Carloforte

Carloforte
Carloforte
Kein Wappen vorhanden.
Carloforte (Italien)
Carloforte
Staat: Italien
Region: Sardinien
Provinz: Carbonia-Iglesias (CI)
Lokale Bezeichnung: Carloforte / U Pàize
Koordinaten: 39° 9′ N, 8° 18′ O39.1502777777788.310Koordinaten: 39° 9′ 1″ N, 8° 18′ 0″ O
Höhe: 10 m s.l.m.
Fläche: 50,24 km²
Einwohner: 6.420 (31. Dez. 2010)[1]
Bevölkerungsdichte: 128 Einw./km²
Postleitzahl: 09014
Vorwahl: 0781
ISTAT-Nummer: 107004
Demonym: Carlofortini oder Tabarkini
Schutzpatron: San Carlo Borromeo (4. November)
Website: Carloforte

Carloforte ist der einzige bewohnte Ort der Insel San Pietro, vor der Südwestküste Sardiniens. Carloforte (in ligurischem Dialekt: U Pàize) ist eine Gemeinde mit 6420 Einwohnern (Stand 31. Dezember 2010) auf der Insel San Pietro in der Provinz Carbonia-Iglesias, circa 10 km vor der Küste Sardiniens.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Es handelt sich hier um eine Insel mit ligurischem Sprachgebrauch - man könnte auch sagen einem Stadtteil des antiken Genua/Pegli mitten auf Sardinien, die, dank einer Initiative des Piemonteser Architekten Augusto de la Vallée, von Pegliesern besiedelt wurde, die im Jahre 1738 aus Tabarka/Tunesien kamen. Die Carlofortiner sprechen heute noch den Dialekt ihrer Vorfahren, der wegen ihrer Herkunft auch Tabarchino genannt wird.

Im Jahre 1542 starteten die Einwohner von Pegli und den benachbarten Gemeinden an der ligurischen Küste im Gefolge der Lomellini, einem stattlichen Handelsgeschlecht von Pegli/Genua, und ließen sich auf der Insel Tabarka vor der Küste Tunesiens nieder, wo sie bis ins Jahr 1735 nach Korallen tauchten.

Im Jahre 1738 nahm ein Teil der Tabarchini unter der Führung von Agostino Tagliafico das Angebot von König Carlo Emanuele III von Savoyen an, die noch unbewohnte Insel San Pietro zu besiedeln. In den vorangegangenen Jahren war der Korallenabbau und somit der Tribut an die Lomellini zurückgegangen und für alle Seiten nicht mehr rentabel. Außerdem verstärkten sich die Auseinandersetzungen mit den Muslimen.

Zu Ehren des Königs nannten sie den neuen Ort Carloforte (Karl der Starke). Im Laufe der Zeit kamen weitere Auswandererfamilien direkt aus Ligurien hinzu und trugen zur Stärkung der kleinen, aufstrebenden Gemeinde bei. Im Jahre 1798 wurde Carloforte von Piraten heimgesucht: 900 ihrer Einwohner wurden gefangen genommen und in Tunis als Sklaven gehalten, eine von ihnen wurde Mutter des Beys Ahmad I. al-Husain. Nach fünf Jahren konnten sie endlich freigekauft werden. Zeugnis dieser Barbareninvasion sind die heute noch erhaltenen Teile der alten Stadtmauer und der Festung.

Wegen seiner geschichtlichen, ökonomischen und kulturellen Bindung an die ligurische Hauptstadt, insbesondere mit Pegli, wurde Carloforte am 10. November 2004 als Honorargemeinde der Provinz Genua anerkannt. Im Jahre 2006 erhielt die Nachbargemeinde Calasetta die gleiche Ehrung. Carloforte begeht jedes Jahr partnerschaftliche Festivitäten mit Pegli.

