Zeche Nordstern

Zeche Nordstern
Zeche Nordstern
Die Zeche Nordstern heute: Hauptverwaltung der THS
Die Zeche Nordstern heute: Hauptverwaltung der THS
Abbau von Steinkohle
Betriebsbeginn 1868
Betriebsende 1982
Nachfolgenutzung Zusammenlegung zum Verbundbergwerk Nordstern-Zollverein
Geografische Lage
Koordinaten 51° 31′ 40″ N, 7° 1′ 52″ O51.5277777777787.0311111111111Koordinaten: 51° 31′ 40″ N, 7° 1′ 52″ O
Zeche Nordstern (Regionalverband Ruhr)
Zeche Nordstern
Lage Zeche Nordstern
Standort Gelsenkirchen-Horst
Gemeinde Gelsenkirchen
Bundesland Nordrhein-Westfalen
Staat Deutschland
Revier Ruhrrevier

p0p2

Ein zur Bundesgartenschau ’97 umgestalteter Bereich der Zeche Nordstern

Die Zeche Nordstern ist ein ehemaliges Steinkohlenbergwerk in Gelsenkirchen-Horst.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

1855–1901

Im Jahre 1855 wurden in der Gemarkung Horst nördlich der Emscher mehrere Grubenfeldbesitztümer unter dem Namen Blücher I–III konsolidiert. Die sich bildende Gewerkschaft Blücher begann 1857 mit dem Abteufen eines ersten Schachtes. Dieser musste bereits nach kurzer Zeit wegen zu hoher Wasserzuflüsse aufgegeben werden. 1858 wurde südwestlich des Dorfes Horst mit dem Abteufen eines neuen Schachtes begonnen. Wegen Insolvenz der Gewerkschaft Blücher musste dieser Schacht 1860 ebenfalls gestundet werden. 1860 wurde die Essen-Arenberger Bergbau-Gesellschaft als Aktiengesellschaft gegründet, welche das Kapital der Gewerkschaft Blücher übernahm.

1866 formierte sich eine neue Gewerkschaft mit dem Namen Steinkohlenbergwerk Nordstern. Der Name erklärt sich daher, dass zu diesem Zeitpunkt die Zeche die nördlichste Förderanlage des Ruhrreviers werden sollte (die benachbarte Zeche Mathias Stinnes war zu dem Zeitpunkt zwar auch angesetzt worden, lag aber wegen Insolvenz bis auf unbestimmte Zeit still). Der neu abgeteufte Schacht wurde gesümpft, und konnte 1868 unter dem Namen Nordstern 1 in Förderung gehen. Er wurde mit einem Malakow-Turm ausgestattet.

Um der Hochwasserbedrohung durch die nahegelegene Emscher Herr zu werden, wurden umfangreiche Aufschüttungen um die Schachtanlage vorgenommen. Da ferner der Schacht standfest ausgebaut worden war, konnte die Zeche sich wirtschaftlich gut entwickeln. Die geförderte Gasflamm- und Flammkohle war von hoher Qualität, so dass die wirtschaftlichen Probleme der ausgehenden 1870er und 1880er Jahre überstanden werden konnten.

1873 wurde die Essen-Arenberger Bergbau-Gesellschaft in Steinkohlenbergwerk Nordstern AG umbenannt.

1890 bis 1892 wurde neben Schacht 1 der Schacht 2 niedergebracht. Die Förderung steigerte sich bis auf 850 000 t jährlich.

1899 wurde begonnen, das Ostfeld durch eine eigenständige Schachtanlage aufzuschließen. Zunächst wurde von der geplanten Doppelschachtanlage aus finanziellen Gründen nur ein Schacht geteuft. Dieser ging als Schacht 3 im Jahre 1901 in Betrieb.

1901–1945

Erhaltener Förderturm der Zeche Nordstern

1907 wurde die Steinkohlenbergwerk Nordstern AG von der Phoenix AG für Bergbau und Hüttenbetrieb aufgekauft. Diese nahm nun umfangreiche Ausbaumaßnahmen der Zeche Nordstern vor. Maßgeblich beteiligt war der Bergassessor und damalige Betriebsdirektor Christian Dütting.

