Shahram Entekhabi

Shahram Entekhabi

Shahram Entekhabi (* 22. Januar 1963 in Borujerd, Iran) ist ein deutsch-iranischer Künstler mit den Schwerpunkten Videokunst, Fotografie, Malerei, Installationen, Aktionskunst, Live Art und Performances.

Inhaltsverzeichnis

Leben

1981 beginnt er sein Studium am Department für Grafik-Design an der Universität Teheran. Ab 1983 studiert er Architektur, Stadtplanung und italienische Sprache in Perugia und Reggio Calabria in Italien. 1988 wechselt er nach Berlin (West) und arbeitet dort bis 2000 als freier Architekt. Seit Mitte der 90er Jahre beschäftigt er sich zunehmend mit Fragen der visuellen Kultur und Kunst, bevor er ab 2001 ausschließlich als Bildender Künstler arbeitet. Seit dieser Zeit nimmt er an zahlreichen internationalen Ausstellungen und Projekten teil. Von 2003 bis 2005 kollaboriert er mit der niederländischen Literaturwissenschaftlerin, Kultur- und Kunsthistorikerin Prof. Mieke Bal über Fragen der Post-Migration und Migration als Ausdruck einer Ästhetik des Alltäglichen. 2004 ist er visiting fellow am Baker-Nord Center for the Humanities der Case Western Reserve University in Cleveland/Ohio (USA). 2006 erhält er das VASL Stipendium in Lahore, Pakistan.

Kunst

Die künstlerische Arbeit von Shahram Entekhabi bezieht sich immer auf das Regelwerk des urbanen Raums und ist inspiriert von dem Konzept des „Flaneurs“ aus den Schriften Charles Baudelaire. Den öffentlichen Raum betrachtet er als hierarchisiert und von Aktivitäten des weißen, heterosexuellen Mannes aus der Mittelklasse dominiert. In seinen Performances, architektonischen Interventionen und Videoarbeiten versucht er, Alternativen zu dieser Praxis zu entwickeln.

In der Videoarbeit "i?" von 2004 tritt erstmalig die Figur des so genannten “Migranten” auf, die von da an zu einem wichtigen Faktor in seiner künstlerischen Arbeit wurde. Die Figur, die Entekhabi immer selbst verkörpert, trägt einen billigen Anzug, ein bis zum Hals zugeknöpftes Oberhemd und billige, unmoderne Schuhe. In einer bewussten Geste adaptiert Entekhabi damit bestimmte Attribute, die die Figur als Zugehörigen zur Gruppe der sog. “Gastarbeiter” kennzeichnet, wie sie in Westdeutschland seit dem Wirtschaftswunder der 50er Jahre rekrutiert wurden. Dabei überzeichnet Entekhabi die Figur mitunter slapstickhaft, indem er sein Gesicht in einer ausdrucksarmen Statik gefrieren lässt, ein spezielles Make-up verwendet und auch seinem Gang in den bis zum „Hochwasser“ hinaufgezogenen Hosen eine komische Ungelenktheit verleiht, die an Filmfiguren der 20er Jahre, wie etwa Buster Keaton, erinnert. Damit schlägt Entekhabi einen Bogen in die Vergangenheit, wobei er gleichzeitig die Figur in absolut zeitgenössischen und gegenwärtigen Situationen agieren lässt. Gewissermaßen stellt er damit zur Disposition, inwieweit sich das Bild des „Gastarbeiters“ in der westlichen Gesellschaft überhaupt geändert hat oder nicht vielmehr einer extremen Statik unterworfen ist. Indem er sich selber diese Figur verkörpern lässt, thematisiert er, der als iranischer Staatsbürger seit über 20 Jahren in Berlin lebt, das komplexe und dichotomische Verhältnis von Fremdwahrnehmung und Selbstwahrnehmung, die Frage nach dem Sehen und dem Gesehen-Werden.

In späteren Arbeiten (“Miguel”, “Mladen”, “Mehmet”, “Islamic Star” (alle 2006), hat Entekhabi die Figur des Migranten – wie in einer multiplen Persönlichkeitsstörung – aufgespalten und in einer Radikalisierung seines Ausgangskonzepts neue Versionen der Figur entwickelt. Immer kommt es ihm dabei auf klischierte Vorstellungen über Migranten an, darauf, uns einen Spiegel vorzuhalten und die negativen Bilder von Chauvinismus, Terrorismus und Kriminalität, die – besonders seit dem Terroranschläge am 11. September 2001 – vielfach in den westlichen Gesellschaften über männliche Migranten ausgebildet wurden, zurückzuwerfen.

Außerdem setzt er sich seit 2001 auch verstärkt mit der kulturellen Praxis in seinem Heimatland Iran auseinander. Er bedeckt in Modemagazinen, Werbeprospekten sowie auf Reproduktionen persischer Miniaturen, modernen Plakaten und Postkarten sämtliche weibliche Figuren mit einem Schleier. Mit dem Übermalen von Frauenfiguren mit dem Tschador bezieht er sich auf die iranische Gesetzgebung, die Frauen Ganzkörperverhüllung vorschreibt, sowie die Zensur von Frauenbildern in Büchern und Zeitschriften in der Zeit der Islamische Revolution.

Einzelausstellungen (Auswahl)

  • 2008 From the Banks of a River called HOME — Centre d'art Nei Liicht, Dudelange, Luxembourg
  • 2008 Visual Foreign Correspondent, De Balie Centre, Amsterdam., The Netherlands
  • 2006 Bunkier Sztuki, Krakau
  • 2006 Galerie Urs Meile, Lucerne
  • 2006 Galerie Anita Beckers, Frankfurt a. Main
  • 2005 Kunstfabrik am Flutgraben e.V., Berlin
  • 2005 OSU College of the Arts, The Ohio State University, Columbus
  • 2005 Mershon Center and art , The Ohio State University, Columbus
  • 2005 University Theatre of the University of Amsterdam
  • 2004 Case Gallery, Case Western Reserve University, Cleveland
  • 2004 PLAY_gallery for still and motion pictures, Berlin

Gruppenausstellung (Auswahl)

  • 2007 PAN ,Palazzo delle Arti Napoli, Neapel, Italy
  • 2007 santralistanbul, Istanbul - Turkey
  • 2007 Museum on the Seam, Jerusalem, Israel
  • 2007 Palais des Beaux-Arts, Charleroi, Belgium
  • 2007 GL Strand, Copenhagen, Denmark
  • 2007 London, UK.
  • 2007 Landesgalerie Linz
  • 2007 Busan Biennale Korea
  • 2007 Kunstbygning Center for Contemporary Art, Aarhus
  • 2007 Museo Reina Sofía, Madrid
  • 2007 Centre d'art Nei Liicht, Dudelange
  • 2007 santralistanbul, Istanbul
  • 2007 Museum on the Seam, Jerusalem
  • 2006 Pori Art Museum, Pori
  • 2006 Neue Gesellschaft für bildende Kunst (NGBK), Berlin
  • 2006 Kunsthalle Nürnberg
  • 2006 Sydney Opera House, Sydney
  • 2006 Empire Sofil, Achrafieh, Beirut
  • 2005 Metrónom, Barcelona
  • 2005 Brandenburgischer Kunstverein, Potsdam
  • 2005 Bishkek Biennale, Kyrgyzstan
  • 2004 Haus der Kulturen der Welt, Berlin
  • 2004 Museum of Contemporary Art, Skopje
  • 2004 National Center for Contemporary Art/NCCA, Moscow

Weblinks


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