Biene Maja

Biene Maja
Die Biene Maja (oben rechts) und der Grashüpfer Flip (unten) auf einer Briefmarke der Deutschen Post aus dem Jahr 1998

Die Biene Maja ist die Hauptfigur in zwei Anfang des 20. Jahrhunderts erschienenen Romanen des deutschen Schriftstellers Waldemar Bonsels (1880–1952) und in einer ab 1975 produzierten japanischen Zeichentrickserie sowie deren Adaption als Comicserie im ab 1976.

Inhaltsverzeichnis

Bücher

Waldemar Bonsels war in den 1920er-Jahren einer der meistgelesenen deutschen Schriftsteller. In seinen Büchern Die Biene Maja und ihre Abenteuer (Erstveröffentlichung 1912) und Himmelsvolk (Erstveröffentlichung 1915) verarbeitete er seine Kindheitserlebnisse in der freien Natur rund um den Bredenbeker Teich in Ahrensburg. Mittlerweile wurden diese beiden Werke in über 40 Sprachen übersetzt.

Figuren

In den Büchern kommen neben vielen namenlosen Insekten und anderen Tieren folgende namentlich genannte Figuren vor:

Andere allgemein bekannte „Biene Maja“-Figuren wie z. B. der Grashüpfer Flip und der Bienenjunge Willi stammen nicht von Waldemar Bonsels, sondern wurden erst für die Zeichentrickfilmserie entwickelt (siehe den Abschnitt „Trickfilmserie“).

Film

In den Jahren 1924 und 1925 adaptierte der Biologe und Kulturfilmregisseur Wolfram Junghans das Buch in Gemeinschaft mit Waldemar Bonsels für das Kino. Die Filmhandlung wurde mit lebenden Insekten nachgestellt, was sich in der langen Produktionszeit von fast zwei Jahren niederschlug. Der Stummfilm in sechs Akten wurde 1925 im Dresdener Capitol uraufgeführt und erhielt besonders für seine technische Leistungen gute Kritiken.

Der Film Die Biene Maja und ihre Abenteuer wurde 2006 vom Bundesarchiv-Filmarchiv anhand einer aus Finnland stammenden Filmkopie in Zusammenarbeit mit der Waldemar-Bonsels-Stiftung rekonstruiert und restauriert. 2011 schrieb der österreichische Komponist Florian C. Reithner eine Begleitmusik für diesen Film, der in dieser Vertonung 2012 auf DVD erscheinen soll.

Theater

Es gibt diverse Theaterbearbeitungen von Bonsels' Romanen, beispielsweise das Kinderstück „Die Biene Maja und ihre Abenteuer“ von Rainer Lenz und das Musical „Maja und Co.“ von Peter Lund (Text) und Wolfgang Böhmer (Musik), das 2006 in der Neuköllner Oper in Berlin uraufgeführt wurde.

Trickfilmserie

Die Trickfilmumsetzung der literarischen Vorlage geht auf die Initiative von Josef Göhlen zurück, dem damaligen Leiter des Kinder- und Jugendprogramms des ZDF, der zuvor schon den Anstoß für die Umsetzung der Serie Wickie und die starken Männer gegeben hatte.

Zusammen mit dem US-Zeichner Marty Murphy, einem Mitarbeiter der Hanna-Barbera-Studios, entwarf Göhlen bereits beim ersten gemeinsamen Treffen in den USA[1] die Figuren und Drehbücher für die erste japanisch-deutsch-österreichische Koproduktion. Die auf deutsch Die Biene Maja genannte Serie wurde ab 1975 vom japanischen Trickstudio Zuiyo Enterprise (später in Nippon Animation umbenannt) als Anime „Die Abenteuer der Honigbiene Maja“ (jap. みつばちマーヤの冒険, mitsubachi māya no bōken) in zwei Staffeln mit je 52 Episoden produziert. Regisseur war Hiroshi Saitō, der zuvor bei Wickie und die starken Männer und danach bei Pinocchio Regie führte.

