Weigersdorf (Hohendubrau)

Weigersdorf (Hohendubrau)
Weigersdorf
Wukrančicy
Gemeinde Hohendubrau
Koordinaten: 51° 16′ N, 14° 39′ O51.26388888888914.645833333333167Koordinaten: 51° 15′ 50″ N, 14° 38′ 45″ O
Höhe: 167 m ü. NN
Einwohner: 447 (30. Juni 2008)
Eingemeindung: 1. Juli 1995
Postleitzahl: 02906
Vorwahl: 035932

Weigersdorf, obersorbisch Wukrančicy, ist ein Ortsteil der sächsischen Gemeinde Hohendubrau im Landkreis Görlitz. In Weigersdorf hat die Gemeinde ihren Verwaltungssitz.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Weigersdorf liegt etwa zehn Kilometer nördlich der an der Bundesautobahn 4 liegenden Stadt Weißenberg und westlich der Hohen Dubrau am Weigersdorfer Fließ.

Im Nordosten liegt Dauban, im Norden Förstgen, es schließen sich Leipgen, Steinölsa und Kollm bis zum Osten an, im Südosten liegt Groß Radisch und Ober Prauske im Süden. Im Westen verläuft die Kreisgrenze, hinter der im Landkreis Bautzen die Guttauer Ortsteile Wartha und Kleinsaubernitz liegen.

Geschichte

Weigersdorfer St. Trinitatiskirche der Altlutheraner

Ortsgeschichte

In der Gemarkung wurden bronzezeitliche Brandgräber gefunden, die eine frühgeschichtliche Besiedlung belegen. Nach der Völkerwanderung war dieser Landstrich für mehrere Jahrhunderte unbesiedelt. Die Siedlungsform als Waldhufendorf lässt auf eine deutsche Besiedlung während der Zeit der Ostkolonisation schließen. Die erste urkundliche Erwähnung findet sich in einer Urkunde des Klosters St. Marienthal, als im Jahr 1334 ein „Petrus de Wignandisdorff“ genannt wurde. Auch die Namensform ist ein Indiz für eine deutsche Ortsgründung, da viele Dörfer nach einem Lokator benannt wurden.

Weigersdorf war nach Baruth eingepfarrt und gehörte auch zur Herrschaft Baruth, als diese 1527 auf die sieben Söhne Christophs von Gersdorff belehnt wurde.

Das Königreich Sachsen musste 1815 viele Landesteile an Preußen abtreten, da es in den napoleonischen Kriegen an französischer Seite kämpfte. So kamen unter anderem die seit dem Prager Frieden zu Sachsen gehörige Niederlausitz und der nordöstliche Teil der Oberlausitz an Preußen. In Folge dessen wurde Weigersdorf 1816 dem neu gegründeten Landkreis Rothenburg (Provinz Schlesien) zugeordnet und 1829 vom weiterhin sächsischen Baruth nach Groß Radisch umgepfarrt.

Inschrift am Kirchturm über dem Eingang

Im Jahr 1834 wurde die evangelisch-lutherische (altlutherische) Gemeinde gegründet. Sie erbaute 1846 eine Kirche, musste jedoch bis 1872 warten, um auch einen Kirchturm bauen zu dürfen. Ab 1848 war Jan Kilian Pfarrer in Weigersdorf. Im Jahre 1854 wanderte er mit 550 Sorben aus Weigersdorf, Klitten und anderen Orten in der Umgebung nach Texas aus und gründete dort die sorbische Siedlung Serbin.

Eine evangelische Schule bestand in Weigersdorf seit 1828. Die altlutherische Gemeinde gründete 1872 eine eigene Schule, woraufhin 1875 bis 1901 die evangelische Schule geschlossen wurde. Zum Schulbezirk gehörten die Dörfer Dauban, Groß Saubernitz und Ober Prauske.

Die 1917 für die Rüstungsproduktion des Ersten Weltkriegs abgegebene Kirchglocke konnte 1924 durch eine neue ersetzt werden.

Am 1. April 1938 wurde die nördlich gelegene Gemeinde Dauban eingegliedert.

Nach dem Zweiten Weltkrieg kam der schlesische Teil der Oberlausitz wieder an Sachsen. In der 1945/1946 durchgeführten Bodenreform wurde das Gut Weigersdorf neu aufgeteilt. Mit der Auflösung der Länder in der DDR wurde Weigersdorf 1952 dem Kreis Niesky (Bezirk Dresden) zugeordnet. Im März 1955 wurde im Ort eine Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft (LPG) gegründet, in der auch die Gutsflächen eingebracht wurden.

