Tchoukball

Tchoukball
Tchoukballspiel in der Schweiz im Mai 2006

Tchoukball, Tschoukball oder Tschuckball ist ein Ballspiel, das von zwei Mannschaften zu jeweils 2 bis 12 Spielern bzw. Spielerinnen auf Volleyball-, Handball- oder Basketballfeldern gespielt wird. Der Name leitet sich vom Geräusch des Balles ab, wenn der Ball das sogenannte Tchoukball-Netz berührt. Als Erfinder gilt der Schweizer Arzt Dr. Hermann Brandt. Als Teamarzt für Handball und Volleyball machte er sich Zeit seines Lebens Gedanken über die Missbräuche im Sport. Nach medizinisch-wissenschaftlicher und sportlich-analytischer Auseinandersetzung mit Teamsportarten entwickelte er Tchoukball als einen Versuch, die Aspekte Gesundheit, Respekt aller Spieler untereinander und Freude am Ballspiel zu vereinen. Dafür wurde er 1969 in Lissabon mit dem Prix Thulin ausgezeichnet.

Tchoukball ist ein schnelles, intensives und abwechslungsreiches Spiel. Es geschieht ein ständiger Wechsel zwischen Angriff und Verteidigung, ohne den Gegenspieler attackieren zu müssen. Der Abbau von Aggression erfolgt nicht auf Kosten der Gesundheit des gegnerischen Spielers, sondern auf das Spielgerät, das Tchoukballnetz.

Inhaltsverzeichnis

Verbreitung

John Andrews, der langjährige Präsident des Internationalen Verbandes der Sporterzieher, machte Tchoukball auf allen Kontinenten bekannt. Schon in den 70er Jahren wurde das Spiel besonders an Schulen gespielt. 1977 wurde Tchoukball in Taiwan bekannt, wo es bislang seine größte Verbreitung erfuhr. Bereits 1984 wurden dort die ersten Weltmeisterschaften ausgetragen. So ist es nicht verwunderlich, dass Teams aus Taiwan stets die besten der Welt waren. Erst im Jahr 2004 ging diese Serie zu Ende. Das Herrenteam aus der Schweiz war in Kaoshiung (Taiwan) erstmals erfolgreich. Seit 2000, der Weltmeisterschaft in Genf, ist ein deutlicher Zulauf an Spielern zu verzeichnen. Heute wird in etwa 40 Ländern Tchoukball in mehr oder weniger organisierter Form gespielt, immerhin sind mittlerweile schon etwa 16 Länder in der Lage, auch bei internationalen Meisterschaften und Veranstaltungen teilzunehmen. Die letzten Weltmeisterschaften wurden 2008 in Kanada, welches in den letzten Jahren neben der Schweiz zu den stärksten Herausforderern für taiwanesische Teams geworden ist, ausgetragen. Aber auch England, Brasilien und Italien sind, Frankreich war, Belgien, Ungarn, Deutschland, Tschechien, Polen, USA, Singapur, Japan, Hongkong, Österreich und Australien sind auf dem besten Wege Tchoukball-Nationen zu werden. So mag es nicht verwundern, dass Tchoukball bei den Weltspielen 2009 in Kaohsiung (Taiwan) erstmals dabei war.

2003 fand das erste Beach-Tchoukball-Festival in Italien statt, welches mittlerweile das größte der Welt ist, mit über 60 Teams aus allen Kontinenten der Erde. 2005 fanden die ersten Weltmeisterschaften im Beach-Tchoukball in Genf statt. Auch 2006 und 2007 wurden diese dort wieder ausgetragen. 2010 fand in England die Europameisterschaft statt.

Organisation

Der Tchoukball ist international im FITB (International Tchoukball Federation) organisiert. Dieser wurde 1971 durch Vertreter aus der Schweiz und Frankreich gegründet. Erster Präsident war Dr. Hermann Brandt. Als Mitglieder des FITB sind aktuell 23 nationale Verbände von 4 Kontinenten gemeldet. In Deutschland befindet sich die Organisation auf übergerordneter Ebene in der Gründungsphase. 2010 wurde in Halver, NRW der Deutsche Tchoukball Verband (DTBV) gegründet. So hat sich z. B. im April 2011 der Thüringer Tchoukballverband als erster deutscher Landesverband gegründet.

