Muhammad ibn Hasan al-Mahdi

Muhammad ibn Hasan al-Mahdi

Muhammad ibn Hasan al-Mahdi (arabisch ‏محمد بن حسن المهدى‎, DMG Muḥammad b. Ḥasan al-Mahdī; * 29. Juli 869 vermutlich in Samarra, † 941 ?), ist der so genannte verborgene zwölfte Imam der Imamitischen Schiiten. Er gilt den Imamiten als der Mahdi, das heißt der Erlöser, und ist eine typische messianische Gestalt. Er lebt nach dem Glauben seiner Anhänger im Verborgenen bis heute weiter. Das allgemeine Konzept eines Verborgenen bzw. okkulten Imams ist ein zentrales Glaubenselement der Schiiten. Er gilt als ihr eigentliches „menschliches“ Oberhaupt - nach Gott - und soll dereinst zurückkehren und die Welt retten.

Die Unterschiede der Schiiten zur größeren muslimischen Glaubensrichtung, deren Anhänger als Sunniten bezeichnet werden, entsprangen anfänglich der Frage, wer die Gemeinschaft der Muslime leiten soll. Bei den Schiiten bildete sich das Imamat heraus, bei den Sunniten das Kalifat. Von Sunniten wird daher zumeist bestritten, dass ein verborgener zwölfter Imam jemals gelebt habe.

Inhaltsverzeichnis

Allgemeine Rolle bei den Schiiten

Ein zentraler Bestandteil der schiitischen Lehre ist der Glaube an die Wiederkehr des Verborgenen Imams zusammen mit Isa ibn Maryam (Jesus von Nazaret) als Retter (Mahdi) und Erneuerer der Menschheit, der Mohammeds Werk vollenden soll.

Verschiedene Personen haben in der Vergangenheit Anspruch darauf erhoben, der zwölfte Imam bzw. dessen Wiederkunft zu sein. Besonders erwähnenswert sind der Bab, Mirza Ghulam Ahmad und Muhammad Ahmad.

Spezielle Rolle bei den Imamiten

Die Imamiten kennen zwölf Imame, deren letzter, Muhammad al-Mahdi, als ihr verborgener Imam geglaubt wird und nie in Erscheinung trat. Nach dem Glauben der Imamiten lebt er im Verborgenen weiter. Dieser letzte okkulte Imam soll über vier Generationen hinweg noch vermittels Botschafter mit der Gemeinde Kontakt gehalten haben – diese Zeit nennen die Imamiten die „kleine Abwesenheit“ (al-ghaiba as-sughra). Im Jahre 941 christlicher Zeitrechnung habe er sich gänzlich zurückgezogen. Seit dem dauert die Periode der „großen Abwesenheit“ (al-ghaiba al-kubra) an. Die Ismailiten kennen je nach Richtung sieben oder mehr, und die Zaiditen fünf Imame, wobei die ersten vier jeweils übereinstimmen.

Da seine Anhänger vermeiden wollten, dass seine Existenz bekannt wird, sprachen sie seinen Vornamen M-ḥ-m-d nicht aus und verwendeten Pseudonyme wie:

  • al-mahdī („der Geleitete“)
  • Abu al-Qāsim
  • ṣāḥib az-zamān („Gebieter der Zeit“)
  • ṣāḥib hāḏā al-ʿamr („Gebieter dieses Befehls“)
  • ṣāḥib ad-dār („Gebieter des Hauses“)
  • ṣāḥib as-saif („Gebieter des Schwerts“)
  • imām az-zamān („Hüter der Zeit“)
  • imām al-ʿaṣr („Hüter der Zeit“)
  • ḥuǧǧat min āl muḥammad („Beweis aus der Familie“)
  • al-qāʾim („der Sich Erhebende“)
  • al-ġāʾib („der Verborgene“)

Die Vertretungsregierung in Iran

Die Verfassung der Islamischen Republik Iran von 1979 nennt den zwölften Imam gar als eigentliches Staatsoberhaupt. Der Klerus herrscht nach dieser Auffassung nur in Stellvertretung des zwölften Imams bis zu dessen Wiederkehr aus der Verborgenheit. Diese stellvertretende Herrschaft des Klerus nennt man auf persisch „Velayat-e Faqih“. Das Konzept geht im Wesentlichen auf Ajatollah Ruhollah Chomeini zurück und bildet die Legitimation der theokratischen Elemente der Verfassung. Anderen Muslimen gilt die starke Verehrung des Mahdi oft als unorthodox.

Vorzeichen für das Kommen des Mahdi sind nach dem staatlichen Dokumentationszentrum der Islamischen Revolution: „die Weltarmut, die Verbreitung von Krankheiten wie Aids, sowie die Häufung von Naturkatastrophen wie Erdbeben“.[1] Der Mahdi soll einem trocken gefallenen Brunnen in Jamkaran bei Qom in Iran entsteigen und sodann eine mit großem baulichem Aufwand angelegte Allee entlangschreiten, um seine Herrschaft anzutreten. Das erwartete Ereignisses zieht viele Touristen und Pilger an; Jamkaran soll als Pilgerstätte mittlerweile bedeutender sein als Mashhad.

Zitate

„In der Islamischen Republik Iran steht während der Abwesenheit des entrückten 12. Imam - möge Gott, daß er baldigst kommt - der Führungsauftrag (Imamat) und die Führungsbefugnis (welayat-e-amr) in den Angelegenheiten der islamischen Gemeinschaft dem gerechten, gottesfürchtigen, über die Erfordernisse der Zeit informierten, tapferen, zur Führung befähigten Rechtsgelehrten zu […]“

Verfassung der Islamischen Republik Iran, 1979

„Wenn dieser Tag [des Friedens] kommt, wird das letzte Versprechen aller Religionen erfüllt werden durch die Erscheinung eines perfekten menschlichen Wesens, das der Erbe aller Propheten und frommen Männer ist. […] Oh allmächtiger Gott, ich bete zu dir, das Hervortreten deines letzten Triumphes zu beschleunigen, [durch das Hervortreten] des Vorhergesagten, des perfekten und reinen menschlichen Wesens, das diese Welt mit Gerechtigkeit und Frieden erfüllen wird.“

Mahmud Ahmadinedschad[2]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. welt.de vom 26. Mai 2010
  2. Ein Licht hat mich bis zum Ende der Ansprache umhüllt - Der gemeingefährliche Messias-Komplex des Mahmoud Ahmadinedschad

Weblinks


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