Luigi Malipiero (Regisseur)

Luigi Malipiero (Regisseur)

Luigi Malipiero (* 5. April 1901 in Triest, Italien; † 24. Februar 1975 in Sommerhausen, Deutschland) war ein deutscher Theaterregisseur und -intendant, Schauspieler, Bühnenbildner und Maler.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Malipiero wurde in Triest als Kind einer baltisch-deutschen Mutter und eines italienischen Vaters geboren, dessen Familie seit dem Jahre 1100 in Venedig lebte. Aufgewachsen ist er zunächst in Wien, später in Berlin, wo er die Volksschule besuchte und sich autodidaktisch zum Maler, Schauspieler, Regisseur und Bühnenbildner fortbildete. Seit 1915 betätigte er sich als Maler. Weil er wegen zu geringer Einnahmen als Maler von den Nazis umgeschult werden sollte (das war damals die Übung), verpflichtete ihn der Intendant am Nordmark-Landestheater in Schleswig-Holstein 1934 für 65 Reichsmark als zweiten Bühnenbildner, obwohl Malipiero noch nie eine Bühne von hinten gesehen hatte. Sein Einfallsreichtum, seine Phantasie und sein Fleiß ersetzten jedoch die mangelnden Kenntnisse, so übertrug man ihn bald die Bühnenbilder und Kostüme der wichtigsten Inszenierungen.

1940 kehrte er nach Berlin zurück. Hier wirkte er bis zur Zerstörung des Hauses 1943 als Bühnenbildner an der Staatsoper und ging bis 1943 zu Gastspielen an viele große Theater, so auch mit einigen von ihm ausgestatteten Balletszenen zu den Mozartfestspielen nach Würzburg. In dieser Stadt, die damals noch im alten Glanz erstrahlte, wollte er sich niederlassen, fand aber keine Behausung. Der Rat von Freunden, sich nach Sommerhausen vor die Tore der Stadt zu begeben, entschied sein weiteres Leben: 1944 ließ er sich dort nieder.

Hier organisierte er Kulturtage auf einer provisorischen Bühne, die so großen Erfolg hatten, dass er 1950 das Torturmtheater gründete, mit 50 Plätzen eines der kleinsten Theater Deutschlands. Er wirkte am Torturmtheater als Schauspieler, Regisseur, Intendant, Bühnenbildner und -maler zugleich und führte im Laufe der Jahre sieben Stücke auf, darunter Johann Wolfgang von Goethes Faust sowie William Shakespeares Sturm und Sommernachtstraum.

"Seine" Gemeinde Sommerhausen machte er in den 1950er und 1960er Jahren nahezu im Alleingang berühmt. Daneben wirkte Malipiero auch als Schauspieler an einigen Kino- und Fernsehfilmen mit. Zudem verdienten sich zahlreiche junge Theaterleute ihre ersten Sporen an seinem Torturmtheater und auch sein Beispiel des Arbeitens und Wohnens in einem Turm machte Schule bei zahlreichen Künstlern, etwa in der Person seines Schülers Hannes Fabig im nahegelegenen Segnitz. Auch sein Nachfolger als Prinzipal des Torturmtheaters, Veit Relin, machte ihm dies nach, allerdings mit dem Unterschied, dass der sich in seinen eigenen Sommerhäuser Turm einen modernen Aufzug einbauen ließ.

Bewertung

Der frühere Würzburger Oberbürgermeister und Verleger Michael Meisner schrieb in seinem Nachruf: "Seine künstlerische Kraft drückte sich schon in seiner äußeren Erscheinung aus. Wenn er irgendwo auftrat, es mochte in einem Lokal, in einer Ausstellung oder sonstwo sein: Jeder fühlte, hier kommt jemand, der anders ist als du und ich. Als er als junger Mensch das erstemal in ein Kino ging — es wurde wohl Der Student von Prag gespielt —, war er von einem Schauspieler besonders beeindruckt, dem großen Werner Krauß. Und dann hat er in Berlin keine Theateraufführung versäumt, in der Werner Krauß auftrat, ist schließlich in nähere Beziehung zu ihm getreten und wurde sein bester Freund. Und so hat sich etwas ganz merkwürdiges vollzogen: Sein Antlitz wurde dem von Werner Krauß mit den großen hellen Augen immer ähnlicher. Die letzte öffentliche Darbietung, die er in seinem Torturm veranstaltete, war denn auch eine Werner-Krauß-Ausstellung mit einer ergreifenden Rede von Luigi."

Ehrungen

Luigi Malipiero war unter anderem Träger des Bundesverdienstkreuzes erster Klasse und des Bayerischen Verdienstordens, der nur an eine beschränkte Anzahl von Personen verliehen wird. Er erhielt den Kulturpreis der Stadt Würzburg und wurde Ehrenbürger der Marktgemeinde Sommerhausen.

Quellen

N. N.: "Malipiero ist tot." — Würzburg: Mainpost 26. Februar 1975, 1.

Michael Meisner: "Irgendwie war er einzigartig. Das erfüllte Leben von Luigi Malipiero, des Theaters Tausendsasa." — Würzburg: Mainpost 27. Februar 1975, 11.

Weblinks


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