Arnost Muka

Arnost Muka

Arnošt Muka, dt. Karl Ernst Mucke (* 10. März 1854 in Großhänchen; † 10. Oktober 1932 in Bautzen) war ein sorbischer Schriftsteller, Volkskundler und Organisator des sorbischen nationalkulturellen Lebens und literarischen Pressewesens, Gründer des Sorbischen Museums.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Arnošt Muka wurde als Sohn des Rittergutsbesitzers Jan Jurij Muka (1824–1875, Johann Georg Mucke) und der Maria Mitašec (1832–1894, Maria Mitasch) geboren. Er besuchte von 1869 bis 1874 das Gymnasium in Bautzen und unterzog sich der Reifeprüfung. Er wurde Mitglied des sorbischen Gymnasiastenvereins Societas Slavica Budissinensis. Anschließend studierte er von 1875 bis 1879 Theologie, Philologie und Slawistik in Leipzig, wo er im Oktober 1879 die Oberlehrerprüfung bestand, und verbrachte dann sein Probejahr am Gymnasium in Zittau. Muka war Mitinitiator des Organs der Jungsorben Lipa Serbska. Er war aktiv in der sorbischen Laientheaterbewegung und Begründer der Editionsreihe Prěnja serbska dźiwadłowa zběrka (Erste Sammlung sorbischer Dramatik), die er von 1880 bis 1923 herausgab.

Nach seiner Berufung an das Bautzener Gymnasium 1880 betätigte sich Muka aktiv in der Vereinigung Budyska bjesada, welche sorbisch-patriotische Ziele verfolgte. Auf Drängen des damaligen Bautzener Burgermeisters Löhr, und gegen den Protest seines Rektors Dr. Kreußler wurde Muka 1883 nach Chemnitz versetzt. 1887 übernahm Muka eine Stelle am Gymnasium in Freiberg, wo er 1901 zum Professor und 1912 zum Konrektor ernannt wurde. Mit seiner Pensionierung 1916 verlegte Prof. Dr. Muka seinen Wohnsitz nach Bautzen, wo er weitere Publikationen erstellte.

1909 heiratete er Loska Irmler.

Wirken

Muka gilt als Förderer und Mäzen von Jakub Bart-Ćišinski, mit dem er 1875 die sorbischen Studententreffen „Schadźowanka“ und die literarisch-kulturelle „Jungsorbische Bewegung“ begründete. Er ist Gründer des Sorbischen Museums, und war seit 1922 Ehrenvorsitzender der sorbischen wissenschaftlichen Gesellschaft Maćica Serbska, nachdem er bereits seit 1874 Mitglied und seit 1904 Ehrenmitglied war. Außerdem war er Mitglied der Akademien der Wissenschaften in Krakau (1895), Zagreb (1896), Prag (1897), Belgrad (1903), St. Petersburg (1919) und Warschau (1925), der Gesellschaft der Wissenschaften in Prag (1903) und der russischen Archäologischen Gesellschaft (1911).

Im Lauf seines Lebens gewann einen beispielhaften Ruf bei der Entwicklung und Verbreitung sorbischer Literatur und Presseerzeugnissen. So war er der Herausgeber der gesammelten Werke von Handrij Zejler (1883–1891), Redakteur der belletristisch-kulturellen Zeitschrift Lužica (1882–1907) und Redakteur des Časopis Maćicy Serbskeje (1894–1932). Sein Hauptwerk bildet das über 2500 Seiten starke Wörterbuch der nieder-wendischen Sprache und ihrer Dialekte.

Ehrungen

Muka erhielt den serbischen St.-Sava-Orden (1893), den russischen Sankt-Stanislaus-Orden (1900), den montenegrinischen Danilo-Orden (1906), den russischen St.-Annen-Orden III. Klasse (1914) und den sächsischen Albrechts-Orden I. Klasse (1916). In Cottbus trägt die Ernst-Mucke-Straße seinen Namen und in Bautzen wurde die Doktor-Ernst-Mucke-Straße nach ihm benannt.

