Benjamin Ursinus

Benjamin Ursinus

Benjamin Ursinus von Baer (auch Bär; * 12. Februar 1646 in Lissa; † 23. Dezember 1720 in Berlin) war kurfürstlich kurbrandenburgischer Hofprediger, späterer Bischof der reformierten Kirche.

Inhaltsverzeichnis

Familie

Benjamin Ursinus enstammte einer Familie von Geistlichen. Sein Großvater, David Ursinus (* 1588; † 1644) war zunächst Pfarrer in Gollmitz, dann Koadjutor in Lissa, ab 1625 Hofprediger auf Schloss Carolath und letztlich wieder Pfarrer in Laßwitz. Benjamin Ursinus Eltern waren Benjamin Ursinus, der erst Konrektor in Lissa und ab 1648 Pfarrer zu St. Petri in Danzig war, sowie Elisabeth Titius aus Thorn.

Ursinus war zwei Mal vermählt. In erster Ehe 1671 mit Aemelia Margaretha von Bilderbeck († 1677), Tochter des holländischen Kaufmann und Resident in Köln, Heinrich von Bilderbeck und der Anna Franssens. Seine zweite Ehe ging er 1678 mit Anna Adelheid von Huss († nach 1720), Tochter des königlich schwedischen Generalauditeur und Mindener Regierungsrat Matthias Wilhelm von Huss († nach 1759), ein.

Aus seinen beiden Ehen gingen zahlreiche Kinder hervor:

  • Friedrich Heinrich (* 1672), königlich preußischer Geheimer Sekretär und Bibliothekar, Protonotar und Geheimer Tribunalsrat in Berlin, 1697 Professor der Philosophie in Frankfurt
  • Benjamin (* 1673; † 1734), königlich preußischer Tribunalsrat, Erbherr auf Blokinnen, Sanditten und Solnicken in Ostpreußen, vermählt mit Luise Sievert († 1709), erneut vermählt mit Dorothea Anna Emerentia von Glaubitz († 1752)
  • Sophie Eleonore († 1754), Äbtissin des Fräuleinstiftes in Halle
  • Tochter, vermählt mit Gottfried von Jena (* 1684; † 1734), königlich preußischer Legations-, Hof- und Kammergerichtsrat
  • David Benjamin († nach 1750)
  • Johann Wilhelm (* 1681; † 1750) königlich preußischer Stallmeister und Direktor der Ritterakademien in Berlin und Frankfurt, Erbherr auf Gütergotz, vermählt mit Maria Barbara Sievert († nach 1750)
  • August Friedrich, 1708 Kadett der Ritterakademie in Brandenburg
  • Christian Ludwig (* 1699; † nach 1748), Geheimer Justizrat in Berlin
  • Johann Casimir (* 1702; † nach 1786), Erbherr auf Bornzien
  • Anna Adelheid († 1777), vermählt mit Friedrich Emanuel von Froben (* 1704; † 1757), königlich preußischer Hofgerichtsrat und Geheimer Justizrat
  • Erhard († 1785), königlich preußischer Domainenrat und Geheimer Oberfinanzrat, vermählt mit einer Mascovius
  • Marie Amalie, vermählt mit Peter Ludwig Hendreich (* 1673; † 1725), königlich preußischer Bibliothekar, Potsdamer Hofprediger und späterer Professor in Frankfurt

Leben

Benjamin Ursinus wuchs in Danzig auf und studierte ab 1663 in Heidelberg Theologie. Auf Empfehlung seines Lehrers und späteren Schwagers Friedrich Spanheim wurde Ursinus 1667 Prediger der geheimen reformierten Gemeinde in Köln. 1670 wurde er kurfürstlich kurbrandenburgischer Hofprediger in Berlin-Cölln.

Nach dem Herrschaftsantritt Friedrichs III. 1688 gelangte Ursinus beim neuen Kurfürsten zu wachsendem Einfluss. 1700 wurde er zum ersten königlichen Oberhofprediger und Kirchenrat ernannt und erhielt 1702 den Bischofstitel und das Prädikat Wohlwürdiger. Im Januar 1701 salbte er in Königsberg Friedrich III. zum ersten König in Preußen. Den Krönungsgottesdienst gestaltete er gemeinsam mit dem lutherischen Oberhofprediger Bernhard von Sanden.

Im Auftrag des neuen Königs war er 1703 an Gesprächen über eine Kirchenunion beteiligt, die allerdings erst ein Jahrhundert später als Altpreußische Union verwirklicht wurde.

1705 wurde er als Ursin von Baer in den erblichen Adelsstand erhoben[1] und damit Stammvater der im 19. Jahrhundert erloschenen Adelsfamilie Ursinus von Baehr. 1712 taufte er den Sohn des Kronprinzen, den späteren Friedrich den Großen Nach dem Herrschaftsantritt Friedrich Wilhelms I. schwand sein Einfluss am Hof schnell. Der König halbierte ihm im Zuge der allgemeinen Finanzkonsolidierung das Gehalt und entließ vier seiner Söhne aus dem Staatsdienst.

Seit 1680 war Ursinus Erberr auf Stolpe[2], 1700–1715 auch auf Gütergotz[3]. Er verstarb in Berlin und wurde noch 1720 in Gütergotz beigesetzt.

Einzelnachweise

  1. Maximilian Ferd. Gritzner: Chronologische Matrikel der brandenburgisch-preußischen Standeserhöhungen und Gnadenakte. Berlin 1874. 1600-1873.
  2. Märkische Allgemeine, 29. Dezember 2009 (online).
  3. Gütergotz (online, PDF).

Literatur

  • Peter Bahl: Der Hof des Großen Kurfürsten. Böhlau-Verlag, Köln/Weimar/Wien 2001, ISBN 3-412-08300-3, S. 605–606 (Veröffentlichungen aus den Archiven Preussischer Kulturbesitz. Beiheft 8. Auszug online).
  • Lothar Noack, Jürgen Splett: Bio-Bibliographien. Brandenburgische Gelehrte der Frühen Neuzeit. Berlin-Cölln 1688–1713. Akademie-Verlag, Berlin 2000, ISBN 3-05-003318-5, S. 483–492.
  • Paul Tschackert: Ursinus, Benjamin. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 39, Duncker & Humblot, Leipzig 1895, S. 365 f. (teilweise veralteter Forschungsstand).

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