Viewegs Garten

Viewegs Garten
Karte des Parks

Viewegs Garten ist eine dreieckförmige Parkanlage im Braunschweiger Stadtbezirk Viewegs Garten-Bebelhof in der Nähe des Braunschweiger Hauptbahnhofs, gegenüber der Braunschweiger Hauptpost mit einer Fläche von 5,74 Hektar.

Inhaltsverzeichnis

Entstehungsgeschichte

Vorgeschichte

Ursprünglich waren auf dem späteren Gartengelände Felder und ein Hügel mit zwei Windmühlen. Eine der Mühlen gehörte zum Hospital St. Leonhard. Die letzte der beiden Windmühlen wurde 1751 abgerissen. Dann erwarb der braunschweigische Minister Heinrich Bernhard Schrader von Schliestedt (1706–1773), zunächst zwischen 1755 und 1765, insgesamt 48 „Braunschweigische Morgen“, etwa 11 Hektar und wandelte sie in einen Garten um, über den aber wenig bekannt ist.

Der Garten war ein Teil des früheren Kreyenfeld bzw. Krähenfelds in der späteren Außenstadt und reichte im Norden mit dem ehemaligen Windmühlenberg (nicht identisch mit dem heutigen Windmühlenberg der sich auf der ehemaligen Stadtbefestigung befindet) bis an Glacis bzw. der Stadtbefestigung der Innenstadt heran.

Das Gelände des Gartens war etwa doppelt so groß wie der ehemalige Braunschweiger Schlosspark.

Roger von Drake

Der Engländer Roger von Drake übernahm 1778 den Garten und baute ihn im englischen Stil um. Er bepflanzte ihn mit fremdländischen Gehölzen und legte in Schlangenlinien verlaufende Wege an.

"An dem Relief änderte Drake jedoch nur wenig, so dass die ursprüngliche Plateausituation im Bereich des vermutlich zunächst architektonisch streng gehaltenen Gartens nahezu unverändert erhalten blieb. Auch wurde das Haus nicht an den höchsten Punkt des Geländes gerückt, um einen möglichst weiten Ausblick zu erhalten. Hieraus wird deutlich, dass der Garten Drakes wohl in Erinnerung an seine englische Heimat im neuen landschaftlichen Stil gestaltet werden sollte; jedoch bestand nicht die Absicht zu umfassenden Veränderungen. Der Garten kann daher auch in seinem heute zu besichtigenden Umfang nicht als klassisches Beispiel eines Landschaftsgartens dieser Zeit bezeichnet werden. Ein solcher entstand vielmehr nur wenige Wegeminuten entfernt an der Oker im Umfeld des Schlösschens Richmond."[1]

Tute und Köhler [1] nehmen an, dass von Drake in den Glauben war, sich bald wieder von seinen Besitz trennen zu müssen. 1792 verkaufte er den Garten an den Geheimen Etatrat Reichsgraf von Lüttichau.

Campes Garten

Nach A. H. Lehne erwarb Joachim Heinrich Campe 1797 größere Bereiche des sogenannten „Kreyenfeldes“ (Krähenfeld) für billiges Geld, behielt aber nur den Garten. Den Rest habe er nun mit Gewinn verkauft. [2] "Die von Drake begonnene Umwandlung des ursprünglich geometrisch gestalteten Gartens wurde von Campe fortgesetzt. Auch Campe löste sich jedoch nicht vollends von der überkommenen Gestalt des Gartens und beließ vor allem die repräsentative zur Villa hinaufsteigende Hauptzufahrt in ihrer architektonisch-geradlinigen und durch zwei OvaIformen untergliederten Form. Ganz im Sinne der Zeit war der Garten in Einzelbezirke aufgeteilt, die "Bilder" darstellten und zu philosophischen Betrachtungen vor allem moralisch-erzieherischer Art Anlass geben sollten. Insoweit war der Garten von Campe mit dem 1768 entstandenen Wörlitzer Park bei Dessau eher vergleichbar als mit dem Richmondpark von Braunschweig, dessen Gestaltung ohne Elemente der Belehrung vorgenommen wurde bzw. das ästhetisch-garten künstlerische Interesse in den Vordergrund aller Maßnahmen stellte." [1]

In seinem Tagebuch betonte Campe, dass er dort eigenhändig 33.000 Bäume gepflanzt habe. Am 22. Oktober 1818 starb er und wurde wie von ihm gewünscht in seinem eigenen Gartenreich beigesetzt. Heute befindet sich die Familiengrabstätte auf dem Magni-Friedhof, da der Bau der Kurt-Schumacher-Straße vom Windmühlenberg bis zu Campes Garten die ursprüngliche Grünlandschaft zerstört hat.[3] Im Park wurde für ihn ein Gedenkstein errichtet.

Viewegs Garten

„Große Säulenkaryatide“

Der heutige Name „Viewegs Garten“ geht auf den Schwiegersohn Campes, den Verlagsbuchhändler Friedrich Vieweg (1761–1835) zurück.

Im Februar 1935 wurde Viewegs Garten von der Stadt Braunschweig erworben. Am 19. Dezember 1967 wurde die Bronzeplastik "Große Säulenkaryatide Braunschweig" vom Bildhauer Fritz Koenig aus München in der Nähe des Berliner Platzes aufgestellt. Heute trägt sie den Namen „Stütze und Last“.

Der Garten wurde im Zusammenhang mit dem Bau und Vorflächenbedarf des Neuen Bahnhofs, dem Berliner Platz sowie dem Flächenbedarf der neuen Kurt-Schumacher-Straße um 1960 nahezu um die Hälfte verkleinert.

Seit 2006 wird Viewegs Garten saniert.

Literatur

  • Camerer, Garzmann, Schuegraf, Pingel: Braunschweiger Stadtlexikon, Braunschweig 1992
  • Wolf-Dietrich von Kurnatowski: St. Leonhard vor Braunschweig. Geschichte des Siechenhospitals, der Kirche und des Wirtschaftshofes, in: Braunschweiger Werkstücke, Band 23, Braunschweig 1958
  • Heinrich Meier: Beiträge zur Topographie der Außenstadt in Braunschweig, in: Braunschweigisches Magazin, Braunschweig 1917, S. 114-116
  • Günter Nagel und Joachim Wolschke-Bulmahn (Hrsg.): Bibliographie zur Geschichte der Gartenkultur in Braunschweig / Bearbeiter: Ursula Kellner; Marcus Köhler, Forschungsstelle für Geschichte der Gartenkunst und Experimentelle Landschaftsarchitektur, Hannover 2000
  • N. N.: Visionäre Lebensklugheit – Joachim Heinrich Campe in seiner Zeit 1746-1818, Harrassowitz, Wiesbaden 1996
  • Heinz-Joachim Tute, Marcus Köhler: Gartenkunst in Braunschweig: von den fürstlichen Gärten des Barock zum Bürgerpark der Gründerzeit, Stadtarchiv und Stadtbibliothek, Schriftenreihe: Reihe A, Veröffentlichungen aus dem Stadtarchiv und der Stadtbibliothek 28, Braunschweig 1989

Weblinks

 Commons: Viewegs Garten – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c vgl. Heinz-Joachim Tute, Marcus Köhler: Gartenkunst in Braunschweig: von den fürstlichen Gärten des Barock zum Bürgerpark der Gründerzeit, Seite 130 ff.
  2. siehe A. H. Lehne: Braunschweiger Bilderbogen von 1880, Braunschweig 1941;1949
  3. http://www.newsclick.de/index.jsp/menuid/3855692/artid/3860778
52.25555555555610.537777777778

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