Emmy Hennings

Emmy Hennings
Emmy Hennings nach einem Gemälde von Hanns Bolz, 1911

Emmy Hennings oder Emmy Ball-Hennings (* 17. Februar 1885 in Flensburg; † 10. August 1948 in Sorengo bei Lugano) war eine deutsche Schriftstellerin und Kabarettistin.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Emmy Hennings war die Tochter des Taklers Ernst Friedrich Matthias Cordsen und wuchs in Flensburg auf. Dort besuchte sie auch die Volksschule und arbeitete anschließend als Dienstmädchen. Mit 18 Jahren heiratete sie 1903 einen Laienschauspieler, mit dem sie sich einer Wanderbühne anschloss. Die gemeinsame Tochter wuchs bei den Großeltern in Flensburg auf.

1904 ließ sich Emmy Hennings scheiden und tingelte als Vortragskünstlerin alleine durch Deutschland. 1905 trat sie in Elmshorn in die Theatergesellschaft Schmidt-Agte ein und spielte in Elmshorn und Kappeln. Zu dieser Zeit war sie wahrscheinlich mit dem ebenfalls zur Truppe gehörenden Schauspieler Wilhelm Vio zusammen. Von 1906 bis 1908 gehörte sie zur Schauspieltruppe von Oskar Ludwig Georg Brönner, der das damalige Schleswig-Holstein bespielte.

Grab von Hugo Ball und Emmy Ball-Hennings

Obwohl ungelernt, konnte sich Emmy offenbar einigen Erfolg in der Truppe erarbeiten, denn Brönner veranstaltete am Ende der Spielzeit in den meist bespielten Orten (Tondern, Marne, Plön) je eine Benefizveranstaltung für sie.[1] 1909 trat Hennings in Berlin im Neopathetischen Cabaret des Neuen Clubs auf. In dieser Zeit trennte sie sich von ihrem zeitweiligen Partner und Zuhälter[2], dem Journalisten Ferdinand Hardekopf. In Berlin trat sie zeitweilig gemeinsam mit Claire Waldoff auf. Zwischenzeitlich arbeitete sie auch in München, wo sie unter anderem den Maler und Illustrator Hanns Bolz kennenlernte, der von ihr ein imposantes Ölporträt erstellte.

Ab 1914 arbeitete sie als freie Mitarbeiterin der Zeitschrift Simplicissimus. Durch diese Arbeit lernte sie Hugo Ball kennen, mit dem sie im darauffolgendem Jahr in die Schweiz emigrierte. In Zürich gründete sie zusammen mit Hugo Ball, Sophie Taeuber, Jean Arp, Tristan Tzara, Richard Huelsenbeck, Marcel Janco und anderen das Cabaret Voltaire, die Geburtsstätte des Dadaismus. Um der bildenden Kunst mehr Raum zu verschaffen, gründete man wenig später die Galerie Dada.

1920 heiratete Emmy Hennings Hugo Ball und zog mit ihm nach Agnuzzo, einem kleinen Dorf unterhalb Montagnolas im Tessin, wo sie, unterbrochen durch einen Italienaufenthalt, bis 1926 lebten. Danach zogen die beiden nach Sorengo bei Lugano. In ihrer Tessiner Zeit wandten sich beide vom Dadaismus ab und befassten sich intensiv mit dem Katholizismus. In jener Zeit begann auch eine enge, bis zu ihrem Tode währende Freundschaft mit Hermann Hesse.

Zitate

„Eine Magenverstimmung läßt sich viel leichter kurieren als eine geistige Überladung.“

(Ball-Hennings, 1938)

Werke (Auswahl)

  • 1913: Die letzte Freude
  • 1918: Gefängnis (Roman)
  • 1920: Das Brandmal: ein Tagebuch
  • 1922: Helle Nacht (Gedichte)
  • 1923: Das ewige Lied (Prosa)
  • 1926: Der Gang zur Liebe. Ein Buch von Städten, Kirchen und Heiligen
  • 1931: Hugo Balls Weg zu Gott
  • 1939: Der Kranz (Gedichte)
  • 1938: Blume und Flamme. Geschichte einer Jugend
  • 1940: Das flüchtige Spiel. Wege und Umwege einer Frau
  • 1943: Märchen am Kamin
  • 1953: Ruf und Echo. Mein Leben mit Hugo Ball
  • 1956: Briefe an Hermann Hesse

Literatur

  • Bernhard Echte (Hrsg.): Emmy Ball Hennings: ich bin so vielfach ... - Frankfurt/M.: Stroemfeld/Roter Stern, 1999. - ISBN 3-87877-757-4
  • René Gass: Emmy Ball-Hennings: Wege und Umwege zum Paradies; eine Biographie. - Zürich: Pendo Verl., 1998. - ISBN 3-85842-325-4
  • Bärbel Reetz: Emmy Ball-Hennings, Leben im Vielleicht; eine Biographie. - Frankfurt/M.: Suhrkamp, 2001. - ISBN 3-518-39740-0

Weblinks

Anmerkungen

  1. Dieter Pust: ... Marne steht mit seinem kleinen Stadttheater als eines der ersten in der Rubrik Theater unserer Provinz. Emmy Ball-Hennings als Schauspielerin in Marne 1906 bis 1908. In: Dithmarschen; Landeskunde - Kultur - Natur. Heft 2, Juni 2002, S. 53-62.
  2. Berliner Zeitung vom 19. Juni 1999: "Pathos einer multiplen Generation"

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