Tomasi di Lampedusa

Tomasi di Lampedusa

Die Familie der Tomasi di Lampedusa war eines der bedeutendsten Adelsgeschlechter Siziliens.

Familienwappen mit Bischofshut und Fürstenkrone
Elf „heilige“ Familienmitglieder auf einem Gemälde des 18. Jahrhunderts, Giuseppe Maria als Kardinal in roter Tracht

Das Wappen der Familie zeigt in blau einen gold bekrönten goldenen Leoparden, der einen grünen Dreiberg emporschreitet.

Der legendäre Stammvater der Familie ist ein Thomaso, genannt ‚der Leopard‘, General und Kommandant der kaiserlichen Garde des byzantinischen Kaisers Tiberios I. und Ehemann von dessen Tochter Irene. Nachweise für die Familie finden sich zwischen dem 7. und 12. Jahrhundert in Ancona, ab dem 12. Jahrhundert auch in Siena. Der 1558 in Capua geborene Mario di Tomasi gelangte im Gefolge Marcantonio Colonnas, der von Philipp II. zum Vizekönig von Sizilien ernannt worden war, nach Palermo. Er heiratete 1583 die Witwe Francesca Caro d'Aragona († 1632), Baronin von Montechiaro und Lampedusa, die große Ländereien in den Familienbesitz einbrachte, was zur wirtschaftlichen Grundlage der Familie wurde.

Die Söhne des aus dieser Verbindung hervorgegangenen Ferdinando Tomasi, die Zwillinge Carlo Luca (1613–1675) und Giulio Vincenzo Tomasi (1613–1669), waren für den Aufstieg des Geschlechts bedeutend: Ersterer gründete 1637 die barocke Planstadt Palma und wurde 1638 durch Dekret Philipps IV. zum Herzog von Palma ernannt, letzterer erhielt 1667 den Titel eines Fürsten von Lampedusa. Carlo Luca Tomasi trat später dem Theatiner-Orden bei, zog nach Rom und widmete sich der Theologie, zahlreiche Heiligenviten und theologisch-philosophische Werke von ihm sind erhalten. Giulio Vincenzo Tomasi übernahm den Besitz seines Bruders und wurde zum Stammvater der eigentlichen Tomasi di Lampedusa.

Bis zum Beginn des 19. Jahrhundert herrschte in Sizilien ein Feudalsystem; die Verheiratung innerhalb des sizilianischen Hochadels, der zum Ende des 18. Jahrhunderts etwa 2.300 Titelträger hatte, vergrößerte die umfangreichen Latifundien der Familien. Wie auch die anderen Familien lebten die Tomasi in der Inselhauptstadt Palermo und betätigten sich in Diplomatie, Politik und Gesellschaft.

Kennzeichnend für die Familie Tomasi war jedoch auch ihr starkes religiöses Engagement. Giulios Sohn, Kardinal Giuseppe Maria Tomasi (1649–1713) war der bedeutendste Kleriker aus der Familie, er wurde 1986 durch Papst Johannes Paul II. heiliggesprochen. Giulio Tomasi selbst zog sich 1655 in seinem Herzogspalast in sein privates Kloster zurück, was ihm den Spitznamen il Duca Santo (‚der Heilige Herzog‘) einbrachte; seine Frau, deren Schwester und sämtliche vier Töchter nahmen allesamt den Schleier. Ihr Bruder Ferdinando I. Tomasi wurde Il Principe Santo (‚der Heilige Fürst‘) genannt.

Unter den weiteren Vertretern der Familie ist Ferdinando II. Maria Tomasi erwähnenswert, der die bis dato fast unbewohnte Insel Lampedusa kolonisierte. Sein Ururenkel Giulio IV. Tomasi (1815–1885) erlebte die Folgen der Abschaffung des Feudalsystems und wurde als Titelfigur des Romans Il gattopardo seines Urgroßenkels, Giuseppe V. Tomasi di Lampedusa (1896–1957), als literarische Figur berühmt. Giuseppe Tomasi di Lampedusa beschreibt in seinem einzigen, 1958 posthum erschienenen Roman den wirtschaftlichen und politischen Niedergang der Familie und den Aufstieg des sizilianischen Bürgertums. Durch dessen Verfilmung als Der Leopard von Don Luchino Visconti, Herzog von Modrone wurde das Adelsgeschlecht einem weltweiten Publikum bekannt.

Literatur


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