Spielfeld

Bei Indoor- Weltmeisterschaften ist das Spielfeld 40 m lang und 20 m breit (bei 9 Spielern je Team). An beiden Schmalseiten steht ein schräg gestellter Rahmen (1,0 x 1,0 m, 55 Grad geneigt), der mit einem Netz bespannt ist. Das sieht in etwa aus wie ein Minitrampolin, welches stark schräg gestellt wurde. Ähnlich dem Handball-Wurfkreis ist vor jedem Rahmen ein Halbkreis, allerdings nur mit 3 m Radius, vorzusehen. Dieser Bereich, die so genannte „verbotene Zone“, darf nicht betreten werden, wenn man in Ballbesitz ist. Gespielt wird in der Halle, auf der Wiese oder auf Sand, aber auch „Aquatschuck“, Tchoukball im Schwimmbad, wird bereits gespielt. [1]

Regeln

Diese sind eine Mischung aus Handball, Volleyball und Pelota (eine baskische Variante von Squash). Der Ball, der etwas kleiner, aber griffiger als ein Handball ist, darf den Boden während des Spiels nicht berühren. Maximal drei Pässe innerhalb des Teams und maximal drei Bodenkontakte (nicht drei Schritte) und drei Sekunden, wenn ein Spieler in Ballbesitz ist, bilden die Grundregeln.

Die Mannschaft, die im Ballbesitz ist, muss nach spätestens 3 Spielzügen (Pässen) auf einen der beiden Rahmen werfen, darf dabei von der gegnerischen Mannschaft allerdings nicht behindert werden. Damit werden Verletzungen der Spieler durch körperliche Attacken ausgeschlossen. Im Gegensatz zu den meisten Ballsportarten wechselt auch die Spielrichtung ständig. Kommt ein Ball aus dem Rahmen und wird gefangen, kann sofort auf denselben oder aber auch in den gegenüberliegenden Rahmen geworfen werden. Es wird nicht der Rahmen verteidigt, sondern das Spielfeld. Der Ballbesitz ist über die gesamte Spielzeit geregelt. Der stete Kampf, um überhaupt in Ballbesitz zu gelangen, findet hier nicht statt.

Fair Play

Dr. Hermann Brandt entwickelte das Spiel, um es zunächst in der Rehabilitation nach Unfällen oder Operationen einzusetzen. Fair Play ist zur wesentlichen Voraussetzung und somit zum Spirit of the Game geworden.

Die gegnerische Mannschaft darf sich erst dann aktiv in das Spiel einschalten, wenn der Ball aus den Rahmen zurückspringt (Rebound). Ein Abfangen eines gegnerischen Passes oder Abdecken der Gegner ist verboten.

Bei vielen Turnieren ist es üblich, dass jede Mannschaft bei anderen Spielen als Schiedsrichter fungiert.

Auch offene Meisterschaften, gerne als Festivals - wie alljährlich in Rimini/Viserba - bezeichnet, bei denen sich ein Team aus Mitspielern unterschiedlicher Vereine und Länder bildet, sind üblich.

Punkte

Ein Punkt wird dann gezählt, wenn ein Spieler auf den Rahmen schießt und der zurückspringende Ball nicht von gegnerischen Spielern oder Spielerinnen gefangen wird, bevor er den Boden berührt.

Bei einer der folgenden Situationen wird der Punkt dem gegnerischen Team zugesprochen:

  • wenn das Netz beim Wurf nicht getroffen wird
  • wenn der Ball nach dem Netzwurf aus dem Spielfeld springt
  • wenn der Werfer den Ball nach dem Netzwurf selbst berührt
  • wenn der zurückspringende Ball in der „verbotenen Zone“ landet.

Folgende Aktionen führen zu einem Ballverlust:

  • wenn der Ball 4 mal gepasst wird
  • wenn der Ball in den Rahmen geworfen wird und der Rebound einen Spieler der eigenen Mannschaft berührt.
  • wenn mehr als 3 Bodenkontakte mit Ballbesitz durchgeführt werden
  • wenn die gegnerische Mannschaft an ihrer Aktion behindert wird.
  • wenn einem Spieler in Ballbesitz ein Übertritt über die Randbegrenzung oder in die verbotene Zone passiert.

Meisterschaften

Neben der oben erwähnten Weltmeisterschaft, welche seit 1984 ausgetragen wird, gibt es seit 2010 eine deutsche Meisterschaft. 2010 fand diese erstmals statt. Ausgetragen wurden die Spiele um den Titel in Halver. Zusätzlich gab es noch eine Begegnung der deutschen Herren, die sich aus Halveraner Männer zusammensetzen mit einer auswahl Belgischer Spieler. Diese setzten sich gegen die deutsche Mannschaft durch.

Die diesjährige 2. deutsche Meisterschaft wurde am 4. und 5. Juni in Weimar / Thüringen ausgetragen. Dabei hat der amtierende deutsche Meister Halver 1 seinen Titel verteidigt. Vizemeister wurden wie im vorjahr die Frauen aus Halver.

Weblinks


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