Brückeneinschwimmen

Brückeneinschwimmen
Einschwimmen eines Brückenteils mit Hilfe eines Schwimmkrans im Fedafjord

Als Brückeneinschwimmen wird ein Bauverfahren im Brückenbau bezeichnet, bei dem eine vormontierte Brückenkonstruktion auf Pontons schwimmend und/oder mit Hilfe von Schwimmkränen in ihre endgültige Lage gebracht wird. Ein Einschwimmen ist sowohl bei Flussbrücken, wie z.B. der Dresdner Waldschlößchenbrücke, als auch bei Seebrücken, wie z.B. der Öresundbrücke möglich.

Inhaltsverzeichnis

Ausgangssituation

Die Strombrücke der Mainbrücke Volkach im aufgebockten Zustand, Juli 2010

Bei einer Flussbrücke werden zunächst auf beiden Seiten des Flusses die Anbindungen (sogenannte Vorlandbrücken) hergestellt. Sie enden auf den meistens im Fluss stehenden Strompfeilern. Die Pfeiler werden vorbereitet zum Ablegen des Mittelteils der Brücke, der auch Strombrücke genannt wird. Dieses Anschlussstück wird zeitgleich am Ufer in unmittelbarer Nähe vormontiert.
Die letzten Vorbereitungen, bevor die Strombrücke bewegt werden kann sind das Verlegen von Schienen, auf denen der Vorschubwagen gleiten kann, das Anbringen von Seilwinden, das Positionieren der Pontons und meist noch das Aufstellen von Autokränen.

Bei Seebrücken sehen die Vorbereitungen ähnlich aus. Allerdings muss hier auf Schwimmkräne zurückgegriffen werden, welche auch für den Transport zuständig sein können, sodass Pontons entfallen.

Einschwimmen einer Flussbrücke am Beispiel der Waldschlößchenbrücke

Beim Bau der Dresdner Waldschlößchenbrücke ist die Strombrücke eine Stabbogenbrücke mit einer Länge von 140 Meter und einem Gesamtgewicht von 1800 Tonnen.[1]

Anheben der Brücke, Vorschub zum Ufer und Befestigung auf dem Ponton

Als erstes wird die am Ufer befindliche, vormontierte Strombrücke angehoben und parallel zur zukünftigen Verkehrsführung auf eine Schienenkonstruktion (Flussseite) und einen Vorschubwagen (flussabgewande Seite) abgesetzt. Die Strombrücke befindet sich dann oberhalb der späteren Auflagefläche auf den Pfeilern. Bei der Dresdner Waldschlößchenbrücke ist das etwa in einer Höhe von 10 Metern. Damit lagegenau abgesetzt werden kann, ist die zulässige Windgeschwindigkeit auf maximal 28 km/h begrenzt.[2]

Als nächstes wird die Strombrücke zum Ufer geschoben. Der Vorschubwagen bewegt das Brückensegment bis der schienengeführte Schlitten (nach ca. 120 Metern) das Ufer erreicht. Teflonplatten dienen dabei als Gleitunterlagen und reduzieren die Reibung.

Der Schlitten wird dann vom Ufer auf den schwimmenden Ponton gefahren. Der Flusspegel darf während dieses Vorgangs um nicht mehr als 5 Zentimeter schwanken. Der Schlitten wird anschließend am Ponton befestigt.[2]

Einschwimmen der Strombrücke

Waldschlößchenbrücke: Einschwimmen des mittleren Brückensegmentes am 18. Dezember 2010 – Der Schlitten ist bereits auf dem Ponton befestigt.

Es folgt das eigentliche Einschwimmen. Der Vorschubwagen schiebt das Brückensegment weiter. Das Ponton bewegt sich dabei über den Fluss zum gegenüberliegenden Ufer. Bei der Dresdner Waldschlößchenbrücke waren das insgesamt 195 Meter. Der Pegel darf dabei höchstens um 35 Zentimeter schwanken.[2]

Anschließend wird der Ponton mit dem Brückensegment stromaufwärts bewegt (ca. 60 Meter). Der Ponton wird mit Schubbooten bewegt. Am Ufer fährt der Vorschubwagen mit gleicher Geschwindigkeit.

Sobald das Brückensegment über den Montagepfeilern positioniert ist, wird es abgesenkt und befestigt.

Vorteile des Einschwimmens von Brückenteilen

Das Einschwimmens von Brückenteilen erspart ein Montagegerüst oder Hilfspfeiler im Fluss. Besonders bei stark frequentierten Schifffahrtsstraßen ist es oft nicht möglich die Schifffahrt für länge Zeit einzuschränken, sodass ein Einschwimmen der Strombrücke die wirtschaftlich beste Lösung ist.

Beispiele mit Einschwimmzeit

Brücke Bauzeit Einschwimmen Dauer
(Tage)
Elbebrücke Tangermünde 2001
Strelasundquerung 1961 20. bis zum 23. April 1961 4
Donaubrücke Schwabelweis 1979 – 1981
Lessingbrücke 1983
Steinheimer Mainbrücke 1990 – 1995
Kronprinzenbrücke 1992 – 1996
Öresundbrücke 1999 14. September 1999 1
Innbrücke Neuötting 1997 – 2000
Elbebrücke Wittenberg 1998 – 2000
Sternbrücke Magdeburg 2004 26. Oktober 2004 1
Tullner Donaubrücke 2009 17. Juni und 10. Juli 2009 2
Mainbrücke Volkach 2010 Sommer 2010
Waldschlößchenbrücke 2010 3. bis 19. Dezember 2010 17

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. dnn-online.de Einschwimmen der Waldschlößchenbrücke ist geglückt
  2. a b c youtube.com - Einschwimmen Waldschlößchenbrücke Dresden, 3D-Animation der Stadt Dresden

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