Bernhard Echte

Bernhard Echte

Bernhard Echte (* 1958) ist ein deutscher Literaturwissenschaftler, Publizist und freier Ausstellungsmacher. Bis Ende 2006 war er Geschäftsführer des Robert-Walser-Archivs, sowie Mitglied im Vorstand der Robert Walser-Gesellschaft (alle in Zürich angesiedelt). Er studierte an der Universität Tübingen Germanistik, Philosophie und Geschichte.

Leben

Nach eigenen Angaben wurde er mit 17 durch eine Verwechslung auf Robert Walser aufmerksam (seine Tante wollte ihm eigentlich ein Buch von Martin Walser kaufen). Echte war sofort von dem Autor fasziniert und fuhr 1979 als Student von Tübingen aus mit dem Fahrrad „auf Robert Walsers Spuren durch die Schweiz“. Bernhard Echte war ab den 80er Jahren Mitarbeiter des Robert Walser-Archivs bzw. von Projekten der Robert Walser-Stiftung. 1995 bis Ende 2006 war er Geschäftsführer des Robert Walser-Archivs.

Insbesondere hat er (zusammen mit Werner Morlang) in etwa 18-jähriger Arbeit die von dem Schriftsteller hinterlassenen sogenannten „Mikrogramme“ – insgesamt 526 mit Bleistift Manuskriptseiten in nur 1 bis 2 mm großen Kurrent-Buchstaben – mühsam unter Zuhilfenahme von Lupe und Fadenzähler in mehreren Durchgängen entziffert, transkribiert und in sechs Bänden („Aus dem Bleistiftgebiet“, 1985–2000) herausgegeben. Einige weitere bisher unbekannte Werke Robert Walsers hat er ebenfalls herausgegeben, im Herbst 2008 ist seine Bild-Biografie von Robert Walser im Suhrkamp-Verlag erschienen.

Darüber hinaus hat er auch Werke mehrerer anderer Autoren (wie z. B. Marieluise Fleißer, Friedrich Glauser, Hugo Ball, Emmy Hennings, Franz Hessel) ediert. Nicht zuletzt hat er Ausstellungen über Robert Walser und auch bildende Künstler konzipiert und dazu Kataloge herausgebracht. Er ist Inhaber des Kleinverlages „Nimbus, Kunst und Bücher“.

Echte erwarb in den 1990er Jahren für sich als Wohnsitz die baufällige und eigentlich zum Abriss vorgesehene „Villa zum Abendstern“ in Wädenswil ZH, Bürglistrasse 37, ehemals Wohnsitz des Technikers und Erfinders Carl Dubler, als dessen Assistent der junge Robert Walser 1903 eine Zeitlang tätig war und in deren Turmzimmer er wohnte, und renovierte sie. Er richtete im Turmzimmer zudem ein kleines Museum zum Gedenken an Walser ein.

Buchstäblich in letzter Minute vor der Vernichtung rettete Echte die Korrespondenzbriefe Friedrich Glausers. Sie waren bereits im Müll gelandet und mit dem Leerungsfahrzeug unterwegs zu einer Kehrichtverbrennungsanlage. Echte schlug beim Einsatzleiter der Anlage Alarm und ließ den Lkw-Inhalt auskippen: „Als hätte Gott da seine Hand hingehalten, war genau dieser Plastiksack, in dem die entscheidenden Briefe waren, unversehrt.“ Die Briefe sind heute im Privatbesitz Bernhard Echtes.

Im Oktober 2006 gab Echte bekannt, dass er zum Jahresende von seinen Positionen im Robert-Walser-Archiv und der Robert-Walser-Gesellschaft zurücktreten wolle, um sich einer neuen Aufgabe zu widmen. Er wolle aber auch dann der Walser-Gesellschaft als Berater zur Verfügung stehen.

Echte lebt derzeit in Wädenswil bei Zürich und ist verheiratet mit einer Psychologin.

Weblinks


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