Werke

  • De dialectis Stesichori, Ibyci, Simonidis, Bacchylidis aliorumque poetarum choricorum cum Pindarica comparatis. Dissertation, Universität Leipzig, 1879
  • Statistika łužiskich Serbow [Statistik der Lausitzer Sorben]. Selbstverlag, Budyšin 1884–1886; 5. Auflage unter dem Titel Serbski zemjepisny słowničk. Budyšinje 1927; Neudruck: Domowina-Verlag, Bautzen 1979
  • Historische und vergleichende Laut- und Formenlehre der niedersorbischen (niederlausitzisch-wendischen) Sprache. Mit besonderer Berücksichtigung der Grenzdialecte und des Obersorbischen (=Preisschriften, gekrönt und herausgegeben von der Fürstlich Jablonowskischen Gesellschaft zu Leipzig, Band 28). Hirzel, Leipzig 1891; Nachdruck: Zentral-Antiquariat der Deutschen Demokratischen Republik, Leipzig 1965
  • Wörterbuch der nieder-wendischen Sprache und ihrer Dialekte.
    • Band 1: A–N. Verlag der Russischen und Čechischen Akademie der Wissenschaften, St. Petersburg 1911–1915, Prag 1926; Neudruck: Domowina-Verlag, Bautzen 2008, ISBN 978-3-7420-2091-8
    • Band 2: O–Ź. Verlag der Böhmischen Akademie für Wissenschaft und Kunst, Prag 1928; Neudruck: Domowina-Verlag, Bautzen 2008, ISBN 978-3-7420-2092-5
    • Band 3: Familiennamen, Ortsnamen, Flurnamen, Nachträge. Verlag der Böhmischen Akademie für Wissenschaft und Kunst, Prag 1928; Neudruck: Domowina-Verlag, Bautzen 2008, ISBN 978-3-7420-2093-2
  • Bausteine zur Heimatkunde des Luckauer Kreises. Kreisausschuss, Luckau 1918
  • Sérbsko-němski a němsko-serbski Přiručny-Słownik [Wendisch-deutsches und deutsch-wendisches Handwörterbuch]. Schmaler, Bautzen 1920
  • Ernst Eichler (Hrsg.): Abhandlungen und Beiträge zur sorbischen Namenkunde (1881–1929) (=Slavistische Forschungen, Band 45). Böhlau, Köln und Wien 1984, ISBN 3-412-08483-2

Literatur

  • Gerhart Schröter: Mucke, Ernst. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 18, Duncker & Humblot, Berlin 1997, S. 256 f.
  • Gunter Spieß: Muka, Arnost. In: Friedrich Beck und Eckart Henning (Hrsg.): Brandenburgisches Biographisches Lexikon (=Einzelveröffentlichung der Brandenburgischen Historischen Kommission e.V., Band 5). Verlag für Berlin-Brandenburg, Potsdam 2002, ISBN 3-935035-39-X, S. 288–289
  • Muka, Arnošt. In: Ernst Eichler (Hrsg.): Slawistik in Deutschland von den Anfängen bis 1945. Domowina-Verlag, Bautzen 1993, ISBN 3-7420-1538-9, S. 275–277 (mit Bild)
  • Frantisek Pastrnek und Josef Páta: Arnošt Muka. Nákladem České akademie věd a umění, Praha 1933 (mit Bild und Bibliographie)
  • Otto Lehmann: Nachruf. In: Neues Lausitzisches Magazin. Band 108, 1932, S. 189–195
  • Schela: Professor Dr. Ernst Mucke † 10. 10. 1932. In: Niederlausitzer Mitteilungen. Band 21, Guben 1933, S. 136–137
  • Serbski biografiski słownik [Sorbisches Biographisches Lexikon]. Ludowe Nakładnistwo Domowina, Budyšin 1970, S. 187–188
  • Luckauer Heimatkalender 1978/79. S. 29ff

Weblinks


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