Lufengpithecus

Lufengpithecus
Lufengpithecus
Zeitraum
Mittleres Miozän
12 bis 8 Mio. Jahre
Fundorte
Systematik
Unterordnung: Trockennasenaffen (Haplorhini)
Teilordnung: Altweltaffen (Catarrhini)
Überfamilie: Menschenartige (Hominoidea)
Familie: Menschenaffen (Hominidae)
Unterfamilie: Ponginae
Gattung: Lufengpithecus
Wissenschaftlicher Name
Lufengpithecus
Wu, 1987[1]

Lufengpithecus ist eine ausgestorbene Gattung der Primaten, die während des mittleren Miozäns in Asien vorkam. In China entdeckte Fossilien, die zu dieser Gattung gestellt werden, wurden überwiegend in die Zeit vor rund 9 bis 8 Millionen Jahren datiert.[2] In Thailand geborgene Fossilien, die 2003 gleichfalls Lufengpithecus zugeschrieben wurden, sollen 12 bis 11 Millionen Jahre alt sein.[3]

Die morphologischen Merkmale der Zähne und der Knochen unterhalb des Kopfes von Lufengpithecus ähneln in gewissem Maße den Merkmalen der heute lebenden Orang-Utans, weswegen die Gattung Lufengpithecus in die Familie der Ponginae eingeordnet wird und als Schwestergruppe der Gattungen Pongo (= Orang-Utans), Sivapithecus und Ankarapithecus gilt.[4]

Der Gattung gehören folgende Arten an:

Die Eigenständigkeit von Lufengpithecus chiangmuanensis ist umstritten; es wurde vorgeschlagen, die nordthailändischen Funde als lokale Variante der Art Lufengpithecus keiyuanensis zu interpretieren.[5]

Historisches

Die heute in der Gattung Lufengpithecus vereinigten Funde waren ursprünglich diversen anderen Gattungen zugeordnet worden. So waren beispielsweise bereits 1956 im Bereich der Xiaolongtan-Kohlengrube von Kaiyuan fünf rund 10 bis 8 Millionen Jahre alte Zähne entdeckt und zunächst als Dryopithecus keiyuanensis der Gattung Dryopithecus, später aber als Ramapithecus keiyuanensis der Gattung Ramapithecus zugeordnet worden. 1987 wurden sie dann als eigenständige Gattung geführt und seitdem als Lufengpithecus keiyuanensis bezeichnet;[6] einige Funde waren zuvor auch als Sivapithecus keiyuanensis bezeichnet worden.

Ähnlich verwirrend war lange Zeit die Vielfalt der Bezeichnungen für die seit 1975 geborgenen und auf ein Alter von 9 bis 8 Millionen Jahre datierten Funde aus Shihuiba; gleiches gilt für die seit 1986 entdeckten, rund 9 Millionen Jahre alten Funde aus dem Yuanmou-Becken, für die 1987 sogar u. a. die Bezeichnungen Homo habilis zhupengensis, Homo erectus zhupengensis und Homo orientalis vorgeschlagen worden waren.

Die heute übliche, übersichtliche Zuordnung der Funde aus Yunnan zu drei Arten einer Gattung geht auf eine von Terry Harrison 2002 veröffentlichte Übersichtsarbeit zurück.[7]

Lufengpithecus ist ein Kunstwort, gebildet aus der Bezeichnung des Kreises Lufeng im Autonomen Bezirk Chuxiong der Yi in der chinesischen Provinz Yunnan sowie aus dem griechischen Wort πίθηκος (altgriechisch ausgesprochen píthēkos: „Affe“ ) und bedeutet somit „Affe von Lufeng“.

Einzelnachweise

  1. Rukang Wu: A revision of the classification of the Lufeng great apes. In: Acta Anthropologica Sinica, Band 6, 1987, S. 265–271
  2. David R. Begun: Fossil record of Miocene Hominoids. In: Winfried Henke, Ian Tattersall (Hrsg.): Handbook of Paleoanthropology. Springer Verlag, Berlin 2007, S. 924, ISBN 978-3-540-32474-4
  3. Yaowalak Chaimanee u. a.: A Middle Miocene hominoid from Thailand and orangutan origins. In: Nature, Band 422, 2003, S. 61–65, doi:10.1038/nature01449.
    In dieser Studie wird das Alter der Funde auf 13,5 bis 10 Mio. Jahre geschätzt. Spätere Datierungen (siehe Martin Pickford u. a.) ergaben 12 bis 11 Mio. Jahre.
  4. David R. Begun: Fossil record of Miocene Hominoids, S. 952
  5. Martin Pickford u. a.: Age and taxonomic status of the Chiang Muan (Thailand) hominoids. In: Comptes Rendus Palevol, Band 3, Nr. 1, 2004, S. 65–75, doi:10.1016/j.crpv.2003.09.029
  6. R. Wu: A revision of the classification of the Lufeng great apes. In: Acta Anthrop. Sin., Band 6, 1987, S. 265–271
  7. Terry Harrison u. a.: On the systematic status of the late Neogene hominoids from Yunnan Province, China. In: Journal of Human Evolution, Band 43, 2002, S. 207–227, doi:10.1006/jhev.2002.0570
    Dieser Übersichtsarbeit sind auch die historischen Daten und Benennungen entnommen.

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