Wer den Wind sät

Wer den Wind sät
Filmdaten
Deutscher Titel Wer den Wind sät
Originaltitel Inherit the Wind
Produktionsland USA
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahr 1960
Länge 123 Minuten
Altersfreigabe FSK 16
Stab
Regie Stanley Kramer
Drehbuch Nedrick Young,
Harold Jacob Smith
Produktion Stanley Kramer
Musik Ernest Gold
Kamera Ernest Laszlo
Schnitt Frederic Knudtson
Besetzung

Wer den Wind sät ist ein US-amerikanischer Spielfilm von Stanley Kramer aus dem Jahr 1960. Er wurde von ihm für die United Artists produziert. Der Film basiert auf einem Theaterstück von Jerome Lawrence und Robert E. Lee. Dieses lehnt sich frei an das als so genannter Affenprozess bekannt gewordene Gerichtsverfahren an, das gegen den Lehrer John Thomas Scopes 1925 in Dayton (Tennessee) geführt wurde. Die künstlerische Beratung des Films hatte Erich Maria Remarque.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Im kleinen Städtchen Hillsboro in Tennessee bricht im Jahr 1925 ein Streit aus, der die amerikanische Nation in Aufregung versetzt und der weltweit für Schlagzeilen sorgt: Der junge Bertram T. Cates ist Lehrer. Er lehrt seine Schüler die Evolutionstheorie von Charles Darwin, die besagt, dass der Mensch durch Evolution entstanden sei. Der fanatische Reverend Jeremiah Brown veranlasst, dass Cates verhaftet und ihm der Prozess gemacht wird, da die von ihm gelehrte These der biblischen Schöpfungsgeschichte widerspreche, welche laut Gesetz die einzig richtige sei. Der „Affenprozess“ schlägt hohe Wellen in den Vereinigten Staaten.

Der bibelgläubige Fundamentalist und frühere Außenminister Matthew Harrison Brady vertritt die Anklage. Der Reporter E. K. Hornbeck vom „Baltimore Herald“ berichtet vom Prozess und organisiert für Cates den agnostischen Verteidiger Henry Drummond. Matthew Harrison Brady und Henry Drummond waren während des Studiums Freunde. Drummond hat Brady auch in mehreren Wahlkämpfen unterstützt, als dieser Präsident der Vereinigten Staaten werden wollte. Doch die Freundschaft zerbrach an der fanatischen Gesinnung Bradys.

Es kommt zu einem dramatischen Prozess. Anklage und Verteidigung liefern sich erbitterte Duelle. Henry Drummond kämpft vehement für Fortschritt und die Freiheit des Denkens, die durch das Gesetz unterbunden wird, während M. H. Brady auf der wörtlichen Interpretation der Bibel besteht und daher die darwinsche Evolutionslehre als falsch bezeichnet.

Die Bewohner Hillsboros stehen geschlossen hinter dem Reverend und Brady. Es wird ein Gottesdienst abgehalten, in dem der Reverend sogar seine eigene Tochter verflucht, weil sie mit Bertram T. Cates verlobt ist und nichts an seinem Verhalten als sündig erkennen kann. Es wird auch eine Demonstration organisiert, bei der eine Puppe mit Cates’ Namen verbrannt wird und Flaschen durch dessen Zellenfenster fliegen.

Das Gericht lehnt alle Zeugen ab, die Henry Drummond aufrufen will, um die von Cates gelehrte Darwinsche Evolutionstheorie näher zu erläutern. Die Begründung ist stets, dass es nicht Aufgabe des Gerichts sei, den Inhalt eines bereits beschlossenen Gesetzes in Frage zu stellen. Schließlich wird Brady selbst von Drummond als Experte für die Bibel in den Zeugenstand gerufen. Es gelingt Drummond, Brady mit Bibelzitaten in eine bestimmte Richtung zu drängen, indem er aufzeigt, dass viele Aussagen der Bibel vernünftigerweise nicht wörtlich genommen werden können. Sein Bestreben besteht dabei weniger darin, die Bibel zu widerlegen; vielmehr erweitert und hinterfragt er biblische Aussagen durch menschliche Logik: Die Fähigkeit zu denken sei schließlich aus der Sicht der Anklage gottgegeben und dürfe durchaus auch in Bezug auf den Text der Bibel angewandt werden. Drummond selbst hält diese Fähigkeit zum Denken dabei für weitaus „heiliger als alle Amens und Hallelujahs“.

