Hanns Carl Wilhelm Haubold von Speßhardt

Hanns Carl Wilhelm Haubold von Speßhardt

Freiherr Hanns Carl Wilhelm Haubold von Speßhardt (* 1797; † 1860) war vom 14. September 1848 bis zum 23. Oktober 1849 Staatsminister (Regierungschef) des Herzogtums Sachsen-Meiningen.

Er stammte aus dem thüringischen Reichsritter- und Freiherrengeschlecht derer von Spesshardt und verfolgte zunächst eine soldatische Karriere, wobei er bis zum Oberst und Generaladjutanten aufstieg. Seine politische Weltsicht war liberal, und dies bewies er während seiner jahrelangen Mitgliedschaft im Landtag des Herzogtums Sachsen-Coburg-Gotha. Im Vormärz veröffentlichte er 1845 unter dem Namen Haubold Freiherr von Speßhardt seine Ansichten in der 92-Seiten Schrift „Wohin und wodurch!“.[1] Im März 1848 wurde er, bei der bürgerlichen Bevölkerung sehr beliebt, an die Spitze der neu gebildeten Bürgerwehr der herzoglichen Residenzstadt Meiningen gewählt. Speßhardt war dann Mitglied für Sachsen-Meiningen des Vorparlaments, das vom 31. März bis zum 3. April 1848 in der Frankfurter Paulskirche tagte, um die Frankfurter Nationalversammlung vorzubereiten.[2]

Als die allgemeine Unzufriedenheit unter der Bevölkerung seines Herzogtums nach der französischen Februarrevolution 1848 immer höhere Wellen schlug, beauftragte Herzog Bernhard II. von Sachsen-Meiningen, der die Bildung einer liberalen „Märzregierung“ lange hinausgezögert hatte, schließlich am 8. September 1848 den populären Speßhardt, obwohl er selbst diesen wenig schätzte, mit der Bildung einer Regierung. Speßhardt schaffte sofort den bisherigen Kurialstil der Behördenorganisation mitsamt den Mittelbehörden ab und ersetzte ihn durch ein Kabinett, bestehend aus dem Staatsminister (er selbst) und drei Staatsräten (Hermann Brandis, Ludwig Blomeyer, Richard Ernst Liebmann), denen jeweils eine (dem Staatsminister zwei) der nunmehr geschaffenen fünf Abteilungen zugewiesen waren.[3] Die Regierungsabteilungen wurden mit neuen, zumeist gemäßigt-liberalen Männern besetzt.

Dennoch kam es im Herzogtum zu weiteren Unruhen, insbesondere in Hildburghausen und Saalfeld, einschließlich Gefangenenbefreiungen. Herzogliche Truppen besetzten Saalfeld, in Hildburghausen sorgte ein Bataillon Bayern mit Gewalt für Ruhe, und in Meiningen wurde im Dezember ein sächsisches Schützenbataillon einquartiert. Nachdem der Landtag dem von der Regierung angestrebten Anschluss des Herzogtums an das am 26. Mai 1849 zwischen Preußen, Hannover und Sachsen abgeschlossene Dreikönigsbündnis widersprochen hatte und deshalb aufgelöst worden war, fiel dann am 23. Oktober 1849 auch Speßhardts Ministerium, und an seiner Stelle wurde Rudolf Hermann von Wechmar (1800-1861) mit der Regierungsbildung beauftragt.[4]

Einzelnachweise

  1. Haubold Freiherr von Speßhardt: Wohin und wodurch!, Hildburghausen, 1845
  2. http://www.bundesarchiv.de/foxpublic/files/DB50_Anhang.pdf
  3. Eva Maria Werner: Die Märzministerien: Regierungen der Revolution von 1848/49 in den Staaten des Deutschen Bundes, V&R unipress, Göttingen, 2009, ISBN 978-3-89971-510-1 (S. 32-34)
  4. Wilhelm Germann: Bernhard Erich Freund, Herzog von Sachsen-Meiningen-Hildburghausen. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 46, Duncker & Humblot, Leipzig 1902, S. 409–424.

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