Cölln

Cölln
Stadtviertel in Berlin-Mitte: Altkölln (Spreeinsel) [1] (mit Museumsinsel [1a], Fischerinsel [1b]), Alt-Berlin [2] (mit Nikolaiviertel [2a]), Friedrichswerder [3], Neukölln am Wasser [4], Dorotheenstadt [5], Friedrichstadt [6], Luisenstadt [7], Stralauer Vorstadt (mit Königsstadt) [8], Gebiet Alexanderplatz (Königsstadt und Altberlin) [9], Spandauer Vorstadt [10] (mit Scheunenviertel [10a]), Friedrich-Wilhelm-Stadt [11], Oranienburger Vorstadt [12], Rosenthaler Vorstadt [13]
Berlin und Cölln im Anfang des 13. Jahrhunderts. Wiederherstellungsversuch von Karl Friedrich von Klöden
Cölln (gelb gefärbt) auf einem Stadtplan von 1688
Cölln 1893

Das auf einer Spreeinsel gelegene Cölln war eine der beiden Städte, die im Spätmittelalter zur Doppelstadt Berlin-Cölln zusammenwuchsen. Aus der Doppelstadt Berlin-Cölln entwickelte sich die heutige Stadt Berlin.

1237 wurde Cölln erstmals urkundlich erwähnt; dieses Jahr galt als Grundlage für die Stadtjubiläen 1937 (700 Jahre) und 1987 (750 Jahre), obwohl die Urkunde selbst von 1238 datiert und in ihr nur Cölln, nicht aber (Alt-)Berlin erwähnt wird.

Inhaltsverzeichnis

Bewohner und Wirtschaft

Ortsmittelpunkt von Cölln war der Petriplatz mit der durch den Krieg beschädigten und 1964 abgetragenen Petrikirche an der Gertraudenstraße und das Cöllnische Rathaus an der Brüderstraße. An der Petrikirche wirkte Pfarrer Simeon von Cölln, der 1237 als Urkundszeuge bei der Beendigung des Brandenburger Zehntstreits auftritt. Das Petrus-Patrozinium der Pfarrkirche von Cölln findet sich auch am Dom von Brandenburg, dem Hauptort der Mark Brandenburg, und am Kölner Dom; dieser Stadtname war vermutlich namensgebend. Marsilius, der erste Schulze von Berlin, war ein aus dem Rheinland stammender Fernhandelskaufmann. Auch in Cölln waren die Fernhandelskaufleute die wichtigste Bevölkerungsgruppe, mit Häusern in der Breiten Straße, am Spreeufer, gut geeignet für das Anlegen von Schiffen als den günstigsten Transportmitteln. Die durch den populären Buchtitel Vom Fischerdorf zur Weltstadt (Adolf Streckfuss, Berlin 1864) verbreitete Vorstellung, Cölln sei aus einem slawischen Fischerdorf entstanden, gilt in der heutigen Landesgeschichtsforschung als widerlegt, da bisher keinerlei spätslawischen Siedlungsspuren in Cölln gefunden wurden. Der älteste archäologische Beleg, ein Holzbalken in einem Keller eines Fernhandelskaufmanns in der Breiten Straße, hat ein Dendrodatum von „um 1170“. Der älteste Beleg am ehemaligen Dominikanerkloster datiert auf „1198 (Waldkante)“, am Petrikirchplatz auf „1212 ±10“. Da das Cöllner Wappen den brandenburgischen Adler zeigt und die Pfarrkirche das gleiche Patrozinium wie der Dom von Brandenburg hat, liegt eine Gründung Cöllns durch den Markgrafen nahe, als Ergänzung oder Gegengründung zu Berlin. Auf Berliner Seite war die Nikolaikirche der Ortsmittelpunkt. Da Nikolaus der Schutzheilige der Kaufleute ist, wird eine Gründung Berlins durch Fernhandelskaufleute angenommen, wie es für Ortskerne mit Nikolaikirchen typisch ist. Der Mühlendamm staute das Wasser, das die Mühlen antrieb. Der Transport von Waren über den Mühlendamm, offenbar aus handelspolitischen Gründen gezielt angelegt als Alternative zum bisherigen Spreeübergang in Köpenick auf der Verbindung zwischen Frankfurt (Oder) und Magdeburg, sowie der Wassertransport über Elbe und Havel von den Hansestädten her, zwangsläufig endend am Mühlendamm, brachte im Zusammenhang mit dem Niederlagsrecht Handelszölle ein. Der durch die Kaufgeschäfte (vor allem Berliner Roggen und Bauholz aus den umliegenden dörflichen Rodungen) wachsende Reichtum der beiden Städte konnte, durch die örtlichen Verhältnisse an den Flussarmen bedingt, nur auf der Berliner Seite zu einer Stadterweiterung führen, durch das Marienviertel mit einer zweiten Kirche, der Marienkirche. Vom schnell wachsenden Reichtum der Doppelstadt zeugt auch der Umstand, dass der erste nachweisliche märkische Landtag 1280 in Berlin stattfand; in diesem Jahr wurde auch erstmals eine Münze in Berlin erwähnt.

