Weichenheizung

Weichenheizung
Gasbetriebene Weichenheizung an einer Weichenzunge
Geothermisch betriebene Weichenheizung
Messfühler einer elektrischen Heizung

Eine Weichenheizung ist eine Vorrichtung, die bei kalter Witterung die Funktion von Eisenbahnweichen sicherstellen soll. Dabei soll insbesondere ein Zufrieren der Weiche verhindert werden.

Im Netz der Deutschen Bahn sind von 69.232 Weichen 49.478 mit einer Weichenheizung ausgerüstet. Davon wurden etwa 90 Prozent elektrisch betrieben. (Stand: 31. Dezember 2008)[1] Bis Ende 2011 sollen weitere 700 Weichenheizungen nachgerüstet werden.[2] Anfang 2011 waren 49.700 der 69.000 Weichen im Netz der DB mit einer Weichenheizung ausgerüstet.[3]

Inhaltsverzeichnis

Funktionsweise

Beheizt werden grundsätzlich Backenschienen und Verschlussfach (Umstellgestänge und Verschlussteile), soweit vorhanden auch bewegliche Herzstücke und – bei Kreuzungsweichen – auch Zungen.[1]

Weichenheizungen müssen dabei zum einen ausreichend Heizleistung erbringen, um auch bei Schnee und Eis ein Umstellen der Weiche zu ermöglichen. Auf der anderen Seite dürften die auf den Gleitstühlen eingesetzten Schmierstoffe nicht beeinflusst (insbesondere verdampft) werden.[1]

Bei Straßenbahnen muss darüber hinaus auch durch Kfz-Verkehr eingepresster Schnee abgeschmolzen werden, um eine einwandfreie Funktion der Weiche zu gewährleisten. Hier ist die richtige Dimensionierung der Heizung schwierig, da einerseits bei hohem Verkehrsaufkommen eine möglichst große Heizleistung nötig ist, um die Zungen (Zungenheizung) frei beweglich zu halten, andererseits aber eine zu starke Erhitzung die Wirkung der eingesetzten Schmierstoffe beeinträchtigen kann.

Energieträger

Weichenheizungen werden zumeist elektrisch betrieben. Darüber hinaus ist ein Betrieb mit Erdgas, Propangas, Erdwärme, oder Fernwärme möglich.

Die Wärme wird über Wärmestrahlung, teils auch durch Konvektion, mittels Heizstäben übertragen. Bis zu 14 derartiger Stäbe, die bis zu 5 m lang sind und eine Wärme von 65 bis 75 °C abgeben, werden je Weiche verwendet. Die Stromversorgung kann sowohl über das (öffentliche oder bahneigene) 50-Hz-Netz als auch aus dem Oberleitungsnetz (15 kV, 16,7 Hz, über einen Masttrennschalter) erfolgen. Die Heizleistung elektrischer Weichenheizungen (EWHA) reicht von etwa fünf Kilowatt (für kleine Gleisradien) bis etwa 50 Kilowatt (Schnellfahrweichen).[1]

Bei der Erdgasheizung wird das Gas der öffentlichen Energieversorger verwendet. Die Propangasheizung wird entweder aus transportablen 300-kg-Tanks oder stationären Großtanks bis zu 105 t betrieben. Gasheizungen sind in der Regel als Infrarotheizung konstruiert. Erdwärmeheizungen benötigen in der Regel den Anschluss an das öffentliche Stromnetz und beheizen die Weiche durch Warmwasser mittels Wärmetauschers. Die elektrische Weichenheizung kann sowohl aus dem öffentlichen Stromnetz als auch aus dem Fahrleitungsnetz betrieben werden. Wird die elektrische Weichenheizung aus dem Fahrleitungsnetz betrieben, wird die Spannung der Fahrleitung über einen schaltbaren Masttransformator der Weichenheizung zugeführt.

Welcher Energieträger angewandt wird, hängt zum einen von der Möglichkeit der Verwendung öffentlicher Energieträger, zum anderen von den zu erwartenden Witterungseinflüssen ab. Im Bereich der Deutschen Bahn wird in Bereichen extremer Witterung bevorzugt die Gasheizung eingebaut, da diese eine bis zu dreifach höhere Leistung gegenüber der elektrischen Weichenheizung aufweist.

Am 24. Januar 2007 wurde im Bahnhof Holzminden die erste geothermische Weichenheizung als Pilotanlage im Netz der Deutschen Bahn in Betrieb genommen.[4]

Regelungstechnik

Die Weichenheizung wird bei älteren Bauformen vom Stellwerk eingeschaltet, neuere Bauformen arbeiten vollautomatisch. Bei einer witterungsabhängigen Steuerung werden unter anderem Feuchtigkeit, Niederschlag, Außentemperatur, Schneefall und Eisbildung an einer Fühlerstation (in der Regel an einem dicht befahrenen Hauptgleis) erfasst. Darüber hinaus wird an der klimatisch ungünstigsten Weiche (Referenzweiche) die Schienentemperatur ermittelt.[1]

Weblinks

 Commons: Point heating – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d e Weichenheizungen bei der Deutschen Bahn AG. In: Deine Bahn, Heft 1/2010, S. 51–56, ISSN 0948-7263.
  2. So will die DB Schnee und Eis Paroli bieten. In: DB Welt, Ausgabe Dezember 2010, S. 5.
  3. Zahl des Monats. In: DB Welt, Heft 2/2011, S. 10.
  4. Pilotanlage einer geothermischen Weichenheizung

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