HMS Challenger (1902)

HMS Challenger (1902)
Flagge
HMS Challenger
HMS Challenger
Übersicht
Typ Geschützter Kreuzer
Namensgeber (engl.) der Herausforderer
Bauwerft

Chatham Dockyard,
Chatham (Kent)

Kiellegung 1. Dezember 1900
Stapellauf 27. Mai 1902
Indienststellung 30. Mai 1904
Verbleib Abbruch 1920
Technische Daten
Verdrängung

5.880 tn.l.

Länge

pp : 108,2 m (355 ft)
ü.a. 114,6 m (376 ft)

Breite

17,0 m (56 ft)

Tiefgang

6,6 m (21 ft 8 in)

Besatzung

475 Mann

Antrieb

18 Babcock & Wilcox-Wasserrohrkessel
2 vierzylindrige Dreifach-Expansionsmaschinen
12.500 PSi

Geschwindigkeit

21 kn

Reichweite

5400 sm bei 10 kn
(1300 tn.l. Kohle)

Bewaffnung

11× 6"-152 mm-L/45-Mk.VII-Geschütze
8 × 12-pdr-76 mm-Geschütze
6 × 3-pdr-47 mm-Hotchkiss-Geschütze
2 × 45,7-cm-Torpedorohre (18 in) breitseits

Kohlenvorrat

600–1300 tn.l.

Panzerung
Deck


37–76 mm (1.5–3 in)

Geschützschilde

76 mm (3 in)

Schwesterschiff

Royal Navy war einer der beiden Geschützten Kreuzer der nach ihr benannten Klasse, die 1904 in Dienst kam. Diese Kreuzer 2. Klasse waren die letzten aus der Apollo-Klasse entwickelten Kreuzer und werden gelegentlich auch der vorangehenden Hermes- oder Highflyer-Klasse zugerechnet.

Die Challenger diente zuerst auf der Australia Station der Royal Navy von 1904 bis 1910. Während des Ersten Weltkriegs war der Kreuzer überwiegend an den Küsten Afrikas im Kampf gegen die deutschen Kolonien im Einsatz. Nach dem Kriegsende wurde der Kreuzer zum Abbruch verkauft.

Inhaltsverzeichnis

Entwicklungsgeschichte

Die Schiffe der Klasse waren eine geringfügige Weiterentwicklung der vorangehenden Highflyer-Klasse, mit denen sie die Grundauslegung teilten und daher auch gelegentlich dieser Klasse zugeordnet werden. Die beiden Schwesterschiffe verdrängten 5880 tn.l., waren 355 ft. in der Wasserlinie lang und hatten die üblichen drei Schornsteine der vorangehenden Geschützten Kreuzer 2. Klasse. Sie waren geringfügig länger und breiter und unterschieden sich vor allem durch die höhere Maschinenleistung. Den Antrieb besorgten zwei vierzylindrige Dreifach-Expansionsmaschinen von insgesamt 12.500 PSi auf zwei Wellen, die vom 18 Wasserrohrkesseln mit Dampf versorgt wurden. Trotz der 25 % Steigerung stieg die Höchstgeschwindigkeit nur um einen Knoten. Die beiden Schwesterschiffe wurden mit unterschiedlichen Kesseln ausgestattet und dienten auch zur weiteren Erprobung anderer Kessel-Typen. So erhielt die Challenger Kessel des in den Vereinigten Staaten von Babcock & Wilcox entwickelten Typs. Sie erreichte bei ihrem Abnahmetest eine Höchstgeschwindigkeit von 21,79 Knoten bei 12.781 PSi Antriebsleistung.

Hauptbewaffnung der Kreuzer war eine Batterie von elf 6"-Schnellfeuergeschützen[1] hinter 3-Zoll-Schutzschilden, von denen eine Kanone als Buggeschütz auf dem Vordeck stand und zwei parallel als Heckgeschütze, während die übrigen acht an den Seiten auf dem Oberdeck standen. Die leichtere Bewaffnung war zu einem großen Teil auf dem Oberdeck zwischen den schweren Kanonen aufgestellt.

Schon während des Baues der beiden Kreuzer wurde entschieden, dass sie auf der Australia Station eingesetzt werden würden und Aufgaben in der Entwicklung einer Marine des Australischen Bundes übernehmen sollten.