Schacht 1 erhielt ein eingezogenes Fördergerüst auf den Malakow-Turm aufgesetzt. Weiterhin wurde 1910 bis 1911 neben Schacht 3 der Schacht 4 abgeteuft. Dieser vervollständigte die nun eigenständige Förderschachtanlage 3/4. Wegen des kriegsbedingt höheren Koksbedarfes wurde 1915 auf Nordstern 1/2 eine Kokerei in Betrieb genommen. Die Kohlenförderung erreichte 1915 den Wert von 1,5 Mio t Kohle jährlich.

Der im Rahmen der nachkriegsbedingten Inflation erfolgende Absatzmangel führte 1925 zu einer Stilllegung beider Nordstern-Schachtanlagen. 1926 gingen die Besitztümer der Phoenix AG in die Vereinigten Stahlwerke auf. Der Grubenfeldbesitz Nordstern wurde der Gruppe Gelsenkirchen der Gelsenkirchener Bergwerks-AG (GBAG) zugeordnet. Aufgrund vielversprechender Lagerstättenverhältnisse wurde die Förderung auf Nordstern 1/2 wieder aufgenommen.

Ab 1928 wurde am Rhein-Herne-Kanal eine neue Zentralkokerei Nordstern mit 200 Koksöfen errichtet. Nach deren Inbetriebnahme wurde die alte Kokerei Nordstern 1/2 stillgelegt. 1936 wurde zusätzlich auf Nordstern 3/4 wieder die Förderung aufgenommen. Es wurden 1,6 Mio t Kohle pro Jahr gefördert.

Von 1937 bis 1939 wurde der größte Gasbehälter der Welt auf der Zeche Nordstern von der Firma Aug. Klönne mit einer Gesamthöhe von 149 Metern und einem Durchmesser von 80 Metern mit 600.000 m³ Fassungsvermögen gebaut.

In den Kriegsjahren 1944 und 1945 wurden beide Schachtanlagen durch anglo-amerikanische Bombenangriffe schwer beschädigt. 1945 musste die Zeche wiederum zeitweise stillgelegt werden.

1945–1980

Nach Beseitigung der Kriegsschäden wurde ab Ende 1945 die Förderung nach und nach wieder aufgenommen. 1951 bis 1953 wurden die Förderanlagen auf Nordstern 1/2 grunderneuert. Schacht 1 erhielt einen geschlossenen Förderturm mit Zweiseil-Gefäßförderung. Über Schacht 2 wurde ein vollwandiges Strebengerüst errichtet. Weiterhin wurden die Aufbereitungsanlagen neu konzipiert und entsprechend erweitert. Für alle Bauten zeichnete Fritz Schupp verantwortlich. Die Schachtanlage wurde als Zentralförderanlage konzipiert, und übernahm ab 1956 auch komplett die Förderung von der Anlage Nordstern 3/4.

Bedingt durch starke Absatzschwierigkeiten für Koks beschloss die GBAG 1966, die Zentralkokerei im folgenden Geschäftsjahr stillzulegen. 1968 erfolgte die Übernahme der Zeche in die neu gegründete Ruhrkohle AG. Sie wurde der Bergbau AG Gelsenkirchen zugeordnet.

Ab 1973 wurden der Zeche zunehmend Abbaubereiche von benachbarten stillgelegten Bergwerken zugewiesen. Der Stillstandsbereich Wilhelmine Victoria 1/4 wurde nebst Grubenfeld von dem stillgelegten Bergwerk Emil-Fritz als Außenanlage übernommen. Weiterhin wurde der Zeche ein Teil des Grubenfeldes der ehemaligen Zeche Graf Bismarck zum Abbau zugewiesen. Der bis 1974 auf dem Gelände Bismarck II abgeteufte Schacht Emschermulde 2 wurde der Werksdirektion Nordstern zugeordnet. 1980 belief sich die Kohlenförderung auf 1,9 Mio. t Fett- Gas- und Flammkohle mit 3300 Beschäftigten.

