Vavuniya

Vavuniya
Vavuniya
Vavuniya (Sri Lanka)
Vavuniya
Vavuniya
Staat: Sri Lanka
Provinz: Nordprovinz (Sri Lanka)
Distrikt: Vavuniya
Einwohner: 63.981
(2007 berechnet)
8.7580.483333333333

Vavuniya (வவுனியா) ist der Hauptort des gleichnamigen, überwiegend von Tamilen bewohnten Distrikts in der Nordprovinz von Sri Lanka. Die Stadt liegt an der einzigen Straße und an der Bahnlinie, die im Zentrum des Landes von Kandy Richtung Norden über Anuradhapura nach Jaffna führt. Durchgangsbeschränkungen an der Straße ließen im andauernden Bürgerkrieg Vavuniya zu einem Nadelöhr werden.

Politische Situation

Nach Norden erstreckt sich das rund 100 Kilometer breite, relativ trockene Vanni-Gebiet, in dem im Mittelalter einzelne feudale Kleinreiche bestanden. Wenige Kilometer nördlich verlief die Grenze zu den von der LTTE kontrollierten Gebieten im Norden und Osten Sri Lankas. Der Distrikt wurde von der Regierung beherrscht, Artilleriestellungen der Armee im nahen Umland waren das Ziel von Angriffen der LTTE.[1] 2001 machten sich einige Flüchtlinge Hoffnung auf eine Rückkehr.[2] Einige der Bewohner Vavuniyas sind in den letzten Jahren in andere Distrikte abgewandert, beispielsweise nach Trincomalee. Meldungen von 2003 berichteten über die geplante Rückführung von mehreren Tausend Vertriebenen in den Distrikt. Erste Voraussetzung für eine Rückkehr sind allerdings minenfreie Felder. Seit 2007 versuchte die Regierung wieder eine Lösung des Tamilenproblems mit militärischen Mitteln zu erreichen.[3] Mit massiver militärischer Gewalt wurde der Bürgerkrieg am 18. Mai 2009 beendet. Zahlreiche Menschen flohen aus den Kampfgebieten nach Süden, wo sie seither in Flüchtlingslagern in der Umgebung von Vavuniya festgehalten werden.[4][5]

Zur politischen Situation vergleiche den Hauptartikel Bürgerkrieg in Sri Lanka.

Gesellschaftliches

2001 betrug die Bevölkerungszahl für die Stadt beim Zensus 53.237 Einwohner, für 2007 hochgerechnet sind das 63.981 Einwohner. Für den Distrikt wurden 2006 rund 150.000 Einwohner geschätzt, wovon 90 Prozent Tamilen, 6 Prozent Singhalesen und 4 Prozent Moors (Nachfahren arabischer Moslems) sind.[6]

Der Tsunami vom 26. Dezember 2004 betraf in Sri Lanka vor allem den Osten und Süden der Insel. Vavuniya wurde vom Tsunami nicht unmittelbar betroffen. Im Distrikt wurden von der WHO zunächst 104 Tote registriert, die später aber einem Nachbardistrikt zugerechnet wurden. Von Vavuniya aus koordinieren zahlreiche Nichtregierungsorganisationen (NGOs) ihre Hilfsleistungen in den betroffenen Gebieten.

Einige Hilfsorganisationen waren als Folge des Bürgerkriegs bereits vor dem Tsunami mit der Basisversorgung der Bevölkerung oder mit Minenräumdiensten in dem Gebiet beschäftigt.[7] Die wirtschaftlichen Auswirkungen durch die hohe Zahl ausländischer Helfer und der ihnen zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel schlugen sich in gestiegenen Preisen allgemein und besonders im Dienstleistungssektor nieder. Die Preise für Übernachtungen und Mieten wurden der Nachfrage angepasst. Das Deutsche Rote Kreuz hat seit Jahren ein Büro in der Stadt, das UNHCR betrieb hier nach dem Tsunami zusammen mit Colombo und Jaffna seine größte Station.

Die GTZ war bereits Anfang der 1990er Jahre mit einem Projekt zur Wasserversorgung in dem über 10 Quadratkilometer ausgedehnten Stadtgebiet aktiv. Die zu der Zeit geschätzten 20.000 Einwohner waren während der Trockenzeit von Januar bis September und besonders ab Mai unzureichend über 5–10 Meter tiefe Brunnen mit Trinkwasser versorgt. Die GTZ unternahm im Anschluss an Geländeuntersuchungen mit Wünschelruten nach eigenen Angaben erfolgreiche Probebohrungen.[8] Negative Auswirkungen der Tiefbohrungen auf den Wasserstand in den bisherigen Brunnen wurden von der GTZ nicht untersucht. Traditionell wurden in dieser Trockenregion von einzelnen Dörfern kollektiv Wassertanks (Wewa) zwischen Dorf und Feldern angelegt und über Jahrhunderte erhalten. Die ersten dieser Anlagen zur Feldbewässerung über Kanäle sind aus vorchristlicher Zeit bekannt. Wenige sind noch erhalten.

Die Region konnte sich früher mit dem Anbau von Reis, Getreide, Bananen und Gemüse selbst versorgen, Ackerbau ist seit dem Bürgerkrieg nahezu unmöglich geworden. Die Kriminalitätsrate ist hoch. Dazu zählen Schießereien, Entführungen und Bedrohung von Familien, die von auswärts Einkommen beziehen, durch verschiedene paramilitärische Gruppen. Straßensperren um die Stadt verzögern den Transport und erhöhen den Preis der eingeführten Güter. Die erste Eisenbahn fuhr 1905 von Colombo nach Jaffna. Derzeit ist Vavuniya Endstation für Züge aus dem Süden. Bankensektor und Mobilfunk funktionieren. Solange der Friedensvertrag nicht von beiden Seiten eingehalten wird und Reisefreiheit auf der Straße durch Vavuniya nicht gewährleistet ist, bleibt die Region auf die Leistungen der NGOs angewiesen.

Vavuniya liegt 50 Kilometer nördlich der Touristenstadt Anuradhapura. 33 Kilometer westlich liegt die Kirche von Madhu mit der wundertätigen Statue Unserer Mutter vom Heiligen Rosenkranz, das populärste Pilgerziel der Katholiken im Land, im Juli jeden – friedlichen – Jahres.

Quellen

  1. Tamil rebels advance on key town. BBC, 12.Nov. 1999
  2. Walter Keller: Ein Flüchtling kehrt zurück. Taz, 14. März 2001
  3. Fabian Kröger: Sri Lanka vor offenem Kriegsausbruch. Telepolis, 19. März 2007
  4. Flüchtlingsstrom in Sri Lanka hält an. sueddeutsche.de, 21. Mai 2009
  5. „Es war kein Krieg gegen die Tamilen.“ Der Tagesspiegel, 20. Mai 2009
  6. UNICEF Vavuniya Zone Office Fact Sheet, April 2006
  7. Mine Action in Vavuniya District. 30. Januar 2003
  8. Hans-Dieter Betz: Unconventional Water Detection. Society for Scientific Exploration. Eine Paralleluntersuchung, zu welchem Ergebnis die Lokalisierung von Bohrstellen durch andere Methoden geführt hätte, wurde nicht durchgeführt.

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