Die Tabarchiner genannte Bevölkerung vereinigt mit Carloforte auf der Insel San Pietro die Nachbargemeinde Calasetta auf der nahe gelegenen Insel Sant’Antioco. Ein kleinerer Teil der Auswanderer aus Tabarka wandte sich in Richtung der spanischen Küste nach Alicante und gründete dort den Ort Nueva Tabarca. Diese Kolonie hat zwar teilweise die ursprünglichen Nachnamen beibehalten, wurde aber, was Sprache und Gebräuche betrifft, von der spanisch sprechenden Gemeinschaft absorbiert. Die Tabarchini sind in der ganzen Welt verstreut, überwiegend in Genua, an der ligurischen Küste, in Gibraltar, in Boca bei Buenos Aires und in anderen Hafenstädten. Sie werden auf insgesamt 18.000 Personen geschätzt.

Die Sprache der Tabarchiner entspricht eng der ursprünglichen ligurischen Sprache des 15. Jahrhunderts, durch persönliche und Handelsverbindungen sei es aus Tunesien als auch von der Insel San Pietro hat sie sich ebenso weiterentwickelt wie die eigentliche ligurische und Genueser Sprache. Tatsächlich hatte der Hafen von Carloforte auf Grund seiner geographischen Lage bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts eine bemerkenswerte Bedeutung in der Schifffahrt und als Umschlagplatz mittlerer Tonnagen. Diese Sprache konserviert einige Substantive und seltene grammatikalische Formen, wie sie nur noch im veralteten Genuesisch vorkommen. Sie beinhaltet allerdings auch keine Gallizismen, wie sie hingegen das Genuesische in den letzten Jahrhunderten aufgenommen hat, z. B. der Akzent (còccina) ist typisch für Pegli und nicht für das reine Genuesisch. Als Einflüsse von außen sind nur einige wenige Substantive aus dem Sardischen, Arabischen und dem Toskanischen festzustellen. Mehr als 80% der Bevölkerung sprechen heute noch diesen Dialekt im Alltag.

Die Architektur, die Kultur, die Bräuche und die Sitten von Carloforte entsprechen immer noch den ligurischen.

Feste

Die Madonna der Sklaven, Schutzpatronin von Carloforte

Diese Madonna – eine durch die Wellen angespülte Galionsfigur eines Seglers – wurde am 15. November 1800 von dem jungen, carlofortinischem Sklaven Nicola Moretto am Strand von Nabel bei Tunis gefunden. Diese „Schwarze Madonna“ wurde von den Sklaven auf afrikanischem Boden als göttliches Zeichen gedeutet zum Trost für erlittene Leiden und Verfolgungen. Sie nahmen sie nach ihrer Befreiung mit auf die Insel San Pietro und sie ist bis heute ein bedeutendes Symbol der Freiheit, des Glaubens und der Solidargemeinschaft für alle Carlofortiner.

Das Fest zu Ehren der Madonna der Sklaven ist zweifelsohne das wichtigste Fest in der carlofortinischen Gemeinde. Seit einigen Jahren begeht auch Pegli dieses Fest am letzten Sonntag im November.

San Pietro, Schutzherr der Fischer

Die Verehrung des Ältesten der Apostel ist auf die Wurzeln der Kolonie zurückzuführen. Der Kult um den Schutzpatron der Korallentaucher und Thunfischfänger drehte sich um die alte kleine Kirche der Brunnen, die auf den 200 Jahre alten Grundmauern im 18. Jahrhundert wieder aufgebaut wurde. Noch heute ist der 29. Juni ein hoher Feiertag in Carloforte. Die Feierlichkeiten enden am Abend erst mit einer eindrucksvollen Prozession auf dem Meer, und dann mit Feuerwerk und Musik.

Die religiöse Huldigung diente dazu den göttlichen Segen zu begünstigen für alle Aktivitäten zu Wasser und für den Thunfischfang, der früher die Haupteinnahmequelle für die Bevölkerung darstellte. Die Inselbewohner hatten schon immer eine enge Bindung zum Meer.

Städtepartnerschaften

Es besteht mit der Stadt Alicante in Spanien und mit dem Stadtteil Pegli von Genua eine Partnerschaft. Zusätzlich besteht mit der Provinz Genua ein Partnerschaft.

Weblinks

 Commons: Carloforte – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Statistiche demografiche ISTAT. Bevölkerungsstatistiken des Istituto Nazionale di Statistica vom 31. Dezember 2010.

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