Römische Bestattungsrituale

Römische Bestattungsrituale

Die römischen Bestattungsrituale zeigen die Art, wie zu römischer Zeit mit den Toten gelebt wurde.

Grabdenkmal für den Reiter Flavius Bassus (Römisch-Germanisches Museum, Köln)

Inhaltsverzeichnis

Überblick

Im Gegensatz zur heutigen Zeit, wo Friedhöfe von der Öffentlichkeit durch Mauern oder Bäume getrennt sind, waren in der Römerzeit diese für jedermann sichtbar und befanden sich entlang von großen Straßen gemeinschaftliche Nekropolen oder auch einzelne Familiengräber. Sie lagen außerhalb der Wohnkreise, da schon das Zwölftafelgesetz aus dem 5. Jahrhundert es verbot, Tote innerhalb der Stadtgrenzen zu bestatten oder zu verbrennen. Die Toten "reden" auch mit den Lebenden durch ihre Grabinschriften. Diese Ideologie zeigt sich auch in den Bestattungsritualen der Römer.

Offizieller Gang der Dinge

Beim Todesfall eines Mannes muss die Familie einer sogenannten "Bestattungsfirma" das Ableben mitteilen. Nach dem Gesetz von Pozzuoli über die Bestattung sollte der Leichnam so schnell wie möglich entfernt werden. Der Autor Varro betrachtet dies differenzierter. Marcus Terentius Varro beschreibt den funus indictivum. Vom Tod bis zur Bestattung trugen die Frauen das sogenannte Ricinium, eine Art Schal, als Zeichen der Trauer. Frauen waren dazu angehalten, ihre Trauer öffentlich zu zeigen.

Eine Reihe von Ritualen sollten die lebendigen Eigenschaften des Verstorbenen hervorheben. Den genauen Ablauf einer solchen Zeremonie ist durch jene des Kaisers Septimius Severus bekannt. Während einer ganzen Woche wurde der Verstorbene gebadet, parfümiert und in seine schönste Toga gekleidet. Hinzu kamen noch allerlei Abzeichen und sonstige Ehrungen. So feierlich wurde der Tote beim darauf folgenden Umzug präsentiert. Während des Umzuges wurde der Körper des Verstorbenen aufrecht gestellt oder sitzend auf einer Bahre getragen, um die Illusion vom Leben dar zu stellen. Zum Umzug gehörte auch eine sogenannte Praefica, welche Lobeslieder auf den Verstorbenen sang, und gleichzeitig auch dessen Ableben bedauerte.

Bestattung

Grabstätten

  • Hauptbestattungsart der ersten beiden Jahrhunderte n. Chr. war das Brandgrab, danach Durchsetzung der Körperbestattung (evtl. aufgrund des christlichen Auferstehungsglaubens).
  • Jede Ansiedlung verfügt über ein Grabfeld, größere Orte auch über mehrere.
  • außerhalb der Ortsgrenzen („Hominem mortuum in urbe ne sepelito neve urito.“)
  • gelegen an Hauptverkehrswegen
  • Grabplätze oft hierarchisch geordnet
  • rechteckige Einfriedungsmauern, teilweise Monument im Inneren
  • Besonderer Wert lag auf guter Sichtbarkeit von der Straße aus (→ Entwicklung von Gräberstraßen, langen, einzeiligen Grabfeldern entlang der Straßen die teilweise große Längen erreichten). Bilder der Toten auf den Grabmalen sollten für Passanten gut sichtbar sein, Inschriften ‚sprachen‘ diese an. Erste Gräberstraßen in Zusammenhang mit römischer Besiedlung.
  • Neben rechteckigen Gräbern auch Tumuli, große Rundgräber mit Hügelaufschüttung, bevorzugt bei reichen Großgrundbesitzern
Grabinventar aus dem Gräberfeld einer Villa rustica bei Wölfersheim-Wohnbach im Wetterau-Museum Friedberg.

Grabbeigaben

Sowohl nach keltischem als auch nach römischem Brauch erfolgte die Ausstattung der Toten mit Grabbeigaben (sowohl bei Brandbestattung als auch bei Körperbestattung):

  • römisch: Abschiedsgeschenke, Dinge die für den Bestattungsritus eine Rolle spielen,
  • gallisch: Mitgabe der Dinge, die im Leben für den Toten von Bedeutung waren,
  • pflanzliche Gaben, Fleischbeigaben (nur teilweise essbar zubereitet), Geschirr, Trachtbestandteile, Handwerks-/berufsbezogenes Werkzeug, den Status des Toten belegende Dinge,
  • besondere Beigaben: Lampe oder Münze, wobei nach antikem Mythos mit der Münze der Fährmann Charon bezahlt wird, der die Verstorbenen über den Fluss Styx fährt, der die Ober- von der Unterwelt trennt.

