Peter Heel (Bildhauer)

Peter Heel (Bildhauer)
Pfarrkirche Pfronten mit dem „Bildhauerturm“
Engel von Peter Heel am Hochaltar in Wolfgegg
Stuckarbeit in der Filialkirche Pfronten-Heitlern
Hochaltar der Wallfahrtskirche Maria Hilf in Speiden
Figuren im St. Joseph-Altar in Wehringen
Hl. Barbara in der Kirche von Schöllang
Kerkerchristus in der Pfarrkirche Zell (Eisenberg/Allgäu)

Peter Heel (* 9. Mai 1696 Pfronten-Ried im Allgäu ; † 26. April 1767 in Pfronten-Röfleuten) war ein süddeutscher Rokokobildhauer. Ein Zeitgenosse Heels, der Benefiziat Seyfried in Maria Rain, nennt ihn den „vornemmen Bildhauer zu Pfronten“.[1] Peter Heel ist der Halbbruder des Freskenmalers Johann Heel.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Peter Heel wurde als ältester Sohn von insgesamt acht Kindern des begüterten Gastwirts Martin Heel und seiner zweiten Frau Katharina, geb. Sprenger, geboren. Seine erste künstlerische Ausbildung wird er in seinem Heimatort selbst bekommen haben. Hier lebten im 17. und 18. Jahrhundert viele tüchtige Kunsthandwerker, darunter der Bildhauer Nikolaus Babel (1643–1728). Peter Heel hat ziemlich sicher eine Akademie besucht, denn er wird in den Briefprotokollen des Amtmannamtes Pfronten oft als „Herr“ bezeichnet, ein Titel, der hier nur Studierten zukam. Stilistische Querverbindungen weisen auf eine Ausbildung bei Ehrgott Bernhard Bendl in Augsburg. Hinweise gibt es auch für eine lebenslange Freundschaft mit Joseph Anton Feuchtmayer. Heel heiratete erst 1739 die Maria Ursula Schneider, die Schwester der Frau seines Halbbruders Johann Heel, der in Göggingen als Maler arbeitete. Peter Heel starb kinderlos. In der Sterbematrikel wird er als artis statuariae peritissimus (sehr erfahren in der Bildhauerkunst) bezeichnet.

Werk

Bildhauer und Stuckateur

Nur ganz wenige Figuren aus der Hand Peter Heels sind auch archivalisch für ihn gesichert. Jedoch können ihm sehr viele Plastiken im süddeutschen Raum zugeschrieben werden. Heels Figuren zeichnen sich durch hohe Eleganz und ekstatische Bewegtheit aus. Typisch für den Bildhauer ist vor allem die Ausarbeitung der Gewänder mit einer Vielzahl kantiger, prismatisch geformter Falten. Hier erweist sich Heel als exzellenter Könner. Als Bildhauer durfte Heel auch Stuckierungsarbeiten übernehmen. Archivalisch nachgewiesen ist seine Tätigkeit in der Filialkirche St. Leonhard in Pfronten-Heitlern. Den Chorraum schmücken reiche figürliche und pflanzliche Stuckdekorationen sowie vorzügliche vollfigurige Putti. Wahrscheinlich hat Heel auch in der Wallfahrtskirche Frauentödling (Niederbayern) gearbeitet, wo sein Halbbruder Johann Heel (1685–1749) signierte Fresken gemalt hat.

Bausachverständiger

Als 1746 ein Neubau des Pfrontener Kirchturmes notwendig wurde, hat Heel Maße und Formen des schlanken Rokokoturmes konzipiert[2] und zusammen mit dem Amtmann Mang Anton Stapf auch die Bauarbeiten geleitet. Die Tradition will wissen, dass der 61 Meter hohe „Bildhauerturm“ deswegen so hoch ausgefallen ist, weil Heel von seinem Anwesen in Pfronten-Röfleuten auf die Kirchturmuhr der Pfarrkirche in Pfronten-Berg sehen wollte.

Altarbauer

Heels Formenreichtum beweist am besten der Choraltar der Wallfahrtskirche Maria Hilf in Speiden mit seinen C-förmigen Voluten. Die Säulen haben hier ihre tragende Funktion verloren, so dass der Eindruck eines zwischen den Masten geblähten Segels entsteht.[3] Diese Szenerie wird als Schiff gedeutet, mit dem die Mutter Gottes die Gläubigen sicher durch die Stürme des Lebens geleitet.

Werkverzeichnis

Neben den spärlichen archivalisch gesicherten Werken Heels gab es bisher auch einige wenige allgemein anerkannte Zuschreibungen. Durch gezielte Nachforschungen und Stilvergleich konnten dem Pfrontener Bildhauer in den letzten Jahren jedoch viele weitere und bislang unbekannte Arbeiten neu zugeschrieben werden. Im nachfolgenden Werkverzeichnis werden davon nur die wichtigsten angeführt. Die archivalisch belegten Werke sind durch den Zusatz „arch.“ gekennzeichnet.

