Internierungslager Haengyŏng

Internierungslager Haengyŏng
Koreanische Schreibweise
koreanisches Alphabet: 행영 제22호 관리소
chinesische Schriftzeichen: 行營 第二十二號 管理所
Revidierte Romanisierung: Haengyeong Je22ho Gwalliso
McCune-Reischauer: Haengyŏng Che22ho Kwalliso
Koreanische Schreibweise
koreanisches Alphabet: 회령 제22호 관리소
chinesische Schriftzeichen: 會寧 第二十二號 管理所
Revidierte Romanisierung: Hoeryeong Je22ho Gwalliso
McCune-Reischauer: Hoeryŏng Che22ho Kwalliso

Das Internierungslager Haengyŏng (auch Haengyong) ist ein Arbeitslager für politische Gefangene in Nordkorea. Es wird zuweilen auch Internierungslager Hoeryong (auch Hoeryŏng oder Hoiryong) genannt. Der offizielle Name ist Kwan-li-so (Straflager) Nr. 22.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Das Lager gehört zum Kreis Hoeryong, Provinz Hamgyŏng-pukto in Nordkorea. Es beginnt etwa 10 km nordöstlich der Stadt Hoeryong und erstreckt sich in einem weiten von kleineren Bergen umgebenen Gebiet, nach Süden hin begrenzt durch den Berg Tŭrŭlbong (680 m).[1] Die westliche Grenze verläuft in etwa 7 – 8 km Abstand parallel zum Fluss Tumen, der hier die Landesgrenze zu China bildet.[2]

Beschreibung

Das Lager Haengyŏng ist als lebenslange Strafkolonie angelegt, aus der es keine Entlassung gibt. Politisch unzuverlässige Menschen werden ohne Gerichtsverhandlung mit ihrer ganzen Familie, sogar mit kleinen Kindern, hierher gebracht.[3] Das Lager umfasst die Strafkolonien Haengyŏng-ni, Naksaeng-ni, Saul-ri (auch Saŭl-li), Jungbong-ni (auch Chungbong-ni), Kulsan-ni (auch Kulsal-li) und Namsok-ni. Die Verwaltung des Lagers mit Wohnbereichen für die Wachen, einigen Fabriken und dem Folterzentrum ist in Haengyŏng-ni.[4] Die anderen Strafkolonien umfassen hauptsächlich Gefangenenbaracken. Das Lager wird von einem hohen Elektrozaun umgeben, mit Wachtürmen in regelmäßigen Abständen. Es wird von Soldaten (geschätzte 1000 Personen) mit automatischen Waffen und Hunden bewacht.[5] Das Eingangstor an der Straße von Hoeryong und die Umzäunung mit einigen Wachtürmen sind auf Satellitenbildern gut zu erkennen.[6] Das Lager ist ca. 225 km² groß.[7] Insgesamt leben im Lager Haengyŏng etwa 50.000 Gefangene.[8] Es wurden schlagartig mehr, als im Jahre 1989 das Lager Nr. 12 in Onsong (nach einem Aufstand mit ca. 5000 erschossenen Gefangenen[9]) und im Jahre 1990 das Lager Nr. 13 in Jongsong geschlossen wurden und viele Gefangene von dort hierher gebracht wurden.

Funktion

Das Lager dient dazu, der Obrigkeit gegenüber politisch unzuverlässige Personen lebenslang wegzusperren und durch überharte Arbeit auszubeuten. Diese Arbeit muss in Haengyŏng in der Landwirtschaft und im Kohlebergwerk Jungbong (auch Chungbong) geleistet werden. Es gibt Mindestquoten für Erzeugnisse wie Kartoffeln, Bohnen, Peperoni und Getreide, die unbedingt eingehalten werden müssen.[10]

