Haus Balchem

Haus Balchem
Haus Balchem

Haus Balchem ist ein heutiges, im barocken Stil wiedererstandenes Gebäude auf der Kölner Severinsstraße. Das in seinem Ursprung im 17. Jahrhundert erbaute Haus wurde während des Zweiten Weltkrieges fast völlig zerstört. Bis auf seine markante, mit einem imposanten Erker verzierte Fassade, seine Sprossenfenster und einen hoch aufragenden, geschwungenen Staffelgiebel handelt es sich um eine Rekonstruktion.

Geschichte

Das Haus Balchem war ursprünglich eine Schmiede, die 1670 von dem Kölner Braumeister Heinrich Deutz gekauft und bis 1676 ausgebaut wurde. Der Legende nach wollte Deutz ein Haus besitzen, von dem aus er bis zum Rhein schauen konnte, um die Handelsschiffe zu beobachten. Mit dem Kauf der bereits zum Kaufzeitpunkt etwa 150 Jahre alten Schmiede gegenüber dem Garten der katholische Pfarrkirche St. Severin konnte er sich diesen Traum erfüllen.

Deutz baute das Haus aufwändig in barockem Stil aus, wobei er den ehemals schlichten Zweckbau mit einer reichverzierten Fassade versah und auch im Innenbereich zahlreiche Umbauten vornahm. Nach seinem Ausbau besaß das Haus ein solides Fundament mit einer Prachtfassade, die in einen feinteilig aufgebauten Giebel endete. Zudem ergänzte er das Haus durch einen für die gehobenen Bauten Kölns typischen Erker, für den er sich erst eine Sondergenehmigung einholen musste. Durch das Grundgebäude besaß das Haus zudem ein hohes Erdgeschoss mit einer Durchfahrt zum Hof sowie einen mittelalterlichen Zuschnitt.

Nach dem Abschluss der Arbeiten eröffnete Deutz im Erdgeschoss und Hochparterre die Gaststube „Zum goldenen Bären“ als Treffpunkt für Ratsleute und Zunftmeister. 1697 starb Heinrich Deutz und seine Erben führten das Gasthaus unter dem Namen „Deutzer Brauhaus“ weiter bis das Haus im 18. Jahrhundert mehrfach den Besitzer wechselte und kam durch Johann Balchem schließlich in den Besitz der alteingesessenen Brauerfamilie Balchem.

Johann Balchem errichtete im Hinterhof ein modernes Brauhaus und führte die Gaststätte als „Haus Balchem“ weiter. 1935 wurden die bis dahin ausschließlich als Speicher- und Lagerräume genutzten Räume im Obergeschoss zu Wohnungen ausgebaut.

1943 wurde Haus Balchem bei der Bombardierung der Stadt bis auf die Fassade und einen Teil der Umfassungsmauer zerstört. In den 50er Jahren wurde mit Sicherungs- und Wiederaufbauarbeiten begonnen; da exakte Bauaufnahmen fehlten, wurde der Giebel zeichnerisch rekonstruiert und Fassade fast originalgetreu wieder aufgebaut. Da die Innenräume allerdings vollständig zerstört waren, wurden erhaltene Treppen, Fußböden und Türen aus alten Kölner Bürgerhäusern zusammengetragen und im Haus Balchem eingebaut; dadurch gelangten Bauelemente in das Gebäude, die vorher nicht vorhanden waren. Um diese aufwendigen Maßnahmen zu ermöglichen, hatte die Stadt das Haus zwischen 1953 und 1956 vom Eigentümer erworben[1]; die unteren Etagen wurden im Anschluss verpachtet und erneut als Gaststätte („Zum goldenen Löwen“) genutzt. Seit 1970 nutzt die Stadt Haus Balchem selbst als Stadtteilbibliothek der Stadtbibliothek Köln; die Obergeschosse dienen u.a. der Volkshochschule als Veranstaltungsräume.

Literatur

  • Haus Balchem. Faltblatt der Städtischen Bücherei Köln, o.J.
  • Werner Schäfke: Köln: Zwei Jahrtausende, Geschichte, Kunst und Kultur am Rhein. DuMont Reiseverlag, 1998 (Google Booksearch)

Einzelnachweise

  1. Hanna Adenauer: Bericht über die Tätigkeit der Städtischen Denkmalpflege in Köln 1953–1956 in: Jahrbuch der Rheinischen Denkmalpflege XXI 1957; Hrsg. von Rudolf Wesenberg, Butzon und Bercker, Kevelaer 1957 S. 127–142 (wiederveröffentlicht in: Stadtspuren. Denkmäler in Köln Bd. 9.I: Köln: 85 Jahre Denkmalschutz und Denkmalpflege 1912–1997. Bachem Verlag, Köln 1997, ISBN 3-7616-1129-3; S. 233–241)
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