Literatur

  • Stefan Schrumpf, Bestattung und Bestattungswesen im Römischen Reich; Göttingen (V&R) 2006. ISBN 3-89971-331-1
  • Spuren der Jahrtausende, S. 276-278
  • Ulrich Volp: Tod und Ritual in den christlichen Gemeinden der Antike; SVigChr 65, Leiden/Boston/Köln 2002.
  • M. Witteyer: Aus Nah und Fern: In: Menschen, Zeiten. Räume; 2003, S.250-255

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Bestattungsritual — Bestattungsritus bezeichnet – vor allem in der Ethnologie und der Archäologie – die Gesamtheit aller Handlungen vor, während und nach einer Bestattung. Im engeren Sinne ist die Art der Totenlege gemeint (z. B. Hockergrab), im weiteren Sinne alle… …   Deutsch Wikipedia

  • Körperbestattung — Bestattungsritus bezeichnet – vor allem in der Ethnologie und der Archäologie – die Gesamtheit aller Handlungen vor, während und nach einer Bestattung. Im engeren Sinne ist die Art der Totenlege gemeint (z. B. Hockergrab), im weiteren Sinne alle… …   Deutsch Wikipedia

  • Gladiatorenkämpfe — Gladiatoren (vom lateinischen gladius, einem „Stoßschwert“) waren im antiken Rom Berufskämpfer, die in öffentlichen Schaustellungen gegeneinander kämpften. Der Kampf der Gladiatoren gegeneinander wird als Gladiatur bezeichnet. Gladiatorenkämpfe… …   Deutsch Wikipedia

  • Gladiatorenspiele — Gladiatoren (vom lateinischen gladius, einem „Stoßschwert“) waren im antiken Rom Berufskämpfer, die in öffentlichen Schaustellungen gegeneinander kämpften. Der Kampf der Gladiatoren gegeneinander wird als Gladiatur bezeichnet. Gladiatorenkämpfe… …   Deutsch Wikipedia

  • Gladiatrix — Gladiatoren (vom lateinischen gladius, einem „Stoßschwert“) waren im antiken Rom Berufskämpfer, die in öffentlichen Schaustellungen gegeneinander kämpften. Der Kampf der Gladiatoren gegeneinander wird als Gladiatur bezeichnet. Gladiatorenkämpfe… …   Deutsch Wikipedia

  • Gladiatur — Gladiatoren (vom lateinischen gladius, einem „Stoßschwert“) waren im antiken Rom Berufskämpfer, die in öffentlichen Schaustellungen gegeneinander kämpften. Der Kampf der Gladiatoren gegeneinander wird als Gladiatur bezeichnet. Gladiatorenkämpfe… …   Deutsch Wikipedia

  • Gladiorenkampf — Gladiatoren (vom lateinischen gladius, einem „Stoßschwert“) waren im antiken Rom Berufskämpfer, die in öffentlichen Schaustellungen gegeneinander kämpften. Der Kampf der Gladiatoren gegeneinander wird als Gladiatur bezeichnet. Gladiatorenkämpfe… …   Deutsch Wikipedia

  • Bestattungsritus — bezeichnet – vor allem in der Ethnologie und der Archäologie – die Gesamtheit aller Handlungen vor, während und nach einer Bestattung. Im engeren Sinne ist die Art der Totenlege gemeint (z. B. Hockergrab), im weiteren Sinne alle mit den… …   Deutsch Wikipedia

  • Potsdamer Altertumswissenschaftliche Beiträge — Die Potsdamer Altertumswissenschaftlichen Beiträge (PAwB) sind eine wissenschaftliche Schriftenreihe auf dem Gebiet der klassischen Altertumswissenschaften. Die Potsdamer Altertumswissenschaftlichen Beiträge erscheinen seit 1999 im Franz Steiner… …   Deutsch Wikipedia

  • Kannibalismus — Leonhard Kern: Menschenfresserin, Elfenbeinskulptur, um 1650 …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”