Menschenrechtssituation

Nach Berichten von Augenzeugen müssen die Gefangenen von morgens 05:00 Uhr bis abends 20:00 Uhr harte Sklavenarbeit leisten und danach noch Selbstkritik üben und Propaganda auswendig lernen. Wenn die Arbeit nicht geschafft wird, gibt es Schläge und bei Regelverstößen Folter. An den Folgen der Folter oder bei häufigen Unfällen im Bergwerk sterben viele Gefangene. Die Gefangenen bekommen nur etwa 300 Gramm Getreide täglich.[11] Schätzungsweise 1500 bis 2000 Menschen sterben jedes Jahr an Unterernährung, vor allem Kinder.[12] Die Gefangenen sind vollständig der Willkür ihrer Bewacher ausgeliefert (z. B. wurden zwei kleine Mädchen mutwillig ertränkt oder Gefangene als vermeintlich Flüchtende erschossen, um eine Belohnung zu bekommen).[13] Es gibt regelmäßig Hinrichtungen (z. B. wenn hungernde Gefangene Gemüse weggenommen hatten oder zu fliehen versucht hatten).[14] Die Gefangenen sind bis auf die Knochen abgemagert und fast jeder dritte Gefangene ist verkrüppelt. Der ehemalige Wachsoldat Ahn Myong-chol sah nach Hinrichtungen und Folterungen regelmäßig grausam entstellte Leichen.[15]

Gefangene/Wachen (Augenzeugen)

  • Ahn Myong-chol (1987 – 1994 in Haengyong) arbeitete als Wache im Lager.[16]

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Wikimapia: Kwan-li-so No. 22 Haengyong – Prison labor camp (political offenders)
  2. The Hidden Gulag – Satellite imagery: Kwan-li-so No. 22 Haengyong Overview (Seite 113). The Committee for Human Rights in North Korea, abgerufen am 20. Januar 2011 (englisch).
  3. Artikel „Report: North Korea Publicly Executes Christian Woman for Distributing Bible”, Fox News, 24. Juli 2009
  4. The Hidden Gulag – Satellite imagery: Kwan-li-so No. 22 Haengyong Headquarters (Seite 116). The Committee for Human Rights in North Korea, abgerufen am 20. Januar 2011 (englisch).
  5. Artikel „Hoeryong Concentration Camp Holds 50000 Inmates”, Chosun Ilbo, 5. Dezember 2002
  6. Google Maps: Eingangstor mit Umzäunung und Wachtürmen, Stand: 12. August 2009
  7. Artikel „North Koreas Hard Labor Camps“ mit interaktiver Karte, Washington Post, 20. Juli 2009
  8. The Hidden Gulag: Kwan-li-so political panel-labor colonies (Abschnitt: Testimony Kwan-li-so No. 22 „Haengyong“) (Seite 39 - 40). The Committee for Human Rights in North Korea, abgerufen am 20. Januar 2011 (englisch).
  9. Artikel „5000 Prisoners Massacred at Onsong Concentration Camp in 1987“, Chosun Ilbo, 11. Dezember 2002
  10. The Hidden Gulag: Kwan-li-so political panel-labor colonies (Abschnitt: Testimony Kwan-li-so No. 22 „Haengyong“) (Seite 39 - 40). The Committee for Human Rights in North Korea, abgerufen am 20. Januar 2011 (englisch).
  11. Artikel „Hoeryong Concentration Camp Holds 50000 Inmates”, Chosun Ilbo, 5. Dezember 2002
  12. The Hidden Gulag: Kwan-li-so political panel-labor colonies (Abschnitt: Testimony Kwan-li-so No. 22 „Haengyong“) (Seite 39 - 40). The Committee for Human Rights in North Korea, abgerufen am 20. Januar 2011 (englisch).
  13. Artikel „Former Guard Ahn Myong Chol: North Korean Prison Guard Remembers Atrocities“, NBC News, 15. Januar 2003
  14. Internationale Gesellschaft für Menschenrechte: Verbrechen und Terror in Nordkorea
  15. Verbannt in die Hölle. In: Der Spiegel. Nr. 25, 1995 (online).
  16. Artikel „Former Guard Ahn Myong Chol: North Korean Prison Guard Remembers Atrocities“, NBC News, 15. Januar 2003

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