Die Sende- und Verwertungsrechte der Serie liegen derzeit bei Studio 100 Media.[2]

Neue Figuren

In der Verfilmung wurden u. a. folgende Figuren bzw. deren Namen neu hinzugefügt:

  • Flip, Grashüpfer
  • Willi, Drohne aus Majas Schulklasse
  • Max, Regenwurm
  • Toff & Zürpel, Drohnen und Wächter am Tor des Bienstocks
  • Paul Emsig, Ameisensoldat
  • Ameisenoberst
  • Bommbus, Hummelkind
  • Alexander, Zwergmaus (ab der zweiten Staffel)

Zeichentechnik

Als Zeichentechnik kam eine zweidimensionale Vollflächentechnik ohne aufwändige Schattierungen und Tiefendarstellungen zur Anwendung. Bei der so genannten „limitierten“ Animation wurden vor dem Hintergrund unbewegter Elemente nur die bewegten Bildelemente animiert. Das sonore Fluggeräusch der Bienen stammte von der Tonaufzeichnung eines kleinen Elektromotors.

Für die zeichnerische Darstellung sind die Figuren meist menschenähnlich, mit Nasen, Ohren, nach vorn gerichteten Augen sowie Armen und Beinen. Insbesondere die Bienen sind insektenuntypisch ausgeführt: Sie gehen aufrecht auf zwei Beinen und haben nur zwei Arme sowie Kopfhaare. Weiterhin entspricht ihre schwarz-gelbe Färbung eher der von Wespen, da Bienen eigentlich eine hellbraune Grundfarbe mit dunkleren Streifen haben. Die erwachsenen Bienen tragen zusätzlich eine Art Kragen um den Hals, die Bienenkönigin des Stocks trägt eine Krone und sitzt auf einem Thron. Ferner sammeln die Bienen den Nektar (oft auch als „Honig“ bezeichnet) in kleinen bunten Töpfen, mit denen sie von Blüte zu Blüte fliegen.

Für seine Zeichnungen verwendete Marty Murphy ein ausgeprägtes Kindchenschema: Vor allem die Figuren Maja und Willi haben einen großen Kopf, einen kompakten Rumpf, große, runde Augen, kurze Extremitäten und kleine Flügel. Dadurch wurden sie zu Sympathieträgern der Serie.

Erfolg der Ausstrahlung

Die Erstausstrahlung der ersten Staffel fand in der Bundesrepublik Deutschland vom 9. September 1976 bis September 1977 jeweils donnerstags im ZDF statt, Österreich folgte zehn Tage später.

Biene Maja entwickelte sich rasch zur bis dahin erfolgreichsten Zeichentrickserie im ZDF, bei der Erstausstrahlung sahen im Schnitt drei bis vier Millionen Kinder zwischen drei und 13 Jahren zu. Das von Karel Gott gesungene Titellied erreichte als Polydor-Single Anfang Mai 1977 Platz 1 der NDR-Schlagerparade.[3] Der Abspann war eine Instrumentalfassung des Orchesters James Last, die damals so aber nicht veröffentlicht wurde. Im Jahr nach der Beendigung der ersten Ausstrahlung wurden fast 40.000 Briefe mit Bitte um Wiederholung an das ZDF geschickt, sodass die Serie ab dem 15. Oktober 1978 jeweils sonntags wiederholt wurde und eine zweite Staffel mit 52 Folgen produziert wurde.[4] Das Titellied wurde jedoch nur bei den ersten Folgen von Karel Gott gesungen und später durch eine Uptempo-Version von James Last (nicht identisch mit dessen Abspann-Version) ersetzt, die ein Frauenchor sang. Im Gegensatz zu den Fernsehwiederholungen ersetzte man diese bei der DVD-Veröffentlichung jedoch vor allen Folgen durch die Version von Karel Gott.

Zum 25. Fernsehjubiläum sendete das ZDF am 2. September 2001 die Biene Maja Show live aus der Ferienanlage Land Fleesensee, moderiert von Aleks Bechtel und Gregor Steinbrenner.

Deutsche Fassung

Das deutsche Titellied, von Karel Gott gesungen, schrieben der Komponist Karel Svoboda und der Texter Florian Cusano.

