Buchstabenmuseum

Buchstabenmuseum

Buchstabenmuseum ist die Bezeichnung für ein Museumsprojekt in Berlin, das zum Ziel hat, interessante typografische Objekte aus dem öffentlichen Raum – meist dreidimensionale Gebäudebeschriftungen – zu sammeln und zu bewahren, zu dokumentieren und dauerhaft auszustellen. Die Exponate sind vorübergehend noch in einem Schaudepot in Berlin-Mitte untergebracht und können dort besichtigt werden: Berlin Carré, Karl-Liebknecht-Straße 13, Do-Sa 13-15 Uhr.

Inhaltsverzeichnis

Der Verein und seine Ziele

Buchstaben im Schaudepot
Ein Buchstabe mit Informationstext

Träger des Projekts ist der im Vereinsregister des Amtsgerichts Berlin-Charlottenburg eingetragene und als gemeinnützig anerkannte Verein Buchstabenmuseum e. V.. Er wurde am 20. Mai 2005 gegründet und hatte Mitte 2009 etwa 50 Mitglieder. Vorstandsvorsitzende sind Barbara Dechant (Kommunikationsdesignerin) und Anja Schulze (in der Öffentlichkeitsarbeit bei der Stiftung Stadtmuseum Berlin tätig).[1]

Für das geplante Museum sind Dauer- und Sonderausstellungen und Führungen vorgesehen, in Kinderprogrammen könnten die kleinen Besucher Buchstaben buchstäblich begreifen. Die Betreiber sehen in ihrem Projekt eine kulturelle, auch konservatorische Aufgabe in einer Situation, in der visuelle Gestaltungselemente, die typisch waren für das Stadtbild des 20. Jahrhunderts, immer häufiger verschwinden. Traditionelle, relativ aufwändige Herstellungsverfahren, etwa handwerklich individuell hergestellte dreidimensionale Schriften mit Leuchtröhren, werden zunehmend ersetzt durch neue Technologien wie LEDs, Großbildschirme usw.

Im Dezember 2008 konnte der über drei Jahre gesammelte Fundus erstmalig der Öffentlichkeit gezeigt werden.[2] Seither können die Exponate regelmäßig besichtigt werden. Die ehrenamtlichen Betreiber begrüßen inzwischen auch Interessenten aus dem Ausland. Der Verein ist deshalb auf der Suche nach Finanzierungsmöglichkeiten und Ausstellungsräumen.

Buchstaben und ihre Geschichten

Die Sammlung umfasst rund 350 Buchstaben oder ganze Schriftzüge (Stand August 2009). Sie sind bis zu 2,5 Meter hoch, einige von ihnen wiegen 100 kg. Die Ausstellungsstücke werden mit Basisinformationen versehen wie Schriftart, Datierung, Ort der Anbringung, Material usw. Darüber hinaus interessieren der historische Hintergrund sowie besondere Geschichten, die mit einzelnen Exponaten verbunden sind. Hierzu können folgende Beispiele dienen:

  • Das Logo des Kaufhauses Hertie – Schreibschrift, leuchtend rot, etwa 2 m lang - wurde am 27. August 2009 von entlassenen Mitarbeitern des insolventen Konzerns vor rund 200 Gästen und Pressevertretern symbolisch im Wasser der Spree versenkt. Nachdem der Schriftzug wegen der Auflage des Wasser- und Schifffahrtsamt Berlin wieder geborgen wurde, erhielt ihn das Buchstabenmuseum.[3]
  • H, A, U und P – die vier großformatigen Buchstaben dienten zur Kennzeichnung des heutigen Berliner Ostbahnhofs, als der noch Hauptbahnhof hieß. Kein anderer Berliner Bahnhof ist so häufig umbenannt worden: 1842–1881 Frankfurter Bahnhof, 1881–1950 Schlesischer Bahnhof, 1950–1987 Ostbahnhof, 1987–1998 Hauptbahnhof, seit 1998 wieder Ostbahnhof. Die alten Buchstaben waren auf dem Gelände des nahe gelegenen historischen Wriezener Bahnhofs eingelagert und konnten von dort übernommen werden.
  • Ein unscheinbares E, etwas provisorisch aus Pappe hergestellt, leicht beschädigt und verrußt, war Teil einer Filmdekoration. Es gehörte zur Beschriftung eines Pariser Kinos (Le Gammar), eines wichtigen Schauplatzes im Kriegsdrama Inglourious Basterds, das der Regisseur Quentin Tarantino 2008 im Filmstudio Babelsberg bei Berlin drehte. Nach einer Explosion am Ende der Filmhandlung war der schadhafte Buchstabe übrig geblieben.
  • Der türkisblaue Schriftzug Zierfische gehörte seit 1957 zum Straßenbild am Frankfurter Tor im Ostberliner Stadtteil Berlin-Friedrichshain. Anfang 2009 musste das zugehörige Zoo- und Aquaristikgeschäft schließen. Das Buchstabenmuseum bemühte sich um die Reklameschrift im typischen Design der 1950er Jahre. Anders als in allen bisherigen Fällen gelang die Beschaffung hier nicht kostenlos. Doch mit Hilfe der Spendenaktion Rettet die Zierfische[4] war das seltene Stück zu erwerben. Im allgemeinen sind die Vorbesitzer zufrieden, wenn sie sich der nutzlos gewordenen Objekte kostenneutral entledigen können.

Weblinks

Weiterführende Links leiten von der Website zu mehr als 60 Veröffentlichungen über das Buchstabenmuseum, unter anderem vom Berliner Rundfunk, Tagesspiegel, Berliner Zeitung, Berliner Morgenpost, ZEIT online, Goethe-Institut, taz, rbb Kulturradio, Deutschlandfunk, Neues Deutschland.

Einzelnachweise

  1. Martin Conrads, Goethe-Institut e.V.: Neonvergangenheit – das Buchstabenmuseum in Berlin; ; abgerufen am 23. September 2009
  2. Blog mit Info über die Eröffnung des Buchstabenmuseumsdepots; abgerufen am 23. September 2009
  3. Artikel in der Berliner Zeitung vom 28. August 2009: See-Bestattung für Hertie; abgerufen am 23. September 2009
  4. Info zur Spendenaktion Rettet die Zierfische; abgerufen am 23. September 2009

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