Branimir Altgayer

Branimir Altgayer

Branimir Altgayer (* 8. November[1][2] oder 8. Dezember[3] 1897 in Przekopana, Vorort [4] von Przemyśl/Galizien[3][2] oder in Kutjevo/Slawonien[5][6]; † (hingerichtet) 15. Mai 1950 in Zagreb), war ein Offizier des Königreichs Jugoslawien und des Unabhängigen Staates Kroatien sowie deutscher „Volksgruppenführer“ in Kroatien während des Zweiten Weltkriegs.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Laut Vernehmungsprotokollen der UDBA wurde Altgayer in Galizien geboren, wo sein Vater, der aus Esseg stammte, als österreichisch-ungarischer Kavallerieleutnant diente. Er wuchs in verschiedenen Garnisonsstädten (Pardubitz, Tschakathurn, Sarajewo) und ab 1904 in Kutjevo in Slawonien auf, wo er die dortige kroatische Schule besuchte. Danach ging er an kroatische Gymnasien in Esseg und Semlin, wo er seine Matura ablegte.

Nach Abschluss der Kavallerie-Kadettenschule in Mährisch Weißkirchen, die er von 1912 bis 1915 besuchte, kämpfte er während des Ersten Weltkrieges als Offizier der österreichisch-ungarischen Armee in Russland, Rumänien und Italien. Am 24. August 1915 wurde er zum Leutnant, am 17. August 1917 zum Oberleutnant befördert.

Vom 16. Dezember 1918 bis zum 28. Januar 1927 diente er in der Armee des Königreichs der Serben, Kroaten und Slowenen, wo er den Rang eines Hauptmannes Erster Klasse erreichte. Nach dem Ausscheiden aus der Armee arbeitete er als Buchhalter, Bankbeamter, Vertreter und Leiter einer landwirtschaftlichen Genossenschaft, bis er ab 1937 hauptberuflicher Politiker wurde.

Im Sommer 1928 unternahm Branimir Altgayer einen Vorstoß, eine deutschen Bauernverein zu gründen. Dieses Vorhaben konnte aber aufgrund des Beginns der Königsdiktatur 1929 nicht umgesetzt werden. Am 19. März 1934 war er Gründer und Vorsitzender der Esseger Ortsgruppe des Schwäbisch-Deutschen Kulturbundes (SDKB). Am 3. Dezember 1934 wurde er in den SDKB Bundesausschuss berufen. Branimir Altgayer vertrat im SDKB den am Nationalsozialismus orientierten Flügel.

1936 gründete er in Osijek die Kultur- und Wohlfahrtsvereinigung der Deutschen (KWVD) und stellte sich damit in Gegensatz zur damals noch gegen die Nationalsozialisten ausgerichteten Führung des Kulturbundes. Nach der nationalsozialistischen Übernahme des Kulturbundes und dessen Fusion mit der KWVD 1939 wurde er dessen regionaler Leiter für Slawonien.

Nach der Gründung des Unabhängigen Staates Kroatien (NDH) 1941 wurde er (nicht gewählter) deutscher „Volksgruppenführer“. Gewählt worden war Josef Meier, der durch Weisung der VoMi Kroatien verlassen musste.[7] 1942 wurde er als einer von zwei Vertretern der deutschen Volksgruppe (der andere war Ferdinand Gasteiger) zum Mitglied des Sabor ernannt. 1943 wurde er darüber hinaus Staatssekretär in der kroatischen Regierung und dort verantwortlich für die inneren Angelegenheiten der deutschen Volksgruppe. In dieser Funktion legalisierte er die Einsätze der Einsatzstaffel der Deutschen Mannschaft gegen Partisanen.

Ante Pavelić beförderte Altgayer zum Oberst in der kroatischen Armee und verlieh ihm den Rittertitel (vitez). Kurzzeitig diente er an der deutschen Ostfront.

Seit dem 12. November 1940 war Altgayer Mitglied der SS. Am 6. November 1941 wurde er von Heinrich Himmler zum SS-Hauptsturmführer und am 9. November 1943 zum SS-Sturmbannführer ernannt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Altgayer von der britischen Besatzungsmacht mit anderen, gegen die ein Auslieferungsbegehren lief, im Lager Wolfsberg interniert und an Jugoslawien ausgeliefert. Er wurde vom Kreisgericht Zagreb am 21. Januar 1950 wegen „Verbrechen gegen Volk und Staat“[8] zum Tode verurteilt. Ein Gnadengesuch reichte er vergeblich ein. Am 15. Mai 1950 wurde er durch Erschießen hingerichtet.

Literatur

  • Vladimir Geiger (1999): Saslušanje Branimira Altgayera vođe Njemacke narodne skupine u Nezavisnoj Državi Hrvatskoj u Upravi državne bezbjednosti za Narodnu Republiku Hrvatsku 1949. godine [Die Vernehmung von Branimir Altgayer, dem Führer der Deutschen Volksgruppe im NDH im Staatssicherheitsdienst der Volksrepublik Kroatien 1949]. Časopis za suvremenu povijest, Zagreb 31, S. 575-638
  • Mads Ole Balling: Von Reval bis Bukarest - Statistisch-Biographisches Handbuch der Parlamentarier der deutschen Minderheiten in Ostmittel und Südosteuropa 1919-1945, Band 2, 2. Auflage. Kopenhagen 1991, ISBN 87-983829-5-0, S. 687-688.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. vojska.net: Branimir Altgayer, (engl.)
  2. a b Mads Ole Balling: Von Reval bis Bukarest
  3. a b Saslušanje Branimira Altgayera vođe Njemacke narodne skupine u Nezavisnoj Državi Hrvatskoj u Upravi državne bezbjednosti za Narodnu Republiku Hrvatsku 1949. godine, Vernehmung von Branimir Altgayer, (engl.)
  4. Przemyski powiat, woj. lwowskie - 1890r.
  5. Friedrich Spiegel-Schmidt, Lóránt Tilkovszky (1999): Akten des Volksgerichtsprozesses gegen Franz A. Basch, …, S. 211, ISBN 978-3-4865-6485-3
  6. Hans Ulrich Wehler (1980): Nationalitätenpolitik in Jugoslawien, S. 121, ISBN 978-3-5250-1322-9
  7. Anton Scherer: Suevia-Pannonica, Graz 2009, S. 112.
  8. Wortlaut zu finden unter: Zakon o krivičnim delima protiv naroda i države. Es handelte sich hierbei nicht um ein Gesetz gegen Kriegsverbrechen, sondern um ein Staatsschutzgesetz.

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