Stalag IV H

Stalag IV H
Eingang zur Gedenkstätte
Baracke auf dem Gelände
Gräber

Die Gedenkstätte Ehrenhain Zeithain in Zeithain bei Riesa erinnert an die Opfer des Kriegsgefangenen-Mannschaftsstammlager Stalag 304 (Stalag IV-H) Zeithain an diesem Ort. Es bestand zwischen 1941 und 1945, ab 1942 als Zweiglager des Mühlberger Stammlagers IV B mit der Bezeichnung Stalag IV B/Z.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Bereits vor dem deutschen Angriff auf die Sowjetunion wurde durch das Oberkommando der Wehrmacht (OKW) die Errichtung von insgesamt 60 Front-Stalags für sowjetische Kriegsgefangene beschlossen. Während diese Lager im Generalgouvernement und in den besetzten sowjetischen Gebieten errichtet werden sollten, waren auch 14 Standorte innerhalb des Deutschen Reiches vorgesehen, darunter der Truppenübungsplatz Zeithain. Jedes dieser Lager sollte bis zu 30.000 Gefangene unterbringen können. Im April 1941 begann man in Zeithain mit den Vorbereitungen zum Lagerbau. Ab Juli 1941 begannen etwa 2.000 Kriegsgefangene mit der Errichtung von Unterkünften für die Wachmannschaften sowie Wirtschaftsgebäuden. Erst ab September folgten Gefangenenbaracken. Bis Ende 1941 stieg die Zahl der Gefangenen im Lager auf über 10.000. Ende 1942 wurde das Lager fertig gestellt. Bereits während der Aufbauphase fielen rund 7.000 Gefangene dem Fleckfieber, den katastrophalen hygienischen Verhältnissen sowie der unzureichenden Ernährung und medizinischen Versorgung zum Opfer. Etwa 1.000 Gefangene wurden in das Konzentrationslager Buchenwald transportiert und dort ermordet.

Auf Grund der gestiegenen Bedeutung von Zwangsarbeitern für die deutsche Kriegswirtschaft wurde das Lager ab September 1942 schrittweise in ein Lazarett für in Arbeitskommandos verunglückte und erkrankte Gefangene umgewandelt, jedoch wurden die Lebensbedingungen im Lager nur unwesentlich verbessert. Insgesamt verstarben in Zeithain ca. 25 000 bis 30 000 sowjetische und mehr als 900 Kriegsgefangene aus anderen Ländern.

Diente das Lager zunächst vornehmlich sowjetischen Soldaten erreichten ab Oktober 1943 in Folge der italienischen Kapitulation zunehmend auch italienische Kriegsgefangene das Lager. Ebenso wurden nach der Niederschlagung des Warschauer Aufstandes rund 1.400 polnische Gefangene in das Lager verlegt.

Am 23. April 1945 befreiten Truppen der Roten Armee das Kriegsgefangenenlager Zeithain. Die sowjetische Militäradministration beschloss zunächst eine Untersuchung der Verbrechen in Zeithain und später die Errichtung einer Gedenkstätte. Bis 1949 entstand so der Ehrenhain Zeithain sowie diverse Friedhöfe, auf denen nichtsowjetische Opfer jedoch keine Würdigung fanden.

Gedenkstätte

Monument

Die historische Aufarbeitung der Lagergeschichte begann 1977. 1984 beschloss die SED-Führung mit Zustimmung der sowjetischen Militärbehörden die Errichtung einer Gedenkstätte auf dem Friedhof/Ehrenhain Zeithain anlässlich des 40. Jahrestages des Kriegsendes. Im April 1985 wurde eine erste Dauerausstellung im früheren Wohnhaus des Friedhofsgärtners errichtet, die jedoch ausschließlich dem Schicksal sowjetischer Kriegsgefangener gewidmet war. Auf Grund der inhaltlichen Mängel förderte die Stiftung Sächsische Gedenkstätten ab 1995 die geschichtswissenschaftliche Erforschung des Lagers, aus der 1999 eine neue (provisorische) Ausstellung entstand. 1997 gründete sich zudem ein eigener Förderverein. Seit dem 1. Januar 2002 befindet sich die Gedenkstätte in unmittelbarer Trägerschaft der Stiftung Sächsische Gedenkstätten. Seit Juni 2003 verfügt die Gedenkstätte über eine neue Dauerausstellung. Zudem bietet sie wechselnde Sonderausstellungen und pädagogische Angebote für Schulen an.

Literatur

  • Jörg Osterloh: Ein ganz normales Lager. Das Kriegsgefangenen-Mannschaftsstammlager 304 (IV H) Zeithain bei Riesa/Sa. 1941 bis 1945. 2. Auflage. Kiepenheuer, Leipzig 1997, ISBN 3-378-01018-5 (Schriftenreihe der Stiftung Sächsische Gedenkstätten zur Erinnerung an die Opfer politischer Gewaltherrschaft 2).
  • Bert Pampel: Spuren suchen und erinnern. Gedenkstätten für die Opfer politischer Gewaltherrschaft in Sachsen. Kiepenheuer, Leipzig 1996, ISBN 3-378-01011-8 (Schriftenreihe der Stiftung Sächsische Gedenkstätten zur Erinnerung an die Opfer politischer Gewaltherrschaft 1).

Weblinks

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