Maria Sondheim

Maria Sondheim
Maria Sondheim vom Rosengarten in Arnstein aus aufgenommen (2002)

Die Pfarr- und Wallfahrtskirche Maria Sondheim (eigentlich Unsere Liebe Frau vom Rosenkranz) ist ein überwiegend im spätgotischen Stil errichteter Sakralbau südwestlich und etwas außerhalb des Ortskerns der Stadt Arnstein in Unterfranken. Die heutige Kirche wurde Mitte des 15. Jahrhunderts begonnen und ist eines der bedeutendsten Baudenkmäler Arnsteins.

Inhaltsverzeichnis

Kirchenbau und Architektur

Die Initiative zum Bau der heutigen Kirche ist in Ablassbriefen von Papst Eugen IV. und Bischof Gottfried IV. Schenk von Limpurg aus den Jahren 1444 und 1445 nachgewiesen. Zuvor hatte es an gleicher Stelle schon einen Bau gegeben, der zusammen mit dem Ort Arnstein im Ersten Markgräflerkrieg verheert worden war.

Die Pläne sahen zunächst eine dreischiffige gotische Hallenkirche vor. Dies lässt sich an den im Ostteil der Kirche sichtbaren Strebepfeilern mit den Anfängen von Gurten, Rippen und Scheidbögen ablesen. Diese wurden zusammen mit den Spitzbögen des geplanten geraden Chorabschlusses in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts in die viel schlichtere Endgestalt des Gebäudes einbezogen. Der westliche Teil wurde dann in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts noch einfacher gestaltet, wie die glatteren Strebepfeiler außen an der Kirche verdeutlichen. Die Vollendung zog sich bis zum Anfang des 16. Jahrhunderts hin.

Äußeres Erscheinungsbild

Die Kirche befindet sich gegenüber von Arnstein auf der anderen Seite der Wern in den Flussauen und bildet das Zentrum des ummauerten Arnsteiner Friedhofs. Das Kirchenschiff erstreckt sich auf der Ost-West-Achse. Der schlichte spätgotische Außenbau mit seinen Strebepfeilern trägt ein hohes, steiles Schieferdach. An der Nordfassade wurde über der Sakristei ein Turm errichtet, der das Steildach nur wenig überragt und an einen Dachreiter erinnert.

Zwei mit Pultdächern versehene Seitenkapellen im Norden und Süden gliedern die Langseiten. Ein flacher, nach außen offener Anbau an der Nordostecke des Chores beherbergt eine Ölberggruppe. Christus und die schlafenden Jünger sind in überlebensgroßen Sandsteinfiguren ausgeführt, die vom Ende des 15. Jahrhunderts stammen. An der Südfassade befindet sich ein vor das Südportal gebauter Balkon über dem Zugang. Er diente wahrscheinlich im Spätmittelalter der Reliquienschau der Wallfahrer.

Innenraum

Das heutige Erscheinungsbild des Innenraums wurde unter Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn vollendet. 1605 fiel die Entscheidung, auf die vorgesehene Gewölbedecke im Inneren zu verzichten und eine Flachdecke einzuziehen, wie sie heute noch zu sehen ist. Die einschiffige Hallenkirche wird durch drei weite Sitzbögen in der Mitte des Raumes in zwei ungleiche Teile geschieden: den Chor auf der Ostseite und im Westen das Kirchenschiff mit einer kleineren Grundfläche. Im Chorraum befindet sich eine leicht erhöhte Plattform für den Altar.

Ausstattung

Zu beiden Seiten des Langhauses ziehen sich an den Wänden Reihen von Epitaphien entlang, in der Mehrzahl von Mitgliedern der Familie der Herren von Hutten, entlang. Über dem Eingang zur Sakristei an der Nordwand ist ein überlebensgroßer Kruzifixus vom Anfang des 16. Jahrhunderts angebracht.

An der Flachdecke des Chorraumes befindet sich ein großes Deckenfresko von Johann Philipp Rudolph, das 1770 entstand und die Seeschlacht von Lepanto zeigt. 1879 renovierte Johann Mayer das Deckenfresko. 1892 bis 1893 erfolgte dann eine, dem Zeitgeist entsprechende, Generalrenovierung des Innenraumes mit neugotischen Malereien und Ausstattung.[1]

Im Chorraum steht ein einfacher, freistehender Sandsteintisch in modernem Stil. Von hier aus sind die drei bunten Kirchenfenster im Blick, die den Chor umgeben und weit heruntergezogen sind. In der Mitte befindet sich das vierachsige Fenster, das 1954 der Münchner Kunstmaler Bruder Wilfried Braunmüller gestaltet hat. In den dreiachsigen Fenstern der beiden Schrägseiten links und rechts des Mittelfensters haben sich Glasgemälde aus dem 15. und frühen 16. Jahrhundert erhalten.

