Mark Heinrich von Nathusius

Mark Heinrich von Nathusius

Mark Heinrich von Nathusius (* 2. August 1932 in Kriele/Westhavelland) ist ein Generalmajor a. D. des Heeres der Bundeswehr. Er war von 1986 bis 1990 stellvertretender Amtschef und Chef des Stabes des Heeresamtes in Köln[1].

Mark Heinrich von Nathusius als stellvertretender Amtschef und Chef des Stabes des Heeresamtes in Köln, ca. 1988

Inhaltsverzeichnis

Jugend und Ausbildung

Mark Heinrich von Nathusius ist der älteste Sohn des Heinrich Adolf von Nathusius (1890–1958), eines Oberstleutnants a.D., Regierungsrats a.D. und Pfarrers. Seine Mutter war Ursula von Langen (1904–1938), eine Adoptivtochter des Oberstleutnants Ernst von Sommerfeld (1847–1922). Nathusius' Stiefmutter war Dorothee von Nathusius, geb. Gräfin zu Dohna-Schlobitten (1909–1992), eine Enkeltochter des Generalfeldmarschalls Karl Friedrich Emil zu Dohna-Schlobitten[2]. Sein Urgroßvater war Heinrich von Nathusius. Aus den drei Ehen des Vaters hatte Nathusius zwei weitere Brüder und drei Schwestern.

Seine Kindheit und Jugend verlebte er im heutigen Bundesland Brandenburg, zunächst in Stechow bei Rathenow, später bis 1951 in Vietmannsdorf bei Templin, wo sein Vater seit 1948 als Prediger und Pfarrer tätig war. Nathusius machte 1951 sein Abitur auf dem humanistischen Joachimsthaler Gymnasium Landesschule Templin[3]. Nachdem der Wunsch nach einem veterinärmedizinischen Studium an der Ostberliner Humboldt-Universität wie der nach einer Ausbildung auf dem Gestüt Neustadt/Dosse aus politischen Gründen abgelehnt wurde, siedelte Nathusius noch 1951 aus der Sowjetischen Besatzungszone über die damals noch grüne Grenze nach Westdeutschland über. Nach Abschluss einer landwirtschaftlichen Lehre auf dem Thieheuer'schen Rittergut in Leeseringen im Landkreis Nienburg arbeitete er zunächst als Volontär auf einem Besitz der Familie von Joest (Gut Eichholz bei Wesseling im Rheinland). Ab 1954 war er Verwalter auf dem Gut der Familie von Borries in Steinlacke bei Herford – bis 1956.

Militärische Laufbahn

Am 2. Mai 1956 trat Nathusius dann als Offiziersanwärter in das Panzeraufklärungs-Lehrbataillon in Bremen-Grohn ein. Wegen des Mangels an jungen Offizieren in der gerade erst gegründeten Bundeswehr erfolgte die Beförderung zum Leutnant bereits nach 14 Monaten. 1958 kam dann die erste Versetzung als S1 (Personal) zum Panzergrenadierbataillon 43 nach Göttingen. Kommandeur der übergeordneten Panzergrenadierbrigade 4 war damals Wolf Graf Baudissin, der maßgeblich an der Entwicklung des Konzeptes zur Inneren Führung beteiligt gewesen war und der trotz seiner in der Bundeswehr oft kritisierten Einstellung die zukünftige Haltung von Nathusius in Führungsfragen stark beeinflusste. In die Göttinger Zeit fiel die Beförderung zum Oberleutnant.

1960 wurde Nathusius als Zugführer zur Panzeraufklärungskompanie 20 der damaligen Panzergrenadierbrigade 2[4] nach Braunschweig versetzt. Von 1961 bis 1964 war er Kompaniechef des 1956 aufgestellten Panzeraufklärungsbataillons 5 zunächst in Fritzlar, und ab 14. Dezember 1962 in Sontra an der Zonengrenze, wohin das ganze Bataillon verlegt worden war. Das Bataillon gehörte zur 5. Panzerdivision.

Generalstabsoffizier

Bereits als Kompaniechef fand für Nathusius die Generalstabsvorausbildung statt. 1964 erfolgte dann die Versetzung zur Generalstabsausbildung an die Führungsakademie der Bundeswehr (FüAkBw) Hamburg. Zum gleichen Jahrgang gehörten spätere Freunde wie Henning von Ondarza und Hans-Henning von Sandrart. Ab 1966 folgten dann zunächst Generalstabsverwendungen als G2 (Feindnachrichten und Aufklärung) und G4 (Logistik) im Stab der 1. Panzergrenadierdivision in Hannover sowie als G3 (Organisation, Einsatz, Ausbildung) bei dem Stab der Panzerbrigade 33 in Lingen (Ems). Die Brigade war damals der 11. Panzergrenadierdivision in Oldenburg unterstellt.

Von 1970 bis 1972 war Nathusius in Oldenburg Kommandeur des Panzerbataillons 314 bei der Panzergrenadierbrigade 31. Mit dieser Verwendung erfolgte ein Truppengattungswechsel für den bisherigen "Aufklärer". Nach einer einjährigen Verwendung (1973) im Bundesverteidigungsministerium in Bonn als Hilfsreferent beim Führungsstab der Streitkräfte (FüS) wurde er 1974 Referatsleiter im Führungsstab des Heeres (FüH). Hier wurde damals die neue Heeresstruktur 4 entwickelt. 1975 wurde Nathusius zum Oberst befördert.