  • 1717/1721: Weingarten, Basilika: Mitarbeit am Chorgestühl (arch.)
  • um 1725: Aldersbach, ehem. Zisterzienser-Abteikirche: Mitarbeit an der Figurenausstattung
  • 1725/1730: Pfronten-Heitlern, Filialkirche: Stuckierung (arch.)
  • um 1730: Frauentödling/Niederbayern: Wallfahrtskirche: Stuckierung
  • um 1730: Kranzegg, Kapelle: 3 Altäre mit Figuren
  • 1730/1735: Rettenberg, Pfarrkirche: Altarentwürfe (?), Altarplastik (arch.), Kanzel
  • 1730/1740: Karlsruhe, Museum: 2 Figuren
  • 1730/1740: Breitenwang (Tirol), Pfarrkirche: Tabernakel mit Plastik
  • 1732: Wallfahrtskirche Speiden: 3 Altäre mit Figuren und ein Kruzifix (arch.)
  • um 1735 (?): Untermaiselstein, Pfarrkirche: „Christus in der Rast“
  • 1736: Wolfegg, Pfarrkirche: Hochaltarplastik (arch.)
  • 1737: Dillingen, Hl. Johannes von Nepomuk (arch.)
  • 1737: Wolfegg, Gruftkapelle: Altarplastik (arch. – verschollen!)
  • 1737/1738: Pfronten-Heitlern, Filialkirche: Hochaltar (arch.)
  • 1739: Eckarts, Pfarrkirche: 2 Seitenaltäre ( 3 Figuren jetzt im Georgianum, München)
  • um 1740: Bichlbach (Tirol), Pfarrkirche: 2 Seitenaltarfiguren
  • 1740/1741: Pfronten-Weißbach: 2 Putten und 2 Leuchter
  • 1741: Schöllang, Pfarrkirche: 2 Figuren und 2 Engel am Hochaltar
  • 1743: Eisenberg-Zell, Pfarrkirche: Kerkerchristus
  • 1746/1749: Pfronten-Berg, Pfarrkirche: Kirchturm (Entwurf und Bauleitung, arch.)
  • 1747: Oberostendorf, Pfarrkirche: 4 Nischen-Figuren im Chor
  • um 1750: Weiler, Museum: Altarentwurf (signiert – jetzt verschollen!)
  • um 1750: Seifriedsberg, Pfarrkirche: 14-Nothelfer-Relief, 4 Kanzelfiguren (jetzt in der Alten Pfarrkirche von Senden), große Krippenfiguren
  • um 1750: Innergschwend (Tirol), Kapelle: kniende Maria Immakulata
  • um 1750: Mittelneufnach, Pfarrkirche: Kreuzgruppe
  • um 1750: Fischen, Pfarrkirche: 2 Kanzelfiguren, 4 Seitenaltarfiguren
  • um 1750 (?): Füssen, Pfarrkirche St. Mang: 4 Leuchterengel (2 jetzt in der Sakristei, die beiden anderen in der Hüttenkapelle von Pflach/Tirol)
  • um 1750: Sonthofen, Heimatmuseum: Sitzfigur des Evangelisten Markus
  • 1753: Füssen, Pfarrkirche St. Mang: Orgelprospekt mit Figuren und Zierrat (arch.)
  • 1754: München, Graphische Sammlung: Kanzelentwurf (signiert)
  • 1754/1755: Wehringen, Pfarrkirche: rechter Seitenaltar mit Figuren (arch.), linker Seitenaltar
  • um 1755: Lermoos (Tirol), Pfarrkirche: 2 Büsten, 2 Beicht- und Chorbetstühle
  • um 1760: Rottach, Filialkirche („Kerkerkapelle“): Kerkerchristus
  • 1760/1765: Füssen-Weißensee, Pfarrkirche: 2 Reliquienbehälter, Vortragekreuz (arch.)
  • 1762/1763: Wertach, Kapelle St. Sebastian: Kruzifix
  • 1762/1765: Maria Rain, Wallfahrtskirche: Planung der Rokoko-Ausstattung (arch.), Tabernakelaltar, Kanzelreliefs
  • um 1765: Oy, Pfarrkirche: Mater Dolorosa
  • um 1765: Sulzschneid, Pfarrkirche: Kerkerchristus
  • um 1765: Wängle (Tirol), Pfarrwidum: kniender hl. Johannes von Nepomuk

Weitere hervorragende Arbeiten von Peter Heel

Literatur

  • Herbert Wittmann: Peter Heel (1696–1767). In Jahrbuch des Historischen Vereins „Alt Füssen“. Alt Füssen 2001, ISSN 0939-2467, S. 50-88.
  • Herbert Wittmann: Peter Heel (1696–1767) – Bildhauer, Stukkator und Bausachverständiger. Ergänzungen. In: Jahrbuch des Historischen Vereins „Alt Füssen“. Alt Füssen 2004, ISSN 0939-2467, S. 83–106.

Einzelnachweise

  1. Alois Wagner: Zur Bau- und Kunstgeschichte der Pfarr- und Wallfahrtskirche Maria Rain bei Nesselwang. In: Münchner Jahrbuch der bildenden Kunst. Neue Folge, Band XII, Kleine Beiträge S. XLIX bis LV, 1937/1938
  2. Adolf Schröppel und Annemarie Schröppel in: Begegnung. Pfarrbrief der Pfarrgemeinde St. Nikolaus Pfronten. Nr. 12, 1975. neu abgedruckt in: Pfrontener Kirchen und Kapellen und ihre Pfarrer. Heimatverein Pfronten, 2002
  3. Lothar Altmann in: Mariahilf in Speiden. 2. Auflage. Schnell & Steiner, 1985. (Schnell Kunstführer Nr. 1187.)

Weblinks

 Commons: Peter Heel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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