Geschichte

1237 wurde Cölln erstmals urkundlich erwähnt, sieben Jahre vor der ersten urkundlichen Erwähnung Berlins, mit dem es sich 1307 zur Doppelstadt Berlin-Cölln mit einer gemeinsamen Verwaltung vereinigte. Die beiden Orte waren durch den Mühlendamm miteinander verbunden. Im gemeinsamen Magistrat waren die Berliner durch mehr Stimmen vertreten. Der Magistrat baute zusätzlich die Lange Brücke, die heutige Rathausbrücke, auf der 1309 ein gemeinsames Rathaus errichtet wurde. Die gemeinsame Politik der Doppelstadt führte 1308 zu einem ersten Bündnis mit anderen Städten in der Mark, darunter Frankfurt (Oder), Brandenburg an der Havel und Salzwedel, zur Wahrung ihrer Rechte gegenüber dem Landesherrn und zur Abwehr äußerer Gefahren.

1442 wurde die gemeinsame Stadtverwaltung von Berlin und Cölln durch Kurfürst Friedrich II. zur Durchsetzung eigener Machtansprüche wieder aufgehoben. Darüber hinaus wurde Cölln gezwungen, dem Kurfürsten für die Errichtung einer Burg das Gebiet abzutreten, auf dem später das Berliner Stadtschloss entstand.

Von 1658 bis 1683 ließ der Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg Cölln und Berlin mit Festungswerken nach Plänen von Johann Gregor Memhardt versehen, die weitgehend entlang der alten Stadtmauer von Berlin und Cölln angelegt wurden. Nur an einigen Stellen wurden die Stadttore nach außen verlegt. Teile des Festungswerkes, insbesondere die Bastionen, sind noch heute im Straßengrundriss der Stadt zu erkennen, beispielsweise am Hausvogteiplatz. Im Rahmen des Festungsbaus entstand am Südufer des Spreekanals, noch innerhalb der neuen Festungsmauer, die Cöllnische Vorstadt Neu-Cölln.

1710 wurden die Städte Berlin, Cölln, Friedrichswerder, Dorotheenstadt und Friedrichstadt zur königlichen Haupt- und Residenzstadt Berlin vereinigt. Zunehmend standen nun die Festungsmauern der städtischen Entwicklung im Wege, so dass diese ab 1734 geschleift wurden, damit Berlin mit seinen Vorstädten zusammenwachsen konnte. Die ganze Stadt wurde durch die Akzisemauer umgeben, von deren Verlauf heute noch Bezeichnungen von Straßen und Plätzen, insbesondere nach ehemaligen Stadttoren, zeugen.

Im Mittelalter hatte Cölln rund 1.400 Einwohner. Als Berliner Stadtteil umfasste Cölln die gesamte Spreeinsel und erreichte 1871 seine höchste Bevölkerungszahl mit 16.554 Einwohnern. 1910 betrug die Einwohnerzahl noch 6.895.[1] 1920 ging Cölln im neugebildeten Berliner Bezirk Mitte auf. Im Zweiten Weltkrieg erlitt Cölln schwerste Zerstörungen und ist heute nicht mehr als historischer Ortsteil erkennbar. Der Name Cölln oder Alt-Cölln wird im allgemeinen Sprachgebrauch nicht mehr als Ortsbezeichnung verwendet.

Historische Orte und Gebäude

Siehe auch

Literatur

  • Ernst Fidicin: Die Gründung Berlins. Berlin 1840 (streng quellengenau, kritisiert Klöden als zu spekulativ).
  • Verein für die Geschichte Berlins (Hrg.): Projekt Alt-Cölln. Mitteilungen des Vereins für die Geschichte Berlins, 105. Jahrgang, Heft 2, Berlin 2009 (PDF-Datei)
  • Wolfgang Fritze: Gründungsstadt Berlin. Die Anfänge von Berlin-Cölln als Forschungsproblem. Berlin 2000 (Bearbeitet, herausgegeben und durch einen Nachtrag ergänzt von Winfried Schich).

Weblinks

 Commons: Cölln – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Friedrich Leyden: Entwicklung der Bevölkerungszahl in den historischen Stadtteilen von Alt-Berlin. In: Gross-Berlin. Geographie der Weltstadt. Hirt, Breslau 1933, S. 206.
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