United Nations Protection Force

United Nations Protection Force
UNPROFOR
Einsatzgebiet ehemaliges Jugoslawien
Deutsche Bezeichnung Schutztruppe der Vereinten Nationen
Englische Bezeichnung United Nations Protection Force
Französische Bezeichnung Force de maintien de la paix de
l'Organisation des Nations unies
Spanische Bezeichnung Fuerzas de Paz de la Organización
de las Naciones Unidas
Basierend auf UN-Resolution 743 (21. Februar 1992)
Beginn Februar 1992
Ende 20. Dezember 1995
Einsatzstärke (max.) 32.480 Militärs
684 Militärbeobachter
803 zivile Polizeibeamte
2.017 internationale Zivile
2.615 Ortsansässige
Todesfälle 213
Kosten 1,6 Milliarden US-Dollar (1994)
Lage des Einsatzgebietes

Die United Nations Protection Force (UNPROFOR), auf Deutsch: Schutztruppe der Vereinten Nationen, war der Name der am 21. Februar 1992 vom UN-Sicherheitsrat beschlossenen internationalen Streitmacht in den von serbischen Truppen gehaltenen Gebieten von Bosnien und Herzegowina und Kroatien. Diese wurde beschlossen, nachdem erstmals in den Jugoslawienkriegen ein länger währender Waffenstillstand unter Vermittlung des UN-Unterhändlers Cyrus Vance eingehalten worden war.

Abzeichen

Das Mandat war zunächst auf zwölf Monate begrenzt, wurde aber immer wieder bis zum Abschluss des Daytoner Abkommens im Spätherbst 1995 verlängert. Die nachfolgenden internationalen Truppen in Bosnien und Herzegowina trugen zunächst den Namen IFOR (Implementation Force) und seit Dezember 1996 die Bezeichnung SFOR (Stabilization Force). Im Dezember 2004 übernahm die EUFOR (European Union Force) das Kommando der Internationalen Streitkräfte in Bosnien und Herzegowina.

Das Mandat der UNPROFOR verpflichtete die Truppen zur Neutralität und erlaubte nur die Überwachung der Einhaltung von Waffenstillständen, die aber immer wieder gebrochen wurden, sowie in begrenztem Umfang den Schutz und die Versorgung der Zivilbevölkerung, besonders in den 1993 eingerichteten UN-Schutzzonen.

Inhaltsverzeichnis

Beteiligte Staaten

An der UNPROFOR beteiligten sich Truppen aus Argentinien, Belgien, Luxemburg, Dänemark, Finnland, Frankreich, Großbritannien, Indonesien, Jordanien, Kanada, Kenia, Nepal, den Niederlanden, Norwegen, Tschechien, Pakistan, Polen, Russland, der Slowakei, Schweden, der Ukraine und den USA. Anfänglich betrug ihre Gesamtstärke 16.000 Mann und steigerte sich bis November 1994 auf 38.130 Soldaten. Die größten Truppenkontingente stellten Frankreich mit 4.493, Großbritannien mit 3.405, Jordanien mit 3.367 und Pakistan mit 3.017 Soldaten.

Deutschland war mit der Bundeswehr zunächst nur im Rahmen logistischer Unterstützung sowie zur Luftraumüberwachung des verhängten Waffenembargos über der Adria beteiligt. Nach einem Beschluss des Bundestages vom 30. Juni 1995 kamen auch Bodentruppen, die in Trogir stationiert waren, im Rahmen der UNPROFOR zum Einsatz.[1]

Kommandeure der UNPROFOR

  • März 1992 bis März 1993: Generalleutnant Satish Nambiar, Indien
  • März 1993 bis Juni 1993: Generalleutnant Lars-Eric Wahlgren, Schweden
  • Juni 1993 bis März 1994: General Jean Cot, Frankreich
  • März 1994 bis Dezember 1995: General Bertrand de Sauville de La Presle, Frankreich

Srebrenica

Karte der militärischen Aktivitäten während des Massakers von Srebrenica 1995

Heftige internationale Kritik gab es nach dem Massaker von Srebrenica im Juli 1995. Die Vereinten Nationen hatten es nicht geschafft die Zivilbevölkerung durch die UNPROFOR-Mission zu schützen. Am 11. Juli 1995 wurde Srebrenica von serbischen Truppen unter dem Kommando von General Ratko Mladić eingenommen.

Die UN-Schutztruppen leisteten keinen Widerstand. Auf die Besetzung der Stadt folgte eines der schwersten Massaker des Bosnienkrieges, bei dem schätzungsweise 8.000 muslimische Bosnier ermordet wurden. Dieses Kriegsverbrechen wurde durch den UN-Sonderberichterstatter Tadeusz Mazowiecki sorgfältig dokumentiert.

Noch im Juli hatte er in der Region Tuzla unter Flüchtlingen aus Srebrenica umfangreiche Befragungen durchgeführt. Daraus geht hervor, dass serbische Einheiten am 12. Juli auf einem Fabrikgelände im Vorort Potočari - in unmittelbarer Nähe des UN-Quartiers, in dem niederländische Blauhelme der Einheit Dutchbat unter Thomas Karremans stationiert waren - tausende Muslime zusammentrieben. Sie selektierten Frauen und Kinder, um sie auf Bussen und Lastwagen Richtung Tuzla abzutransportieren. Die zurückgebliebenen Männer - darunter auch Jungen und Greise - wurden abgeführt.

