eingeladen.

Umsiedlung nach New York

Da ihr Sohn Thomas bereits seit 1931 in New York ansässig war, folgte sie ihm 1939 von der Schweiz aus in die Vereinigten Staaten. Sie blieb allerdings nur wenige Monate in New York, zog dann nach Santa Barbara in Kalifornien. Dort lebte sie von 1940 bis 1945, schloss enge Freundschaft mit Donald Bear, dem Direktor des Santa Barbara Museum of Art und malte zahlreiche kalifornische Landschaften. 1945 zog sie zurück nach New York und blieb dort, auch Wilhelmine und ihr Mann, die den Zweiten Weltkrieg in Hamburg erlebt hatten, zogen 1948 dort hin. Ihre Arbeiten bestanden seitdem vor allem aus Landschaftsaquarellen, Stillleben und Porträts und sie konnte zahlreiche Ausstellungen in amerikanischen Privatgalerien und Museen veranstalten.

1948 veröffentlichte sie ihre autobiografisches Buch Mein Leben mit Lovis Corinth, das sie bereits 1937 abgeschlossen hatte. 1950 folgte Als ich ein Kind war, in der sie ihre Jugend in Berlin reflektierte. Im Folgejahr 1951 sowie 1954 reiste sie nach Europa, unter anderem auch nach Deutschland und Österreich. 1956 lebte sie kurze Zeit für einen Studienaufenthalt auf den Karibischen Inseln, im selben Jahr reiste sie erneut nach Europa und stellte eigene Aquarelle im Kunstamt Berlin-Reinickendorf aus. Im darauf folgenden Jahr wurden ihre Werke in der Städtischen Galerie München gezeigt.

1958 veröffentlichte sie – im potenziellen 100. Geburtsjahr Lovis Corinths – das Werkverzeichnis Die Gemälde von Lovis Corinth, welches bis heute als Standardwerk betrachtet wird und 1992 von Béatrice Hernad nachbearbeitet wurde. Sie reiste nach Deutschland und veröffentlichte noch im selben Jahr ein weiteres Erinnerungsbuch mit dem Titel Lovis. 1960 und 1961 hatte sie erneut eine Reihe von Ausstellungen in amerikanischen und deutschen Privatgalerien. 1967 starb sie – noch im selben Jahr wurden ihre Werke in der Nationalgalerie in Berlin gezeigt; Charlotte Berend-Corinth hatte an der Konzeption der Ausstellung noch mitgewirkt, die durch ihren Tod zur Gedächtnisausstellung wurde.

Schriften

Literatur

  • Ursula El-Akramy: Die Schwestern Berend – Geschichte einer Berliner Familie. Europäische Verlagsanstalt Rotbuch Verlag, Hamburg 2002
  • Rudolf Pfefferkorn: Die Berliner Secession. Eine Epoche deutscher Kunstgeschichte. Haude & Spener, Berlin 1972.
  • Peter-Klaus Schuster, Christoph Vitali, Barbara Butts (Hrsg.): Lovis Corinth. Prestel, München 1996, ISBN 3-7913-1645-1.
  • Irmgard Wirth: Charlotte Berend-Corinth. Gemälde – Aquarelle – Graphik. Berlin Museum, Berlin 1969.

Weblinks

 Commons: Charlotte Berend-Corinth – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

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