Cates wird von den Geschworenen dennoch für schuldig befunden und zu einer Geldstrafe von nur 100 US-Dollar verurteilt. Nach der Urteilsverkündung will Brady noch eine von ihm verfasste politische Rede zum Prozess halten. Doch all die Menschen, die ihm bis zum vorherigen Tag noch an den Lippen hingen, sind beeindruckt von Drummond und zweifeln an ihrer vorher unumstößlichen Einstellung. Brady, der in der schwülen Hitze im Gerichtssaal während des Prozessverlaufs zu viel gegessen hat, bricht nach den Anstrengungen zusammen und stirbt.

Hornbeck kommentiert den Prozess später in einem Gespräch mit Drummond und verhöhnt den Verstorbenen, der fanatisch für seinen Glauben gekämpft habe. Doch Drummond weist ihn zurecht, indem er ihm vor Augen führt, wie bemerkenswert es ist, trotz einer möglicherweise zu engstirnigen Sichtweise nach einer Sache zu streben und sich dafür aufzuopfern. Hornbeck ist betreten, als er merkt, um wie wenig es ihm selbst im Leben geht und dass er keine Ideale hat. Am Ende beruft er sich aber auch auf sein „Recht, einsam zu sein“, das wohl nur Drummond vor Gericht verteidigen würde.

Der Film endet mit Drummond, der den Gerichtssaal mit der Bibel und Darwins Entstehung der Arten unter dem Arm verlässt.

Filmtitel

Der deutsche Filmtitel ist an den Bibelvers „Wer Wind sät, wird Sturm ernten“ (Hos 8,7 GNB) aus dem Buch Hosea angelehnt. Der englische Originaltitel “Inherit the wind” ist jedoch aus dem Buch der Sprichwörter (Spr 11,29 KJV): “He that troubleth his own house shall inherit the wind and the fool shall be servant to the wise of heart.”; Deutsch (Spr 11,29 SLT): „Wer seine eigene Familie zerrüttet, wird [nur] Wind zum Erbe bekommen, und der Tor wird ein Knecht dessen, der weise ist.“

Kritiken

„Eine glänzende Besetzung garantiert schauspielerische Perfektion; das Thema – Intoleranz und Fanatismus gegenüber dem demokratischen Recht auf freie Meinungsäußerung und freie Lehre — ist von höchster Aktualität. Der Modellfall, an dem es demonstriert wird, liegt nahezu vierzig Jahre zurück und trägt sehr bezeichnend amerikanische Züge. In Form einer Gerichtsverhandlung geht es um Darwin kontra Bibel. Die Frage, ob die Naturwissenschaften die Offenbarungsweisheiten widerlegen oder nicht, regt heute kaum noch jemanden auf, denn sie ist falsch gestellt. Insofern bleibt der manchmal etwas rhetorische Dialog des Films auch blaß und antiquiert. Aber glaubwürdig wird unter Kramers Meisterhand der leidenschaftliche Ernst, mit dem in Amerika damals wie heute gegen Dogmatismus und für die Rechte der Verfassung gestritten wird.“

Die Zeit, 8. Juli 1960[1]

„Buchstabengetreuer Bibelglaube einerseits und Darwinismus andererseits erhitzen eine kleine Stadt bis zur Weißglut. Hervorragende Darsteller, vorzüglich inszenierter Gerichtsfilm, der anspruchsvoll-fesselnd unterhält.“

Lexikon des internationalen Films

Auszeichnungen

Der Film erhielt vier Oscarnominierungen, ging jedoch bei der Verleihung 1961 leer aus. Fredric March erhielt auf der Berlinale 1960 einen Silbernen Bären als Bester Darsteller und Stanley Kramer bekam auf der Berlinale den Jugendfilmpreis.

Remakes

Der Film zog mehrere Remakes nach sich:

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Auf der Schaumkrone der Neuen Welle. In: Die Zeit, Nr. 28/1960

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