Am 28. September 1977[5] wurde er Kommandeur der Panzerbrigade 34[6] in Kassel. Die Brigade war bereits nach dem neuen Heeresmodell 4 gegliedert und somit ein Versuchs-und Erprobungstruppenteil ("Modellbrigade"), der entsprechend häufig von hohen Offizieren und Politikern[7] besucht wurde[8]. Nathusius kommandierte die Brigade bis zum 31. März 1981.

Heeresamt

Am 1. April 1981 erfolgte neben der Beförderung zum Brigadegeneral eine Versetzung nach Köln zum Heeresamt als Abteilungsleiter I (LtrAbt I) und General für allgemeine Heeresaufgaben (GenAllgHAufg). In der Funktion als Leiter der ersten Abteilung war Nathusius auch Vorsitzender einer Steuergruppe der deutsch-amerikanischen Heeresgeneralstabs-Gespräche. Diese Tätigkeit führte ihn in den folgenden fünf Jahren häufig in die USA. 1986 wurde Nathusius zum Generalmajor befördert, außerdem wurde er nun stellvertretender Amtschef und Chef des Stabes des Heeresamtes[9][10]. Am 30. September 1990 wurde er im Rahmen einer feierlichen Verabschiedung im Heeresamt mit einer Serenade in den vorgezogenen Ruhestand versetzt. Seit Oktober 1990 lebt Nathusius mit seiner Frau in Bad Godesberg.

Familie

Am 10. August 1962 heiratete Nathusius in Wennigsen bei Hannover. Seine Frau, Jutta von Nathusius, geb. Flechtner, ist die Tochter des Oberforstmeisters Eckard Flechtner (1905–1991), eines Sohnes des Generalmajors a.D. Arthur Philipp Flechtner und der Ingeborg Flechtner, geb. von Thaer (1913-2009), einer Tochter des Landeshauptmanns von Schlesien, Georg von Thaer.

Das Ehepaar hat drei Kinder. Eine Enkeltochter ist die polnische Fernsehschauspielerin Suzanna von Nathusius. Nathusius' älteste Schwester Ehrengard (1918-1981) war mit dem Generalmajor a.D. Bern von Baer, die ebenfalls ältere Schwester Elisabeth (1920-1994) mit dem Mitbegründer der internationalen Rechtsanwaltskanzlei CMS Hasche Sigle, Walter Hasche verheiratet. Der Ehemann der Schwester Helene (1929-1970) war der Historiker Helmut von Jan.

Veröffentlichung

Deutsche Führung 1914 im Osten, in: Zehn Jahre Führungsakademie der Bundeswehr. Eine Erinnerungsschrift zum 1.1.1967, Bundeswehr, Hamburg 1967

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Gem. Info des Bundesarchivs in Koblenz
  2. Gem. Genealogy.euweb.cz, Dohna, hier: A2-B1-C6-E1-F4
  3. Gem. Heinz Wegener, Das Joachimsthalsche Gymnasium – die Landesschule Templin: Ein Berlin-Brandenburgisches Gymnasium im Mahlstrom der deutschen Geschichte 1607-2007, ISBN 978-3-929829-62-4, Berlin Story, Berlin 2007 S. 265
  4. Später umbenannt in Panzerbrigade 2
  5. Hessische/Niedersächsische Allgemeine vom 29. September 1977, Appell zum Kommandeurswechsel. Übernahme der Panzerbrigade 34 durch Oberst Mark-Heinrich von Nathusius
  6. Später umbenannt in Panzerbrigade 6
  7. So begleitete der damalige Verteidigungsminister Hans Apel mehrere Tage die Brigade bei einer deutsch-amerikanischen Truppenübung im Jahr 1978
  8. ... Diese neue Struktur war ausgelegt auf größere Flexibilität beim Einsatz der Kräfte und sollte ein schnelleres Bilden und Verlagern von Schwerpunkten im Gefecht ermöglichen. Die Umgliederung des Feldheeres in die Heeresstruktur 4 begann am 1. Oktober 1980 und war bereits Ende 1981 abgeschlossen. Die wesentlichen Veränderungen ergaben sich auf der Ebene der Brigaden und der Bataillone. Unter Beibehaltung eines hohen Präsenzgrades sollten kleinere Kampfverbände in größerer Zahl und einer somit höheren Führerdichte entstehen. Die Anzahl der Kampftruppenbataillone erhöhte sich in den Brigaden von drei auf vier. Des Weiteren wurden gemischte Panzer- und Panzergrenadierbataillone eingerichtet ..., gem. Reinhard Teuber, Die Bundeswehr 1955-1995, Norderstedt 1996 sowie andere Quellen, im: Bundesarchiv
  9. Gem. Kölner Stadtanzeiger vom 26. März 1986
  10. Seit 1991 sind die Funktionen auf zwei Funktionsträger verteilt

Literatur

  • Manfred Sadlowski (Hrsg.), Handbuch der Bundeswehr und der Verteidigungsindustrie 1985/86, Bernard und Graefe, ISBN 3-7637-5285-4, Koblenz 1985

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