Auf Deutsch wurde Maja von der damals elfjährigen Scarlett Cavadenti und Willi vom Synchronautor Eberhard Storeck gesprochen. Die meisten der Sprecher übernahmen im Lauf der Serie mehrere Rollen:[5]

Rolle Synchronsprecher
Maja Scarlett Cavadenti
Willi Eberhard Storeck
Flip, Flap (Flips Bruder) Manfred Lichtenfeld
Ameisenoberst, Tausendfüßer, Termitenhauptmann Berno von Cramm
Kassandra, Fräulein Nelly (Grille) Lorley Katz
Thekla Tilli Breidenbach
Puck Bruno W. Pantel (1. Staffel)
Harald Baerow (2. Staffel)
Libelle Schnuck, Schmetterlinge Fee von Reichlin
Schneckenmutter, Hornissenkönigin, u. a. Alice Franz
Hummel, Marienkäferfrau Gusti Kreissl
Harald Helga Anders
Kleine Ameise, Steinfliege, Anton (Ameise), u. a. Christa Häussler
Kurt, Max, Wanze, Wieland (Borkenkäfer), u. a. Michael Rüth
Maulwurfsgrille, Seidenraupe Monika John
Käferfrau, Iffi, u. a. Inge Schulz
Ameisenoberst, Ameisenlöwe, Fangheuschrecke Horst Sommer
Alexander Kurt Zips
Jimmy (Glühwürmchen), Alter Mann Willy Friedrichs
Johann (Pferdefliege) Mogens von Gadow
Bienenkönigin Charlotte Kerr
Mutter Marienkäfer, Libelle Schnuck, Moskitoweibchen Margit Weinert
Alois (Marienkäferpoet), Vater Rotnase Leo Bardischewski
Gustav, Hummelgeneral Wolfgang Hess
Grille Harald Baerow
Käferfrau, Raupe, Larve Doris Jensen
Weberknecht Ingo Baerow
Schnipp (Ohrwurm) Werner Abrolat
Dr. Heinrich (Schnecke) Walter Reichelt

Comics

Auf der Grundlage der Fernsehserie erschienen beim Bastei Verlag unter dem Titel Die Biene Maja von 1976 bis 1981 eine 163-bändige Comicserie (Zweitauflage ab 1977) sowie von 1977 bis 1979 insgesamt 17 Taschenbücher. Neuauflagen mit reduzierter Folgenzahl erschienen bis 1992. Die Zeichnungen stammten vom Münchner Atelier Roche (aushilfsweise vom spanischen Studio Ortega), wo neue Geschichten und Figuren kreiert und jahrelang Illustrationen für Biene-Maja-Merchandising produziert wurden.

Neue Figuren in der Comic-Reihe

Die Autoren der Comic-Serie haben zahlreiche Charaktere hinzugefügt, u.a.

  • Toff und Zürpel, Wächter am Tor des Bienenstocks
  • Bieneoberst
  • Schimmy, Silberfischchen und Kleinganove

Der Verlag DeVision brachte von September 1998 bis August 1999 weitere Biene-Maja-Hefte heraus.

Quellen

  1. Nich' so schnell, kleine Biene, taz vom 1. September 2001, S. 16
  2. Studio 100 erwirbt umfangreiche "Biene Maja"-Rechte, mediabiz.de, 27. Juli 2009
  3. Harald R. Fabian: Summ, summ, summ – wie aus der kleinen Biene Maja ein großer Star wurde. Funk Uhr 25/1977, S. 14-15
  4. Warum Biene Maja wieder summt. Funk Uhr 41/1978, S. 7
  5. Liste der deutschen Sprecher bei poltermuehle.de, abgerufen am 12. September 2008

Literatur

  • Christian Adam: Biene Maja, Heidi, Lederstrumpf. Kleiner Ausflug zum Kinder- und Jugendbuch, In: Lesen unter Hitler, Galiani, Berlin 2010, ISBN 978-3869710273, S. 216-222

Weblinks

Bücher:

Zeichentrickserie:

Allgemein:

Film


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