Giovanni Kessler

Giovanni Kessler

Giovanni Kessler (* 11. Juni 1956 in Trient) ist ein italienischer Jurist und Politiker.

Giovanni Kessler in der Parlamentarischen Versammlung der OSZE im Jahr 2003

Der Sohn des Trentiner Politikers Bruno Kessler[1] absolvierte in Trient das Humanistische Gymnasium Liceo Arcivescovile[2] und anschließend an der Universität Bologna ein Studium der Rechtswissenschaft, das er mit einer Dissertation zum Verfassungsrecht abschloss.[3] Von 1987 bis 1995 arbeitete er als stellvertretender Staatsanwalt am Landesgericht Trient, wo er insbesondere gegen Drogenschmuggel und organisierte Kriminalität, im Zuge der Tangentopoli-Affäre Anfang der 90er Jahre aber auch gegen Trentiner Politiker Ermittlungen durchführte.[4] Von 1995 bis 1997, als er für die Staatsanwaltschaft Caltanissetta auf Sizilien tätig war, lag sein Arbeitsschwerpunkt in Untersuchungen gegen die Mafia von Gela; während seiner Zeit bei der Staatsanwaltschaft Bozen von 1997 bis 2001 beschäftigte er sich mit Delikten auf europäischer Ebene.[4][5]

Kessler fungierte als Experte und Berater für den Themenkomplex Südost-/Osteuropa und Kriminalität sowohl bei italienischen Ministerien als auch bei der Europäischen Kommission und beim Europarat. 1998 und 1999 war er stellvertretender Leiter der Kosovo Verification Mission der OSZE, für die er in den folgenden Jahren noch in mehreren Wahlbeobachtungsmissionen tätig war.[3]

Im Jahr 2001 wurde Kessler für die Democratici di Sinistra, damals Teil des Ulivo-Bündnisses, für fünf Jahre in die italienische Abgeordnetenkammer gewählt.[4] Von 2003 bis 2006 war er Vizepräsident der Parlamentarischen Versammlung der OSZE, von 2006 bis 2008 Hoher Kommissar der Regierung Prodi im Kampf gegen Fälschung.[4] 2006 begann auch Kesslers Engagement in der Regionalpolitik, wo er sich um die Gründung der Trentiner Sektion des Partito Democratico (PD) verdient machte. Im Jahr 2008 wurde er in den Trentiner Landtag und anschließend zu dessen Präsidenten gewählt.[6] In der Amtsperiode 2009/2010 war er Präsident der Konferenz der Europäischen Regionalen Gesetzgebenden Parlamente.[3]

Trotz seines Status als Exponent einer Oppositionspartei erhielt Kessler Unterstützung von Seiten der Regierung Berlusconi für seine Bewerbung um den Posten des Leiters des Europäischen Amts für Betrugsbekämpfung (OLAF).[7] Am 14. Dezember 2010 ernannte die Europäische Kommission Kessler, der fließend Deutsch und Englisch spricht, zum neuen OLAF-Generaldirektor.[8] Am 26. Januar 2011 trat er vom Amt des Trentiner Landtagspräsidenten zurück,[9] am 14. Februar verzichtete er auch auf sein Landtagsmandat.[10]

Weblinks

 Commons: Giovanni Kessler – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Thomas Mayer (15. Dezember 2010): Giovanni Kessler, neuer Leiter der Antibetrugsbehörde. Der Standard. Abgerufen am 24. Juni 2011.
  2. Giovanni Kessler: Chi sono (it). giovannikessler.it. Abgerufen am 24. Juni 2011.
  3. a b c The President (en). Konferenz der Europäischen Regionalen Gesetzgebenden Parlamente. Abgerufen am 24. Juni 2011.
  4. a b c d Marco Zatterin (14. Dezember 2010): L'Italia vince l'Antifrode (it). La Stampa. Abgerufen am 24. Juni 2011.
  5. Giovanni Kessler: La magistratura (it). giovannikessler.it. Abgerufen am 24. Juni 2011.
  6. Il presidente (it). Consiglio della Provincia Autonoma di Trento. Abgerufen am 16. Dezember 2010.
  7. Liana Milella (15. Dezember 2010): Divisi a Roma, uniti su Kessler (it). La Repubblica. Abgerufen am 24. Juni 2011.
  8. Valentina Pop (14. Dezember 2010): Italian appointed head of EU's anti-fraud office (en). EUobserver. Abgerufen am 24. Juni 2011.
  9. «Dal Pd troppi errori sulla presidenza» (it). Trentino (28. Januar 2011). Abgerufen am 24. Juni 2011.
  10. Andrea Rudari torna in pista. Da fine febbraio in consiglio (it). Trentino (15. Februar 2011). Abgerufen am 24. Juni 2011.



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