Hakija Turajlić-Zwischenfall

Kritisiert wurde auch das Verhalten von UN-Soldaten am 8. Januar 1993. Bosnische Serben stoppten an diesem Tag den von französischen Soldaten bewachten UN-Konvoi mit dem bosnischen Vize-Premierminister Hakija Turajlić, der sich auf dem Weg vom Flughafen Sarajevo zum Regierungssitz befand. Kurz darauf wurde Turajlić an einem Kontrollpunkt in seinem Auto erschossen. [2][3]

Befreiung von Bischof Perić

Erfolgreich handelte die Schutztruppe hingegen am 2. April 1995, als es ihr gelang, den katholischen Bischof von Mostar-Duvno, Ratko Perić, ohne Blutvergießen aus der Geiselhaft kroatischer Freischärler in einer von den Međugorjer Franziskanern geführten Kapelle zu befreien. Die UNPROFOR war seinerzeit durch den Bürgermeister von Mostar um Hilfe gebeten worden.[4][5][6]

Sarajevo

Norwegische UN-Soldaten im Transportpanzer Sisu Pasi im Dezember 1995 in Sarajevo

Während der Belagerung von Sarajevo gehörten zu den Aufgaben der UNPROFOR neben der Aufrechterhaltung der Luftbrücke über den Flughafen und der Versorgung der Bevölkerung mit Hilfsgütern auch weitere Maßnahmen zum Schutz der Zivilbevölkerung in der Stadt. Gepanzerte Fahrzeuge halfen Fußgängern bei der Passage von gefährlichen Scharfschützengassen. Weiterhin wurden Barrikaden zum Schutz vor Heckenschützen errichtet, indem Straßenbahnen in Position gefahren wurden bzw. Container, Lkws oder zerstörte Fahrzeuge in Stellung gebracht wurden. UN-Fahrzeuge waren eine der wenigen Transportmöglichkeiten in der Stadt. Weiterhin wurden Elektroleitungen repariert und der Müll beseitigt.[7]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Entschieden für Frieden: Im Einsatz für den Frieden in Europa: IFOR, SFOR, KFOR. Virtuelle Ausstellung des Militärgeschichtlichen Forschungsamts Potsdam zu 50 Jahren Bundeswehr
  2. Artikel des Time-Magazines
  3. St. Gallen Nachrichten
  4. René Laurentin: Medjugorje Testament, Ave Maria Press, Toronto 1998, ISBN 0969738269, zitiert von Craig L. Heimbichner
  5. Michael Sells: Crosses of Blood, aus Sociology of Religion, Wake Forest University, Winston-Salem, Herbst 2003
  6. E. Michael Jones: The Ghosts of Surmanci, South Bend (Indiana), Februar 1998
  7. FAMA International - Sarajevo Survival Map 92-96

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • United Nations Protection Force — The United Nations Protection Force (UNPROFOR), was the first UN peacekeeping force in Croatia and in Bosnia and Herzegovina during the Yugoslav wars. It existed between the beginning of UN involvement in February 1992, and its restructuring into …   Wikipedia

  • United Nations Protection Force — Нарукавная эмблема UNPROFOR United Nations Protection Force (UNPROFOR; Силы Организации Объединенных Наций по охране, СООНО)  миротворческая миссия Организации Объединённых Наций на территории стран бывшей Югославии, действовавшая в 1992 1995… …   Википедия

  • United Nations peacekeeping missions involving Pakistan — UN peacekeeping missions involving Pakistan covers a long and cherished history of Pakistani involvement with the United Nations. Pakistan joined the United Nations on 30 September 1947. Since 1960, Pakistan has been actively involved in most of… …   Wikipedia

  • United Nations Preventive Deployment Force — UNPREDEP Einsatzgebiet: Mazedonien Deutsche Bezeichnung: Präventiveinsatztruppe der Vereinten Nationen Englische Bezeichnung: United Nations Preventi …   Deutsch Wikipedia

  • United Nations Civilian Police Support Group — UNPSG Einsatzgebiet: kroatische Donau Region Deutsche Bezeichnung: Polizeiunterstützungsgruppe der Vereinten Nationen Englische Bezeichnung …   Deutsch Wikipedia

  • United Nations Confidence Restoration Operation — UNCRO Einsatzgebiet: Kroatien Deutsche Bezeichnung: Operation der Vereinten Nationen zur Wiederherstellung des Vertrauens Englische Bezeichnung: U …   Deutsch Wikipedia

  • United Nations Organization Stabilization Mission in the Democratic Republic of the Congo — Org type Peacekeeping Mission Acronyms …   Wikipedia

  • United Nations Stabilisation Mission in Haiti — United Nations Stabilization Mission in Haiti …   Wikipedia

  • United Nations Truce Supervision Organization — UNTSO is an acronym for United Nations Truce Supervision Organization, an organization founded on 29 May 1948 [ [http://domino.un.org/unispal.nsf/9a798adbf322aff38525617b006d88d7/a9a8da193bd46c54852560e50060c6fd!OpenDocument UN Doc A/RES/186 (S… …   Wikipedia

  • United Nations Mission in the Democratic Republic of Congo — Infobox UN name = United Nations Mission in the Democratic Republic of Congo caption = MONUC peacekeepers type = Peacekeeping Mission acronyms = MONUC head = Alan Doss status = Active established = 24 February 2000 website = http://www.monuc.org… …   Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”