Stilllegung

1981 wurde im Rahmen eines erneuten Anpassungsplanes für den Ruhrkohlenbergbau beschlossen, die Zeche Nordstern mit der Zeche Zollverein zum Verbundbergwerk Nordstern-Zollverein zu verbinden. Die Förderung sollte nach Zollverein verlagert werden. Die Nordsternschächte sollten allerdings als Seilfahrt- und Zwischenförderungsstandorte erhalten bleiben. Dieser Zusammenschluss erfolgte 1982. Gleichzeitig wurde das Grubenfeld der ehemaligen Zeche Mathias Stinnes durch Wiedereröffnung des alten Schachtes Stinnes 5 neu erschlossen. Im Gegenzug wurde das Baufeld Wilhelmine Victoria mit der dortigen Schachtanlage Wilhelmine Victoria 1/4 1983 komplett abgeworfen und verfüllt.

Heutiger Zustand

Nach Stilllegung von Nordstern-Zollverein 1986 sind die Nordsternschächte von der Zeche Consolidation übernommen und bis 1993 noch betrieben worden. Im Anschluss wurden sie verfüllt und abgeworfen. Die Schachtanlage 3/4 wurde komplett abgeräumt. Die Schachtanlage 1/2 ist nahezu komplett erhalten geblieben und beherbergt den Nordsternpark. Die umfangreichen Schupp'schen Bauten mit den Fördertürmen sind Teil der Route der Industriekultur.

In der komplettsanierten Anlage hat das Immobilienunternehmen TreuHandStelle seine Hauptverwaltung.

Auf dem Zechengelände befindet sich seit 1999 die Modelleisenbahn-Ausstellung Der Deutschlandexpress.

Weiterer Ausbau

Der neue Aufbau mit der Herkules-Statue
Herkules

Der Nordsternpark war einer der sieben Hochpunkte des Kulturhauptstadtjahres 2010 in der Metropole Ruhr. Der denkmalgeschützte Turm von Schacht II der Zeche Nordstern wurde im Rahmen dieses Projektes ertüchtigt und mit einem gläsernen Kubus und einer Statue ausgebaut, sie erhöhen den Turm zusammen auf 103 Meter.

Bereits im Jahre 2008 wurden erhaltende Maßnahmen in den mittleren Etagen des Turms durchgeführt, 2010 werden die beiden oberen Geschosse rund um die Umlenkrolle und Fördermaschine saniert. Die industriehistorisch wichtigen Anlagen werden nach Fertigstellung des Projektes wieder zugänglich sein. In diesen Etagen des Turmes werden sich gegenseitig ergänzende Wechselausstellungen aus der Münchener Videokunstsammlung Goetz und dem neuen berliner kunstvereins (n.b.k.) zu sehen sein.

Die mit einer deutlichen Fuge abgesetzten, vier neuen gläsernen Etagen darüber sind für privatwirtschaftliche und öffentliche Ausstellungsräume geplant. Darüber befindet sich eine Besucherterrasse.

Oben, am Rand des Kubus steht seit Dezember 2010 die 18 Meter hohe und 23 Tonnen schwere Herkules-Statue des Bildhauers Markus Lüpertz, sie besteht aus 244 einzelnen Aluminiumgussteilen.

Der symbolische erste Spatenstich für den abgesetzten Betonturm als Zugangsmöglichkeit fand am 28. September 2009 statt, die Eröffnung der Ausstellung und Besucherterrasse war für Herbst 2010 geplant. Finanziert wurde der 13,6 Millionen Euro teure Ausbau rund zur Hälfte vom langjährigen Nutzer des Turmes, der THS. Das Land NRW förderte das Projekt mit 6,4 Millionen Euro, weitere Mittel kamen von der Stadt Gelsenkirchen und der Sammlung Goetz München.[1][2]

Literatur

  • Wilhelm Hermann, Gertrude Hermann: Die alten Zechen an der Ruhr. 6. erweiterte und aktualisierte Auflage, Verlag Karl Robert Langewiesche, Nachfolger Hans Köster KG, Königstein i. Taunus, 2006, ISBN 3784569943

Einzelnachweise

  1. Stadt Gelsenkirchen zum Glaskubus Nordsternpark
  2. Infoblatt der Ruhr.2010 zum Projekt

Weblinks


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