Einsatzgeschichte

Die auf der Marinewerft in Chatham (Kent) gebaute Challenger lief am 27. Mai 1902 als erstes der beiden bestellten Schiffe vom Stapel und kam am 30. Mai 1904 in Dienst, um sofort auf die Australia Station zu verlegen. Sie sollte mit einer Besatzung von 505 Mann auslaufen, die sich längerfristig für einen Dienst auf der Station verpflichten.

Nach den Vereinbarungen mit der Admiralität sollte die Challenger nach Eintreffen auf der Station möglichst bald und total eine Besatzung aus Australiern und Neuseeländern erhalten und das stärkste von Einheimischen betriebene Kriegsschiff werden. Nach dem Naval Agreement Act von 1903, der die Stationierung von Royal Navy Einheiten im Empire und die Beteiligung der Kolonien an den Kosten regelte, sollte das Geschwader der Australia Station aus einem Kreuzer 1. Klasse, zwei der 2. Klasse und vier der 3. Klasse bestehen.

Australia Station

Die Euryalus 1904 Flaggschiff der Australia Station

Flaggschiff der Station war seit dem 26. März 1904 der Panzerkreuzer HMS Euryalus, die Challenger bei ihrem Eintreffen im Juli 1904 der erste Kreuzer 2. Klasse. Wie sie, sollte auch der seit 1903 auf Station befindliche Kreuzer 3. Klasse Pearl-Klasse seit 1890 im Dienst, von denen

HMS Pyramus 1914

Mit dem Flaggschiff Euryalus und der Psyche besuchte die Challenger im Februar 1905 Neuseeland [2], wo die Challenger etwas länger verblieb, was sie während ihrer Einsatzzeit auf der Station mehrfach wiederholte. Ab 1905 füllte sich der Bestand der Australia Station durch weitere Kreuzer der Pelorus-Klasse, von denen fünf (Psyche, Pegasus, Astraea-Klasse, der 1913 das letzte Flaggschiff der Australia Station der Royal Navy werden sollte, traf kurz vor Weihnachten in Australien ein. Letzte Verstärkung der Australia Station war dann das im Februar auf der Station eintreffende Schwesterschiff der Challenger, die [3]. Der Kreuzer führte im Juli 1906 ihre erste Besatzungsablösung in Singapur durch, wo sie von der [4]. Der große Kreuzer hatte hauptsächlich Ersatz für die China Station an Bord und lief weiter nach Hongkong. Der nächste Austausch fand 1908 in Sydney statt, wo die Challenger ihren Ersatz von der [5]. Der Ersatz hatte zuvor die Rumpfbesatzung der Tahiti, Pitcairn und die Osterinseln um sich in Caldera (Chile) mit dem Panzerkreuzer zu treffen. Zwei Tage vor dem Erreichen des Ziels, wo sie nochmals Kohlen übernehmen wollten, kamen beide in Funkkontakt. Am 5. April liefen die beiden britischen Schiffe in Valparaíso ein, wo sie 14 Tage verblieben. Die Rückreise der Challenger erfolgte anfangs gemeinsam mit der Kent. Die britischen Kreuzer besuchten noch Iquique, Callao, Panama, San Salvador, San Jose, Acapulco und Los Angeles. Beim Rückmarsch auf ihre Stationen trennten sie sich in Honolulu. Die Challenger kehrte dann über Fiji und Neuseeland am 20. August nach einer Fahrt von 24000 Meilen nach Sydney zurück.

Im Januar 1912 übernahm der Panzerkreuzer HMS Drake in Colombo die Aufgaben des Flaggschiffs von der HMS Powerful [6]. Inzwischen war die Entscheidung für die Bildung einer eigenen Australischen Marine gefallen und für diese ein Buauprogramm moderner Schiffe aufgelegt worden. Die Übergangsregelung sah vor, dass die Challenger nach Europa zurückkehrte, während ihr Schwesterschiff Encounter mit einer Stammbesatzung die Ausbildung australischer Marinesoldaten weiter vorran treiben sollte. Vor der Abreise der Challenger sollte allerdings der alte Kreuzer Cambrian aus China nach Australien zurückkehren [7]. Anfang September 1912 traf die Challenger nach acht Jahren auf der Australia Station wieder in England ein.

Kriegseinsätze

Zu Beginn des Ersten Weltkriegs wurde die HMS Challenger dem 9. Kreuzergeschwader in Portland zugeteilt, das den Bristolkanal gegen etwaige Minenleger sichern und deutsche Handelsschiffe kapern sollte. Von der Challenger wurde der deutsche Frachter Ulla Boog (1698 BRT, 1908 Rostock) aufgebracht, der auf der Reise von Archangelsk nach Wales war.