Die historische Orgel der Wallfahrtskirche wurde 1998 umfassend restauriert. Das rein mechanische Instrument hat 21 Register auf zwei Manualen und Pedal.[2]

Renovierung und Sanierung

1954 bis 1960 wurden im Zuge einer groß angelegten Renovierung einige neugotische Elemente sowie die Ornamentmalereien aus den 1890er-Jahren wieder entfernt. Ab 2000 musste die Kirche saniert werden, wobei insbesondere das Dach einen hohen Renovierungsaufwand verursachte.[3] Bei der Neugestaltung des Chorraumes in den Jahren 2000 bis 2002 wurde das Kreuz aus dem 16. Jahrhundert wieder über dem Altar aufgehängt. Im Zuge dessen wurde ein neues, abstraktes Altarbild des Künstlers Matthias Kroth aufgestellt, das durch seine leuchtenden Orange-, Gelb- und Rottöne auffällt.

Ebenfalls bei der Renovierung erhielt das Gnadenbild der seit Jahrhunderten bezeugten Arnsteiner Wallfahrt einen prominenteren Platz, indem es vom rechten Rand an die Vorderkante der Altarplattform rückte. Das spätgotische Vesperbild ist eine bemalte Holzfigur der Pietà und entstand um 1470 in der Werkstatt eines unbekannten Meisters aus Mainfranken. Die Geschichte der Wallfahrt reicht bis in die Zeit des Kirchenbaus zurück. Auch heute ziehen Maria Sondheim und das Gnadenbild jedes Jahr eine Vielzahl an Pilgern an.[4]

Einzelnachweise

  1. Touristische Informationen der Stadt Arnstein
  2. Disposition auf der Website der Orgelbaufirma Rensch
  3. Informationen zur Renovierung des Fraunhofer-Informationszentrums Raum und Bau IRB
  4. Maria Sondheim als Wallfahrtsort

Literatur

  • Walter Herdrich: Arnstein. Wallfahrtskirche Maria Sondheim. Stadtkirche. Spitalkirche. (= Peda-Kunstführer 150). Herausgegeben vom Katholischen Pfarramt Arnstein. Kunstverlag Peda, Passau 1994, ISBN 3-930102-55-2.

Weblinks

49.9733759.962701

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Sondheim — steht für: Sondheim vor der Rhön, Gemeinde im Landkreis Rhön Grabfeld, Bayern, Deutschland Sondheim im Grabfeld, Ortsteil von Mellrichstadt, Landkreis Rhön Grabfeld, Bayern, Deutschland Sondheim (Homberg), Stadtteil von Homberg (Efze), Schwalm… …   Deutsch Wikipedia

  • Maria Friedman — Born Maria Freedman 19 March 1960 (1960 03 19) (age 51) Bernese Oberland, Switzerland Occupation Actress Years active 1980 present …   Wikipedia

  • Maria (1956 song) — Maria is a song from the Broadway musical West Side Story, sung by the lead character Tony. The music was written by Leonard Bernstein and lyrics by Stephen Sondheim. The song was published in 1956. Maria is sung by the male lead Tony when he… …   Wikipedia

  • Maria Tallchief — (born January 24, 1925) was the first American prima ballerina. From 1942 to 1947 she danced with the Ballet Russe de Monte Carlo, but she is best known for her time with the New York City Ballet from 1947 to 1965. Contents 1 Early life 2 New… …   Wikipedia

  • Mariä Himmelfahrt (Bad Neustadt an der Saale) — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Maria Louise Ciccone — Madonna Pour les articles homonymes, voir Madonna (homonymie) et Ciccone …   Wikipédia en Français

  • Josep Maria Pou — Josep Maria Pou, en una imagen de 2008. Nombre real Josep Maria Pou i Serra Nacimiento 1944 …   Wikipedia Español

  • Josep Maria Pou — (Mollet del Vallès, Barcelona, 1944) is a Catalan film, theatre and television actor. He studied drama in Madrid and made his debut in Teatro María Guerrero (1970) Cinema *2007 Barcelona (un mapa) , Ventura Pons *2006 Miguel y William , Inés… …   Wikipedia

  • Josep Maria Pou — (* 1944 in Mollet del Vallès in der Provinz Barcelona) ist ein spanischer Schauspieler. Er studierte Theaterwissenschaften in Madrid, Debüt in Teatro María Guerrero (1970) …   Deutsch Wikipedia

  • Josep Maria Pou — (né à Mollet del Vallès, Barcelone, en 1944) est un acteur espagnol de cinéma, théâtre et télévision. Il étudie l’art dramatique à Madrid et fait son début au Teatro María Guerrero (1970). Sommaire 1 Filmographie 2 Théâtre …   Wikipédia en Français

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”