1973 kam es zur Eingemeindung von Ober Prauske.

Am 1. Juli 1995 schlossen sich die Gemeinden Weigersdorf, Gebelzig und Groß Radisch zur Gemeinde Hohendubrau zusammen.[1]

Die evangelisch-lutherische Kirche ist heute Sitz der Superintendentur des Kirchenbezirks Lausitz der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche.

Bevölkerungsentwicklung

Jahr Einwohner
1825 [2] 332
1871 646
1885 616
1905 621
1925 721
1939 878
1946 [3] 1104
1950 1086
1964 958
1971 [4] 960
1988 1073
1999 494
2002 490

Im Jahr 1777 wirtschafteten in Weigersdorf 11 besessene Mann, 8 Gärtner und 23 Häusler.

Zwischen 1825 und 1871 verdoppelte sich die Einwohnerzahl nahezu von 332 auf 646, fiel danach jedoch bis 1885 auf 616 zurück. Bis zum Anfang des Zweiten Weltkriegs hatte Weigersdorf fast 880 Einwohner.

Die Nachkriegszahlen enthalten auch Dauban, das 1925 noch 250 Einwohner hatte. Von 1946 bis 1964 ist ein Rückgang um etwa 150 Einwohner zu verzeichnen. Bis 1971 konnte die Zahl gehalten werden und stieg anschließend durch die Eingemeindung Ober Prauskes wieder auf über 1000 an.

Die Zahlen nach dem Hohendubrauer Gemeindezusammenschluss zeigen, dass nur noch etwa 500 Einwohner im Ort leben.

Weigersdorf hatte ursprünglich eine überwiegend sorbische Bevölkerung. 1863 waren unter den 600 Einwohnern 467 Sorben,[4] 1884 hatte Muka für seine Statistik der Sorben in der Oberlausitz sogar 530 Sorben bei 625 Einwohnern gezählt.[5] Dies entspricht einem sorbischen Bevölkerungsanteil von 77,8 % (1863) beziehungsweise 84,8 % (1884). Heute ist das Sorbische als Umgangssprache in Weigersdorf aus dem Alltag verschwunden.

Ortsname

Der Ortsname ist auf einen Wignand als Ortsgründer zurückzuführen. Über Wignandisdorff (1334), Wiknantstorf (1419), Weygeßdorff (1488), Weichmannsdorf (1529) entwickelte sich der Ortsname zu Weygersdorff (1658) und schließlich Weigersdorf (1791).

Der sorbische Name Wukrančicy wurde aus dem deutschen Personennamen sorabisiert, dabei wurde wi- zu wu- und Wuknan- zu Wukran-. Zudem wurde das bei Ortsnamen häufig anzutreffende Präfix -icy angehängt.[6]

Literatur

  • Von der Muskauer Heide zum Rotstein. Heimatbuch des Niederschlesischen Oberlausitzkreises. Lusatia Verlag, Bautzen 2006, ISBN 3-929091-96-8, S. 278 f.
  • Robert Pohl: Heimatbuch des Kreises Rothenburg O.-L. für Schule und Haus. 1. Auflage. Buchdruckerei Emil Hampel, Weißwasser O.-L. 1924, S. 243 f.

Fußnoten

  1. StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 1995
  2. Digitales Historisches Ortsverzeichnis von Sachsen. Abgerufen am 16. Juli 2008.
  3. Einwohnerzahlen 1946–1995 sind inklusive Dauban, ab 1973 auch inklusive Ober Prauske.
  4. a b Von der Muskauer Heide zum Rotstein, S. 278
  5. Ernst Tschernik: Die Entwicklung der sorbischen Landbevölkerung. In: Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin – Veröffentlichungen des Instituts für Slawistik. 4, Akademie-Verlag, Berlin 1954, S. 122.
  6. Ernst Eichler/Hans Walther: Ortsnamenbuch der Oberlausitz – Studien zur Toponymie der Kreise Bautzen, Bischofswerda, Görlitz, Hoyerswerda, Kamenz, Löbau, Niesky, Senftenberg, Weißwasser und Zittau. I Namenbuch. In: Deutsch-slawische Forschungen zur Namenkunde und Siedlungsgeschichte. 28, Akademie-Verlag, Berlin 1975, S. 329 f.

Weblinks


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