Die Bruix

Mitte August wechselte der Kreuzer mit der Argonaut zur von Admiral John de Robeck befehligten Finisterre Station, um dort ihre Halbschwester HMS Highflyer zu ersetzen, die weiter nach Süden verlegt wurde. Am 30. August wurde die Challenger dann von Madeira nach West Afrika gesandt, um mit dem Panzerkreuzer HMS Cumberland und dem Französischen Kreuzer Bruix am Angriff gegen die Deutsche Kolonie Kamerun teilzunehmen. Sie brachte dabei Brigadegeneral Charles Macpherson Dobell und seinen Stab vor Ort.
Am 25. September 1914 die Challenger die Sperren in der Einfahrt von Duala [8]. Alle überflüssigen Ausrüstungen waren von Bord gegeben worden, um den Tiefgang des Schiffes zu reduzieren. Zwei Tage später kapitulierte Duala, der Hauptort der deutschen Kolonie. Die Kämpfe um Kamerun gingen jedoch weiter. Im Januar 1915 blockierte die Challenger Edea, das von außen keine Hilfe erwarten konnte. Das Kommando des Kreuzers hatte Captain Cyril Fuller übernommen, der bislang die jetzt nach England kommandierte Cumberland befehligt hatte. Um dem Mangel an Geschützen der Invasionstruppen zu verbessern, gab die Challenger eines ihrer 12 pdr-Geschütze an Land. Als Ende April die Challenger durch den alten Kreuzer Deutsch-Ostafrikas, um an der Vernichtung des im Rufiji-Delta eingeschlossenen deutschen Kreuzers Königsberg teilzunehmen. Sie wurde zeitweise Flaggschiff des Oberbefehlshabers, da die Hyacinth überholt werden musste. Am 29. September 1915 zerstörte sie zusammen mit dem Kreuzer Hyacinth in Lindi den Dampfer DOAL (3310 BRT, 1901 Blohm&Voss) und am 23. März 1916 zusammen mit dem Linienschiff Reichspostdampfer Tabora (8022 BRT, 1912 Blohm&Voss) vor Dar-es-Salaam. Dazwischen hatte sie auch Angriffe auf andere Küstenabschnitte zusammen mit dem Monitor Mersey und begleitet von einem leeren Transporter durchgeführt, um Landungsabsichten vorzutäuschen und die Schutztruppe zu einer weiteren Verteilung zu zwingen. Am 13. Juni 1916 beschoss sie Dar-es-Salaam, den Hauptort der deutschen Kolonie. Sie blieb vor Ostafrika bis 1918, da es nicht gelang, die deutschen Streitkräfte dort endgültig auszuschalten.

Endschicksal der Challenger

Am 3. Februar 1919 begann der Rückmarsch der HMS Challenger von der Cape Station nach England. 1920 wurde die in die Heimat zurückgekehrte Challenger zum Abbruch verkauft.

Literatur

  • James J. Colledge, Ben Warlow: Ships of the Royal Navy: The Complete Record of all Fighting Ships of the Royal Navy, Chatham, London, ergänzte Ausgabe 2006, ISBN 978-1-86176-281-8.
  • Jane's Fighting Ships of World War I. Studio Editions, 1990, ISBN 1-85170-378-0.
  • John Roberts, H. C. Timewell, Roger Chesneau (Hrsg.), Eugene M. Kolesnik (Hrsg.): Kriegsschiffe der Welt 1860 bis 1905 – Band 1: Großbritannien/Deutschland. Bernard & Graefe Verlag, Koblenz 1983, ISBN 3-7637-5402-4.

Weblinks

 Commons: HMS Challenger (ship, 1902) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Angaben zu den 6-Zoll-L/45-Mk. VII-Schnellfeuergeschützen
  2. Neue Schiffe der Australia Station besuchen Neuseeland
  3. The West Australian, 26.04.1906: Weitere australische Besatzungsangeh�rige hatten Prometheus mit 103, Psyche mit 90 und Pyramus mit 65 Mann
  4. News and Notes The West Australian, 31 July 1906
  5. HMS Gibraltar Sydney Morning Herald 26 September 1908
  6. News and Notes The West Australian 29 January 1912
  7. The Australian Navy The West Australian 5 June 1912
  8. Challenger vor Duala Naval Review 1915

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