Hermann Liebig

Hermann Liebig
Hermann Liebig (1865)

Hermann Liebig (* 21. Dezember 1839 in Bernstein/Neumark; † 18. Juli 1914 in Berlinchen) war ein deutscher baptistischer Geistlicher und Schriftsteller. Er wirkte in verantwortlichen Positionen seiner Freikirche, u. a. als Vorsitzender der damals sogenannten Schulkommission und damit als Leiter des baptistischen Predigerseminars in Hamburg.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Liebigs Geburtsort Bernstein (um 1890)

Hermann Liebig erlernte das Malerhandwerk.[1] Neben seiner beruflichen Tätigkeit wirkte er ab 1861 zunächst als Handwerkermissionar im Magdeburgischen. 1865 besuchte er einen von Johann Gerhard Oncken, dem Begründer der deutschen Baptisten, eingerichteten Missionskurs. Dieser fand in einem Gartenhaus auf dem Grundstück der Hamburger Baptistenkirche an der Böhmkenstraße statt und war Keimzelle des 1880 begründeten Predigerseminars der deutschen Baptisten.[2] 1868 berief in die Baptistengemeinde Lübeck zu ihrem Prediger. Vier Jahre später erfolgte die Berufung in den Dienst der Baptistengemeinde Stettin, wo Liebig neben seiner pastoralen Arbeit eine umfangreich übergemeindliche Tätigkeit entfaltete.

Hermann Liebig gab von Stettin aus den Hülfsboten, eine homiletische Quartalszeitschrift, heraus[3], und übersetzte zahlreiche Predigten des international bekannten Londoner Predigers Charles Haddon Spurgeon. Eigens zu diesem Zweck erlernte er als Autodidakt die englische Sprache, die er allerdings nur schriftlich beherrschte. Zu seinen eigenen schriftstellerischen Produkten gehören unter anderem lehrhafte und apologetische Schriften sowie eine Serie von Erzählungen, in denen jeweils eine Bitte des Vater Unsers in Prosaform behandelt wird. Da Herrmann Liebig auch als Redner bei größerer Konferenzen begehrt war, entwickelte sich eine umfangreiche Reisetätigkeit, die ihn weit über die Grenzen seines eigentlichen Wirkungsortes bekannt machte.

Ab 1882 an gehörte Liebig der Bundesverwaltung des deutschen Baptistenbundes an, zunächst in seiner Eigenschaft als Vorsitzender der Schulkommission, die die Leitung des 1880 gegründeten Predigerseminars Hamburg innehatte. Ab 1903 war Liebig auch Vorsitzender der Bundesverwaltung. Weitere übergemeindliche Tätigkeitsfelder Liebigs waren die Mitarbeit in der Gesangbuchkommission und in der baptistischen Außenmission. Zeitweilig führte er den Vorsitz der von Eduard Scheve ins Leben gerufenen Kamerunmission der deutschen Baptisten.

Werke in Auswahl

  • Der Hülfsbote. Quartalzeitschrift für Prediger des Evangeliums und Bibelforscher (hrsg. von Josef Lehmann und Hermann Liebig). Später erschien die Zeitschrift alle zwei Monate.[4]
  • Beleuchtung und Abweisung der Lehre von der Wiedergeburt durch die Taufe, o.J.
  • Jeremia, ein Priester und Prophet (gemeinsam mit Frederick Brotherton Meyer), 1902
  • Bilder aus der Pilgerreise gezeichnet von C. H. Spurgeon: Ein Kommentar zu verschiedenen Stellen der unsterblichen Allegorie von John Bunyan. Mit einleitenden Bemerkungen von Thomas Spurgeon (von Hermann Liebig ins Deutsche übersetzt), Kassel 1906
  • Margaretes Heim oder: Dein Wille geschehe!, 1910
  • Rosa Konrad - oder: Wie wir vergeben, 1912
  • Bilder und Gleichnisse. Eine Auswahl der besten Illustrationen aus C. H. Spurgeons Predigten (hrsg. von Hermann Liebig), Kassel 1903, 1928 (Neuauflage)

Literatur

  • W. H. Müller: Die fünf Brüder Liebig, o.J. (im Oncken-Archiv)
  • Günter Balders: Ein Herr, ein Glaube, eine Taufe. 150 Jahre Baptistengemeinden in Deutschland, Kassel 1985 (2. Auflage), ISBN 3-7893-7883-6, S. 351
  • Joseph Lehmann: Geschichte der deutschen Baptisten, Bd. II, Cassel 1922 (neu bearbeitet und erweitert von F.W. Herrmann, Prediger in Königsberg i. Pr.)

Einzelnachweise

  1. Die biografischen Daten Liebigs finden sich u.a. in: Frank Fornacon: Kurzbiografie Hermann Liebig; in: Günter Balders: Ein Herr, ein Glaube, eine Taufe', Kassel 1980, S. 351
  2. Wiard Popkes: Das Seminar als Ausbildungsinstitut. Geschichte und Stand des Studienprogramms; in: Festschrift 100 Jahre Theologisches Seminar. 1880 - 1980 (hrsg. von Günter Balders in Verbindung mit dem Dozentenkollegium), Kassel 1980, S. 37f
  3. Eigentlich Der Hülfsbote. Quartalschrift für Prediger des Evangeliums und Bibelforscher; siehe Gesamtbestandsnachweis und Bibliographie pommerscher Zeitungen; eingesehen am 25. September 2009
  4. Bibliothek des Vereins für Freikirchenforschung, Friedensau; eingesehen am 25. September 2009

Weblinks


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